QUOTE (Alison @ 2010-11-09, 16:19) nach meiner eigenen Erfahrung mit Tests komplexer Systeme (nicht Kameras) denke ich dass es so etwas wie einen standartisierten wissenschaftlichen Labortest nie geben wird. Dazu gibt es einfach viel zu viele Parameter die man testen müsste, was mit vertretbarem Aufwand nicht möglich ist. Ein paar Beispiele:
* Serienstreuung. Wieviele Kameras eines Typs sollte man testen um eine statistisch signifikante Aussage zu bekommen? 10, 50? Sollten die zufällig gekauft werden oder akzeptiert man die handverlesenen Geräte, die die Hersteller zur Verfügung stellen?
==> Unabhängigkeit - mehrere Redaktionen tun sich zusammen zu einem Testlabor: Testkameraeinkauf billigst, Vorserienmodelle vom Hersteller akzeptieren und im Test als solche im Bericht bezeichnen.
* Objektiveinfluss: Auch hier eine Streuung, man müsste erstmal für jede Kamera das beste Objektiv finden (oder doch besser ein mittel-gutes)? Außderdem mag es Unterschiede geben wie die Kameras sich bei verschiedenen Brennweiten verhalten oder wie gut sie mit alten Linsen harmonieren.
==> Tamron, Sigma, Zeiss: Kameratests mit Objektiven, die es für alle Systeme gibt, wenn das nicht geht, sorgfältige Auswahl vergleichbarer Objektivtypen.
* Soll Raw oder jpg getestet werden? Falls Raw, welcher Konverter und welche Einstellungen. Falls jpg - welche Kameraeinstellungen (wir wissen z.B. das die 900er im Landschaftsmodus mehr Details zeigt).
==> Von Raw sollten die Tester wenigstens was verstehen - und wie man ein Bild möglichst so messerscharf schießt, dass man getrost das RAW als Bild verwenden kann. Dann müsste ja schon die rein elektronische Rauschunterdrückungsmimik in und um den Sensor greifen, und das JPEG kann man dann beurteilen, ob es z.B. zuviel Nachschärfung erfährt. Nur JPEGs zu beurteilen hielte ich für ideologisch: Die moderne Firmware macht das ja soooo toll und rechnet alles Rauschen auch bei hohem ISO raus. Man muss schon gucken, wieviel vom originalen RAW-Bild die Firmware übrig lässt bei der Verjaypeggung.
* Welcher Abstand zwischen Testmotiv und Kamera?
==> Labortestmotive haben beim gleichen Test immer den gleichen virtuellen Abstand: Formatfüllend. Bei Zoom-Objektiv-Vergleichstests kann man dafür vorher auch noch die Brennweiteneinstellung normieren für die Einzeltests der verschiedenen Kamera/Objektiv-Kombinationen
* Welche Art der Beleuchtung?
==> Normlichtquellen für Lux- und Lumengenaue Beleuchtungsplanung, evtl. verschiebbar auf der Achse Richtung Motiv, um gleiche Lichtmengen zu unterschiedlich weit montierten Testkameras gelangen zu lassen
* Wie vermeidet man Fehlfokussierungen?
==> Testen, ob visuelles Fokussieren zu besseren Ergebnissen als der Autofokus führt
* Sollte man Helligkeitsunterschiede zwischen Kameras per Belichtungskorrektur ausgleichen?
==> Wenn die Kamera Unterbelichtung anzeigt, dann ja. Und für automatische Belichtung: immer Kamera verschiebbar neben hochgenauem Belichtungsmesser montieren. Vor der Aufnahme Belichtung messen, Kamera in Position schieben, und schauen, ob die Kamera die Belichtung entsprechend regelt.
* Wie testet man den AF?
==> Wiegesagt: Man nehme ein Motiv, dass bereits als RAW messerscharf rüberkommt
* Wie den Bildstabilisator?
==> Statt Winnetou Old Shatterhand testen lassen
Ich denke ein Gremium von Experten der Hersteller würde sich erstmal ein Jahr lang damit beschäftigen, die Testkriterien festzulegen.[/quote]
Es gibt zu allem eine Idee, die zu entwickeln kein Jahr dauern wird. Und in dem wissenschaftlichen Idealtestteam, das aus verschiedenen unabhängigen Redaktionen mit TesterInneN ausgestattet wird, wird jede/r noch viel kompetentere Ideen auf noch viel längere Fragenkataloge entwickeln. Und gemeinsam kann man da einen sinnvollen Testplan herausfiltrieren. Das geht auch in einer Woche.
QUOTE Selbst wenn dann die Tests laufen, ist die Bewertung noch eine ganz andere Sache, aber es stimmt schon, dass könnten dann (als Meinung gekennzeichnet) die Redakteure übernehmen.[/quote]
Ja und die nichtmessbaren Sachen wie die Kamerabedienung kommen noch dazu in der Redaktion - oder das wissenschaftliche Testteam ist sogar so pfiffig, auch dafür Messmethoden zu finden - es soll sogar im Idealfall dazu dienen, dass mehr, fundierter und besser getestet wird, aber auf jedem Fall auf einem halbwegs abgesicherten Qualitätsstandard, der wissenschaftlichen Vorgehensweise.