Nachdem ich kürzlich einen Tag mit der A7 und einer Reihe klassischer Rokkore verbringen konnte, habe ich die Bilder nun ausgewertet. Im Gegensatz zu früheren NEX-Tests habe ich diesmal ausgiebig "richtig" fotografiert. Das hat einerseits mit gegenüber der NEX-5N deutlich besseren User Interface zu tun, andrerseits mit dem fest eingebauten EVF (die NEX-5N ohne EVF ist bei hellem Sonnenschein kaum zu gebrauchen).
Merkwürdig aufgefallen ist mir die Neigung der A7, CAs teilweise stark zu verstärken und teils komplett zu unterdrücken. Ich vermute, dass in der Software einiges "gebastelt" wird; wo genau das Problem liegt, kann ich im Moment noch nicht sagen. Ich werde dazu gelegentlich einen eigenen Thread aufmachen.
artaphot: Klassische Rokkore an der A7
Hier summarisch zusammengefasst die Resultate aus Fotografen-Perspektive:
Minolta MC 2.8/21mm
Detailauflösung und CAs in den Ecken auf einem vergleichbaren Niveau wie das ZA 16-35mm bei f=21mm
Vignettierung offen und bei f5.6 stärker als beim ZA 16-35mm
Verzeichnung deutlich kissenförmig (störend) und diesbezüglich schlechter als das ZA 16-35
=> gut brauchbar, aber auch abgeblendet auf f11 sichtbare Probleme in den Ecken. Das Minolta AF 2.8/20mm dürfte leicht besser sein.
Minolta MC 2.5/28mm
Exzellente Detailauflösung ab f5.6 bis in die Ecken; deutlich besser als das ZA 16-35mm @ 28mm.
Kaum CAs (aber Farbverschiebung um fast 1000K aufgrund thoriumhaltiger Linsen)
=> Angenehm ausgewogen bei Offenblende, ab f5.6 bestens für kritische Landschaftsaufnahmen geeignet (besser als ZA 16-35mm und vermutlich in etwa auf dem Niveau des AF 2/28mm)
Minolta MC 1.8/35mm
f1.8: sehr gute Detailauflösung bis in die Ecken, aber recht starkes Koma. Kaum Astigmatismus. Leichte LoCAs in der Bildmitte ("purple fringing".
f2.8: purple fringing verschwindet, sonst wie f1.8
f5.6: Koma praktisch verschwunden, dadurch deutlich höherer Kontrast in den Ecken
f11: perfekte Detailauflösung über das ganze Feld, besser als das ZA 16-35mm und wohl auch besser als das AF 2/35mm
=> Sehr angenehme Bildwiedergabe bei Offenblende, ab f5.6 hervorragend geeignet für hochauflösende Aufnahmen. An der A7 weitaus (! besser als Zeiss ZM 2.8/35mm.
Minolta MC 1.2/58mm
f1.2: offen im Zentrum recht detailreich, aber starke LoCAs (purple fringing); sehr weich zeichnend und relativ starke Vignettierung. Gut für Portraits / Brustbilder nutzbar. Bokeh sehr gut, solange keine punktförmigen Lichtquellen im Bild sind. Punktförmige Lichtquellen werden zum Rand hin störend linsenförmig
f5.6: exzellente Detailauflösung bis in die Ecken
=> sehr weich bei f1.2, extrem scharf bei f5.6
Minolta MD 2/85mm
f2: Beste Detailauflösung bis in die Ecken und kaum CAs (sicher nicht schlechter als AF 2/100mm)
Abblenden beseitigt einzig die Vignettierung - bei der Detailauflösung gibt es nichts mehr zu verbessern.
=> Bestens geeignet für die A7 - und wohl auch genug Reserven für kommende 50MP Sensoren
Minolta MD 2.5/100mm (Fünflinser)
Bei Offenblende einen Hauch schwächer als das MD 2/85mm, aber immer noch sehr gut. Leichte CAs und leichtes purple fringing.
Abblenden auf f4 oder f5.6 beseitigt das purple fringing und die Vignettierung. Die Detailauflösung scheint leicht anzusteigen.
=> Sehr gut geeignet für die A7; bei kritischen Anwendungen evtl CAs herausrechnen!
Minolta MD 2.8/135mm (Vierlinser)
Bei 2.8 deutliches purple fringing und zum Rand hin leicht abfallende Detailauflösung. Etwas mehr CAs als 2.5/100mm. Vignettierung kaum sichtbar.
Abblenden auf f5.6 beseitigt purple fringing, nicht aber die leichten Randprobleme
f11: sehr gute Auflösung über das ganze Bildfeld
=> Guter Allrounder, aber nicht das absolute "Spitzenobjektiv". ZA 1.8/135mm dürfte deutlich besser sein (keine CAs, mehr Detailauflösung)
Canon FD 2/135mm
bei f2 deutliches purple fringing und im Zentrum evtl etwas schwächere Detailauflösung als MD 2.8/135mm; zum Rand hin aber leicht besser als MD 2.8/135mm.
Abgeblendet auf f11 Spitzenleistung bis in die Ecken (besser als MD 2.8/135mm bei f11!!. Kaum CAs, auch diesbezüglich besser als MD 2.8/135mm
=> Sehr gutes, aber relativ schweres (670 g) 135er, das leistungsmässig zwischen MD 2.8/135mm und ZA 1.8/135mm liegt
Minolta MC 4/200mm
Von f4 bis f11 durchgehend gleichmässig gute, sehr hohe Abbilungsleistung bis in die Vollformat-Ecken. Bei f4 leichtes purple fringing, das bei f5.6 verschwindet.
CA's breiter, aber eher weniger auffällig als beim MD 2.5/100mm
=> 200mm-Tele fast auf dem Level des Minolta AF 2.8/200mm APO. Uneingeschränkt offenblende-tauglich.
Minolta MD 4.5/300mm IF
Gute Detailauflösung bei f4.5 bis in die Ecken, aber ausgeprägte CAs. Falls man die CAs herausrechnet: Uneingeschränkt offenblende-tauglich.
Merkwürdigerweise verschlechtert sich die Abbildungsleistung in den Ecken recht ausgeprägt, wenn man auf f8 oder f11 abblendet (kein Irrtum meinerseits - das Abblenden ist aufgrund der EXIF-Daten [Belichtungszeit] klar dokumentiert). Diese Beobachtung kann ich mir im Moment nicht recht erklären; ein ähnliches Phänomen trat aber schon beim MC-I 1.4/58mm an der NEX-5N auf
=> AF 2.8/300mm APO und erst recht AF/AL 2.8/300mm G SSM sind sicherlich deutlich besser
Minolta MD 4/24-50mm
bei f=24mm und f=28mm bezüglich Detailauflösung und CAs in etwa auf dem Level des ZA 16-35mm, aber mit leicht anderer Bildcharakteristik (MD 4/24-50mm: mehr Astigmatismus; das ZA 16-35mm hat eher Bildfeldwölbung)
Fazit: Die genannten Rokkore lassen sich an der A7 sehr präzise fokussieren (präziser Schneckengang); durch das Fokus-Peaking ist der manuelle Fokus auch bei Schnappschüssen recht unproblematisch, und die Abbildungsleistung der meisten Objektive macht uneingeschränkt Freude. Die A7 ist definitiv eine sehr brauchbare Kamera, um die alten Rokkore digital zu nutzen. Die durch den EVF gegebenen Einschränkungen (absaufen der Schatten bei starker Sonne usw) muss man hinnehmen.
Gr Steve