Filmbasierte Fotografie mit digitaler Fotografie zu vergleichen führt häufig zum Birnen-Apfel-Kompott...
Wer schon mal ein Dia mit einem guten Projektionsobjektiv oder mit einer Dialupe auf dem Leuchtpult gesehen hat weiß, dass der Kontrastumfang, die Auflösung und die Farbbrillanz
kaum mit anderen Medien vergleichbar ist.
Aus dem Aphog-Forum stammt dieser hervorragende Bericht über Diafilme:
1. Bildqualität:
Diafilme weisen eine feinere Körnigkeit, sowie eine deutlich höhere Auflösung und bessere Konturenschärfe auf im Vergleich zu Negativfilmen gleicher Empfindlichkeit.
Das feinere Korn der Diafilme liegt in den Emulsionen und der Umkehrentwicklung begründet. Die Silberhalogenid-Kristalle in der Emulsion sind i.d.R. nicht alle gleich groß. Es befinden sich größere und kleinere Kristalle in der Emulsion. Bei der (Erst)Belichtung des Umkehrfilms reagieren überwiegend die größeren Kristalle, und die kleineren nur in geringerem Ausmaß. Beim Bleichen und Klären wird dieses erste, vorwiegend aus den größeren Kristallen gebildete Bild dann entfernt. Für die Zweitentwicklung und die Bildung des positiven Bildes bleiben dadurch überwiegend die kleineren Kristalle übrig. Dadurch entsteht ein feinerer Körnigkeitseindruck.
Zusätzlich ist die feinkörnigere Wirkung von Diafilmen gegenüber Negativfilmen gleicher Empfindlichkeit darin begründet, dass die Bildinformationen in einem Farbnegativ mit wesentlich geringerem Kontrast vorliegen und im Positivprozess durch das Aufsteilen der Gradation zur gewünschten Kontrastwiedergabe auch die Kornwiedergabe verstärkt wird. Ein entwickeltes Dia hat dagegen bereits eine fertige Gradation, die für die Projektion und die Leuchtpultbetrachtung optimal ist.
Die Detailwiedergabe des Diafilms profitiert davon, dass der Prozess der Bildentstehung ein direkter ist, ohne (qualitätsmindernde) Zwischenstufen. Alle anderen Verfahren (Negativ, digitale Datei) benötigen dagegen einen zweiten Übertragungsschritt.
Die deutlich höhere Auflösung und bessere Konturenschärfe der Diafilme resultiert aus der Kombination des feineren Korns mit dem höheren Kontrast, auf den Diafilme ausgelegt sind.
Die hervorragende Detailwiedergabe des Diafilms ist ein entscheidender Grund, weshalb Diafilm in der professionellen Fotografie über Jahrzehnte das dominante Aufnahmemedium gewesen ist.
Projektion:
Die Diaprojektion ist in ihrer herausragenden Bildqualität nach wie vor einzigartig und unerreicht. Mit sehr guten Projektionsobjektiven lässt sich der Informationsgehalt eines Dias praktisch vollständig auf die Leinwand übertragen. Die sehr hohe Detailauflösung und exzellente Konturenschärfe des Dias kann in der Projektion voll genutzt werden. Durch die extreme Feinkörnigkeit moderner Diafilme erscheinen die Bilder in der Projektion praktisch kornlos und mit feinsten Tonwertabstufungen. Die unerreichte Farbbrillanz des Dias kommt voll zum Tragen.
In der digitalen Projektion mit Beamern muss dagegen ein massiver Verlust an Detailauflösung hingenommen werden, da die Auflösungsleistung eines Beamers nur einen Bruchteil der Sensorauflösung der Digitalkamera erreicht. Hinzu kommt, dass die Auflösung des Beamers bei Hochformataufnahmen nochmals fast halbiert wird. Die Details der Originaldatei können somit nur zu einem sehr geringen Prozentsatz auf die Leinwand übertragen werden, und der überwiegende Teil der Bildinformation geht verloren und kann nicht genutzt werden. Neben der Detailauflösung leidet darunter auch die Tonwertwiedergabe. Die Farbwiedergabe der digitalen Projektion kommt nicht an die Farbwiedergabe der Diaprojektion heran. Die extrem hohen Preise für Beamer, bei gleichzeitig sehr geringer Auflösung und schlechterer Farbwiedergabe, führen zu einem extrem schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis bei der digitalen Projektion. Man ist mit der äußerst unbefriedigenden Situation konfrontiert, beispielsweise 3500 – 7000¤ für eine 18 – 35 MP DSLR auszugeben, und dann nochmals 3500 – 7000¤ für einen Beamer, der davon jedoch nur lediglich 2 – 4 MP an Bildinformation überhaupt nutzen und auf die Leinwand übertragen kann.
