Im orangenen Forum gibt es einen Thread, der meine auf Versuche mit der Minolta 9000 AF und Mattscheibe "PM" gestützte Behauptung, daß es - entgegen vieler Theorien im Netz - technisch durchaus möglich wäre, das STF auch über Phasendetektions-AF zu fokussieren, zu bestätigen scheint.
"heldgop" und "Shooty" haben dazu ein STF über einen Zwischenring mit präpariertem Schärfebestätigungs-ROM-Chip und einen 2x Telekonverter, der ein AF-Objektiv vorgaukelt, an eine DSLR-A550 montiert und per MF Check Liveview überprüft, ob die Schärfebestätigung der Kamera funktioniert. Ergebnis: Ja, das tut sie.
http://www.sonyuserforum.de/forum/showpost...mp;postcount=49
http://www.sonyuserforum.de/forum/showpost...mp;postcount=55
http://www.sonyuserforum.de/galerie/detail?image_id=96250
Nun, jetzt wissen wir, daß AF grundsätzlich auch mit diesem Objektiv möglich wäre, wenn Minolta/Sony dem STF ein Stangen-AF-Getriebe oder einen SSM-Motor verpaßt hätte.
Das Problem dabei: Das war überhaupt nicht die Frage, denn es war unabhängig von der Diskussion sowieso schon immer klar, daß es so möglich wäre, das STF per Autofokus zu fokussieren. Mit Kontrast-AF (wie von Liveview verwendet) funktioniert das völlig unabhängig von der Optikrechnung des Objektivs immer, solange auch nur irgendein Mindestkontrast im Bild ist. Solange man nicht die sprichwörtlichen weißen Wände oder im Kohlenkeller fotografiert, ist diese Voraussetzung immer erfüllt. (Dafür hat Kontrast-AF eine ganze Menge andere Nachteile, was hier aber nicht das Thema ist.)
Bei der Streitfrage drehte es sich darum, ob das STF auch per Phasendetektions-AF scharfzustellen wäre (ein AF-Getriebe vorausgesetzt) oder ob dabei wenigstens die Schärfebestätigung im Sucher funktionieren könnte.
Das kann man natürlich nicht im Liveview-Modus überprüfen, sondern nur im normalen AF-SLR-Betrieb. Und natürlich auch nicht mit einem zwischengeschalteten 2x Telekonverter bei einem Objektiv, das auf Blende T6.7 abgeblendet ist. Wozu der Telekonverter im Versuchsaufbau zwischengeschaltet wurde, erschließt sich mir sowieso nicht.
Der Phasendetektions-AF, wie er in unseren Gehäusen implementiert ist, arbeitet bis einschließlich Blende 6,7 (d.h. größer 7,1), an alten Gehäusen bis 5,6 (geometrisch). Gerade beim STF unterscheidet sich die Transmissionsblende bekanntlich deutlich von der geometrischen Blende; bei einer geometrischen Blende von etwa 2,8 besitzt das Objektiv eine Transmissionsblende 4,5, bei einer geometrischen Blende von etwa 4 gilt T6,7. Würde man also das STF auf T6,7 einstellen (wie im beschriebenen Versuch geschehen), so verhindert ein 2x Telekonverter zuverlässig, daß Phasendetektions-AF und eine darauf basierende Schärfebestätigung im Sucher funktionieren kann, selbst dann, wenn Phasendetektions-AF grundsätzlich, d.h. bei vernünftigen geometrischen Blendeneinstellungen, sehr wohl arbeiten könnte. ;-)
Insofern geht der dokumentierte Versuchsaufbau im Nachbarforum leider komplett an der eigentlichen Fragestellung vorbei. Aussagekräftig wäre ein (möglichst dünner) Zwischenring (ohne Optik!, der ein AF-Objektiv mit einer (geometrischen) Offenblende von z.B. 3,5 oder 4 vorgaukelt, idealerweise mit einer Brennweite 100 - 150mm. Zusätzlich interessant wäre sicherlich auch ein Versuch mit einem ROM-Chip, der ein AF-Objektiv mit einer (geometrischen) Offenblende von 2,8 vorgibt. Dieses Setup sollte dann an einer Kamera getestet werden, die über einen zentralen 2,8-AF-Sensor verfügt, so daß man das Verhalten der Kamera mit und ohne 2,8er-Sensor testen kann. In jedem Fall darf bei diesem Versuch kein Liveview verwendet werden, wenn man irgendetwas von den Ergebnissen ableiten möchte.
Will man den ROM-Chip aus dem Versuchsaufbau verwenden (das eine Offenblende 2,8 vorgaukelt), so darf man das STF nur mit T4,5 betreiben. Mit kleineren Werten kann es prinzipiell nicht funktionieren, da der 2,8er-AF-Sensor aufgrund seiner großen Meßbasis "abgeschattet" wird, wenn die geometrische Lichtstärke unter 2,8 sinkt. Wieviel "Luft" da drin ist (und ob überhaupt), weiß ich nicht, vor allem deshalb nicht, da auch die Blendenangaben auf dem STF nur Ungefährwerte sind, wie ich hier schon mal herausgestrichen habe:
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=230829
Von daher sollte der Test auch besser zunächst mal mit einem ROM erfolgen, der als Offenblende nur 3,5 oder 4 (nicht 2,8 oder besser und auch nicht 5,6 oder schlechter) ausgibt, so daß sicher verhindert wird, daß der 2,8er-Sensor verwendet wird, aber trotzdem gesichert ist, daß der Arbeitsbereich des Phasendetektions-AF getroffen wird. Muß unbedingt der vorhandene ROM verwendet werden, dann am besten zunächst mal an einer Kamera, die überhaupt keinen 2,8er-AF-Sensor besitzt. Ansonsten bekommt man zusätzliche Variablen in den Aufbau, die mögliche Schlußfolgerungen verbieten.
Viele Grüße,
Matthias
PS. Was die andere im dortigen Thread aufgeworfene Frage angeht: Natürlich ist die feststehende Spindelaufnahme bei MF-Objektiven genau dafür da, daß die AF-Spindel der Kamera dort einrastet. Das ist beim STF (das bekanntlich keine Schärfebestätigung bietet, aber auch eine Offenblende 4,5 meldet) genauso wie beim Voigtländer Macro Apo-Lanthar (das eine Schärfebestätigung bietet, aber auch Offenblende 2,5 meldet).