Liebe "Neulinge", laßt Euch nicht von Olafs unakzeptablem Ton abschrecken, wir
sind nicht alle so. :-)
Was er wohl ausdrücken wollte, ist, daß sich an der Physik nichts ändert, ob man
das Objektiv jetzt an eine Kleinbild-Spiegelreflex, eine digitale Spiegelreflex mit
kleinerem (in der Regel APS-C großem) Sensor, oder ganz einfach in die Luft hält.
Die Brennweite des Objektivs und all seine anderen Parameter bleiben immer
gleich. Das ist ein wesentlicher Unterschied etwa zu einem Arrangement,
in dem mit zusätzlichen optischen Gliedern die /resultierende/ optische
Konstruktion verändert wird, etwa bei einem Telekonverter. Dabei /ändern/
sich die Eigenschaften zwar nicht des Objektivs an sich, aber doch die der
/wirksamen/ Gesamtkonstruktion, d.h. bei einem Telekonverter kann man
in der Tat von einer Brennweitenverlängerung um Faktor xy reden - häufige
Werte dafür sind 1,4x, 2,0x und 3,0x.
Bei dem sog. Crop des Sensors einer digitalen Spiegelreflex (bei dem keinerlei
zusätzliche Optik ins Spiel kommt! gilt das jedoch nicht - das sind zwei völlig
verschiedene Schuhe.
Stellen wir uns mal ganz "dumm" und überlegen uns das Schritt für Schritt:
Das Objektiv wirft immer ein kreisrundes Bild, aus dem ein Ausschnitt
benutzt wird. Bei Kleinbild ist dieser Ausschnitt 24x36mm groß und dafür
gerechnete Objektive leuchten logischerweise auch keinen wesentlich größeren
Bildkreis aus, weil das eine aufwendigere optische Konstruktion (mehr Glas)
nötig machen würde und damit teurer würde. Im Mittelformat werden Filme
verwendet, die um ein Vielfaches größer als das Kleinbildformat sind, ein
Kleinbildobjektiv an einer Mittelformatkamera würde daher nur einen zentralen
Kreis des größeren Bildformats ausleuchten. Deshalb benutzt man an diesen
Kameras eben auch Mittelformatobjektive, die einen größeren Kreis ausleuchten.
Umgekehrt kann man Mittelformatobjektiv über Adapter auch an einer
Kleinbildkamera verwenden, dann wird halt einfach sehr viel ausgeleuchtete
Fläche verschenkt, da das Kleinbild nur einen kleinen Teil der Mitte benutzt.
Wenn man dann ein mit dem gleichen Objektiv aufgenommenes Mittelformat-
bild und ein Kleinbild auf die gleiche Größe vergrößert, so ist auf dem Kleinbild-
abzug logischerweise nur ein Ausschnitt dessen zu sehen, was auf dem
Mittelformatabzug zu sehen ist. Auf den ersten Blick sieht es aus, als /wäre/
das Kleinbild mit einem längerbrennweitigen Objektiv aufgenommen worden,
eben weil auf dem Bild nur ein Ausschnitt zu sehen ist. Auf dem zweiten Blick
wird man aber feststellen, daß sich - wie gesagt -, an dem Objektiv selbst
nichts geändert hat (wie auch?), insofern stimmt die oft gehörte Mär von
der "Brennweitenverlängerung" um Faktor xy hier nicht. Deshalb hat man
dafür den sog. crop factor, im Deutschen auch Formatfaktor (oft auch
neudeutsch "Crop-Faktor" genannt) eingeführt.
Die gleichen Beobachtungen treffen nun zu, wenn wir Kleinbild mit APS-C
vergleichen. Viele Sensoren von Digitalkameras haben Abmessungen die
gleich oder dicht beim APS-C Filmformat liegen, so auch bei der Dynax 7 D
und Dynax 5 D, woraus sich bei diesen Gehäusen ein crop factor von
1,5x ergibt.
Der Unterschied in der Betrachtung besteht lediglich darin, daß jetzt das
/Kleinbildformat/ (24x36mm) das größere Bildformat ist.
D.h. ein für Kleinbild gerechnetes Objektiv leuchtet einen größeren
Bildkreis aus, als für den kleineren APS-C großen Sensor nötig wäre -
dieser sieht also nur einen Ausschnitt des vom Objektiv entworfenen
Bildes. Insofern kann man Kleinbildobjektive auch an digitalen Kameras
einsetzen.
Neuerdings gibt es aber auch speziell für digitale Kameras gerechnete Objektive,
die nur noch das kleinere Bildformat der APS-C großen Sensoren ausleuchten.
Diese Objektive kommen mit viel weniger Glas aus und erlauben daher noch
finanziell tragbare Konstruktionen für den Weitwinkelbereich. Ein solches APS-C
Objektiv kann man zwar an eine Kleinbildkamera ankoppeln, aber genauso
wie ein Kleinbildobjektiv an einer Mittelformatkamera wird es nur einen
kleinen runden Zentralfleck des Zielformats ausleuchten, ist insofern also
dafür unbrauchbar.
Mit "Brennweitenverlängerung" hat das jedoch nichts zu tun. Ein 50mm
Kleinbildobjektiv ist auch an einer DSLR immer noch ein 50mm Objektiv.
Wenn man sich aber das vom APS-C großen Sensor (crop factor 1,5x)
betrachtet, sieht es vom Bildausschnitt her so, als hätte man es mit
50mm x 1,5 = 75mm aufgenommen. Aber in Wirklichkeit ist es nur eine
Ausschnittsvergrößerung, die Lichtstärke und alle anderen typischen
Eigenschaften bleiben exakt so, wie sich das für ein 50mm Objektiv
gehört. Deshalb gibt es auch viele Leute, die sich auch an einer DSLR
ein "Vollformat" (also einen crop factor von 1,0x oder zumindest dicht
dabei) wünschen, weil so die spezifischen Eigenheiten des etablierten
Kleinbildformats respektive die Ausdrucks- und Denkgewohnheiten der
damit Fotografierenden auch an einer Digitalkamera erhalten bleiben.
Viele Grüße,
Matthias