Betrachtung der Dias mit einer Dialupe auf dem Leuchtpult:
Neben der Projektion bietet sich als weitere qualitativ sehr hochwertige Betrachtungsweise die Betrachtung der Dias mit einer speziellen Dialupe auf einem Tageslicht-Leuchtpult an. Die Betrachtung mit einer hochwertigen Dialupe (welche zusätzlich auch hervorragend für die Analyse von Negativen und in der Auflichtbetrachtung für Abzüge verwendet werden können) bietet maximale Bildqualität und größte Schnelligkeit bei kleineren Vergrößerungsmaßstäben. Dialupen für Kleinbild weisen meist einen Vergrößerungsfaktor von 4x – 5x auf. Die Dias werden somit auf knapp 10x15cm bzw. 12x18cm vergrößert. Also den beliebten Standardformaten für Abzüge (in Fotoalben). Mittelformat-Dialupen weisen meist eine 3x Vergrößerung auf, so dass ein 6x6 Dia auf knapp 18x18cm vergrößert wird.
Mit einer hervorragenden Dialupe (z.B. von Schneider-Kreuznach oder Rodenstock) lässt sich das Dia vergrößert mit bester Konturenschärfe und Farbbrillanz betrachten. Schärfe und Brillanz sind höher als bei einem Abzug gleicher Größe. Die Diabetrachtung mittels Dialupe stellt das Pendant zur Betrachtung von Abzügen bzw. Fotoalben dar: Sehr einfach in der Handhabung, schnell im Zugriff. Dialupen und kleine ‚slimline’ Leuchtplatten sind sehr kompakt und leicht, so dass sie auch völlig problemlos transportiert werden können, um die Dias an einem anderen Ort zu zeigen (Handhabung wie bei einem Fotobuch oder Laptop).
Brillanz und maximaler Kontrastumfang:
Dias stellen ein "Durchlichtmedium" dar, im Gegensatz zu "Auflichtmedien" wie Abzügen/Prints, bei denen ausschließlich reflektiertes Licht wirksam werden kann. Daraus folgt physikalisch bedingt, das Dias einen höheren maximalen Kontrastumfang wiedergeben können als Abzüge. Bei Abzügen liegt die physikalische Grenze des Dmax bei 2,3 logD, bei Diafilmen in Abhängigkeit vom Filmtyp (Farb- oder SW-Dia; Film mit geringerem oder höherem Kontrast) bei Dmax 4 logD, und teilweise bis zu 5 logD.
Dies ist auch ein Grund für die deutlich höhere Brillanz des Dias im Vergleich zum Abzug.
Vorteile beim Scannen:
Bei fast allen Scannern, mit Ausnahme ganz weniger professioneller Trommelscanner, wird die Kornwiedergabe des Films durch Scannernoise leider verstärkt. Durch das feinere Korn des Diafilms wirkt sich das beim Diafilm weniger ungünstig aus als beim grobkörnigeren Negativfilm. Dadurch bietet der Diafilm auch noch zusätzlich etwas mehr Spielraum beim Nachschärfen, ohne dass das Korn zu stark betont wird.
Ein weiterer Vorteil ist, dass beim Diafilm mit dem Dia immer eine optimale Farbreferenz für das Scanergebnis gegeben ist, an dem man sich orientieren kann. Dagegen kann das Farbnegativ nicht als Farbreferenz dienen, da dessen Farben von unserem Gehirn nicht korrekt in die Originalfarben konvertiert werden können.
Das ist ebenfalls ein wesentlicher Grund dafür, dass der Diafilm in der professionellen Fotografie diese maßgebliche Bedeutung erlangt hat.
