RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#16 von WinSoft , 10.02.2009 18:51

ZITAT(clintup @ 2009-02-10, 18:25) Welches Einbein? Der Fuß ist entscheidend: Mit dem von Monostat kann das oben Gesagte nicht sein, weil der Unterschied eklatant ist. Ungefähr Faktor 10 gegenüber Freihand (geschätzt - kann auch 8 oder 12 sein). Und langsamer ist es sicher, wenn man Kindern oder Tieren hinterherhechelt, das stimmt. Aber im Alltagsbetrieb (z.B. auf Veranstaltungen) ist es - wenn man sich dran gewöhnt hat - gleich schnell, aber mit deutlich besseren Ergebnissen. Und wenn man Zeit hat, wenn es also nicht auf die Sekunde ankommt, kann man mit dem Einbein das Motiv genauso bewußt festlegen und halten wie mit einem Dreibein.[/quote]
Das kann ich voll und ganz unterschreiben!

Das Einbein (Gitzo GM5541 mit Monostatfuß ist mein am allerhäufigsten benutztes Stativ überhaupt. Damit mache ich fast alle Auftragsarbeiten outdoor, auch mit bis zu 7 Blitzen bei schwierigen, nordexponierten Motiven! Damit kann ich viiiiieeeel schneller arbeiten als mit dem umständlichen Dreibein! Ganz abgesehen von der Schlepperei von Location zu Location. Die vorgegebenen Motive sind blitzschnell anvisiert, was mit einem Dreibein eine ewige Ausrichterei gewesen wäre.

Auch hier wieder abgesehen davon, dass ich bei einigen Projekten schlicht keinen Platz für ein Dreibein gehabt hätte. Es ging zum Beispiel um die vollständige Dokumemtation der fast 300, sehr eng gestellten Grabmale eines Judenfriedhofs mit Streiflichtblitzen. Freihändig oder mit Dreibein völlig unmöglich!

Andererseits gibt es auch bei mir durchaus Fälle, wo ich um ein Dreibein nicht herum komme. Das gilt in erster Linie bei Panoramen! Wenn das Panorama einwandfrei, ohne wenn und aber, ohne Dellen sein soll, dann ist bei mir ein stabiles Dreibein angesagt. Weder Freihand noch Einbein verhelfen mir zu einem wirklich guten Panorama! Insbesondere bei HDR-Panoramen werden doch Anforderungen gestellt, die weder Freihand, noch Einbein erfüllen können.


 
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RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#17 von WinSoft , 10.02.2009 19:09

ZITAT(hanito @ 2009-02-10, 18:48) Was ist denn der Vorteil eines Monostat und was bewirkt es?[/quote]
Darf ich antworten?

Das Monostat in verschiedenen Modellen gibt es schon sehr lange, mehrere Jahrzehnte. Altmeister Alexander Borell hat es einmal in einer Fotozeitschrift beschrieben. Wann das war, weiß ich nicht mehr. Aber der Artikel hat mich damals so überzeugt, dass ich mir zusätzlich zu Dreibeinen ein solches Monostat zugelegt habe und seit dem begeistert bin.

Das Monostat glänzt in erster Linie durch den patentierten Fuß! Dieser Fuß dämpft durch seine mit der Belastung zunehmenden Reibung gegenüber dem Boden die von Alexander Borell getaufte "rotative Verzitterung". Dabei kann man das Stativ trotzdem um rund 30° in allen Richtungen neigen, ohne dass der Fuß abhebt. Der Kern der Sache ist also die ausgeklügelte Reibung IM Fuß. Wenn man den Fuß als Einzelstück (6 Teile) kauft, weiß man, warum er so toll ist. Er wird von keinem anderen Stativfuß des Marktes erreicht!

Was bei den Monostatversion stets nervte, war, dass sich die Rohre beim Öffnen und Schließen mitdrehten. Man musste also entweder mit zwei Händen zupacken oder eine bestimmte Reihenfolge des Öffnens und Schließens einhalten. Zudem rutschte das Monostat mit seinen glatten Alu-Rohren bei Belastung auch schon mal durch, falls man die Drehmuffen nicht fest genug angezogen hatte.

