Zitat von matthiaspaul
Fragt sich, ob der unmittelbar vor dem Spiegelhochklappen noch abgeblendet
gemessene Wert bei systemkonformen AF-Objektiven und ohne vorherigen
Druck auf den Abblendschalter auch tatsächlich noch von der Kamera
berücksichtigt wird, oder ob die Kamera die Verschlußzeit dann nur dem
per Offenblendenmessung gemessenen Wert anpaßt. Weiß das jemand?
Falls ja, wäre das ja eine Fortsetzung des "final-check"-Systems der
XD-7 und X-700.
Inzwischen kann ich mir meine Frage durch Studium des Service Manuals
der Minolta 9000 AF selbst beantworten... ;-)
Nach dem Zustandsablaufdiagramm wird nämlich der Impulsmagnet zum
Auslösen des Spiegelhochklappmechanismus unmittelbar nach dem
Impulsmagnet für die Abblendung ausgelöst. Beide Vorgänge laufen
zeitgleich ab und der Verschluß löst erst aus, wenn beide Vorgänge
beendet sind, wobei dabei in der Regel zuerst das Quittungssignal
"Abblenden fertig" eingeht.
Gleichzeitig wird übrigens auch das Signal zum Einbelichten der Daten
an eine eventuell vorhandene Rückwand gegeben. Da es Rückwände
gibt, die die Belichtungsdaten einbelichten, ist damit schon klar, daß
die zu diesem Zeitpunkt bereits feststehen müssen.
Aber auch sonst wird aus diesem zeitlichen Ablauf klar, daß die
Minolta 9000 AF kein "final check"-System besitzt, denn die Dauerlicht-
TTL-Messung der Kamera funktioniert natürlich nur solange der Spiegel
unten ist, d.h. in dem Moment, wo das Objektiv auf den Sollwert abge-
blendet hat, ist es für eine Arbeitsblendenmessung längst zu spät -
es sei denn, man hat vorher manuell über den Abblendschalter abgeblendet.
Es gäbe zwei konstruktive Auswege:
- Entweder es gäbe eine zusätzliche Dauerlicht-TTL-Messung auf Filmebene,
wie das einige Olympus-Kameras hatten und damit selbst noch während
der Belichtung auf drastische Änderungen der Objekthelligkeit reagieren
konnten. Aber auch Ungenauigkeiten/Toleranzen in der Blendenansteuerung
(z.B. bei Fremdobjektiven, Telekonvertern, Zwischenringen, Balgengeräten
oder Mount-Adaptern) könnten damit im Sinne eines "real time-check"-
Systems ausgeglichen werden. (Bei zukünftigen (hypothetischen) Objektiven
könnte ein Blendenencoder in den Objektiven sogar noch eine Rückmeldung
über die korrekte Blendeneinstellung geben, oder gleich selbst auf
elektronischem statt mechanischem Wege die Blende verstellen (wie bei
Canon EOS). Möglicherweise würden neuere Kameras, die SSM-kompatibel
sind, ein solches Feature unterstützen, aber ob das bei Minolta auch wirklich
so realisiert wurde, läßt sich im Moment mangels genauerer technischer Daten
zu SSM und mangels Objektiven, die das schon nutzen würden, nicht sagen -
siehe der Thread "elektronische Blendenansteuerung mit SSM? - Frage zum
Potential der SSM-Technologie", http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=4132.)
Nachteil der Messung auf Filmebene wäre, daß manche Spezialfilme (z.B.
Polaroidfilme) ein anderes Reflexionsverhalten haben und das Ganze dabei
nicht zuverlässig funktionieren würde (ebensowenig wie die Blitz-TTL-Messung) -
aber man könnte es ja abschaltbar realisieren.
- Der zeitliche Ablauf müßte entzerrt werden, was natürlich den Nachteil
einer längeren Verzögerung zwischen dem Druck auf den Auslöser und
dem Start der Aufnahme bedeuten würde. Aber solange es abschaltbar
bleibt, wäre es kein Nachteil, sondern ein Feature.
Ähnlich einer Spiegelvorauslösung bräuchte man ein neues Feature
wie eine Blendenvorauslösung/explizite Arbeitsblendenmessung, eine
Funktion, die man bei Minolta-AF-Kameras eben nur implizit kennt
(d.h. wenn Offenblendmessung nicht möglich ist), bei anderen Spiegelreflex-
systemen gibt es mitunter eine explizite Arbeitsblendenautomatik-Funktion
neben der normalen Offenblendenautomatik.
Wenigstens kann man dieses Verhalten bei der Minolta 9000 AF durch
vorheriges Drücken des Abblendschalters simulieren. Bei der Dynax 9xi
und 9 geht das leider nicht, da die - wie gesagt - den Belichtungswert
speichern, sobald man den Abblendschalter drückt.
Vorausgesetzt, die Offenblendmessung ist genau genug, braucht man die
Arbeitsblendenmessung natürlich eigentlich nur bei Objektiven, die keine
Offenblendmessung zulassen, insofern wäre ein solches Feature ein Goodie
für Ausnahmefälle - aber es gilt ja eigentlich für fast alle fototechnischen
Extras, daß man in den meisten Fällen darauf verzichten kann, obwohl
sie manchmal halt doch recht praktisch wären...
Viele Grüße,
Matthias
PS. Vielleicht liest ja jemand von KoMi mit... ;-)
EDIT: Siehe auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=156433
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=185916