moin,
das kritischste zuerst:
ZITAt (Markus_FCB @ 2011-07-07, 22:09) Durch ein Auf-den-Kopf-stellen des Laptops hat sich der Festplattendefekt zwar (vorrübergehend) behoben.[/quote]
ziehe die Platte sofort ab! Eine HD, die auch nur einmal spürbar "gemuckt" hat, fällt idR innerhalb kurzer Zeit (wenige Betriebsstunden) völlig aus.
(gilt für alle Platten ab ca. 6-10GByte, davor waren sie robuster. Heute ist zudem die firmware der HD-Elektronik auf der Magnetscheibe gespeichert, d.h. die Platte ist tot, wenn da was klemmt, auch wenn die Datenbereiche völlig unbeschädigt sind. Da hilft dann der alte Trick, die Elektronik einer baugleichen Platte einzusetzen, auch nicht mehr.)
ZITAt (opelgt @ 2011-07-07, 13:12) Erst kürzlich habe ich einige Negative gescannt, die ich 1979 in der Foto-AG entwickelt hatte. Die Negative erfreuen sich bester Gesundheit [/quote]
dafür gibt es keine Garantie. Gelatine ist ein organisches Material, Pilze, Bakterien und chemischer Zerfall nagen ab dem Moment der Produktion daran. Selbst der Acetat-Träger wird zerstört. Und Filme auf Nitrozellulosebasis zerfallen auch unter idealen Lagerbedingungen von selbst (was dann zudem brandgefährlich wird, im direkten Sinne des Wortes). Von daher ist diese Form der Archivierung auch nicht wirklich dauerhaft
ZITAt (fwiesenberg @ 2011-07-07, 11:28) Für langzeitstabil halte ich HDDs zwar auch nicht, aber regelmäßiges Umkopieren auf neuere HDD sollte eine gewisse Sicherheit bieten.[/quote]
HDs mit MTBFs von 500.000 oder 1.000.000 h erreichen diese Werte (welche ca. 50 bzw. 100 Jahren entsprechen) nur dann, wenn die physischen Laufwerke jeweils nach Ablauf ihrer Lebensdauer ausgewechselt werden. Desktop-Platten haben eine Lebensdauer von 3 Jahren (5x9h Betrieb/Woche), Server-Platten von 5 Jahren (24x7-Betrieb). Langzeitstabil wird das Ganze nur, wenn die Daten regelmäßig umkopiert werden, das ist mit allen anderen Archivierungsmethoden incl. Verfilmung oder Ausbelichtung/Ausdruck aber nicht anders! Die meisten antiken Schriften sind nur auf uns gekommen, da sie oft und immer wieder kopiert wurden. Echte Originale gibt es wirklich nur vereinzelt, dann oft nur in Bruchstücken. Wenn man an Archivierung denkt, muss man sich zu aller erst vom Kopierverbot des UhG trennen.
ZITAt (Hans-J. @ 2011-07-07, 14:14) * Abartige Kapazität (mit gleichzeitig völlig müheloser Erweiterbarkeit, spart je Menge Umkopiererei)
* Snapshots in Sekundenbruchteilen erstellt
* Echte Data dedublication, d.h ein Datenblock mit bestimmtem Inhalt wird nur einmal gespeichert, damit werden IMHO zahlreiche Snapshots erst praktikabel
Also hab ich einen kleinen HP Server angeschafft, mach automatisch täglich Snapshots und die Kiste läuft und läuft und läuft.[/quote]
das meinst Du jetzt nicht ernst, oder?