Konstanz der Ergebnisse:
Diafilm verkörpert das "WYSIWYG" Prinzip: "What you see is what you get". Mit Diafilm bekommt man immer die dem Filmtyp entsprechenden Eigenschaften, unabhängig davon, wo er entwickelt wird. Belichtet man beispielsweise fünf Provia 100F identisch und sendet diese an die fünf besten Labore, erhält man jedes Mal identische Ergebnisse. Führt man dies mit fünf identisch belichteten Farbnegativfilmen durch und sendet diese an die fünf besten Labore zur Filmentwicklung mit Abzügen, erhält man durchaus unterschiedliche Ergebnisse zurück, weil in den Laboren die Verarbeitungsparameter bei der Positivverarbeitung differieren: Optische Vergrößerung mit manueller Filterung vs. Scan mit Laser-Ausbelichtung, unterschiedliche Scanprofile, Einfluss des Laboranten auf die Farbfilterung, unterschiedliche Fotopapiere.
Langzeithaltbarkeit:
Moderne E6 Farbumkehrfilme weisen einen sehr gute Langzeitstabilität auf (bis zu gut 200 Jahren bei geeigneten Lagerungsbedingungen gemäß Tests von Wilhelm Imaging Research). SW-Umkehrfilme, insbesondere die auf PET-Träger, weisen sogar eine Langzeitstabilität von bis zu 500 Jahren auf.
Vielseitigkeit:
Diapositive bieten eine einzigartige Vielseitigkeit in der Anwendung:
Die direkte Umkehrentwicklung zum Diapositiv stellt eine überaus innovative Lösung dar, denn die Dias liegen bereits als fertiges Bild vor: Sie lassen sich schon ohne weitere Hilfsmittel einsetzen, es sind keine weiteren Gerätschaften wie Vergrößerer, Scanner oder Computer erforderlich. Es reicht, sie einfach gegen das Licht zu halten.
Für kleinere Vergrößerungsmaßstäbe mit bester optischer Qualität ist die Betrachtung mit Dialupen optimal.
Über die Projektion können Dias fast beliebig groß vergrößert werden, mit herausragender, unerreichter Bildqualität.
Abzüge lassen sich über Direktpapiere wie Ilfochrome und Harman Positive Direct anfertigen.
Dias können in sehr guter Qualität gescannt, und dann auf RA-4 Silberhalogenid-Fotopapier, Displayfilm (Großdias), Ilford Galerie Digital Silver oder Inkjetpapier ausbelichtet werden.
Dias eignen sich sehr gut zum Testen von Kameraverschlüssen und Blenden (z.B. bei gebraucht erworbenen Kameras): Signifikante Abweichungen vom Sollwert sind leichter zu erkennen als beim Negativfilm.
Aufgrund seiner höheren Auflösung, besseren Konturenschärfe und feineren Körnigkeit eignet sich Diafilm (zusammen mit Hochauflösungsfilmen) auch sehr gut zum Testen von Objektiven.
Neben Farbdiafilmen existieren auch zahlreiche Optionen für SW-Diafilm. SW-Diafilm hat seinen ganz eigenen einzigartigen Charakter, eine spezielle Brillanz und Tonalität, die ihn von SW-Abzügen deutlich unterscheidet. Dieser spezifische, faszinierende ‚Look’ ist mit SW-Abzügen in der Form nicht erzielbar.
SW-Dias bieten zudem eine hervorragende Alternative für Fotografen, die gern mit SW-Film fotografieren möchten, aber keine räumlichen Möglichkeiten für ein eigenes SW-Positivlabor haben.
Authentizität:
Mit dem Diapositiv verfügt man über ein authentisches Aufzeichnungsverfahren. Es ist ein Original, ein Unikat in reiner, unmanipulierter Form. Man kann jederzeit das Dia als unverfälschtes Original vorzeigen und so die Authentizität des Bildes belegen. In Zeiten überbordender digitaler Bildmanipulation eine willkommene Eigenschaft.
