ZITAT(MiBu @ 2012-12-23, 18:47) Toll wäre, wenn man eine Briefmarke Formatfüllend abbilden könnte - bite nicht lachen, ich habe kein einziges Makroobjektiv in meinem Besitz und ich kann nur sehr schwer einschätzen, was möglich ist. Eine Zinkblase zum Beispiel ist etwa 2-4mm groß.[/quote]
Du brauchst also offensichtlich etwa Maßstab 1:1. Maßstab 1:1 bedeutet, daß ein Motiv, das so groß ist wie der Bildsensor, formatfüllend wiedergegeben wird, bei einer Kamera mit Vollformatsensor also etwa 24x36mm und bei einer Kamera mit APS-C-Format-Sensor etwa 15,5x23,5mm. Der Abzug davon bzw. das Bild am Bildschirm ist natürlich viel größer.
Wenn Du die Zinkblase selbst formatfüllend wiedergeben möchtest, mußt Du in den Micro-Bereich mit Abbildungsmaßstäben größer 1:1 vordringen. Dafür gibt es Zwischenringe, Balgengeräte oder Lupenobjektive. Das wird schnell teuer und ist auch fototechnisch deutlich aufwendiger (bis ca. 3:1 aber mit halbwegs üblichem Equipment realisierbar und bis ca. 20:1 noch "handhabbar". Deshalb würde ich es erstmal mit einem normalen Makroobjektiv versuchen, das bis zum Maßstab 1:1 reicht (Achtung: Nicht alle Objektive, die "Makro" im Namen führen, tun das!. Die vollformatfähigen Objektive Minolta AF Macro 2,8/100mm und Minolta AF Macro 2,8/50mm (egal welche Generation) gehören dazu. Wenn es nur um das APS-C-Format geht, tut es auch das Sony Alpha DT 2,8/30mm Macro SAM, allerdings ist das etwas fragil. Der Arbeitsabstand ist natürlich mit zunehmender Brennweite größer, so beträgt der Abstand zur Vorderkante des Objektivs beim 100mm-Objektiv grob geschätzt 15 Zentimeter, beim 50mm-Makro sind es ziemlich genau 5 Zentimeter und beim 30mm SAM noch weniger. Wenn Dir 5 Zentimeter beleuchtungstechnisch reichen (knapp), ist das 50er die bessere Wahl, zudem günstiger als das 100er zu bekommen. Das 30er fällt damit schon fast wieder aus der Wahl.
Die möglicherweise notwendige Reproduzierbarkeit von Fotos zu Beweis- und Vergleichszwecken spricht für einen möglichst stabilen Aufbau. Von daher würde ich Dir als Beleuchtung eigentlich einen Ringblitz empfehlen, besser noch einen Pseudo-Ringblitz, der nicht eine runde Blitzröhre, sondern mehrere kleine Röhren enthält, die Du einzeln zu- und abschalten kannst, um das Relief besser zu modellieren. Der Minolta Macro Ring Flash 1200 AF(n) hat vier kleine, einzeln steuerbare Blitzröhren und ist mit Control Unit 1000 inzwischen günstig zu haben, die TTL-Unterstützung funktioniert aber nur an Filmgehäusen. Für digitale Kameras brauchst Du, wenn Du auf TTL-Unterstützung nicht verzichten möchtest, den Minolta Macro Flash Controller MFC-1000, an den sowohl der 1200AF Ringblitzkopf als auch der R-1200 Kopf passen. Leider ist der MFC-1000 nur noch gebraucht zu bekommen und - da heiß begehrt - sehr teuer. Als gute Alternative böte sich ein Zwillingsblitz wie der Sony HVL-MT24AM an, wenn nicht der filigranere Aufbau dagegen spricht - das kannst nur Du für Dich entscheiden.
Bei stationären Setups gibt es auch noch andere Möglichkeiten, z.B. eine Schwanenhalslichtquelle mit flexiblen Lichtleitern, mit der man sehr gezielt und flexibel besondere Lichteffekte setzen kann. In Verbindung mit einem Systemblitz funktioniert das sogar mit TTL-Blitz, ist aber leider alles andere als günstig; für das Novoflex MAKL-150 werden z.B. inzwischen weit über tausend Euro aufgerufen. Dauerlicht kann man mit solchen Geräten auch erzeugen, wenn eine Steckdose in der Nähe ist. Dabei kommen dann spezielle Halogenlampen (wie von Diaprojektoren her bekannt) zur Anwendung.
ZITATDas mit dem Ringblitz wird vermutlich tatsächlich schwierig. Denke, das wird auf eine Dauerlichtquelle rauslaufen und an sonnigen Tagen stellt sich die Frage ja eh nicht...[/quote]
Doch, bei Makro stellt sich die Frage immer. Die meisten Makroaufnahmen sind Blitzaufnahmen, da Du sonst wegen der großen Abbildungsmaßstäbe zwingend ein Stativ und ein absolut unbewegliches Motiv brauchst - was dem von Dir geforderten unkomplizierten Arbeiten entgegenläuft. Mit Blitz bekommst Du erstens genügend Licht (wegen der geringen Schärfentiefe mußt Du bei räumlichen Strukturen stark abblenden - da geht es u.U. um Bruchteile eines Millimeters) und zweitens effektive Belichtungszeiten, die weit kürzer sind, als die Verschlußzeit der Kamera, was hilft, Verwackelungen sicher zu vermeiden.
Ringleuchten auf Basis weißer LEDs sind viel lichtschwächer als ein Blitz, und die kürzeste damit erzielbare Belichtungszeit entspricht auch nur der kürzesten Verschlußzeit der Kamera - was in vielen Situationen nicht reicht.
Außerdem liefern weiße LEDs in der Regel kein kontinuierliches Lichtspektrum, worauf es aber u.U. gerade ankommt, wenn Du etwas (ggfs. mit rechtlicher Relevanz) dokumentieren willst - im Extremfall wäre Dein Setup sonst für bestimmte Farbnuancen "blind". Deshalb sind LED-Ringleuchten (die es auch von Sony gibt, z.B. das HVL-RL1) kein Ersatz für Ringblitze.
Anderseits kann man daraus auch eine Tugend machen, indem man z.B. IR- oder UV-Licht benutzt, um bestimmte Strukturen, die im sichtbaren Teil des Lichts nicht oder nur schwach sichtbar werden, in der Aufnahme besonders herauszuarbeiten (vorausgesetzt man hat Objektive und Kamera, die damit klarkommen). Dies aber nur als generelle Anmerkung, denn auch damit verlassen wir schnell die Ebene eines einfachen und bezahlbaren Setups.
Das folgende unter Vorbehalt, da es sehr vom Lack abhängt, den Du fotografieren willst:
Mit Polfiltern lassen sich manche störende Lichtreflexe von in der Regel nicht-metallischen Oberflächen filtern. Inwieweit das aber gerade bei Metallic-Lacken auch noch Wirkung zeigt, hängt sehr vom konkreten Einzelfall ab. Da können sowohl lineare Polfilterfolien vor den Blitzköpfen als auch ein zirkularer Polfilter vor dem Objektiv zum Zuge kommen. Hier ist Experimentieren angesagt.
Viele Grüße,
Matthias