ZITAT(Mark @ 2008-09-06, 23:12) Eine digitale Kamera aktuellen Datums ist kaum noch zu vergleichen mit einer XK oder 9000, selbst eine Dynax 7 oder 9 ist damit kaum noch zu vergleichen. Diese "unnötige Sperrung" ist vielleicht notwendig um andere Optionen und Funktionen zu ermöglichen, da die Berechnung der Auslösezeit ein Teil der Bildverarbeitung ist, sprich hier werden schon Funktionen des post processing im pre processing vorgenommen.[/quote]
Du meinst, daß durch Halbandrücken des Auslösers auf der Basis der Meßdaten der Belichtungssensoren eine Art Motiverkennung in der Kamera ausgelöst wird, die letztlich die Wichtung der Meßzellen bestimmt, woraus die Parameter Zeit und Blende (je nachdem, was einstellbar ist) resultieren?
Genau das passiert seit langem (seit der Minolta i-Serie) in Verbindung mit allen System-Objektiven, sofern die Kamera auf Wabenfeldmessung eingestellt ist (und früher auch noch, solange man die Kamera nicht auf manuelle Fokussierung gestellt hatte). Schließt man ein Nicht-System-Objektiv an, wird die Wabenfeldmessung nicht unterstützt. Steht der Wähler dennoch auf Wabenfeldmessung, schalten die Gehäuse einfach auf mittenbetonte Integralmessung zurück (was leider nicht im Sucher signalisiert wird). Autofokus steht natürlich auch nicht zur Verfügung. Faktisch ist es so, daß die Algorithmen der Minolta-Wabenfeldmessung stark von der Information abhängen, worauf das Objektiv scharfgestellt wurde. Diese Information fehlt (oder ist potentiell ungenau), wenn das Objektiv nicht mit Autofokus fokussiert wurde. Seit dem Aufkommen von Entfernungsencodern in den Objektiven (bei D-Objektiven für ADI-Blitzbetrieb) und seit bei einigen neueren Gehäusen die AF-Spindel auch im MF-Modus nicht komplett auskuppelt, steht der Kamera nun u.U. auch bei manueller Fokussierung eine verläßliche Entfernungsinformation zur Verfügung. Gehäuse wie die Minolta Dynax 7 können folgerichtig auch während der manuellen Fokussierung in Wabenfeldmessung arbeiten (solange man bei einem Nicht-D-Objektiv nicht in "Smooth-MF" wechselt).
Natürlich hätte Minolta die Wabenfeldmessung noch flexibler implementieren können:
1. Minolta könnte die Schärfebestätigung im Sucher auch bei ROM-losen Objektiven erlauben. Daß das machbar ist, wird unmittelbar einsichtig, wenn man sich die technische Konstruktion, wie ein Phasendetektions-Autofokus funktioniert, anschaut - und bei anderen Herstellern wie Pentax und Nikon ist das z.T. auch tatsächlich so implementiert. Nachteilig ist lediglich, daß bei ganz bestimmten Motiven (regelmäßige Muster in der Fein- oder Grobstruktur) die Schärfeerkennung leichter getäuscht werden könnte, was dann in falscher Schärfebestätigung im Sucher resultiert, obwohl das Motiv nicht scharf ist (also zusätzliche "falsche Positive". Die Erkennung würde nicht mehr so sicher arbeiten, weshalb man eine darauf basierende Wichtung von Belichtungsmeßzellen eher konservativ implementieren sollte, sofern man nicht noch andere Informationen heuristisch einbezieht. Es ist aber nicht nur grundsätzlich machbar, sondern softwaretechnisch sehr einfach implementierbar.
2. Die Wabenfeldmessung besitzt zwar in Verbindung mit der Schärfeinformation eine nahezu traumwandlerische Sicherheit auch in extremen Belichtungssituationen (z.B. sichere Hauptmotiverkennung und Belichtungskompensation selbst über mehrere Belichtungswerte in starken Kontrast- oder Gegenlichtsituationen), aber wenn man dem Spielraum für die Wichtung einzelner Meßzellen fallweise nicht mehr ganz so viel Freiraum lassen würde, könnte man auch in einer rein zweidimensionalen Bewertungsmatrix die Mehrfeldmessung als "intelligentere" Form einer mittenbetonten Integralmessung nutzen, so wie das auch bei anderen Herstellern gemacht wird. Bei Minolta gab es da meines Wissens immer nur ganz oder gar nicht, Sekt oder Selters.
Was ich sagen will: Wenn man wollte, könnte man aus technischer Sicht selbst mit Nicht-System-Objektiven Funktionen wie Schärfebestätigung im Sucher und eine etwas weniger virtuose Form der Mehrfeldmessung, als es die Honeycomb-Messung darstellt, implementieren, und - wichtig! - zwar ohne, daß dadurch die Funktion des Prädiktions-Autofokus und der Honeycomp-Belichtungsmessung in Verbindung mit System-Objektiven in irgendeiner denkbaren Weise behindert würde.
