RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#31 von Neonsquare , 10.11.2010 08:42

@matthias
Ja - den hatte opelgt etwas weiter oben bereits verlinkt.

Nichtsdestotrotz muss man eingestehen, dass derartige Tests noch für viele Kunden eine hohe Relevanz aufweisen. Gerade deshalb empfinde ich es getreu dem Motto "Wer testet die Tester" als sinnvoll, wenn erfahrene Kunden hier auch proaktiv zu einer Verbesserung beitragen.

Ich gehe davon aus, dass es trotz allem eher die Ausnahme, denn die Regel ist, dass ein Tester tatsächlich bewusst täuschen möchte. In diesem Bereich einen wissenschaftlichen Standard einzuführen halte ich für keine Erfolgversprechende Strategie - vor allem nicht unter Einbeziehung der Hersteller. Als Kunden und Leser können wir jedoch einen Mindeststandard an Dokumentation fordern, damit eine echte Vergleichbarkeit überhaupt erst möglich werden kann.

Ich möchte wissen:

1) Wurde das Signal-/Rauschverhältnis in JPEG gemessen?
1.1) Wenn ja: Welche Einstellungen (NR on/off/auto/schwach..., DRO...)
2) Wurde das Signal-/Rauschverhältnis in RAW gemessen?
2.1) Welcher Konverter kam zum Einsatz und in welcher Version?
3) Welche Firmware-Version der Kamera wurde getestet?
4) Mit welchen Objektiv wurden die Messungen durchgeführt?
5) Welche Software wurde zur Analyse eingesetzt (+Version)?
6) Alle Testbilder herunterladbar (JPEG/RAW)?
7) Welche Testcharts wurden benutzt

Am liebsten hätte ich dann auch noch Hintergrundinformationen über den Autor/Tester, damit man sich ein besseres Bild über dessen Erfahrungen machen kann - allerdings zweifle ich etwas daran, dass diese Informationen herausgegeben werden.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#32 von u. kulick , 10.11.2010 12:48

QUOTE (Neonsquare @ 2010-11-10, 8:42) In diesem Bereich einen wissenschaftlichen Standard einzuführen halte ich für keine Erfolgversprechende Strategie - vor allem nicht unter Einbeziehung der Hersteller.[/quote]

Von Einbeziehung der Hersteller hat hier nie jemand geredet - im Gegenteil, der Einfluss von Herstellern auf manche kameratestende Redaktion ist ja gerade ein Stein des Anstoßes zu dieser Diskussion hier.

Die Hersteller bleiben bei einer Konzeption besserer Tests außen vor, denn genauso wie Verbraucherschutz Unabhängigkeit erfordert, erfordert (Fach)Presse(freiheit) Unabhängigkeit.

Was ich vorgeschlagen habe, ist, dass sich Fachredaktionen auch verschiedener Verlage zusammentun, und zu dem Dauer-Projekt "gemeinsame technische Tests" jeweils einen als wissenschaftlich befähigten Mitarbeiter beisteuern, z.B. eine/n Ingenieur/in für Foto/Optik-Technologie, eine/n Physiker/in, eine/n studierte Messtechniker/in oder einen studierten Fotograf mit technischem Studienschwerpunkt etc. pp.. Wenn Mitarbeiter konkurrierender Redaktionen zum Nutzen der beteiligten Redaktionen zusammenarbeiten sollen, gibt es bei dem Szenario nur die Standards wissenschaftlicher Arbeitsweise, auf die sie sich vom Ausbildungshintergrund einigen könnten. Dazu gehört, dass die Messmethoden mitsamt erkannten Fehlerquellen offengelegt werden, überhaupt die Quellen des Wissens, auf dem die Tests konzipiert sind, heutzutage inklusive verwendeter Software. In den Testartikeln der Zeitschriften kann ein Link angegeben werden, wo man die entsprechenden Dokumente findet. Die Namen der verantwortlichen Wissenschaftler, also der Beteiligten der verschiedenen Redaktionen, würden mindestens irgendwo in diesen Dokumenten naturgemäß auftauchen.

