RE: S/W entwickeln

#1 von japro , 24.01.2007 23:00

So, da ich jetzt schon den ein oder anderen Film entwickelt habe wird es Zeit für eine zweite Fragerunde:

1. Was hat das mit dieser "echten Empfindlichkeit" aufsich von der man andauernd liest. Ich stosse andauernd auf Aussagen wie "Film X hat in Entwickler Y eine (echte) Empfindlichkeit von 80 anstatt 100 ASA." . Jetzt kann ich zwar in der Wikipedia nachgucken und bekomme dann eine sehr technische Definition, welche mir aber nicht wirklich verrät wie ich beim blossen betrachten des Filmes nun sehe, ob er in meiner Verarbeitung eher schneller oder langsamer wäre. So wie ich das verstanden habe, bin ich dann bei der "echten Empfindlichkeit" angelangt, wenn die Gradation (dichte/log (helligkeit) oder so) ein gewisse Steilheit hat. Stimmt das so in etwa? Inwiefern ist diese "echte Empfindlichkeit" überhaupt relevant (aussser als Anhaltspunkt)?

2. Was genau hat es mit diesem Pyro aufsich? Egentlich habe ich ja noch nicht vor mich da in naher Zukunft ranzuwagen, aber man liest halt andauernd davon. Man kennt das ja, irgendwo stellt einer die Frage welcher Entwickler zu Film XYZ passt und dann gibts eine ganze Schar wirrer Antworten (Irgendeiner empfiehlt immer Rodinal, ein Anderer ganz sicher XTOL, einer erwähnt, dass D-76 eigentlich immer passt und es kommt auch garantiert einer mit irgendeinem ABC-, 510- oder sonstwas-Pyro). Man liest immer man bekomme da so einen tollen "Stain" /blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" />, aber nirgendwo wird erklärt was das sein soll. Mein Wörterbuch sagt mir das sei ein Fleck, nur das kommt mir sehr brezelhaft vor, dass jemand Flecken in sein Negativ entwickeln will /mellow.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="mellow.gif" /> . Zumal "Stain" immer nur als englisches Wort vorkommt und sich scheinbar nie jemand über die "tollen Flecken, die das Pyro macht" freut.

3. Wir haben hier sehr hartes Leitungswasser. Hat mich das ausser beim Filme trocknen zu interessieren?

4. Der Delta 3200... Ich entwickle den wie alle Deltas in DD-X bei 24°C und bekomme mit dem 100er und 400er konsistente und zufriedenstellende Resultate (sofern ich das beurteilen kann jedenfalls) mit den Zeiten aus den Datenblättern von Ilford. Beim 3200er nicht. Der sieht immer unterentwickelt aus. Zuerst dachte ich, dass liegt an meiner Unerfahrenheit und Arbeitsweise, also habe ich nach etwas üben (eben 100er und 400er) nochmal ein par 3200er probiert, mit gleichem Resultat. Dann dachte ich mir dass mein Thermometer nicht genau genug ist, also beim Conrad ein teures präzision Digitalthermometer geholt und weiter geübt die Temperatur in den Griff zu bekommen. Jetzt bin ich da angelangt, dass ich üblicherweise knapp nach dem Einfüllen des Entwicklers in die Dose 24.1-24.2°C habe, kurz vor dem Ausschütten 23.8-23.9 ... Daran kanns irgendwie nimmer liegen, oder? Anstatt der 7min aus dem Datenblatt habe ich das letzte mal einfach 8min entwickelt und es sah besser aus. Hat jemand wirklich "korrekte" Zeiten? Kann das eventuell etwas mit Frage 3 zu tun haben?

Gruss
Jakob



 
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RE: S/W entwickeln

#2 von Mark , 25.01.2007 08:08

ZITAt (japro @ 2007-01-24, 23:00) So, da ich jetzt schon den ein oder anderen Film entwickelt habe wird es Zeit für eine zweite Fragerunde:

1. Was hat das mit dieser "echten Empfindlichkeit" aufsich von der man andauernd liest. Ich stosse andauernd auf Aussagen wie "Film X hat in Entwickler Y eine (echte) Empfindlichkeit von 80 anstatt 100 ASA." . Jetzt kann ich zwar in der Wikipedia nachgucken und bekomme dann eine sehr technische Definition, welche mir aber nicht wirklich verrät wie ich beim blossen betrachten des Filmes nun sehe, ob er in meiner Verarbeitung eher schneller oder langsamer wäre. So wie ich das verstanden habe, bin ich dann bei der "echten Empfindlichkeit" angelangt, wenn die Gradation (dichte/log (helligkeit) oder so) ein gewisse Steilheit hat. Stimmt das so in etwa? Inwiefern ist diese "echte Empfindlichkeit" überhaupt relevant (aussser als Anhaltspunkt)?[/quote]