Deine snapshots sind nix weiter als ein audit-trail, damit ist nachvollziehbar (und wiederherstellbar), was an den Daten willentlich verändert wurde. Damit werden gerade keine Kopien der Dateien angelegt. Die ganzen anderen "Nettigkeiten" reduzieren aber die Redundanz und/oder die Häufigkeit des Neuschreibens der Daten und gefährden damit deren Integrität bzw. Robustheit im Falle eines Fehlers. Ein "hit" in einem oft "dedublicateten" Block, und alle diesen referenzierenden Instanzen der Datei sind nur noch Datenmüll. Dazu reicht ein hard-read-error, da liefert die Platte nämlich dann den Inhalt eines Reservesektors, der ist entweder 512x 0xff oder 512x 0x00. Dürfte sehr selten dem Inhalt des ersetzten Blocks entsprechen ...
ZFS ist toll für Produktionsserver unter Last mit sauberem gestaffeltem Backup und ordentlicher Archivierung. Aber es ist keine redundante Speicherung und für Zwecke der Archivierung völlig untauglich.
ZITAt (matthiaspaul @ 2011-07-07, 11:18) Mit Ausnahme vielleicht von PD und DVD-RAM, [...][/quote]
@reisefoto: PD = Phasechanger Device, ausgestorbene Variante, lebt abgewandelt in DVD-RAM und manchen RW-Varianten der übrigen optischen Medien weiter.
Vorteil der PD-artigen Medien: die Aufzeichnungsschicht ist anorganisch und enthält eine magneto-optische Komponente. Damit degradieren diese nicht schon unter optimalen Bedingungen wie dies bei den organischen Aufzeichnungsschichten von *-ROM geschieht. Neben mechanischer Gewalt werden sie theoretisch nur durch Erhitzen über die Curie-Temperatur zerstört. Allerdings zeigt die Erfahrung mit RW-Medien, dass die schwachen Felder dieser integrierten Typen wenig dauerhaft sind. Zu DVD-RAM gibt es nur die Versicherung von Mitsubishi (Verbatim), dass diese 30 Jahre halten, und das gilt nur für die "veralteten" 1x/2x-Medien, nicht für 5x- und erst recht nicht für 12x-Medien. Unabhängige Messungen existieren nicht! PD selbst ist mause-tot, es gibt keine Laufwerke mehr.
Wirklich zuverlässig sind MO = Magneto-Optische Medien. Hier wird eine hartmagnetische Aufzeichnungsschicht mit wesentlich höheren Feldern benutzt. Ein Ändern ist nur möglich, indem ein Laser das bit über die Curie-Temperatur erhitzt und dann beim Abkühlen das angelegte Feld "einfriert". Das Format ist ISO-genormt, die Medien gibt es als RW oder WORM (revisionssicher) und auch zertifiziert für 30/50/100 Jahre. Allerdings auch ausgestorben, ob die riesigen 12"-Vollroboter in Wohnblockgröße noch im Einsatz sind weiß ich nicht. Für den "Hausgebrauch" gab es 5 1/4" und 3 1/2"-Versionen, ich habe hier noch ein 5 1/4" der 1. Generation (600MByte/Medium, 2x300 doppelseitig mit manuellem Umdrehen, immer in Cartridge). Da kann man heißen Kaffee reinschütten, nach dem Reinigen sind die Medien problemlos lesbar und schreibbar. Offenbar war das Prinzip zu gut, jedenfalls ist MO real auch tot. Ok, durch die Art des Schreibvorgangs waren sie etwas gemütlich, pro Spur sind 3 Umdrehungen nötig: 1x 0-bits schreiben, 1x 1-bits schreiben, 1x Verify. Ich lagere jedenfalls sehr wichtige digitale Dokumente auf MO, nicht alles kann man Ausdrucken bzw. darunter leidet die Nutzbarkeit (eine Dokumentdatei ist mehr als der auf Papier sichtbare Inhalt).
Jedenfalls sind alle bisher beschriebenen Methoden der Datenlagerung nur Sicherungsverfahren.
Archivierung im klassischen Sinne stellt wesentlich höhere Anforderungen und dafür gibt es bisher in der digitalen Domain keine anerkannte Lösung.
gruesze, thomas