Gerade habe ich festgestellt, dass sich z.B Colorfoto und FoMag schön ergänzen täten, machen sie doch beide Messungen über verschiedene ISO-Stufen, aber lassen jeweils wichtige Messungen, die die jeweils andere Zeitschrift hingegen macht, einfach aus. FoMag wertet z.B Bildeckenfehler, Colorfoto Weißabgleich, Farbgenauigkeit und Pixelfehler. In anderen Bereichen gibt es Überschneidungen, was die einen als "Textur" messen, messen die anderen an "sichtbarerem" wie Scharfzeichnung und Artefakte, wenn die einen Eingangs- und Ausgangsdynamik messen, messen die anderen "Objektkontrast", wobei die Redaktionen bzw. deren wissenschaftliche MA sich leicht darauf einigen können sollten, welche Messgröße die objektivere ist, z.B. ob es zulässig ist Auflösung durch Dateigröße zu ermitteln wie bei FoMag, oder zulässig, ob unter den eigenen wissenschaftlichen Ansprüchen auch "populärwissenschaftliche" Kompromisse wie "JPEG- und RAW-Objektkontrast" anwendbar sind.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#33 von u. kulick , 10.11.2010 13:29

QUOTE (Neonsquare @ 2010-11-09, 17:43) Ich habe heute einen Test zu den SLT in der FOTOHITS gelesen. Im großen und ganzen ein recht solide gemachter Beitrag. Die Box mit den technischen Daten war jedoch fehlerhaft. Generell waren die Daten recht unvollständig (z. B. bei den Blitzmodi) aber beim ISO-Bereich stand, dass die Kamera ISO von 100-6400 unterstützt mit einer Erweiterung auf 12800. Das ist natürlich nicht korrekt. Die SLTs unterstützen ISO 100-12800 mit einer Erweiterung auf ISO 25600 im Multishot-NR-Mode. Trotzdem fand ich den Artikel relativ gelungen. Die Auflösung des 16 MP Sensors der A55 wurde mit dem 18-55 Kitobjektiv gemessen und lag etwas unter den Erwartungen - doch auch hier wurde darauf hingewiesen, dass hier das Kitobjektiv womöglich nicht den Sensor ausreizt. Ich konnte keine Angaben finden, ob das Rauschverhalten in den JPEGs oder im RAW betrachtet wurde - geschweige denn weitere Angaben wie Einstellungen oder genutzte Software (RAW-Konverter, Analysesoftware).[/quote]

Da sind wir endlich bei dem Punkt "Test der Tester". FotoHits-Tests finde ich auch recht ansprechend, aber bei den technischen Messungen? Nur Rauschen wird über alle ISO-Werte gemessen, inklusive dem höchsten, aber nicht bei 1600. Eine relativ niedrige Auflösung wird ermittelt, relativ niedrig wiegesagt gegenüber der Canon 60D. Bei Colorfoto ist die SLT55 näher an der 60D dran in diesem Punkt. Und mit dem Kit-Objekiv testen sie die SLT55 alle, FoMag, Colorfoto und FotoHits, wöhrend Colorfoto die 60D mit einem Nichtkit testet und FotoHits nicht mit der billigen 18-55-Kitlinse, sondern einer teureren. Dynamik und Vignettierung sind bei FotoHits bombig besser als bei FoMag. Farbtest ähnlich zufriedenstellend wie bei Colorfoto, und Rauschanstieg von ISO 100 auf ISO 400 um genau denselben Faktor 1,3 wie Colorfoto, während FoMag den supertollen Faktor 1,1 ermittelt. Bei der Dynamik für ISO 100 ermitteln FotoHits und Colorfoto den gleichen Wert.

Betrachtet man die Ergebnisse jetzt durch die rosa Sony-Brille, unterstellt ...

... FoMag der guten Sony sichtbare Vignettierung und heftige Artefakte
... FotoHits eine niedrige Auflösung (Mit dem signifikanten Ergebnis, dass im Test auf der nächsten Seite die Canon 60D allein wegen dieses Punktes eine höhere Gesamtbewertung der Bildqualität erhält).

Bei Colorfoto ist nicht zu erkennen, dass der Kamera durch Messwerte unverdiente Tiefschläge versetzt worden wären. Welche Zeitschrift ist hier also gegen Sony eingestellt?

FoMag ermittelt Eingangsdynamik in Blendenstufen, die anderen Magazine Ausgangsdynamik(Objektkontrast) in Blendenstufen. Die Eingangsdynamik ist IMHO der wichtigere Wert, die Ausgangsdynamik kann ja schließlich durch eine Firmware-Update gesteigert werden und stellt daher keinen letztgültigen Wert dar. Fomag versucht, mit anschaulichen Begriffen Testergebnisse zu veranschaulichen: Artefakte, Scharfzeichnung, Vignettierung. Beim Rauschen werden unterschiedliche Maßeinheiten verwendet - Beweis für die unbedingte Notwendigkeit der Anhebung des allgemeinen Testniveaus auf einen neuen Standard!


