QUOTE (tatatu @ 2008-06-20, 19:18) QUOTE hier zeigt sich, dass die EOS 5D trotz ihres Alters der neuen Nikon D3 sogar überlegen ist, wo es für die meisten Fotografen darauf ankommt: Bei der Bildqualität im unteren ISO-Bereich.[/quote] Erklär mir kurz, wo Du das siehst? In der Baileys-Flasche??
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Hallo Tatatu (wie heißt du eigentlich?),
nun mische ich mich doch nochmal ein, indem ich auf deine Rückfrage antworte.
Also - ausgegangen waren wir von meiner Aussage, die Bildqualität der EOS 5D sei derjenigen der neuen Nikon D3 bei normalen - d.h. niedrigen - ISO-Werten "ebenbürtig". Meine Meinung war anfangs nicht, dass sie besser sei, sondern dass sie ebenbürtig ist. Daran hat sich nichts geändert.
Nun zu den Details:
In diesem Vergleich bei dpreview.com, wo mit ACR konvertierte Ergebnisse aus RAW-Dateien verglichen werden, kommt der Tester zum Schluss, dass die Detailzeichnung bei der 5D geringfügig besser sei, weil sie - so vermutet er - ein dünneres AA-Filter benutze.
Mein persönlicher Eindruck ist einerseits, dass das stimmt. Bei der von dir angesprochenen Baileys-Flasche sieht man das nur geringfügig am untersten Schriftzug. Sonst hat diese nur wenige Strukturen, die hierfür in Frage kommen. Es tritt vor allem bei kontrastarken, kleinen Strukturen zum Vorschein. Beim Roboter und bei der kleingedruckten hochgestellten Beschriftung der mittleren Flasche ist es zweifelsfrei erkennbar. Auch das Uhrzifferblatt und kleine Beschriftungen auf dem Globus sind beim Bild aus der 5D detaillierter, wobei diese Objekte eher im Randbereich liegen, so dass hier auch das Objektiv einen Einfluss haben kann. Es ist aber zweifelsfrei erkennbar, dass die EOS 5D insgesamt eine bessere Detailzeichnung hat. Der Unterschied ist jedoch nicht weltbewegend. Beide Kameras haben schließlich 12+ MP Vollformat-Sensoren, und Nikon hat auch nicht gerade einen Weichzeichner als AA-Filter eingesetzt.
Andererseits habe ich den Eindruck gewonnen, dass an einer anderen Stelle deutlich wird, dass der Sensor und die Elektronik der D3 eine drei Jahre jüngere Entwicklung sind: Selbst bei diesen Aufnahmen im "nativen" ISO-Bereich zeigt die D3 eine schönere Tiefenzeichnung. Die Tonwertübergänge bei den dunklen Werten sind bei der 5D in dieser Beispielaufnahme nicht so sauber, und auch die Homogenität von gleichmäßigen dunklen Flächen ist bei der D3 erkennbar besser. Hier kommt in diesem Beispiel natürlich "deine" Baileys-Flasche ins Spiel, auf die du sicher deshalb hingewiesen hast.
Es kommt nun darauf an, worauf man Wert legt. Bei der Detailzeichnung hat die EOS 5D die Nase ein wenig weiter vorn, bei der Tonwertwiedergabe in den Tiefen ist die D3 merklich im Vorteil. Für Landschaftsfotografen dürfte Ersteres den Ausschlag geben, für Hochzeitsfotografen und viele Produktaufnahmen im Studio Letzteres.
Insgesamt bleibt es dabei: Die Bildqualität der beiden Kameras im normalen ISO-Bereich ist insgesamt ebenbürtig. Nicht gleich, aber ebenbürtig. Für eine 3 Jahre alte Konstruktion gegenüber einer ganz neu auf den Markt gekommenen, wesentlich teureren Kamera ein respektables Ergebnis.
Natürlich lässt dieser Vergleich alle anderen Vor- und Nachteile der D3 und der EOS 5D unberücksichtigt und sagt daher nichts darüber aus, inwiefern die D3 ihren Preis wert ist. Ich bin der Meinung, dass sie für die Anwendungen, für die sie gebaut ist, ein nahezu perfektes Gerät darstellt. Aber eben nicht für alle Anwendungen. Ich würde sie nicht wollen, u.a. weil sie mir schlicht zu groß und schwer wäre. Wenn ich einen Griff haben möchte, will ich diesen abnehmen können. Andere Anwender bevorzugen sowieso immer so ein großes Gehäuse bzw. einen Griff, so dass dieses Argument für sie nicht zählt - dafür brauchen sie vielleicht geringes Rauschen auch bei sehr hohen ISO-Werten, den Wetterschutz und die hohe Framerate, und sind dafür auch bereit, deutlich mehr auszugeben. Es lebe die Vielfalt.
Übrigens eine interessante Diskussion hier über 12-bit vs. 14-bit. Mittlerweile habe ich eine Site gefunden, wo jemand die Schatten in RAW-Dateien aus der EOS 5D und aus der D3 in Photoshop stark aufgehellt hat. Bei der EOS 5D kam es dabei zu einer dramatischen Stufenbildung (Posterization), bei der D3 kaum. Ob das aber mit der 12- bzw. 14-bit-Wandlung an sich zusammenhängt, oder mit dem RAW-Konverter, oder ob es am Sensor liegt, ist hieraus nicht nachvollziehbar.
Ich spiele in den nächsten Tagen mal selbst ein bisschen mit diversen RAW-Dateien, und plane ggf. sogar Vergleichsaufnahmen zwischen einer D3 und der 5D zu machen, um selbst an vergleichbare RAW-Files heranzukommen. Diese Geschichte hat mich neugierig gemacht.
Schöne Grüße und einen schönen Sonntag
Johannes