Workflow:
Die Fotografie auf Diafilm ist eine sehr unmittelbare, direkte Fotografie. Viel stärker als bei anderen Aufnahmemedien entsteht das Dia im Moment der Aufnahme. Gestaltung und Belichtung müssen passen. Denn wenn das Dia seinem originären Zweck entsprechend verwendet wird, also auf dem Leuchtpult betrachtet und projiziert wird, erfolgt keinerlei Nachbearbeitung. Das Dia ist exakt so gut, wie der Fotograf im Moment der Aufnahme war.
Das Dia fordert den Fotografen, es trainiert und diszipliniert ihn. Es gilt daher unter Fotografie-Lehrern als der beste fotografische Lehrmeister: Denn man ist dazu angehalten, sehr bewusst zu fotografieren und vor der Aufnahme alles richtig zu machen.
Auch das macht den Reiz und die Faszination der Diafotografie aus.
Gleichzeitig ist die Diafotografie wegen ihres direkten, unmittelbaren Charakters auch eine sehr einfach und unkompliziert zu handhabende Fotografie, die "out of the camera" perfekte Ergebnisse liefern kann, die keinen weiteren Aufwand für Nachbearbeitung erfordern.
Kosteneffizienz:
Da mit dem entwickelten Dia bereits ein fertiges Endprodukt vorliegt, stellt die Diafotografie i.d.R. ein sehr kosteneffizientes Aufnahmemedium dar. Beim Dia stehen mit der Dialupenbetrachtung die kleineren Formate 10x15 bis 13x18 in exzellenter Bildqualität (max. Schärfe und Brillanz) zur Verfügung.
Die Verwendung von Farbnegativfilm macht insbesondere dann Sinn, wenn Abzüge gewünscht sind. Für höhere Qualitätsanforderungen sind Abzüge aus dem Großlabor nicht mehr geeignet. Ein sehr gutes Minilab oder ein Fachlabor sind das Mittel der Wahl. Die Preise für 10x15 bzw. 13x18 Abzüge liegen dann bei 35 bis 60 Cent (Minilabs), bzw. darüber bei Handabzügen aus dem Fachlabor. Die Gesamtkosten für den Farbnegativfilm einschließlich Abzügen liegen dann meist höher als beim Diafilm.
Extrem ist der Kostenvorteil des Diafilms bei sehr großen Vergrößerungsmaßstäben: Das Dia kann in der Projektion auf fast beliebige Größe vergrößert werden bei bester Bildqualität. Bei einer normalen Projektion im Wohnzimmer auf 1,5m bis 1,75m Bildbreite kostet ein projiziertes Bild insgesamt weniger als einen Euro. Ein Abzug vom Farbnegativfilm in gleicher Größe schlägt dagegen mit mindestens 200 Euro zu Buche. Und erreicht dabei nicht die Brillanz, Auflösung, Schärfe und Feinkörnigkeit des projizierten Dias.
Diaprojektoren sind gebraucht, und selbst neu zu extrem günstigen Preisen zu bekommen, so dass sich diese Investition in kürzester Zeit amortisiert hat.
Emotionale Ebene:
Für die meisten Fotografen, die Diafilm verwenden, besteht auch eine hohe emotionale Bindung zu diesem Aufnahmemedium, die sich u.a. in den folgenden Faktoren widerspiegelt:
Vorfreude: Während die sofortige Verfügbarkeit des digitalen Bildes selbstverständlich ist, wartet der Diafotograf mit mehr oder weniger Ungeduld, aber immer voller gespannter Erwartung auf die Rückkehr seines Filmes aus dem Labor (bzw. die Entnahme des Films aus der Entwicklungsdose bei Selbstentwicklung) bis er ihn wieder in Händen hält.
Ein ganz wichtiger Aspekt und gewichtiges Argument für den Diafilm ist für sehr viele Fotografen nämlich die geradezu sinnliche Erfahrung, einen entwickelten Diafilm in der Hand zu halten, sich an der unvergleichlichen Farbenpracht bereits auf dem Leuchttisch zu erfreuen, ihn sorgfältig zu schneiden und die besten Exemplare zu rahmen – ein solches Gefühl kann keine digitale Datei auch nur annähernd vermitteln.
Quelle: http://www.aphog.de
Filmtest - Diafilme