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#34 von Neonsquare , 10.11.2010 13:44

Uwe,
Ich habe das Gefühl, Du hast noch nicht viel (oder gar zu viel?) mit dem Spannungsfeld Wissenschaft und Wirtschaft zu tun gehabt

Das wird nicht funktionieren. Schon alleine weil die Verlage da eigentlich kein Interesse daran haben. Tests sind im Fotopresse-Bereich ja ein wirklich zentraler Bestandteil. Insbesondere wenn man noch die bereits zitierte Problematik des Marketinginstruments "Testsiegel" betrachtet. Was Du vorschlägst wäre ein Joint-Venture verschiedener Verlage um gerade das, wo man sich noch von der Konkurrenz abheben kann vereinheitlicht werden soll.

Der Zweck für den Kunden ist mir klar: Einheitliche, verlässliche und herstellerunabhängige Laborergebnisse. Der Zweck für die Verlage ist mir jedoch unklar. Ich zweifle daran, dass es billiger ist - denn die ganze Organisation und Koordinierung frisst auch Zeit und Geld. Außerdem schafft es Abhängigkeiten, die gerade bei Neuerscheinungen problematisch sein können. Wenn ich als Verlag die Chance habe schneller an Testgeräte zu kommen als das "herstellerunabhängige Testlabor" dann nutze ich das. Für die Verlage sehe ich eigentlich nur Nachteile: Vor allem Kosten, aber auch eine reduzierte Bindung mit dem Kunden und massive Einschränkung bei der Flexibilität im Tagesgeschäft.

Hinzu kommt, dass bei allem Aufwand die Aussagekraft dennoch fragwürdig ist. Es gibt keine handfeste Wissenschaft über die Ästhetik in der Fotografie. Ich empfehle Dir mal diesen Artikel zu lesen:

http://www.luminous-landscape.com/essays/e...s-numbers.shtml

Interessant ist dabei besonders der Vergleich mit der High-End-Audio-Branche der 70er und 80er.

Ich teile nicht diesen absoluten Skeptizismus bezüglich der Zahlen - aber ich denke auch, dass man keine große Wissenschaft daraus machen sollte. Trotzdem: Wenn jemand etwas misst und daraus Schlüsse zieht, sollte er veröffentlichen WAS er eigentlich WIE gemessen hat. Siehe meine Liste.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#35 von Neonsquare , 10.11.2010 13:58

ZITAT(u. kulick @ 2010-11-10, 13:29) Bei Colorfoto ist nicht zu erkennen, dass der Kamera durch Messwerte unverdiente Tiefschläge versetzt worden wären. Welche Zeitschrift ist hier also gegen Sony eingestellt?[/quote]

Alle ;-)
Wie gesagt - ich glaube nicht dass es eine tatsächlich bewusste und absichtliche Benachteiligung ist. Nur sind die Testmethoden eben auch einfach eher anhand der Canons und Nikons entstanden. Damit steht auch irgendwo fest, wie ein Bild "gut" auszusehen hat und welche Werte es dann offenbar haben muss. Ob dabei aber wirklich BILDQUALITÄT gemessen wird oder einfach nur eine möglichst hohe Korrelation zur Anmutung von Bildern der guten Canon/Nikon-Modelle ist ja die Frage.

Aber das ist alles Augenwischerei, solange die Redaktionen nicht die von mir oben beschriebenen Informationen veröffentlichen. Ein Rauschvergleich basierend auf JPEG ist für mich nutzlos. Ebenso ein Auflösungstest mit dem Kitobjektiv (Es sei denn es geht um genau dieses Objektiv).


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#36 von Neonsquare , 10.11.2010 14:10

Ich habe übrigens bei Caroline Berger von der digitalPHOTO ein paar Details zu ihren Tests der SLT und generell der Testmethodik eingeholt.
DigitalPHOTO testet generell mit JPEG-Dateien der höchsten Qualitätsstufe. Das ist übrigens bei den SLT nicht mehr Xfine sondern lediglich Fine. Von den ursprünglichen 16MB RAW bleiben noch ca 4-5MB übrig (** siehe unten)! Das NR-Setting stand auf "Weak" - weniger geht ja auch nicht bei JPEG in der SLT. Sowohl ernsthafte Rausch, als auch Auflösungstests sind meiner Meinung nach so nicht möglich, selbst wenn Caroline Berger immerhin mit dem SAL50M28 ein optisch hervorrragendes Testobjektiv nutzt.

