Gestern beschloß ich, zu meinem vor einigen Wochen erworbenen Photoshop CS2 eines dieser enzyklopädischen Handbücher zu kaufen, um mir die Arbeit mit dieser hochkomplexen Software etwas zu erleichtern. Ich hatte lange gezögert, diese Ausgabe zu tätigen, weil ich nämlich bereits das "Photoshop 7.0 Kompendium" von Heico Neumeyer besitze, welches erstens sehr gut ist und und zweitens den allergrößten Teil des Funktionsumfanges von Photoshop CS2 auch abdeckt. Bisher hatte ich nämlich mit Photoshop Elements 2.0, Photoshop 6.0 und Photoshop 7.0 gearbeitet (und mir das Update auf Photoshop CS gespart) und bin daher mit diesem Buch bisher bestens bedient gewesen, welches seit dem Erscheinen von Photoshop CS veraltet und daher seit geraumer Zeit für nur 25 Euro zu haben ist.
Aber wie es so ist -- je komplizierter eine Funktion, zu der man im Buch nach Hilfe sucht, desto sicherer handelt es sich um eine neue Funktion, die im Photoshop-7-Buch noch gar nicht vorkommt. Und es gibt ja nicht nur drei, vier neue Funktionen, sondern darüber hinaus noch viele kleine Änderungen im Detail, die immer wieder zu kleineren oder größeren Diskrepanzen zwischen (altem) Buch und (neuer) Software führen.
Im größten Buchladen der Stadt suchte ich mir also gezielten Griffes die feinsten zur Zeit erhältlichen Photoshop-CS2-Bücher heraus und versuchte, mir im Schnelldurchlauf einen Überblick zu verschaffen und eine Kaufentscheidung zu treffen. Es handelte sich um folgende Bücher:"Photoshop CS2 für professionelle Einsteiger" von Isolde Kommer & Tilly Mersin (Markt und Technik, 15 Euro)"Photoshop CS2 für digitale Fotografie" von Scott Kelby (Addison-Wesley, 50 Euro)"Adobe Photoshop CS2" von Heico Neumeyer (Markt und Technik, 60 Euro)Der Kommer/Mersin machte trotz des kleinsten Umfanges und des mit Abstand niedrigsten Preises einen guten Eindruck. Wer sparen muß, dem sei dieses Werk ans Herz gelegt. Es ist gut geschrieben und reich bebildert, im Stil dem Neumeyer nicht unähnlich. Doch alle Bilder sind nur schwarzweiß, und das Niveau bleibt mittelmäßig -- es ist halt für Einsteiger gedacht. Mit "professionelle Einsteiger" sind Leute gemeint, die sich mit digitaler Fotografie und elektronischer Bildbearbeitung grundsätzlich schon auskennen und den Einstieg speziell in Photoshop suchen.
Der Kelby ... na ja. Ich weiß nicht. Typisch amerikanisch -- pragmatisch, jovial, direkt, aber tendenziell oberflächlich. Eine Ansammlung leicht nachzumachender Kochrezepte, aber nicht ganz das richtige, wenn man die zugrundeliegenden Prinzipien erfassen möchte. Das Buch beschreibt weniger, wie Photoshop funktioniert, sondern wie man mit Photoshop bestimmte Aufgaben löst. Geschmackssache. Auf seine Art schon sehr gut gemacht und ohne Zweifel hilfreich, dabei edel ausgestattet. Aber nicht ganz mein Fall, zumal mit 50 Euro auch nicht ganz billig. Da spielen dann die zehn zusätzlichen Euro, die man für den Neumeyer ausgeben muß, auch schon keine Rolle mehr. Doch wer generell der Typ ist, der Theorie verabscheut und die direkte Praxis liebt, der ist mit diesem Werk sicher sehr gut bedient. Wer gut englisch kann, der kann mit der englischsprachigen Originalausgabe noch ein paar Euro sparen, denn die ist schon für 37 Euro zu haben.
Der Neumeyer ist seit jeher DAS deutschsprachige Standardwerk für den ernsthaften Photoshopper. Weil ich, wie oben schon erwähnt, bereits Neumeyers Photoshop-7-Buch kenne und schätze, war dieses Werk naturgemäß mein Favorit ... wenn nur der exorbitante Preis von 60 Euro nicht wäre! Doch dafür erhält man einen ober-edel ausgestatteten, 1000seitigen Folianten -- allein das Inhaltsverzeichnis ist 20 Seiten lang -- mit gebundenem Rücken und drei Lesebändchen (natürlich in den Grundfarben rot, grün und blau /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" /> ), durchgängig vierfarbigem Druck, übersichtlichster Gestaltung, umfangreichen Anhängen inkl. Glossar und Stichwortverzeichnis sowie beiliegender DVD mit sämtlichen, im Buch verwendenten Bildbeispielen zum Nachmachen sowie der deutschsprachigen 30-Tage-Demoversion von Photoshop CS2. Hinsichtlich der Praxistauglichkeit steht das Buch dem pragmatischen Kelby kaum nach, geht aber tiefer ins Detail, orientiert sich dabei an Bildbearbeitungs-Grundfunktionen statt an konkreten Einzelaufgaben (wobei zahlreiche konkrete Beispiele natürlich nicht fehlen) und ertüchtigt den geneigten Leser somit mehr, auch solche Aufgaben zu lösen, die nicht explizit beschrieben sind.
Ich habe mich am Ende doch für den teuren Neumeyer entschieden und bereue es nicht. Ich kann nur empfehlen, beim Kauf eines solchen Buches nicht zu versuchen, ein paar Zehneuroscheine zu sparen; das lohnt sich nicht. Ich würde sagen, je nach Charakter/Temperament des Lesers sollte man sich entweder für den Kelby oder den Neumeyer entscheiden und alle "Spar-Bücher" links liegenlassen. Photoshop CS2 ist zu groß, zu komplex und zu teuer, um sich am Handbuch dazu mit zweiter Wahl zufriedenzugeben.
-- Olaf
P.S. Ich war sehr überrascht festzustellen, daß es mittlerweile auch schon Bücher eigens für Gimp 2 gibt ...