Das ist grundsätzlich ganz einfach zu erklären. Ein Negativ ist optimal wenn du das optimale Verhältnis aus Schärfe, Details und Korn erzielt hast. Dafür gibt es natürlich ein paar Faktoren die das beeinflussen. Der Film und dessen Belichtung spielt da natürlich eine Rolle, aber auch die Wahl des Entwicklers und wie er mit dem Film harmoniert.
Am abstrakten Beispiel erklärt, benötigt der Entwickler X für das optimale Entwicklungsergebnis mit dem Film Y eine Belichtung desselben mit Lichtmenge Z. Diese Lichtmenge Z ist ja das wonach du gefragt hast.
Diese Lichtmenge ist leider nicht fix, so wie bei C41 Filmen, da der Entwicklungsprozess s/w nicht in der Form standardisiert ist.

Las zweiter Punkt kommt noch hinzu, das einige Hersteller "mogeln". Nicht ist die Emofindlichkeit die auf der Schachtel steht auch die, die der Film auch wirklich hat. Der Delta 3200 ist so ein Beispiel. Der hat max die Hälfte, genau wie der 3200P von Kodak. Du bekommst die Filme zwar gepusht, aber nur mit Verlusten in der Abbildungsleistung.

Aber hier mal ein praktisches Beispiel, dass diese Problematik vielleicht etwas veranschaulicht:

Der APX100 von Agfa ist wohl einer der bekanntesten Filme, bei dem die angegebene Empfindlichkeit auch der waren sehr nahe kommt. Die meisten Standardentwickler erzielen ihr optimales Ergebnis bei ungefähr dieser Empfindlichkeit. Jetzt kommt es darauf an was du möchtest, in Rodianl wird der Film so gut wie immer gut, die Kombination ist für einander entwickelt worden. Es ist da schon schwer in der Kombination etwas zu erzielen was man nicht wenigstens printen kann.
Nun gibt es aber nicht nur Rodinal, sondern auch andere Entwickler. Mit dem erwähnten Pyro oder Tanol benötigt der Film mehr Licht um ein optimales Ergebnis zu erzielen, deine Empfindlichkeit sinkt (vermeindlich) auf 80ASA, andere Entwickler brauchen für ihr Optimum mit dem Film weniger Licht, wie zum Beispiel Microphen, deine Empfindlichkeit steigt (vermeindlich). Im Endeffekt hängt das also ganz speziell von deinem Entwickler und deinen Anforderungen ab.

Messen kann man das übrigens nur mit einem Densitometer, ein Auge taugt da zur Beurteilung wirklich nur bedingt.

ZITAT2. Was genau hat es mit diesem Pyro aufsich? Egentlich habe ich ja noch nicht vor mich da in naher Zukunft ranzuwagen, aber man liest halt andauernd davon. Man kennt das ja, irgendwo stellt einer die Frage welcher Entwickler zu Film XYZ passt und dann gibts eine ganze Schar wirrer Antworten (Irgendeiner empfiehlt immer Rodinal, ein Anderer ganz sicher XTOL, einer erwähnt, dass D-76 eigentlich immer passt und es kommt auch garantiert einer mit irgendeinem ABC-, 510- oder sonstwas-Pyro). Man liest immer man bekomme da so einen tollen "Stain" /blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" />, aber nirgendwo wird erklärt was das sein soll. Mein Wörterbuch sagt mir das sei ein Fleck, nur das kommt mir sehr brezelhaft vor, dass jemand Flecken in sein Negativ entwickeln will /mellow.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="mellow.gif" /> . Zumal "Stain" immer nur als englisches Wort vorkommt und sich scheinbar nie jemand über die "tollen Flecken, die das Pyro macht" freut.[/quote]Es handelt sich dabei einfach um einen etwas spezielleren Entwickler, der besonders den Effekt des "Stain" nutzt. Die Übersetzung in Flecken ist auch gar nicht mal so schlecht. Ganz simpel formuliert wird durch diesen Effekt das optimale Verhältnis Schärfe/Korn ein gutes Stück weit in Richtung Schärfe verschoben. Der "stainende Effekt" bedeutet das so genannte Nebendichten erzeugt werden. Was im Ergebnis bedeutet das du bei gleicher Schärfe eine homogenere Oberfläche hast, weniger Korn. Das funktioniert von Film zu Film unterschiedlich gut, aber bei einigen Filmen schafft der Effekt dramatische Verbesserungen. Als Beispiel bade ich den PX125 nur noch in Tanol (auch ein Entwickler der diesen Effekt benutzt).

