Mittlerweile konnte ich schon ein paarmal brandneue Objektive einige Tage lang austesten, kurz bevor sie in den Handel kamen. Ein herzliches Dankeschön an Sony Schweiz! - Bei den entsprechenden Praxistests der 2.8/24-70mm und 2.8/16-35mm hat sich gezeigt, dass man recht schnell die Stärken und etwaigen Schwächen eines Objektivs einschätzen kann. Auch beim ZA 2/24mm ist das wieder so.
Gleich vorneweg - das neue Distagon gefällt mir besser als alle andern bisherigen Zeiss-Objektive fürs Alpha System. Einige der kleinen Schwächen, die mich an bisherigen Zeiss-Objektiven etwas genervt hatten (z. B. der spielbehaftete Fokusring beim 1.4/85mm und 1.8/135mm) sind verschwunden. Auch das übermässige Gewicht der beiden Zooms und des 1.8/135mm wurde dank der Beschränkung auf vernünftige f2-Lichtstärke gottseidank vermieden. Doch erst mal der Reihe nach:
Haptik:
1) Extrem solide - besser als die Zooms 2.8/16-35mm und 2.8/24-70mm, da ...
2) ... das 2/24mm voll aus Metall gefertigt ist (inkl. Fokusring, auch der ist trotz SSM aus Metall!.
3) Die Fokussierung hat keine Spur von Spiel; die manuelle Fokussierung läuft präzise und recht stark untersetzt - das heisst, man kann auch bei Offenblende genau fokussieren. Er läuft auch deutlich satter als bei den beiden Zeiss-SSM-Zooms, man hat mehr das Feeling einer manuellen Linse! Natürlich kann man dank SSM jederzeit in den AF-Vorgang eingreifen - eine Eigenschaft, die ich mittlerweile nicht mehr missen möchte.
4) Das Gewicht von 470g und die relativ (! geringe Baulänge machen, dass das Objektiv sich an der A900 weit ausgewogener anfühlt als die grossen und übermässig schweren / kopflastigen f2.8-Zooms.
5) Die Gegenlichtblende ist aus hochwertigem Kunststoff; vom Feeling her etwas weniger "schön" als die metallenen Gegenlichtblenden der bisherigen Vollformat-Zeisse - ABER im Falle eines Fallschadens wohl deutlich sinnvoller! (Mir ist einmal das Minolta AF 2.8/70-200 G SSM heruntergefallen: Auf die Kunststoff-Gegenlichblende, die dadurch zu Bruch ging - und wohl gleichzeitig damit das 70-200 G gerettet hat)
Die gesamte Haptik erinnert sehr stark ans legendäre Minolta MC-X 2.8/21mm - beide Objektive sind praktisch gleich gross, gleich schwer und vom Fokussiergefühl her sehr ähnlich. Da das MC 2.8/21mm zusammen mit dem MC 1.8/35mm das liebste meiner manuellen Weitwinkel ist, will das einiges heissen. Wie die andern Zeiss-SSM-Objektive hat auch das ZA 2/24mm einen zusätzlichen AF/MF-Schalter; da man an der Festbrennweite nicht ständig zoomt , habe ich ihn bislang auch nicht unabsichtlich verstellt (was bei den Zooms gelegentlich passiert).
Das 2/24mm-Objektiv ist meines Wissens aus 9 Linsen aufgebaut (bin aber nicht ganz sicher); es hat wie das AF 1.4/35mm (hmmm ! eine Hintergruppenfokussierung, bei der offenbar eine relativ grosse Masse bewegt wird. Ich bin gespannt auf einen Linsenquerschnitt - und darauf, ob das 2/24mm eher wie das 1.4/35mm aufgebaut ist oder wie ein klassisches Distagon. Bezüglich Abbildungseigenschaften ist es aber ein typisches Zeiss - also auch bei Offenblende nicht die sanften Kontraste, die für die Minolta-Linsen 2/28mm, 1.4/35mm, 1.4/50mm oder 1.4/85mm so charakteristisch sind. Das 2/24mm passt von den Abbildungseigenschaften her eher in die Reihe des Minolta AF 2/35mm und des AF 2/100mm - wobei ich sagen würde, dass es eher besser als das 2/35mm ist. Und das will doch etwas heissen ...
Damit wären wir bei der Abbildungsleistung -
1) Das Objektiv ist praktisch verzeichnungsfrei (besser als Minolta AF 2.8/24mm)!
2) Die Offenblendleistung ist über mindestens 80% Prozent des Bildfeldes (wohl eher 90%) schlicht perfekt: Sehr hohe Auflösung, sehr hoher Mikrokontrast (ich würde sagen: besser als das 1.8/135mm, das bei f1.8 noch eine Spur weniger Kontrast als bei f2.4 hat).
3) Bei f2.0 beste Detailauflösung an den Vollformat-Rändern, aber leicht reduzierter Kontrast (vergleichbar dem 1.8/135mm bei f1.8)
4) Äusserste Ecken bei f2 deutlich unscharf, ab f5.6 sehr gut, ab f 11 perfekt (es sei deutlich gesagt, dass diese Unschärfen fei f2 etwa 1% der gesamten Bildfläche betreffen und z. B. bei der Publikation auf A3 sowieso weggeschnitten werden, da die Formatverhältnisse anders sind!
5) Die Naheinstellgrenze ist mit 19 cm extrem gut (Abbildungsmassstab ca. 1:3.6)
5) Zu Reflexen und Überstrahlungen kann ich noch nicht viel sagen; es ist aber aufgund der wenigen Linsen und der T*-Vergütung davon auszugehen, dass das 2/24mm hier sehr gut abschneiden wird.
Bildbeispiele und ein detaillierter Vergleich mit dem Minolta AF 2.8/24mm sowie dem ZA 2.8/16-35mm folgen in einigen Tagen, sobald ich aus Italien zurück bin (Fotoaufträge). Zumindest ein Beispiel zur (fehlenden) Verzeichung ist angehängt
Gr Steve