Hallo Alois,
nein, man muß nicht mehr von Entwicklerchemie verstehen als von der Belichtung.
Man muß den Zusammenhang verstehen. Also, STARK VEREINFACHT:
1.) Film-Belichtung
Zunächst mußt Du davon ausgehen, daß der Kontrastumfang eines Filmes begrenzt ist (wenn ich von Kontrastumfang spreche, meine ich den Bereich irgendwo zwischen Nullschwärzung und Maximalschwärzung im Negativ, der noch ein Kopieren des Negativs gestattet. Dazwischen liegen die Bereiche, die Zeichnung aufweisen. Das ist etwas stark verkürzt, aber ansonsten müßte ich ein Buch schreiben... ;-))
Der Kontrastumfang des fotografierten Motivs weicht fast immer davon ab. Zum Beispiel (BEISPIEL!: Der Film habe einen Kontrastumfang von 8 Lichtwerten (Blendenstufen bei derselben Zeit). Dein Papier, auf das Du vergrößern willst, habe 5 Lichtwerte Kontrastumfang. Das Motiv habe 10 Lichtwerte Kontrastumfang.
Du siehst, daß Du Dein Motiv nicht verlustfrei auf den Film bekommst, wenn Du nur "draufhältst".
Demzufolge wirst Du durch geeignete Maßnahmen den Graddationsverlauf Deines Filmes verflachen müssen. Dazu später.
Zunächst suchst Du Dir aber eine bildwichtige Stelle aus, die Du als mittleres Grau ansehen willst, und mißt diese an. Die legst Du z.B. in Zone 5 (BEISPIELHAFTES VORGEHEN, das geht auch anders, je nach Situatin sogar besser).
Daraus ergibt sich, wo jee andere liegt.
Lege diese bildwichtige Partie nun in Zone III, verschieben sich auch alle anderen (der Motivkontrast blieb ja gleich). Demzufolge "säuft mehr ab" in den dunklen Bereichen, die Lichter werden besser gezeichnet, das Bild aber insgesamt "grundtöniger".
2.) Film-Entwicklung
Entwickle den Filn nun abweichend von Deiner Standard-Methode zu etwas geringerem Kontrast hin. Die Aufgabe ist (s.o.) zwei Blendenstufen zu "retten", also zehn auf acht unterzubringen.
Das geht durch geringere Konzentration, verkürzte Zeit bei allerdings angepaßter Belichtung (Empfindlichkeitsverlust), geringere Bewegung bei knapp verlängerer Zeit o.ä.; hier gibt es - abhängig vom Film - verschiedene Möglichkeiten.
Aber NIE verstärkte Bewegung, NIE erhöhte Temperatur und NIE Zeitverlängerung unter sonst gleichen Bedingungen. Dann steilt sich die Gradation auf, die Negative werden zu dicht, und Du erreichst das Gegenteil.
3.) Kopieren (Vergrößern)
Hast Du Dein System bereits "geeicht", kannst Du unmittelbar nach der Entwicklung brauchbar vergrößern. Unter Umständen wirst du aber anpassen wollen. Lichter nachbelichten, helle Stellen noch abhalten, um ihre Wirkung zu verstärken (Augen lassen sich sehr gut hervorheben, indem man sie geringer belichtet; das hat eine frappierende Wirkung), Belichten mit wechselnder Gradation auf Splitgrade Material (DAS kannte Ansel Adams noch nicht...).
Du siehst zweierlei:
-Du kannst nicht auf den Papierprint kriegen, was auf dem Negativ nicht drauf ist - also mußt Du versuchen, alle relevanten Informationen im Kontrastumfang des Films unterzubringen.
- Hier mußt Du evtl. eben korrigierend eingreifen. Das kannst Du, wenn Du die Zusammenhänge zwischen Belichtung und Entwicklung verstanden hast. Im Prinzip hilft schon folgendr einfacher Merksatz meist weiter: Auf die Schatten belichten, auf die Lichter entwickeln. Will heißen: Die Belichtung regelt die Schattendurchzeichnung, die Entwicklung aber bestimmt, ob Dir Deine Spitzlichter oder gar alle hellen Teile zulaufen.
Viel Erfolg, versuchs einfach mal.
Armin.