RE: Makroaufnahmen mit 6:1

#1 von Minomanu , 02.02.2012 09:15

Hallo zusammen,

ich beabsichtige einen Versuchsballon zu starten und Makroaufnahmen mit einem Abbildungsmaßstab von ca. 6:1 zu machen. (Repros von Super8 Einzelbildern)

Das entsprechende Leitz Photar wäre natürlich der beste Weg. Die Dinger sind aber schwer aufzutreiben und sündhaft teuer.

Daher habe ich daran gedacht, mein MC-Rokkor 35mm (2,8) in Retrostellung am Balgengerät zu verwenden. Das MC hat das 55mm Filtergewinde, für welches es einen Umkehrring gibt. Damit ließe sich 6:1 realisieren.

Beim Blick durch den Sucher (XD7) wird das Bild beim Abblenden kaum schärfer. Ich vermute, dass die Konstruktion Mattscheibe / Sucher an ihre Grenzen stößt. Möglicherweise wären die Aufnahmen besser.

Hat jemand Erfahrungen mit ähnlich hohen Abbildungsmaßstäben?

Gruß
Herbert


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RE: Makroaufnahmen mit 6:1

#2 von manfredm , 02.02.2012 10:22

ZITAt (Minomanu @ 2012-02-02, 9:15) ...
ich beabsichtige einen Versuchsballon zu starten und Makroaufnahmen mit einem Abbildungsmaßstab von ca. 6:1 zu machen. (Repros von Super8 Einzelbildern)
...
Beim Blick durch den Sucher (XD7) wird das Bild beim Abblenden kaum schärfer. Ich vermute, dass die Konstruktion Mattscheibe / Sucher an ihre Grenzen stößt. Möglicherweise wären die Aufnahmen besser.

Hat jemand Erfahrungen mit ähnlich hohen Abbildungsmaßstäben?

Gruß
Herbert[/quote]
Ich habe schon viel Makros gemacht, bis 6:1 bin ich noch nicht vorgestoßen, aber: Kennst Du das Prinzip der "Förderlichen Blende"? Ganz grob sagt das, daß beim abblenden zwar die Schärfentiefe größer wird und auch Objektivfehler weniger zum tragen kommen (weswegen viele Objektive durch etwa 2 Stufen abblenden zu ihrer besten Leistung kommen) aber grundsätzlich bei zunehmenden abblenden wegen Beugungseffekten an der Blende, die maximale Schärfe abnimmt. Dieser Effekt ist stark vom Abbildungsmaßstab abhängig und bei größeren Abbildungsmaßstäben darf immer weniger abgeblendet werden. Was nun die kleinste Blende ist, die bei einem bestimmten Abbildungsmaßstab noch zu einer akzeptablen Bildschärfe führt, ist von etlichen Randbedingungen abhängig. Zu Film-Zeiten. als man sich die Bilder nicht in beliebig vergrößerten Ausschnitten am Monitor angesehen hat, waren etwa folgende Werte üblich:

Abbildungsmassstab empfohlene Blende
1:2 f32
1:1 f22
2:1 f16
3:1 f11
4:1 f8 - 11
5:1 f8
6:1 f5,6 - 8
7:1 f5,6
8:1 f5,6
9:1 f4 - 5,6
10:1 f4
In meinen Augen sollte im Makrobereich sogar weniger abgeblendet werden und bei deinen 6:1 würde ich nicht über f4 gehen, da ist also kaum Spielraum für eine Erhöhung der Schärfe.


Gruß,
Manfred


 
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RE: Makroaufnahmen mit 6:1

#3 von monilta , 02.02.2012 15:59

ZITAt (Minomanu @ 2012-02-02, 9:15) Daher habe ich daran gedacht, mein MC-Rokkor 35mm (2,8) in Retrostellung am Balgengerät zu verwenden. Das MC hat das 55mm Filtergewinde, für welches es einen Umkehrring gibt. Damit ließe sich 6:1 realisieren.

Beim Blick durch den Sucher (XD7) wird das Bild beim Abblenden kaum schärfer. Ich vermute, dass die Konstruktion Mattscheibe / Sucher an ihre Grenzen stößt. Möglicherweise wären die Aufnahmen besser.

Hat jemand Erfahrungen mit ähnlich hohen Abbildungsmaßstäben?[/quote]

Wenn man mit einem MC-Rokkor 2,8/35mm in Retrostellung arbeitet und einen Maßstab von 6:1 realisieren möchte, beträgt der Arbeitsabstand Objekt zur Vorderlinse (Fassung) gerade einmal 4 cm.
Der Auszug an der cm - Skala der Führungsschiene des Balgengerätes (z.B. Novoflex Balmin AS) ist auf 13 cm eingestellt.

