Häufig erhält man bei ebay-Auktionen zum Objekt der Begierde mehr oder weniger brauchbare Beifänge. So ein Beifang war kürzlich das vorliegende Buch:
P.Lester/K.Paradies, Praxis der Autofocus Fotografie, Verlag Laterna Magica, München 1989
Nein, es sind keine Schreibfehler: Der Typ heißt wirklich Paradies, nicht Paradise, denn er ist der Übersetzer des Buches von Lester (Original Sussex 1988). Und der Titel auf dem Cover schreibt "Autofocus", obwohl es im Deutschen eigentlich Autofokus heißen müßte. Eine weitere Ungereimtheit: Auf der ersten Innenseite lautet der Titel "Praxis der Autofocus-Spiegelreflexfotografie", auf der zweiten Innenseite dann wieder wie auf dem Cover. Offensichtlich wurde das Buch damals mit heißer Nadel übersetzt, um ja nur vor irgendwelcher Konkurrenz auf dem Markt zu sein.
Wie der Titel schon vermuten läßt, stützt sich der Autor nicht auf ein bestimmtes System, sondern wendet sich an alle Anwender und Interessenten der (damals) neuen Technik. Mir scheint Lester zwar nicht ganz ausgewogen, sondern eher etwas Canon/Pentax-lastig (obwohl Minolta ja zu der Zeit am innovativsten war), aber indirekt kommt Minolta häufig vor, da viele Beispielphotos von David Kilpatrick stammen. Und ganz ohne Hinweis auf Minolta (Chip-Cards mit der 7000i, Still-Video-Back an der 9000AF) kommt das Buch eben doch nicht aus.
Stellt sich die Frage: Ist das Buch heute nicht heillos überaltert? Versteht sich das Bedienen der AF-Kameras nicht von selbst? Müßten wir nicht eher ein Buch über manuelle Photographie herausbringen, weil das heute kaum mehr einer beherrscht?
Nun, das letzte wäre wohl wirklich einen Gedanken wert, wiewohl die mögliche Auflage nicht allzu hoch werden dürfte. Und die erste Frage wäre sicher mit JA zu beantworten, wenn der Titel für das ganze Buch stehen würde. Zum Glück ist dem nicht so, sondern über die Hälfte des Buches beschäftigt sich mit allgemein-photographischen Fragen wie Benutzung von Korrekturmöglichkeiten, Stativen, Brennweiten, Filtern etc. Da Peter Lester offensichtlich aus der Praxis kommt, kann man bei der Lektüre noch einiges lernen, mehr jedenfalls als vom 20. Scheibel, dessen Bücher (kein Vorwurf, sondern nahezu selbstverständlich) sich doch im Großen und Ganzen gleichen. Und natürlich fehlt hier ganz der Verdacht der Firmen-Lobhudelei, der mich bei reinen Produktbüchern immer beschleicht.
Fazit: Ein nettes Büchlein, das mir sicher nie aufgefallen wäre, das ich aber als Beifang gerne mitnehme (also behalte!.