Inzwischen gibt es das Monostat als Nachfolger des legendären RS-16 Professionell auch mit verdrehfesten Rohren als
- Monostat RS-16 Pro ART, 3-teilig, Alu, Drehmuffen, 660 g, 62/155 cm, verdrehfeste Rohre, € 149.-

Meine Favoriten sind allerdings

- Gitzo GM2541, 4-teilig, Carbon, Drehmuffen, G-Lock, ALR, 468 g, 53/160 cm, 28/24/20/16 mm Rohrdurchmesser, verdrehfeste Rohre, 12 kg Tragkraft, € 189.-

- Gitzo GM5541, 4-teilig, Carbon, Drehmuffen, G-Lock, ALR, 830 g, 53/160 cm, 41/37/32/28 mm Rohrdurchmesser, verdrehfeste Rohre, 25 kg Tragkraft, € 294.-

Jeweils mit Monostatfuß (selber eingebaut). Dank G-Lock und Carbon NICHT durchrutschend und mit nur 1/4 Umdrehung zu öffnen und zu schließen. Selbst wenn man nur schlampig/schwach zudreht, rutschen diese Einbeine bei Belastung nicht durch!

Besonders das Gitzo GM5541 dürfte momentan das stabilste Einbein des Marktes sein!


 
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RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#18 von hanito , 10.02.2009 21:18

@WinSoft,

vielen Dank für Deine ausführlichen Erklärungen. Wieder was gelernt.


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RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#19 von harubang , 10.02.2009 22:09

ZITATMeine Favoriten sind allerdings...[/quote]

Danke, Winsoft!
Hast mir den Mund wässrig gemacht mit Deiner ausführlichen Beschreibung.
Die Dinger muss ich mir mal näher ansehen!

Gruß
Rolf


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RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#20 von clintup , 10.02.2009 22:34

ZITAT(harubang @ 2009-02-10, 22:09) Danke, Winsoft!
Hast mir den Mund wässrig gemacht mit Deiner ausführlichen Beschreibung.
Die Dinger muss ich mir mal näher ansehen![/quote]

Genauso fing es bei mir auch an!

Jetzt habe ich das o.g. Monostat RS-16 Pro ART und bin damit super zufrieden.


Gruß, clintup


 
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RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#21 von Giovanni , 11.02.2009 12:00

QUOTE (clintup @ 2009-02-10, 22:34) Jetzt habe ich das o.g. Monostat RS-16 Pro ART und bin damit super zufrieden.[/quote]
Wir sind zwar total vom Thema abgekommen (was ich durch meinen kleinen Fehler im Eingangsposting auch selbst verschuldet habe; werde das Thema woanders später wieder aufgreifen). Aber auch das Thema "Einbeinstativ" ist interessant für mich.

Frage an die Benutzer von Einbeinen, die damit schon etwas Erfahrung haben:

Schaltet ihr den Stabilisator dabei ein oder aus?

Wie würdet ihr die Wirkung gegenüber einem Dreibein und gegenüber freihändigem Fotografieren mit Stabilisator beschreiben?

Danke

Johannes


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RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#22 von clintup , 12.02.2009 17:07

ZITAT(Giovanni @ 2009-02-11, 12:00) Schaltet ihr den Stabilisator dabei ein oder aus?[/quote]

Ich lasse ihn an (Dynax 7D).

ZITAT(Giovanni @ 2009-02-11, 12:00) Wie würdet ihr die Wirkung gegenüber einem Dreibein und gegenüber freihändigem Fotografieren mit Stabilisator beschreiben?[/quote]

Gegenüber freihändig um ein Vielfaches besser.

Vorteile/Nachteile eines Stativs:

- bewußtere und reproduzierbare Aufnahmesituation (Einbein im Nachteil gegenüber Dreibein, aber deutlich vor frei Hand)
- Verlängerung der Belichtungszeit (Einbein gut, aber endlich; Dreibein praktisch unendlich)
- Mobilität: Einbein erheblich besser als Dreibein (nur leicht hinderlicher als ohne)
- Flexibilität und Aufnahmegeschwindigkeit: dito.
- Stören anderer: dito.

Fazit:

Jedes Einbein verbessert einige Faktoren gegenüber freihändig. Für die wenigen Fälle, in denen freihändig geschickter ist, stört das mitgebrachte Einbein nicht, da es ja fast keinen Platz wegnimmt (kann einfach in der Ecke liegen).

