QUOTE (Neonsquare @ 2010-11-06, 15:18) Ich muss mal schauen welcher Kollege den Artikel verbrochen hat. So wie sich der ganze Tenor anhört entspringt das der Weltanschauung des Dietmar Wüller . Was nicht verwundert, weil er ja für nahezu sämtliche Laborergebnisse unserer "Fotopresse" verantwortlich ist.[/quote]
Dietmar Wüller ist "Mr. Fototest-Industrie" mit Einfluss auf eine Firma, die tatsächlich spezialisiert ist auf Kameratest-Laborausstattung - siehe http://www.image-engineering.de
Trotz dieser scheinbaren Standardisierung aller Tests kommen die verschiedenen Test- und Fotozeitschriften zu unterschiedlichen Ergebnissen. Colorfoto reitet zur Zeit auf der Welle mit einer Wundersoftware zur Messung des Texturverlustes. Im übrigen ist Colorfoto sehr textlich orientiert und macht wenig anschaulich, aber immerhin widmet es ein bisschen Text auch der Erläuterung seiner Bildqualitätskriterien, wobei es nur auf die Texturgeschichte wegen der Wundersoftware mehr eingeht, womit sie sich eher selbst mehr vorspiegelt als dem kritischen Leser. Colorfoto sammelt gewissenhaft Ergebnisse der Messungen für verschiedenen ISO-Stufen. Und sogar Pixelfehler - jedes 100-Tausendstel Pixelfehler wird erst auf die Bildqualität angerechnet, obwohl manche User auf völliger Pixelfehlerfreiheit bestehen.
Andere Zeitschriften sind da bunter. FotoHits mimt z.B. das Format von c't-Tests. D.h. auch standardisiert hilfreich illustriert. Beim Vergleich von Canon 60D zu Sony SLT55 schneidet da die Sony mit einer viel schlechteren Auflösung ab, bei Colorfoto liegen beide in diesem Punkt enger beieinander. Da können verschiedene Ermittlungsmethoden der Auflösung verschieden liebevoll angewendet sein, oder auch Messfehler passiert. Oder eine Manipulation?
Ich fände es besser, wenn die Labore nach wissenschaftlichen Kriterien eingerichtet würden. Ein Service-Unternehmen wie Wüller kann sich ja auf Herstellen spezieller Grafik-Tafeln als Testbilder verlegen, die individuell nach den Anforderungen eines Testlabors gefertigt werden müßten, statt Standardtesttafeln anzubieten. Anderes Zubehör gibt es außerdem auch von Herstellern gewöhnlicher Optik-Labore, optische Bänke , Normlichtquellen etc. . Testlabore, die nicht selber definieren können, was sie zum vernünftigen Testen einer Kamera brauchen. sollte es garnicht geben. Zeitschriften können ihre Web-Seite nutzen, um ihre Testverfahren genauer zu beschreiben. In den Leser-Blogs werden sie dann schon auch manche zutreffende Kritik finden. Wer als Verlag nicht so wissenschaftlich vorgehen möchte und auch nicht so transparent, sollte lieber garkeine Tests veröffentlichen.
Stiftung Warentest ist beim letzten Kompaktkameratest ein Kardinalfehler** unterlaufen: Die Verwässerung der eigenen Bildqualitäts-Testkriterien. Das hat wohl in Erinnerung gerufen, dass auch Tests anderer Publikationen oft in Zweifel zu ziehen sind. Selber Testen? Dazu braucht es kein Labor, sondern eine vertrauensvolle Beziehung zum Händler - Rückgabe vereinbaren bei Unzufriedenheit, vor allem bei größerer Investition.
Aber für die vielen kleineren Investitionen, da gibt es soviele Produkttests, dass es den Konsumenten mangels Durchblick nichts mehr nützt. Wenn schon bunte Fotopresse-Vielfalt, dann sollte bezüglich der Tests Vernunft einkehren: Mehrere Blätter sollten ihre technischen Mess-Tests gemeinsam in einem dafür aber richtig gut nach Vorstellungen eigenen qualifizierten wissenschaftlichen Fachpersonals ausgestatteten Labor ausführen, wobei die wissenschaftlichen MA von den verschiedenen Redaktionen angestellt sein sollten, damit nicht ein mächtiges Kamera-Test-Unternehmen daraus wird, das wiederum den Zeitschriftredaktionen alle Wissenschaftlichkeit der Welt vorgaukelt. Und wenn nicht anders möglich, dann eben über eine Stiftung ein solches Testunternehmen gründen, die per Satzung auf Neutralität verpflichtet ist. Nichtmessbare Testkriterien können auch Fachredakteure mittesten, aber wenn die Bedienung einer Kamera nicht zu arg fummelig kompliziert ist sondern nur etwas anders, das sollten sie das unterscheiden können etwa bei der Beurteilung der Bedienung. Auch könnten sie ja anhand fotografischer Kunst zeigen, wie markante Mess-Ergebnisse sich an Fotomotiven widerspiegeln. So dass nicht nur die eine Standard-Testmotiv-Aufnahme aus dem Labor eine Rolle spielt, sondern auch noch Bilder aus dem Leben daneben gestellt werden können. So würden mehrere Fotozeitschriften zu ihren Tests jeweils die gleichen Labormessdaten haben, aber trotzdem eigenes Profil zeigen bei der wichtigen Artikel-Sparte "Tests". Und die Redaktion, die solchen Aufwand scheut, sollte wiegesagt ihre Tests einstellen.
Fußnoten:
** siehe Verwässerung der Bildqualitätsbenotung bei aktuellem Kompaktkameratest