Der heutige zwölftletzte Tag einer großartigen Epoche der Photographie-Geschichte geht natürlich nicht zu Ende, ohne dass Minolta Schlagzeilen macht ( zumindest prominent im Text erwähnt wird /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> ) :
"AMERIKA SUCHT DEN CANON-MAN
DALLAS, 20. März 2006 (Dallas Observer) Als heute morgen die Frühlingssonne Herbert John Gramnitz und seine 40 Jahre treue Ehefrau Maritha Edith Gramnitz-Pulitzer aus ihrem Schlaf weckte, dachte Mr. Gramnitz sofort an die alte Remise, die er schon seit Jahren auf dort noch verborgene Schätze seines Vaters untersuchen wollte. Nach dem Frühstück machte er sich denn auch prompt, noch im Morgenmantel, mit Staubtuch gewappnet an die Arbeit, und was er da fand, ist mit Sicherheit die größte Sensation seit der Mondlandung: In einer alten Kommode, deren Spinnwebenüberzug er mit einer Machete entfernte, entdeckte er nicht nur die üblichen Colts, Sporen, Stinkstiefel, Carter-Family-Schellackplatten, Amexco-Schecks, und abgerissene Disneyland-Eintrittskarten, sondern auch eine Fotokamera. 46 Jahre alt, ein großes M ziert das metallisch glänzende Oberteil, eine Sucherkamera ohne Elektronik, aber mit allen Einstellmöglichkeiten, was den jüngst zum Fotohobbiisten gewordenen Frühpensionär Gramnitz natürlich begeisterte. Und seiner Besonnenheitheit ist es zu verdanken, daß wir heute der Wahrheit in einer die Nation seit über 42 Jahren bewegenden Frage so nahe sind wie noch nie zuvor. Gramnitz nahm nämlich die Kamera so wie jede Kamera, die er nach einiger Zeit irgendwo findet, erst einmal mit in seine Dunkelkammer - er sei ja vergesslich, meint er, er müsse immer schauen, ob ein Film drin ist, wenn er nicht mehr genau weiss, wann er eine Kamera zuletzt benutzt hat. So wurde denn auch der Remisenfund sogleich dort geöffnet, und, oha, ein Film war drin. Gramnitz hatte die Tage zufällig gerade ein Entwicklerbad angerührt, das auch für so einen alten Schwarzweissfilm geeignet schien, und auch das zuhandene Fixierbad passte.
Nach dem Mittagessen holte er die entwickelten und getrockneten Negative aus der Dunkelkammer, eine Tasse Kaffee aus der Küche, und setzte sich an den Computer. Mit einem Filmschneider schnitt er Filmabschnitte aus, die er in seinen Minolta-Scanner füttern konnte. Nach dem Einspielen konnte er seinen Augen nicht trauen: Nicht nur, daß sein Vater offenbar ein ausgezeichnetes Fotografentalent hatte, und das Maximum an Schärfe mit der seinerzeit sicher modernen Kamera mit dem M herauszuholen wusste, auch die Motive waren umwerfend. Ein Portrait von Mutter Miriam Gramnitz im Pelzmantel vor dem Schaufenster des Neiman Marcus etwa, und, einige Bilder von einer Menschenmenge in den Straßen von Dallas, einen Autokonvoi umjubelnd, Portraits von wahrhaft begeisterten Bürgern dieser Stadt. Ja, war das nicht die Straßenecke, wo das Attentat passierte, an der Dealey Plaza? Kein Zweifel, auch die Straßenschilder waren messerscharf abgelichtet. Offenbar hatten Vater Herbert Gramnitz sen. die Menschen um ihn herum mehr interessiert als das historische Geschehen. Da war auf einem Bild auch ein Herr im hellen Sakko, Sonnenbrille und Panamahut. Das linke Auge ist durch die getönten Brillengläser sogar deutlich zu erkennen, das rechte hingegen ist verdeckt von der Filmkamera. Und diese Filmkamera hält er gerichtet in die Richtung, wo damals genau in dem Moment der amerikanische Präsident vorbeigefahren kam.
