Ich auch: :-)
Mein letztes Erlebnis dieser Art ereignete sich letzten Herbst während eines
dreitägigen Segeltörns auf einem Dreimaster im Ijsselmeer.
Unter anderem wollte ich die nicht gerade alltägliche Gelegenheit nutzen,
um mal wieder mit meinem Birdeye-Objektiv zu experimentieren und ein
paar ungewöhnliche Perspektiven auszuprobieren.
Das Teil erzeugt ja ein kreisrundes Bild ähnlich dem eines Fisheyes (bei
anderer Abbildungsfunktion) und mit einem Öffnungswinkel von 210°.
Durch die Spiegelkonstruktion blickt man prinzipiell immer nach hinten,
die Kamera ist also grundsätzlich mit im Bild (in der Mitte). Freihändige
Fotos sind kaum machbar, da man das Teil sehr stark abblenden muß,
um eine genügend große Tiefenschärfe zu erzielen. Insofern arbeitet
man eigentlich immer mit Stativ.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder man benutzt das Stativgewinde der Kamera und das Stativ
geht in axialer Richtung nach "hinten" weg. Alles, was im Bereich des
aufgespannten Kegels liegt, der durch die Kamerasilhouette in der Mitte
des Bildes maskiert wird, ist logischerweise nicht sichtbar, da durch die
Kamera verdeckt. Richtet man das Birdeye also nach oben, so ist das
Stativ in der Regel nicht mehr sichtbar. Sogar der Fotograf kann sich
dadurch "unsichtbar" machen, daß er sich unter das Stativ hockt.
Ja, manchmal muß man leiden... ;-)
Die andere Möglichkeit besteht darin, das Birdeye frontseitig am Stativ
zu befestigen. Damit verschwinden Stativ und Fotograf in dem großen
"toten" Bereich hinter dem Spiegel, der durch den Kegel mit einem
Raumwinkel von 150° aufgespannt wird. Diese Methode erlaubt es,
Aufnahmen zu machen, die auf den ersten Blick so aussehen, als hätte
man sie freifliegend geschossen, denn nirgendwo gibt es eine sichtbare
Verbindung zum Boden - die Kamera scheint einem Vogel gleich in
der Luft zu schweben, was sie ja faktisch auch tut, denn sie ist
lediglich über den durchsichtigen Glaszylinder des Birdeyes mit
dem Stativ verbunden.
In jedem Fall bedeuten Aufnahmen mit diesem Teil immer ziemlich viel
Hantier, und manchmal hält man die Konstruktion am ausgefahrenen
Stativbein halt auch weit in die Luft. Oder wie in diesem Fall: Über die Reling.
Ihr ahnt, was jetzt kommt... ;-)
-/-
Zum Glück liegt Ihr aber falsch, denn sonst hätte ich das schöne Teil
längst aus meinem Profil streichen müssen... Aber so ganz falsch dann
doch wieder nicht:
Da das Birdeye in Verbindung mit dem Minolta MD 2,8/24 VFC die besten
Ergebnisse liefert, kann ich es nicht an der Dynax 9 betreiben. Die älteren
Kameras haben keinen so gut überblickbaren Sucher, so daß ich dafür
immer meine Brille abnehme und vorübergehend in die Hemdtasche stecke.
Im Eifer des Gefechts lehne ich mich also bei voller Konzentration auf das
Birdeye weit über die Reling und höre plötzlich ein glucksendes Plumpsen
unter mir. Irritiert sehe ich dann noch, wie in Zeitlupe hin und her schwebend
gerade meine Brille im grünen Wasser versinkt. Nachgreifen, hinterher-
springen, alles, was man in dieser Sekunde gerne täte, geht natürlich nicht,
wenn man gerade mit so einer optischen Konstruktion halb aus dem Schiff
gelehnt hängt... ;->
Soweit also dies. Das /eigentliche/ Dumme war aber, daß mir vier Tage
vorher in der Stadt beim Bücken zwecks Fahrradabschließen meine Brille
auf den Asphalt geknallt ist und direkt beide Gläser gebrochen waren.
Und da ich nicht ohne Brille wegfahren wollte, hatte ich sie extra noch
im Eilauftrag reparieren lassen und exakt einen Tag vorher vom Optiker
abgeholt, bevor ich sie dann schnurstracks im Meer versenkt habe...
Den restlichen Segeltörn über mußte ich dann extra viele Fotos schießen,
da der Sucher ja schließlich einen Dioptrienausgleich hat, ich also durch
die Kamera schärfer sehen konnte, als ohne... ;-)
Viele Grüße,
Matthias