(3. Auch die mechanische Ankopplung ließe sich noch dahingehend verbessern, daß der Blendenmechanismus der Kamera bei Nicht-System-Objektiven während der Aufnahme und beim Druck auf den Abblendtaster einfach auf den mechanisch kleinsten Wert schließt - dann könnte man sogar noch mechanische Adapter mit Springblendenmechanismus nutzen. Das ist einer der Gründe, warum ich die Minolta 9000 AF mit ihrer bis in die Details durchdachten Implementierung der Arbeitsblendenmessung bis heute noch so gerne einsetze - aber es ist eben keine DSLR...)
Mit anderen Worten, man könnte auch mit Nicht-System-Objektiven noch eine viel bessere Unterstützung erreichen, als sie bisher in Minolta-Kameras implementiert war. Daß das - über Jahrzehnte - nicht gemacht wurde, ist schon kritikwürdig genug, aber Minolta hat die "Quittung" für solche Ignoranz den Kundenwünschen gegenüber auch bekommen. Sony sollte nicht die gleichen Fehler machen. Es ist eben gerade nicht so, daß aufgrund irgendwelcher technischer Schranken nur noch eine schlechtere Unterstützung machbar wäre, im Gegenteil, es ginge sogar noch besser als bisher!
ZITATEinerseits sollen die Kameras 8 Bilder die Sekunde schaffen, Bildstabilisierung haben, wenn es geht für 5 oder 6 Blenden, am besten keine Bildvorverarbeitung haben, aber trotzdem perfekte Bilder direkt aus der Kamera präsentieren.[/quote]
Das sind absolut nicht meine Anforderungen. Für mich wären schon 3 Bilder/Sekunde mehr als ausreichend, und auf den Bildstabilisator kann ich auch verzichten (was nicht heißt, daß ich ihn nicht gut fände). Für mich sind eben Vollformat und durchdachte Details (wie oben) die Kriterien, die die Spreu vom Weizen trennen.
Aber da es natürlich andere Leute gibt, die sich obige Dinge wünschen, würde ich auch nicht versuchen, es ihnen auszureden (außer vielleicht, daß ich 8 Bilder/Sekunde für technisch extrem aufwendig zu realisieren halte und insofern realistischere 5 Bilder/Sekunde als sinnvolle "Diskussionsbasis" empfehlen würde). Die Wünsche sollten schon irgendwo im realisierbaren Rahmen bleiben. 8 Bilder/Sekunde oder ein Bildstabilisator mit 5 - 6 Blenden Nutzen sind im Moment noch ziemlich utopisch, Zeitautomatik in Arbeitsblendenmessung mit Nicht-System-Objektiven hingegen trivial. Sowas nicht anzubieten ist so ähnlich, als ob man plötzlich Programmautomatik nur noch mit SSM-Objektiven anbieten würde und Olaf dann dagegen argumentieren würde (sorry, Olaf, wenn ich jetzt Deine Argumentation als Beispiel aufgreife), daß man normale AF-Objektive ja immer noch in Zeit- und Blendenautomatik nutzen kann, es sei doch also alles nicht so tragisch. Klar kann man, aber warum sollte man das (müssen)?!?
ZITATGleichzeitig soll ein Objektivpark abgedeckt werden den Sony nicht einmal kennt und der muss in diese Gleichung mit rein (bei natürlich denselben perfekten Ergebnissen).[/quote]
Für den oben beschriebenen wünschenswerten Basisfunktionsumfang mit Nicht-System-Objektiven braucht die Kamera keinerlei Informationen vom Objektiv, außer der Information, daß diese Informationen eben nicht vorliegen (was implizit der Fall ist).
ZITATDas die Alpha 100 diese Sperre nicht hatte hängt sehr wahrscheinlich damit zusammen das sie zu grossen Teilen noch auf Minolta Technologie basierte.[/quote]
Die Sony Alpha DSLR-A100 ist von Konica Minolta entwickelt worden (meiner Einschätzung nach bis auf das Gehäusefinish), das geht klar aus dem Service Manual und aus meiner Analyse der Firmware hervor. Auch die Entwicklung der DSLR-A700 ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit noch von Konica Minolta begonnen worden, wie weit die Entwicklung jedoch reichte, kann ich nicht abschätzen, da sich die Firmware der Kamera durch Verschlüsselung schlechter analysieren läßt. Zu den neueren Kameras fehlen mir bisher konkrete Informationen, aber ich bin überzeugt davon, daß sie in ihren Grundzügen immer noch auf Minolta-Technik zurückgehen, nur daß die Technik jetzt eben von Sony implementiert und weitergeführt wird.