Ein Einbein mit Monostat-Fuß verbessert alle diese Punkte noch einmal erheblich, ohne irgendeinen negativen Aspekt gegenüber anderen Einbeinen zu haben (außer vielleicht den Preis).

Ein Dreibein hat Vorteile, die zugleich seine Nachteile sind: Es ist schwerer und stabiler. Für Langzeitbelichtungen, Selbstauslöser, genaue Fixierung eines Ausschnittes über längere Zeit, einfach Stehenlasen des ganzen Krempels (Studio) oder Panoramen ist es super; für den normalen Bedarf, also in Reportage-Situationen, bei Stadtbummeln, wenn man flexibel sein möchte, nicht allzu viel Zeit hat und/oder sich in größeren Menschenmengen tummelt (zB. jetzt auf Fasnachtsveranstaltungen) ist ein Einbein unschlagbar. Mit einer KabelFB kann man das Einbein sogar als Überkopfverlängerung benutzen!


Gruß, clintup


 
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RE: Längste Freihand-Belichtungszeit bei DSLRs?

#23 von Reisefoto , 13.02.2009 17:05

Nach meiner Erfahrung ist das Einbein dem SSS leicht überlegen, wenn man die Freihandaufnahmen in Ruhe, ausgeruht und unter Beachtung der Regeln für verwacklungsarme Fotos macht. Der SSS ist einfach verdammt gut! Aber wann hält man diese Regeln in der Praxis schon vollständig ein? Bei schweren Objektiven werden die Arme lahm, nach Steigungen ist man evtl. aus der Puste usw. Das kann das Einbein abfangen und es zwingt einen ohnehin zu mehr Ruhe. Das zusammen bewirkt den in der Praxis deutlichen Vorsprung des Einbeins.

Den SSS schalte ich in Kombination mit dem Einbein aus, da sich die Wirkungen von Einbein und SSS leider nicht ergänzen, sondern es sogar zu Qualitätsverlusten kommen kann (jedenfalls mit meiner Ausrüstung). Das habe ich mehrfach mit Reihen von jeweils 20 Aufnahmen getestet. Siehe:

http://www.sonyuserforum.de/forum/showpost...mp;postcount=38

Auch hier gibt es etwas dazu zu lesen:

http://www.sonyuserforum.de/forum/showthre...7584&page=3

Ärgerlich ist es, wenn man nach Abnahme der Kamera vom Stativ vergisst, den SSS wieder einzuschalten.

Jetzt zur Frage der Belichhtungszeit: Ich habe kürzlich angeregt durch eine Frage im Nachbarforum mal ausprobiert, in welchem Umfang mir Freihandaufnahmen mit dem 70-400G bei 400mm gelingen. Ich hatte dazu noch nichts geschrieben, weil ich keine Lust hatte, das Ganze auch nachvollziehbar aufzubereiten. So bin ich vorgegangen:

Ich habe in vollen Zeitschritten von 1/15 bis 1/500 Sek. jeweils 5 Aufnahmen (sind eher zu wenig) bei 400mm von einem 5m entfernt aufgehängten A4 Blatt mit Schrifftzeilen ab einer Größe von 6pt aufwärts gemacht. Bewertet habe ich die Aufnahmen als unscharf (total verwackelt), fast scharf (für kleinere Formate verwendbar), scharf (z.B. für Darstellung der 12MP-Aufnahme auf einem 19 Zoll Monitor geeignet und knackscharf (knackig scharf auch bei Betrachtung auf Pixelebene = Stativqualität).

Das Ergebnis:
1/15: 2 unscharf, 2 fast scharf, 1 scharf
1/30: 1 fast scharf, 3 scharf, 1 knackscharf
1/60: 3 fast scharf, 2 scharf
1/125: 1 unscharf, 3 fast scharf, 2 scharf (hier 6 Aufnahmen)
1/250: 2 scharf, 3 knackscharf
1/500: 1 fast scharf, 1 scharf, 3 knackscharf

Wie man sieht, sind 5 Aufnahmen pro Zeit zu wenig und Glückstreffer immer möglich, aber einigermaßen verläßlich werden Freihandaufnahmen selbst unter optimalen Bedingungen erst ab 1/f*0,5. In der Praxis würde ich daher nach Möglichkeit mindestens 1/f wählen, lieber sogar noch etwas kürzer.


www.reiseundbild.de


 
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