Zitat von "christoph.ruest"
Ganz einfach aus dem Grund, daß ich hier schon so viele Male gelesen habe, man solle unbedingt und um jeden Preis bloß die Finger von den bösen Nahlinsen lassen, da die nichts taugen, nur schlecht sind, einfach keine Qualität bieten und man sowieso keine Freude damit hat.
Dann kommst du und lobst die Nahlinsen himmelhoch.
Was soll ich denn jetzt noch glauben?
Du sollst einfach deinen Verstand gebrauchen. Der gesunde Menschenverstand weiß nämlich, daß die Wahrheit erstens stets in der Mitte liegt und zweitens stets komplizierter ist als einfache Schwarzweißmalerei. Wer behauptet, Nahlinsen seien böse und zu gar nichts zu gebrauchen, hat unrecht. Wer sie himmelhoch lobt (was ich nicht tue -- soviel zu deiner Differenzierungsfähigkeit), hat ebenfalls unrecht.
Das läuft typischerweise so: Person 1 sagt: A ist in derunder Hinsicht ein wenig besser als B. Person 2 hört sich das an und sagt zu Person 3: A ist besser als B. Person 3 zu Person 4: B taugt nichts, nimm unbedingt A. Person 4 glaubt nun also, B sei böse und A sei göttlich ... in Wirklichkeit ist B gut und A nur eine Kleinigkeit besser. Ob es sich bei A und B um Nahlinsen, Objektive, Schlagbohrmaschinen, Autos oder sonstwas handelt, ist egal -- das Muster ist immer wieder ähnlich.
Einfache Nahlinsen sind in vielen (nicht allen) Fällen besser als Zwischenringe und insbesondere besser als gar nichts. Sie sind aber schlechter als Achromaten oder richtige Makroobjektive. Für manche Anwendungszwecke sind sie dennoch gut genug, so daß man auf Achromaten in der Praxis oft verzichten kann (und oft genug auch verzichten muß, denn einfache Nahlinsen gibt's in allen Größen und Stärken, Achromaten hingegen nicht). Für andere Anwendungszwecke sind einfache Nahlinsen nicht gut genug, und es muß ein Achromat oder ein Makroobjektiv her. Wer für alle Zwecke gut gerüstet sein will und den höheren Preis nicht scheut, kauft natürlich Achromaten (oder ein Makroobjektiv). Wer aber nur einfache Nahlinsen hat, muß deswegen nicht verzweifeln, sondern sich gut informieren, wo sie sinnvoll einsetzbar und wo sie überfordert sind.
Zitat von "christoph.ruest"
Und: für mich gibt es gar keine andere Möglichkeit, als das Pferd von hinten aufzuzäumen. Ich weiß nämlich nicht, was ich fotografieren will.
Oder kurz gesagt: ich will alles fotografieren.
Tja ... wer will das nicht? Dann stellt sich natürlich die Frage, wieviel Kohle dir die Sache wert ist. Das Bessere ist stets der Feind des Guten ... kostet aber meistens auch 'ne Kleinigkeit. Und außerdem zahlt man nicht nur für Abbildungsleistung, sondern auch für Bedienkomfort. So kann man mit einem guten Basisobjektiv plus hochwertigem Achromaten in dessen Arbeitsbereich praktisch die gleiche Leistung erzielen wie mit einem Makroobjektiv -- aber während du noch an deinen Linsen herumschraubst, hat der mit dem Makro das Bild längst im Kasten. Und sein Arbeitsbereich ist größer ...
-- Olaf