Falls es dann doch ein wenig "technisch" sein darf, hier (pdf) hat Hr. Moersch das eine oder andere zu dem Thema verfasst und ich finde das es recht verständlich ist /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />.
ZITAT3. Wir haben hier sehr hartes Leitungswasser. Hat mich das ausser beim Filme trocknen zu interessieren?[/quote]
Es wird bedeuten das du jedwede "Standardzeit" wirst einmessen müssen, da die auf normale Wasserhärte bezogen sind.
ZITAT4. Der Delta 3200... Ich entwickle den wie alle Deltas in DD-X bei 24°C und bekomme mit dem 100er und 400er konsistente und zufriedenstellende Resultate (sofern ich das beurteilen kann jedenfalls) mit den Zeiten aus den Datenblättern von Ilford. Beim 3200er nicht. Der sieht immer unterentwickelt aus. Zuerst dachte ich, dass liegt an meiner Unerfahrenheit und Arbeitsweise, also habe ich nach etwas üben (eben 100er und 400er) nochmal ein par 3200er probiert, mit gleichem Resultat. Dann dachte ich mir dass mein Thermometer nicht genau genug ist, also beim Conrad ein teures präzision Digitalthermometer geholt und weiter geübt die Temperatur in den Griff zu bekommen. Jetzt bin ich da angelangt, dass ich üblicherweise knapp nach dem Einfüllen des Entwicklers in die Dose 24.1-24.2°C habe, kurz vor dem Ausschütten 23.8-23.9 ... Daran kanns irgendwie nimmer liegen, oder? Anstatt der 7min aus dem Datenblatt habe ich das letzte mal einfach 8min entwickelt und es sah besser aus. Hat jemand wirklich "korrekte" Zeiten? Kann das eventuell etwas mit Frage 3 zu tun haben?[/quote]
Ja und nein, es wird etwas mit dem Wasser zu tun haben, aber der überwiegende Teil ist wohl eher dem Fakt zu zuschreiben das die 3200ASA sehr optimistisch angesetzt sind. Man bekommt die Empfindlichkeit nur unter sehr günstigen Umständen und wenn man selbst "nachhilft". In die Lichter messen ist da immer so ein Punkt. Gehe mal realistischer von 1600ASA aus, bei gleichen Zeiten.
3200ASA bedeuten auf jeden Fall einiges an Tests und Einmessungen, ich hatte den Bogen mit dem Delta schon mal ziemlich gut raus, hab es dann langfristig aber doch sein lassen. Ich bin mit einem lichtstärkeren Objektiv und dem Neopan1600 besser bedient.

Mark



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RE: S/W entwickeln

#3 von bianchifan ( gelöscht ) , 25.01.2007 10:24

Ich kann leider nur noch mit dem Rest meiner verstaubten Kenntnisse dienen, da ich vor über 20 Jahren mein Labor und die enrsthafte Fotografiererei aufgegeben habe.
zu 1. Als Nennempfindlichkeit galt damals die Empfindlichkeit, um ein ausgewogenes Ergebnis mit Rodinal zu erhalten. Rodinal war selbstverständlich der erste Entwickler, mit dem ich in der Schule in Berührung gekommen bin.
zu 2. k.A. dieser Begriff ist mir nicht geläufig, ich kenne nur Fein- und Feinstkornentwickler, experimentiert habe ich mit Perceptol, dort musste man eine Empfindlichkeitseinbuße in Kauf nehmen. Standardentwickler, wenn mir nichts bessereres einfiel, war Ultrafin liquid (einfachste Handhabung).
3. Ja, unbedingt. Natürlich haben wir in der penn Entwickler sleber angemischt, (hmm, heutzutage käme man nicht mehr so einfach an die notwendigen Chemikalien), die Wasserhärte bestimmte den Calgon-Gehalt. Die Pauker benutzten grundsätzlich Aqua destillata...
Gegen Trockflecken hilf Netzmittel, das kann ein Tropfen! Spüli sein.
4.T-max u.ä. Geschichten wurden am Ende meiner aktiven Zeit eingeführt, da kann ich mich nicht mehr so genau dran erinnern. Filme jenseits der 27° DIN waren sehhr selten und letztendlich waren sie nur auf gepushte Entwicklung hin optimiert. Wie schon oben ausgeführt, da wurde bei der Nennempfindlichkeit "gemogelt". Wenn sich bei einer empfehlungsgemäßen Entwicklung ein Negativ mit geringerer Dichte als üblich einstellt, muss das aber kein Nachteil sein. Es mag sein, dass das Gesamtergebnis bei solch knapper Entwicklung ausgewogener erscheint als bei höherer Dichte. Vielleicht neigen die Kristalle bei der Entwicklung ja zu Verballuzngen.
Ich denke, in dem Grenzbereich der Hochempfindlickeitsentwicklung ist die Sammlung eigener Erfahrung unablässig.
0,5° C Temperatur sind im S/W-Bereich kein Beinbruch.



bianchifan

   

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Es gibt wieder Rodinal...

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