ZITATMeine persönliche Meinung? Ich bin überrascht das Sony die Unterstützung überhaupt gewährt oder sie nicht noch massiver eingeschränkt hat (was ja vielleicht der Fall ist). Ich möchte erwarten das die Bildfrequenz eingeschränkt wird und auch einige andere Features nicht funktionieren werden (können).[/quote]
Ich gehe davon aus, daß die Wabenfeldmessung im M-Modus nicht arbeiten wird. Möglicherweise wird auch der Bildstabilisator abgeschaltet (da er ja keine Informationen zur Brennweite hat). Es könnte auch noch Beschränkungen in der Blitzautomatik geben. Exif-Daten werden vermutlich auch nur rudimentär geschrieben werden (wobei das ja z.T. technische Ursachen hätte). Wir werden es sehen und - hoffentlich - weltwelt koordiniert "reklamieren" und Nachbesserung "einfordern", solange es keine technisch plausiblen Begründungen dafür gibt.
Bezüglich der Bildfrequenz sehe ich keine technisch bedingte Beschränkung, sogar noch weniger als bei System-Objektiven, bei denen immerhin noch die Blende angetrieben werden muß. Nicht-System-Objektive werden ja sowieso in Arbeitsblendenbetrieb genutzt.
ZITATIch denke das der eine oder andere sich mit dem Gedanken anfreunden sollte das digitale Gehäuse außer der Form nur noch wenig mit ihren analogen Schätzchen zu tun haben und Objektive die 100er Serien produziert wurden in naher Zukunft nicht mehr funktionieren werden.[/quote]
Das mag stimmen, aber damit anfreunden? Warum sollte man das? Meine fotografischen Interessengebiete definiere ich selbst (beeinflußt von Werken fotografischer Tüftler, die ich irgendwo sehe, und natürlich von eigenen Ideen), nicht Sony. Ich denke eher, wenn Sony nachhaltigen Erfolg im Spiegelreflexmarkt haben will, muß Sony auf die Wünsche der potentiellen Kunden hören. Es gibt nichts, worauf sich Sony ausruhen kann, sie müssen - gerade in solchen Disziplinen - mindestens einen Deut besser sein als alle anderen. Einige Anwender werden so zukunftsweisende Forderungskataloge haben, daß sie sich nicht realistisch implementieren lassen (z.B. obige 8 Bilder/Sekunde), aber gerade Anforderungen, wie sie von mir und anderen (hier und im Rahmen unseres langen Verbesserungsideen-Threads) vorgetragen wurden und werden, sind oftmals ohne jeglichen Forschungsaufwand und rein in Software realisierbar. Produkte werden gekauft, wenn die Funktionen überzeugen und die Möglichkeiten interessierter Fotografen erweitern. Tun sie das nicht, bleiben sie (zu einem gewissen Anteil) im Regal liegen oder werden zumindest nicht "geliebt". Eine jahrzehntelange Verbindung mit einem bestimmten Werkzeug wie in meinem Fall z.B. mit der 9000 AF (bei anderen ist es eine XD oder LX oder F3 oder F4) ist ja kein Zufall, sondern beruht darauf, daß diese Kamera mich bei solchen fotografischen Experimenten immer unterstützt hat, statt mich zu behindern. Ohne daß ich die Entwickler der Kamera jemals kennengelernt habe, kann ich ihren "Geist" durch ihr Werk spüren, welche Gedanken sie bei der Entwicklung der Kamera hatten und weiß, daß es kein Zufall ist, wie sich die Kamera jeweils verhält, sondern daß diese Anwendungsfälle eben alle durchdacht und bei der Konstruktion berücksichtigt wurden. Genau das, was man meiner Ansicht nach auch von einer Profikamera erwarten darf und muß!
Ich kann verstehen, daß Sony ein bestimmtes Anwenderprofil im Visier hat, zu dem ich (und viele andere ambitionierte Amateure) vielleicht nicht gehören und daß sie insofern keine Dinge entwickeln, die nicht für die breite Masse interessant sind. Aber Funktionen aktiv zu streichen, die keinen Entwicklungsaufwand erfordern, also "nebenbei" mitgenommen werden könnten? Die Reduktion auf Mainstream-Features und 80%-Lösungen mag für Einsteiger- bis "Mittelklasse"-Gehäuse funktionieren, aber ein Flaggschiffmodell hat Signalwirkung und fungiert als Aushängeschild für das ganze System, wird auch über die Systemgrenzen hinaus als "Botschaft" des Herstellers wahrgenommen. Da sind auch die Details wichtig, wenn man ernstgenommen werden will. Die Message, die dabei hängenbleibt, muß sein: "Sony-Kameras erschließen Dir neue Horizonte!" - nicht, daß die neuen Gehäuse weniger können als bereits existierende Gehäuse. Eine Spiegelreflexkamera, die in Arbeitsblendenmessung keine Zeitautomatik hinbekommt, ist in meinen Augen mehr Spielzeug als Werkzeug...
Viele Grüße,
Matthias