Außerdem hat sie auf meine Vermutung hin eingerräumt, dass ihnen beim Testen der 10 FPS Serienbildfunktion der SLTs ein Fehler unterlaufen ist. Statt des 10FPS-Modus haben sie den herkömmlichen Serienbildmodus "Hi" (7B/s) getestet und haben deshalb der SLT angekreidet, dass die 10 B/s nicht erreicht werden sondern "nur" 6-8 B/s (***). Solche Fehler können natürlich passieren - aber letztlich ist es auch eine Bestätigung dafür, dass entweder das Sony Know-How etwas fehlt oder eben nicht genügend Zeit in eine sorgfältige Recherche gesteckt wurde.

**)
Wenn ich in Aperture ein 14MP RAW der A550 als JPEG der höchsten Detailstufe exportiere hat es ca. 15-17MB - das ist immerhin eine Datei-Größenordnung die dem RAW-File entspricht! Da kann ich mir nicht vorstellen, dass die Ergebnisse mit 5MB Kamera-JPEGs vergleichbar sind.

***)
Abgesehen davon wurden im Test der Nikon D3100 auch 2,5 B/s als für die meisten Zwecke völlig ausreichend beschrieben.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#37 von u. kulick , 10.11.2010 14:37

QUOTE (Neonsquare @ 2010-11-10, 13:44) Tests sind im Fotopresse-Bereich ja ein wirklich zentraler Bestandteil. Insbesondere wenn man noch die bereits zitierte Problematik des Marketinginstruments "Testsiegel" betrachtet. Was Du vorschlägst wäre ein Joint-Venture verschiedener Verlage um gerade das, wo man sich noch von der Konkurrenz abheben kann vereinheitlicht werden soll.

Der Zweck für den Kunden ist mir klar: Einheitliche, verlässliche und herstellerunabhängige Laborergebnisse.[/quote]

Da sollten die vernünftigen Verlage hin. Ob sie nun Sponsoren im Hintergrund haben (Colorfoto Canon, d-pixx CeWe, FotoHits Pearl, FoMag?) oder nicht, verpflichtet sind sie trotzdem, im zentralen redaktionellen Angebot "Tests" dem Kunden Unabhängigkeit und engagierte Verbraucheraufklärung nicht nur vorzutäuschen - und sich auch nicht selbst etwas vorzumachen. Da kann der Verleger großzügig bei Wüller seiner Fotozeitschriftenredaktion ein komplettes Test-Labor einkaufen, aber die Technik allein macht noch keine gültigen Tests, vor allem wenn ansonsten eher am Personal gespart wird. Vielleicht sind im Hintergrund noch ein paar ehrenamtliche Tester am mitwerkeln, deren Engagement in Ehren, aber mit einem gemeinsamen nicht nach Wüller's Vorstellungen sondern vom Fachpersonal selbst aufgebauten Testlabor kämen die Zeitschriften auf einen gemeinsamen Nenner, auf dem aufbauend sie auch ihre Testsiegel wieder aufwerten könnten, deren Ruf ja nun offenbar schon gelitten hat. Jede Redaktion braucht ja nur einen wissenschaftlichen MA beizusteuern - also keine personalintensive Massnahme. Viele Zeitschriften machen ja auch Lesertests, die erstens sponsorabhängig sind und zweitens sehr unterschiedliche Ergebnisse zeitigen. Da wäre es gut, wenn die eigenen Labortests durch ihre Sachlichkeit und Neutralität dazu kontrastieren - mit auf einem hohen fachlichen Niveau ermittelten Messwerten als Grundlage.