Was ich damit sagen möchte ist, das zum einen der Arbeitsabstand zum aufzunehmenden Objekt sehr gering wird. Dadurch kann sich ein Beleuchtungsproblem ergeben. Das Anbringen eines Ringblitzes
funktioniert auch nicht, da sich das Objektiv in Retrostellung befindet.

Zum anderen, bedingt durch die große Auszugsverlängerung am Balgengerät, wird es im Sucher ziemlich dunkel. Zu bedenken ist auch noch, dass nur mit Arbeisblende gemessen werden kann, da die
VSB-Funktion in Retrostellung außer Kraft gesetzt wird. Daher lohnt sich ein großes Abblenden auch meist nicht wirklich. Der Schärfentiefebereich vergrößert sich bei Maßstab 6:1 nur gefingfügig. Der
Nachteil ist eben das dunkler werdenede Sucherbild und die damit verbundene Beurteilung der Schärfentiefe.

Es grüßt
Michael


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RE: Makroaufnahmen mit 6:1

#4 von Palph , 02.02.2012 23:52

Ich habe gerade bei Gabler (Nah- und Makrofotografie) nachgelesen. Wenn ich seine Ausführungen und Tabellen richtig gelesen habe, erreicht selbst Blende 22 bei Maßstab 6:1 nicht einmal eine Schärfentiefe von 1/10 mm!


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RE: Makroaufnahmen mit 6:1

#5 von Minomanu , 03.02.2012 09:06

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Hinweise!

Ich denke, ich werde es trotz der erwähnten Probleme einmal versuchen. Klar, 6:1 ist schon was.

Die Beleuchtungsproblematik wegen des geringen Aufnahmeabstandes würde ich in diesem Fall umgehen, da ich den Super8-Film von hinten durchleuchte.

Die geringe Schärfentiefe (bei 6:1) wird in jedem Fall kritisch, da die Planlage des Super8-Filmes schwierig zu realisieren sein dürfte.

Evtl. könnte ich einen kleineren Vergrößerungsmaßstab wählen und anschließend eine Ausschnittsvergrößerung anfertigen lassen.

Gruß
Herbert


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RE: Makroaufnahmen mit 6:1

#6 von manfredm , 03.02.2012 11:02

ZITAt (Vogelgucker @ 2012-02-02, 23:52) Ich habe gerade bei Gabler (Nah- und Makrofotografie) nachgelesen. Wenn ich seine Ausführungen und Tabellen richtig gelesen habe, erreicht selbst Blende 22 bei Maßstab 6:1 nicht einmal eine Schärfentiefe von 1/10 mm![/quote]
Die geringe Schärfentiefe hatte ich -als selbstverständlich vorausgesetzt- ganz vergessen zu erwähnen. Und abblenden ist der Schärfe eben nicht förderlich, s.o!
Ein weiteres, von mir vergessenes Problem sind Verwacklungen. Erstens ist durch den langen Aufbau die ganze Konstruktion eh verwackelungsgefährdet und erfordert ein stabiles Stativ und, bei Spiegelreflex-Fotografie eine Spiegelvorauslösung und zweitens machen sich wegen der geringen Schärfentiefe und meist längeren Belichtungszeiten diese Verwackelungen auch massiv im Bild bemerkbar.


Gruß,
Manfred


 
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RE: Makroaufnahmen mit 6:1

#7 von mhofmeist ( gelöscht ) , 03.02.2012 17:24

An sich ist das durchaus machbar, der Aufwand ist aber nicht unerheblich. Das müsste schon ein sehr besonderes S8-Bild sein.
Ich habe auf diese Weise u.a. Blattläuse und Milben fotografiert (formatfüllend ); wenn ich dazu komme, sie einzuscannen (habe keinen Scanner) stelle ich 'mal Beispiele ein.
Den Hinweisen der anderen kann ich im Wesentlichen nur beipflichten.

Vergiß "Schärfentiefe durch Abblenden". Die förderliche Blende liegt vermutlich so in der Gegend von 5,6-8. Wenn Du sie genau ausrechnen möchtest:
http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm
Aber mach' Dich nicht verrückt, es spielen Faktoren hinein, die sich nur schätzen oder willkürlich festlegen lassen, bspw. der tolerierbare Zerstreuungskreisdurchmesser. Und Du kannst aus dem winzigen Bild ohnehin nichts herausholen, was nicht darin ist. Im oben genannten Bereich dürftest Du ganz gut liegen.

