Hallo OpticBoom,
ich bin auch gerade neu bei Ubuntu und hatte zunächst auch Vorbehalte wg. Fotosoftware.
GIMP ist der Linux-Standard für Arbeiten auf Pixelebene. Ich hatte das vor Jahren mal unter Windows angesehen, da war es doch ziemlich weit hinter den kommerziellen Angeboten zurück (z.B. 16Bit, Auswahlwerkzeuge..), wie das heute ist, kann ich noch nicht beurteilen, aber natürlich kann man damit zu guten Ergebnissen kommen, vielleicht ist es manchmal ein bisschen mehr "Handarbeit". Wenn man drauf steht, aus Menschen TV-Zeitschriften-Cover-Monster zu kreieren, sind kommerzielle Plugins für Photoshop sicher vorzuzienen, aber das würde ich eher als "Bildmanipulation", nicht "Fotoarbeiten" bezeichnen. Ich fürchte, dass ich bei GIMP am ehesten die ausgefuchsten Auswahl- und Content-Aware-Werkzeuge vermissen werde.
Was die "reinen" RAW-Konverter angeht, hab ich auch nur kurz angesehen, da gibt es hier im Forum einige Benutzer, die das besser beurteilen können. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass es hauptsächlich drauf ankommt, dass man das jeweilige Programm gut beherrscht und mit Erfahrung eben das beste rausholt (mit einem "besseren", aber falsch eingesetzten Konverter erhält man wesentlich schlechtere Ergebnisse). Vielleicht gibt es gewisse Unterschiede bei Farben und Rauschen, aber vieles ist auch Geschmacksache.
Bildbetrachter mit einigen Zusatzfunktionen gibt es sehr viele, auch das ist m.E. Geschmacksache, wieviele Funktionen man benötigt, welchen Workflow man bevorzugt, vielleicht kann man auch Performanceunterschiede finden, gerade wenn man es auf einem alten Rechner oder grafikschwachem Laptop betreibt. Bei mir ist F-Spot voreingestellt, ich habe aber gelesen, dass es auch xnView gibt, das ich unter Windows verwende (das ist vermurmutlich closed-source, aber für private Nutzung kostenlos).
Zwei andere, leistungsfähige Programme, die ich gefunden habe:
LightZone - war ein kommerzielles Programm unter Windows und Apple, für Linux war es schon immer frei (vermutlich private Nutzung). Es macht RAW-Konvertierung und Bildbebarbeitung und das Hauptmerkmal ist, dass das Bild global in "Helligkeitszonen" eingeteilt und dann zonenweise bearbeitet werden kann (das ist besonders schön für gezielte Helligkeits-/Konstrast-/Tonwerteinstellung). In dieser konsequenten und komfortablen Art habe ich das sonst noch nicht gesehen. Das Programm ist mittlerweile eingestellt, da der Chef von Apple abgeworben wurde und das Projekt ganz stillschweigend dichtmachen musste. Ehemalige Mitarbeiter und Nutzer haben jetzt eine Seite online gestellt und versuchen, das ehemalige Support-Forum wieder herzustellen und die Unterstützung neuer Kameras nachzurüsten, diese Seite heisst "LightZombie", dort gibt es auch Hinweise auf Downloadquellen.
Corel AfterShot Pro - eine kommerzielle Software, die ich gekauft habe. Es gibt ja unterschiedliche Einstellungen bzgl. kommerzieller bzw. "closed source"-Software unter Linux (und vermutlich gute Gründe dagegen), das muss sicher jedeR selbst entscheiden. Das Programm ist der Nachfolger von Bibble, zu dem es hier im Forum einige interessante Beiträge gibt. Man könnte es wohl als Lightroom-artig beschreiben, d.h. es gibt Datenbankfunktionen und soll den ganzen Workflow vom Einlesen der Dateien, Bewerten und "Taggen", RAW-Verarbeitung und Ausgabe abdecken. Ich kann noch nicht absehen, wo die Vor- und Nachteile gegenüber Lightroom oder anderen Programmen liegen, aber erste Versuche haben mir sehr gut gefallen. Es gibt auch Objektivprofile und Plugins (wohl auch gute Möglichkeiten, eigene Plugins zu entwickeln), zum Entrauschen gibt es eine Grundversion von Noise Ninja (die man wiederum gegen Geld erweitern kann), ein Supportforum, eine kostenlose Test- und preisreduzierte Schul-/Studierenden-Version. Mir scheint, dass das Programm beim Workflow-Management und den Ausgabemöglichkeiten nicht an Lightroom rankommt, aber für den normalen Gebrauch scheint mir das ein sehr gutes Programm zu sein, zudem läuft es auf meinen Rechnern ziemlich flott.
Für Scanner (insb. Film-) sollte man vielleicht noch auf Vuescan hinweisen, das kommerzielle Programm ermöglicht das Betreiben der meisten halbwegs gängigen (auch uralten) Scanner dank mitgelieferter Treiber (Vuescan ist in meinen Augen auch unter Windows erste Wahl, da fehlt einem unter Linux also nichts, aber das ist ein anderes Thema). Es gibt auch freie Scansoftware (die leitungsfähigste ist wohl XSane), ich weiss aber nicht, welche Geräte man damit ans Laufen bekommt (mein gängiger Flachbett- geht).
Ein Tool zum Arbeiten mit Farbprofilen hab ich auch gefunden, weiss noch nicht, was das alles kann.
Ansonsten gibt es natürlich auch einen Haufen Tools für EXIF- und IPTC-Daten, batch-resize/-rename, Erstellung von Animationsfilmen etc.
Bzgl. tethered-shooting, HDR oder Stitching/Panorama habe ich mich noch nicht schlau gemacht, höre gerne Hinweise!
Mit Sachen wie dem Hochladen zu sozialen Netzwerken beschäftige ich mich garnicht, ich würde aber denken, dass es das "Nötigste" dafür auch gibt.
Zusätzlich gibt es ja noch die Möglichkeit mit Wine Windows-Programme laufen zu lassen, allerdings bezweifle ich, ob das sinnvoll mit sowas wie Photoshop zu betreiben ist, vielleicht eher für eben Scanner und Tethered, also wenn es um den Einsatz von Geräten geht. Ich glaube, viele Leute benutzen das aber auch für Picasa. Ein Programm, dass mir neben den Marktführern von Adobe oder PhaseOnes CaptureOne am wenigsten ersetzbar scheint, ist das Import- und Workflowprogramm Photo Mechanic (das ist aber ein sehr teurer Spezialist). Auch Leute mit ACDSee-Workflow müssen sich wohl umorientieren, aber es geht eben mehr um Workflow, wenn es um reine Ergebnisse geht, ist das auch anders möglich.
Grundsätzlich sieht meine Zwischenbilanz ziemlich positiv aus, deine Ausgangsfrage kann man sicher mit JA beantworten, auch wenn es sicher einzelne Punkte gibt, die kommerzielle Produkte, die es nicht für Linux gibt, besser können. Das scheint mir am ehesten bei Workflow-Optimierung und Bildmanipulation der Fall zu sein, aber konkurrenzfähige Bildergebnisse sind unter Linux mit Sicherheit machbar!
Tuxige Grüße
Neki