Falls das jeweils getestete Gerät trotzdem Begeisterung auslöst, sollen die Redakteure das nicht verheimlichen, auch anderes Nichtmessbares kann jede Redaktion für sich bewerten, und kann die einzelnen Messwerte unterschiedlich werten - den beteiligten Redaktionen sind keine Grenzen gesetzt, sich trotz gemeinsam erreichtem innovativem neuem Teststandard von ihrer Konkurrenz abzuheben.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#38 von Neonsquare , 10.11.2010 14:50

ZITAT(u. kulick @ 2010-11-10, 14:37) ZITAT(Neonsquare @ 2010-11-10, 13:44)
Der Zweck für den Kunden ist mir klar: Einheitliche, verlässliche und herstellerunabhängige Laborergebnisse.[/quote]

Da sollten die vernünftigen Verlage hin.
[/quote]

Einheitlich halte ich für hinfällig. Korrekt halte ich für wichtiger - auch wenn durch eine unterschiedliche (dokumentierte! Methodik andere Ergebnisse dabei abfallen. Ansonsten denke ich, dass es kein Zentralorgan braucht um verlässliche und herstellerunabhängige Laborergebnisse zu erreichen; im Gegenteil - ein Zentralorgan macht Einflüsse womöglich gar leichter. Nicht zuletzt, weil die Hersteller dann eben einfach ihr Produkt eben nur für diese eine Methodik hinfaken müssten.

ZITAT(u. kulick @ 2010-11-10, 14:37) Jede Redaktion braucht ja nur einen wissenschaftlichen MA beizusteuern - also keine personalintensive Massnahme.[/quote]

Eine zusätzliche bislang nicht benötigte Stelle ist durchaus eine personalintensive Massnahme - gemessen an der größe einer solchen Redaktion. Wie soll das bei allen knappen Mitteln funktionieren? Noch dazu mit zumindest fragwürdigem Nutzen.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#39 von zwincker , 10.11.2010 15:26

ZITAT(Neonsquare @ 2010-11-10, 14:50) ZITAT(u. kulick @ 2010-11-10, 14:37) Jede Redaktion braucht ja nur einen wissenschaftlichen MA beizusteuern - also keine personalintensive Massnahme.[/quote]
Eine zusätzliche bislang nicht benötigte Stelle ist durchaus eine personalintensive Massnahme - gemessen an der größe einer solchen Redaktion. Wie soll das bei allen knappen Mitteln funktionieren? Noch dazu mit zumindest fragwürdigem Nutzen.
[/quote]
Jepp! Die Personalkosten sind der absolut größte Batzen bei einer solchen Maßnahme. Und dann soll der-/diejenige auch noch "wissenschaftlich" qualifiziert sein... (was auch immer das sein mag?)
Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Sonntagspredigt.
In dem Markt der (Pseudo-)"Tests" geht es um Wettbewerbsvorteile einzelner Titel gegenüber anderen wie Neonsquare deutlich ausgeführt hat und auch der photoscala-Artikel. Dieses "wissenschaftliche und unabhängige" Testlabor ist ein unbezahlbares und Seitens der Verlage und der Industrie ungewünschtes Geldgrab.
Vielleicht sollten wir einfach unsere Energie nicht in der Schaffung solcher Wolkenkuckucksheime verschwenden, sondern lieber den "Tests" dieser Blätter (ich vermeide die Bezeichnung Fachzeitschrift) ein kritisches Gewicht z.B. in viel beachteten Foren entgegen stellen?


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#40 von u. kulick , 10.11.2010 15:35

QUOTE (Neonsquare @ 2010-11-10, 14:50) QUOTE (u. kulick @ 2010-11-10, 14:37) QUOTE (Neonsquare @ 2010-11-10, 13:44)
Der Zweck für den Kunden ist mir klar: Einheitliche, verlässliche und herstellerunabhängige Laborergebnisse.[/quote]Da sollten die vernünftigen Verlage hin.
[/quote]

Einheitlich halte ich für hinfällig. Korrekt halte ich für wichtiger - auch wenn durch eine unterschiedliche (dokumentierte! Methodik andere Ergebnisse dabei abfallen.
[/quote]

Einheitlich, und mit gleichen Maßeinheiten, und mit veröffentlichter Methodik mitsamt erkannter Fehlerquellen, und im Rahmen dieser Methoden und deren Limitierungen selbstverständlich korrekt gemessen.

QUOTE Ansonsten denke ich, dass es kein Zentralorgan braucht um verlässliche und herstellerunabhängige Laborergebnisse zu erreichen; im Gegenteil - ein Zentralorgan macht Einflüsse womöglich gar leichter. Nicht zuletzt, weil die Hersteller dann eben einfach ihr Produkt eben nur für diese eine Methodik hinfaken müssten.[/quote]

Ich sähe eher eine mächtige Kameratestfachfirma als "Zentralorgan" der kritisch zu betrachtenden Art. Bei so einer Firma als Dienstleister geben die dort Tests oder Testmethoden einkaufenden Redaktionen die Verantwortung an der Ladentür ab.