Ein Weitwinkel in Retrostellung funktioniert im Übrigen ganz ausgezeichnet als Ersatz für eine teure Spezialoptik. Und die vier Zentimeter Arbeitsabstand sind bei solchen Arbeiten schon viel! Du hast sie auch nur, weil das Objektiv für eine SLR gedacht ist, wo zwischen Film und Hinterlinse genug Platz für den Spiegel sein muß. Ein Ringblitz ließe sich auch anderweitig in der richtigen Position fixieren, auf ein paar Millimeter hin oder her kommt es ja in diesem Fall nicht an. Ich nehme ein Laborstativ, bis der Adapter fertig ist, den mir ein Freund drehen will.

Stativ: Ein "normales" Dreibein reicht nach meiner Erfahrung nicht aus. Egal wie groß und schwer. Auch deshalb, weil Du nicht dicht genug an Dein "Motiv" herankommst, und jeder Ausleger (oder was auch immer), schwingt dann doch ein paar Zehntel - in diesem Fall viel zuviel.
Ich benutze ein großes Reprostativ (von Kaiser). Damit ist auch eine vertikale Anordnung der Optik möglich, was mir praktischer erscheint.

Spiegelvorauslösung habe ich nicht. Ich benutze eine X-700, meist zusammen mit einem Ringblitz, mit dem sie durch die Optik messen kann, das erspart mir viel Rechnerei. Das Blitzen ist auch deshalb nötig, weil ich lebende und damit (teilweise sehr) bewegliche Motive fotografiere. Aber die wenigen Aufnahmen statischer Objekte mit Dauerlicht sind auch nicht verwackelt. Vielleicht habe ich Glück, oder die Spiegeldämpfung bei Minoltas ist tatsächlich so hervorragend. Probier' es einmal aus, bevor Du Dir extra ein anderes Gehäuse beschaffst.

Wenn ich, wie Du, Durchlicht bräuchte, würde ich einen Blitz seitlich auf das Grundbrett legen und dessen Licht mittels eines kleinen Spiegels nach oben in die Senkrechte umlenken. Lochblende aus schwarzer Pappe unter dem Objekt nicht vergessen. Und den Blitz durch eine Röhre (aus dem gleichen Luxusmaterial ) leuchten lassen, um Reflexe an blanken Teilen des Aufbaus zu vermeiden.
Die Mengen an Dauerlicht, die Du ggf. brauchen würdest, sind ziemlich erheblich. Da wäre eine Mikroskopierleuchte (die eine Optik zur Bündelung des Lichtes hat), eine Kaltlichtlampe oder dgl. nicht schlecht. Diaprojektor?

Vielleicht lässt sich mit der Planlage etwas machen, wenn Du die Filmstücke zwischen zwei Objektträger (Mikroskopierbedarf) einklemmst? Die sind zwar nicht vergütet, aber plan und schlierenfrei, leicht zu handhaben und preiswert. Reflexe auf den äußeren Oberflächen liegen schon wieder außerhalb der Schärfeebene, sollten aber trotzdem minimiert werden.

Scharfstellen ist nicht so einfach, u.a. wg. des dunklen Suchers. Evtl. besorgst Du Dir eine Sucherlupe. Ich komme zwar ohne aus, möchte es aber irgendwann einmal 'mit' probieren, um mir die Arbeit zu erleichtern.

Hoffentlich habe ich nichts vergessen - und hoffentlich nimmt mir niemand übel, wenn ich hier läääängst bekannte Ratschläge gebe.
Gibt schließlich eine Menge "alte Hasen" hier, da möchte ich mich nicht aufspielen.

ZITAt (Minomanu @ 2012-02-03, 9:06) Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Hinweise!

Ich denke, ich werde es trotz der erwähnten Probleme einmal versuchen. Klar, 6:1 ist schon was.

Die Beleuchtungsproblematik wegen des geringen Aufnahmeabstandes würde ich in diesem Fall umgehen, da ich den Super8-Film von hinten durchleuchte.

Die geringe Schärfentiefe (bei 6:1) wird in jedem Fall kritisch, da die Planlage des Super8-Filmes schwierig zu realisieren sein dürfte.

Evtl. könnte ich einen kleineren Vergrößerungsmaßstab wählen und anschließend eine Ausschnittsvergrößerung anfertigen lassen.

Gruß
Herbert[/quote]


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