Das Bild zeigt Details, die nach unseren Nachfragen selbst Vertreter des Herstellers der Fotokamera, Minolta, verblüffen: Das Bild zeigt drei Viertel des Gesichtes des Mannes mit der Filmkamera, als Portrait feinster Güte. Auch die Filmkamera in seinen Händen ist in vielen Details genau zu erkennen, selbst der damals noch nicht so plakative Schriftzug des Herstellers "Canon". Eine Canon Reflex-Zoom von 1954, ein Klassiker, damit hat der Mann bestimmt beste Zeugenbilder von dem Attentat gemacht, dachte sich Gramnitz. Und da er wusste, dass in dem Mordfall ja so viele Fragen unbefriedigend beantwortet geblieben sind, sandte er kurzerhand das eingescannte Bild per e-mail im RAW-Format an Inspector Jeremy K. O'Cockney vom Kommissariat für Kapitalverbrechen von Dallas City. O'Cockney las eh gerade e-mails, an einer Tasse Nescafé schlürfend, und die Aufforderung von Gramnitz, doch nach dem Mann mit der Filmkamera suchen zu lassen, da der doch vielleicht noch unbekanntes Beweismaterial liefern könnte, war für ihn interessant. Vor allem, weil ihn das Kommisariat gerade mit einem hochauflösenden 23"-Monitor für seinen Arbeitsplatz ausgerüstet hatte. Ein solch detailliertes Foto überstieg aber fast die Fähigkeiten dieses Bildflächenmonsters. Er rief seine Kollegen zusammen, und alle staunten über diese ausgezeichnete Fotoqualität. Und dann kam die Sprache auf den eigentlichen Zweck der Betrachtung: "Der Canon-Man", wie Seargeantin Sarah Thornfield ihn nannte, wäre er heute noch zu finden? Karl O. Hymers, der Mann vom kriminaltechnischen Labor holte sogeich die Installationsdisketten seiner Bildbearbeitungssoftware. Er schickte die Kollegen weg, um sich in einer halben Stunde wieder dort an O'Cockney's Arbeitsplatz zu treffen. Nach einer Viertelstunde kamen aber schon nach und nach die neugierigen Kollegen wieder, und staunten nicht schlecht: durch Variieren des Kontrastes konnte Hymers Dinge sichtbar machen, die bei all den detailreich abgebildeten Menschen kaum aufgefallen wären. "Da war doch schon gleich so etwas wie eine Zigarettenrauchschwade vor dem Objektiv der Filmkamera zu erkennen" meinte die Seargeantin. Und O'Cockney meinte "Ja, aber keiner raucht auf dem Bild?". Hymers' Assistentin Clare Shooster erkannte darauf hin als erste: "Das ist doch kein Zigarettenrauch, das ist eine Schmauchschwade nach einem abgegebenen Schuss". Nach einem Moment ungläubigen Starrens auf den Bildschirm, wo Hymers weiter Kontrastvarianten des Bildes anbot, beglückwünschte O'Cockney seine Kollegin: "Ich glaube, Sie haben soeben den größten Krimnalfall des 20. Jahrhunderts gelöst" "Fast," meinte Thornfield, "fast gelöst, noch wissen wir nicht, wer der Mann mit der Kamera gewesen ist." "Kamera ist gut, eine als Filmkamera perfekt getarnte Schalldämpferpistole. Da kam also das Projektil her, das nicht unbedingt aus der Richtung von Oswald's Versteck gekommen sein konnte" ergänzte O'Cockney.
So trug es sich zu, heute hier in Dallas, die Nation steht kurz vor der endgültigen Aufklärung des Falles. Das Bild, das Herbert Gramnitz sen. machte beim bisher einzigen Mord an einem Regierungschef einer Supermacht, das Foto, das Herbert John Gramnitz nun nach Jahrzehnten aus seinem unentwickelten Dornröschenschlummer in eines der besten je mit einer Sucherkamera gemachten historischen Bilder verwandelt hat, das Bild, das auf dem Bildschirm von Inspector O'Cockney durch Kontrastvariation den zweiten Täter entlarvte, das ist Fotografiegeschichte live, die wir hier in Dallas heute miterleben dürfen. Beachten sie bitte den großformatigen Abdruck des Bildes auf der Doppelseite im inneren unserer heutigen Ausgabe. Lesen Sie die Fragen der Kriminalpolizei auf Seite5 zu diesem Bild. Helfen Sie mit, vor allem die ältere Generation, erinnern Sie sich bitte: Wer war der Mann mit der Filmkamera, wer ist der Canon-Man? Zur Aufkärung des Falles hat der Gouverneur des Staates Texas ein Belohnung von 50000 US$ ausgelobt.
Ironie der Geschichte: Minolta, der Hersteller der Fotokamera, mit der das historische Foto geschossen wurde, Minolta gibt gerade in diesen Tagen seinen Fotozweig auf. Nicht nur, dass es in unserer Wirtschaft etwas völlig Verrücktes ist, sein Kerngeschäft aufzugeben, wie Minolta es tut, nein, eine Werbung wie durch dieses Foto wird kaum ein Kamerahersteller jemals wieder bekommen."
Und nun die Rätselfrage an die Forum-Leser: Welche Minolta-Kamera hat hier eine Rolle gespielt?