Mein Konzept geht eindeutig stärker in Richtung echter Unabhängigkeit bei gleichzeitiger nachvollziehbarer Sachlichkeit der Ermittlung wichtiger Testgrundlagen - der Messwerte. Der Gewinn an Glaubwürdigkeit für die beteiligten Redaktionen wäre sehr hoch.

QUOTE QUOTE (u. kulick @ 2010-11-10, 14:37) Jede Redaktion braucht ja nur einen wissenschaftlichen MA beizusteuern - also keine personalintensive Massnahme.[/quote]

Eine zusätzliche bislang nicht benötigte Stelle ist durchaus eine personalintensive Massnahme - gemessen an der größe einer solchen Redaktion. Wie soll das bei allen knappen Mitteln funktionieren? Noch dazu mit zumindest fragwürdigem Nutzen.
[/quote]

Das Personal ist ja bei den Redaktionen schon da, da hat mancher Fototechnik oder etwas in der richtigen Richtung studiert, der kommt schon in Frage. Andere Redaktionen müssten ihr Personal umstellen auf die neuen Anforderungen: Anstellung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters. Im Vergleich zum bisher benötigten Testpersonal wird sich für die beteiligten Redaktionen nichts verschlechtern. Synergieeffekte würden allerdings verschlungen durch die Anmietung eines gemeinsamen Testlaborraumes. Weiterhin Tests anbieten, auf erheblich verbessertem Niveau der Datengrundlage, ohne die Kosten zu steigern, das wäre machbar.


Noch eine Idee: Verbraucherschutzorganisationen könnten sich auch zusammentun und ein "Testsiegel-Ranking" einführen. Die Idee ist nicht so ernst gemeint, denn die Organisationen halten ja ihre eigenen Testsiegel für die schönsten und wichtigsten, so dass andere zweifelhaftere Organisationen sich des Rankings annehmen würden, aber gäbe es eine ernstzunehmende Bewertungsskala dieser Art, würden diejenigen Redaktionen ihre Testsiegel durch auf Basis der presse- wie verbraucherschutz-geforderten Unabhängigkeit, mit wissenschaftlicher Unabhängigkeit in Einklang (oder besser Dreiklang?) gebracht, auf der Bewertungsskala des Rankings in von anderen kaum erreichbare Höhen schießen sehen.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#41 von Neonsquare , 10.11.2010 16:39

Uwe,

das was Du Dir wünschst gibt es bereits. Sowohl "Image Engineering" als auch "DxO Labs" sind nur zwei solcher wissenschaftlich arbeitender Testlabors die von den Redaktionen für entsprechende Tests genutzt werden. Sie sind auch beide so neutral und Herstellerunabhängig, wie es die von dir gewünschte Institution auch behaupten würde. Welche Wissenschaft ist denn nun Deiner Meinung nach die korrekte? DxO Science oder Wüller Science?

Außerdem nützt es wirklich herzlich wenig, wenn wir beide uns hinstellen und verlangen: "Hey ihr Verlage - schafft gefälligst wissenschaftliche Mitarbeiter herbei und gründet ein unabhängiges Testlabor!". Da wird allerfrühestens gehandelt wenn der Gesetzgeber Mindeststandards bei der Dokumentation und Methodik vorschreibt. Was wir selbst hingegen jederzeit können: Deren Fehler dokumentieren und durch konstruktive Verbesserungsvorschläge auf eine Verbesserung hinwirken. Stichwort "Transparenz von Fototests". Damit können wir hier und jetzt anfangen.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#42 von u. kulick , 10.11.2010 17:18

QUOTE (Neonsquare @ 2010-11-10, 16:39) Uwe,

das was Du Dir wünschst gibt es bereits. Sowohl "Image Engineering" als auch "DxO Labs" sind nur zwei solcher wissenschaftlich arbeitender Testlabors die von den Redaktionen für entsprechende Tests genutzt werden. Sie sind auch beide so neutral und Herstellerunabhängig, wie es die von dir gewünschte Institution auch behaupten würde. Welche Wissenschaft ist denn nun Deiner Meinung nach die korrekte? DxO Science oder Wüller Science?[/quote]

Von wegen hersteller-unabhängig - beide sind Hersteller:

DxO-Produkte: Werkzeuge sowie Methodologien zur Bewertung und Messung von Bildqualität; Software zur Bildqualitätsverbesserung für Endverbraucher. Schön, der kritische Endverbraucher liest die Bildqualitätstests von DxO und kauft dann die Werkzeuge bei DxO, die der getestermaßen mäßigen Bildqualität auf die Sprünge helfen.

Wüller liefert Testlaborausstattung. Alternativ Tests im eigenen Labor. Die Firmenphilosophie ist sehr vielversprechend, ja schon eine Konkurrenz zu meinem Modell, das wirtschaftlich wäre und nicht utopisch - abgesehen davon müsste es allerdings gewollt sein, von 3 oder mehr Redaktionen/Verlagen, und würde denen einen Schub an neuer Glaubwürdigkeit in Richtung Anerkennung als "Fachzeitschrift", Verlässlichkeit zentraler redaktioneller Inhalte, und Wahrnehmung als Institution, bei der man womöglich sogar deren "Testsiegel" wieder trauen kann.

Ein unabhängiges Testlabor mit entsprechend befähigtem Personal kann Zubehör und Mess- und Analyse-Werkzeuge aus eigener Kompetenz heraus zusammenstellen, mehrere Redaktionen werden dabei ihre schon vorhandenen guten Analysemethoden in die gemeinsame Arbeit einbringen - sofern sie der Begutachtung des wissenschaftlichen Teams standhalten. Außerdem können Blogs an die Veröffentlichung der Testmethoden angehängt werden. Endverbraucherkritik über die Testmethoden kann dann auch auf diesem Kanal die Testorganisation direkt erreichen. Offengelegte Testmethoden, nur das kann sinnvoll diskutiert werden, ob hier im Forum oder dort im Blog.


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#43 von zwincker , 10.11.2010 17:27

ZITAT(Neonsquare @ 2010-11-10, 16:39) Außerdem nützt es wirklich herzlich wenig, wenn wir beide uns hinstellen und verlangen: "Hey ihr Verlage - schafft gefälligst wissenschaftliche Mitarbeiter herbei und gründet ein unabhängiges Testlabor!". Da wird allerfrühestens gehandelt wenn der Gesetzgeber Mindeststandards bei der Dokumentation und Methodik vorschreibt. Was wir selbst hingegen jederzeit können: Deren Fehler dokumentieren und durch konstruktive Verbesserungsvorschläge auf eine Verbesserung hinwirken. Stichwort "Transparenz von Fototests". Damit können wir hier und jetzt anfangen.[/quote]
Sic!
Ich verabschiede mich denn auch aus diesem Thread, der sich höchst wissenschaftlich und zutiefst theoretisch schön um sich selbst dreht...


"Fotografiere seit 3 Monaten, aber erst seit zwei Monaten professionell." (Mein Nachbar Kurt by Th. Tremmel)


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#44 von u. kulick , 10.11.2010 17:57

QUOTE (zwincker @ 2010-11-10, 17:27) ... diesem Thread, der sich höchst wissenschaftlich und zutiefst theoretisch schön um sich selbst dreht...[/quote]

Widerspruch: Themenvorgabe war und ist "Foto- und Testzeitschriften: Testqualität" Untertitel "Test-Industrie versus Wissenschaft - wer testet die Tester?"

Naturgemäß war bis jetzt "Test-Industrie versus Wissenschaft" im Vordergrund, und ein alternatives Modell wurde entwickelt, um Test-Industrie, Wissenschaft, Fachpresse und Verbraucher in eine Win-Win-Win-Win-Situation zu bringen.

Nach soviel "Testqualität: SOLL" (oder besser KANN - vielleicht wirklich ein bißchen "Yes we can"-Predigt ) gehört noch eine gehörige Menge zum Thema "Testqualität: IST" und "wer testet die Tester?" bzw. inzwischen korrigiert interpretiert als "Wir testen die Tester" hier rein


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RE: Foto- und Testzeitschriften: Testqualität

#45 von u. kulick , 10.11.2010 20:02

Hier gerade eine Quelle gefunden: Dietmar Wueller über ISO-Normen zum Kameratesten

http://www.framos.eu/img/Training/ExposeCDK.pdf


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