RE: zu dem Bild Sturz

#16 von ebarwick , 01.07.2004 23:03

Hallo,

@ alexdragon
wenn "viel Wind" eine frische Diskussion bezeichnen sollte, dann bist du ja im richtigen Forum, aber ansonsten...

Es ist ja fast wie bei digital/analog: Die Erde tat sich auf und es entstand ein tiefer Spalt...

Ganz so verbissen, finde ich, sollte man das Thema nicht sehen.
Ich hätte das Bild nicht gemacht, weil ich es nicht besonders ästethisch finde, die Schmerzen anderer Personen abzulichten. Sicher, es war nur ein Junge, der gestürzt ist und fünf Minuten später war es schon Schnee von gestern, und weh getan hat es ja nur in dem einen Moment - aber diese eine intime, unangenehme Situation wurde festgehalten und einem Publikum präsentiert.

Damit will auch ich nicht den Fotografen verteufeln, ist seine Sache, wenn er das anders sieht.
Nur hätte er, das wurde schon angesprochen, daraus etwas positives entwickeln und den verletzten, aber noch ins Ziel kommenden Jungen in diesem glücklicheren Moment ablichten können.

In unserer heutigen "big brother" geschwängerten Zeit, in der auf Autobahnen kilometerlange Staus entstehen, weil die Gaffer sich nicht an dem tollen Unfall auf der Gegenfahrbahn satt sehen können, sollte man sich manchmal selbst an die Nase fassen. Und in diesem Kontext fand ich Mark's Vergleich gar nicht schlecht.

Kriegsfotos - wie das von Robert Capa, mit dem er weltberühmt geworden ist - sind für mich ein anderes Parkett und auch darüber ließe sich streiten, haben aber wohl mit dieser Situation wirklich nichts gemein.
Bilder anderer Kulturen, wie das von Michael Reinold, das auch in die Diskussion kam, sind doch vertretbar, sofern sie nicht das Leid einzelner, sondern die Lebensumstände allgemein dokumentieren. Um ein Verständnis für das bereiste Land zu bekommen, gehören alle Facetten dazu, nicht nur die Sonnenstrände. Ich habe auch in unserem Land schon öfter Nicht-Sesshafte/Bettler oder Menschen, die auf der Schattenseite leben, fotografiert, aber nie ohne Einwilligung der Person, diesen Anspruch sollte man sich schon stellen.

Was allerdings die Persönlichkeitsrechte ohne die betr. Erlaubnis angeht, dürfte das in diesem Kreis keine große Rolle spielen und ist auch sonst halb so dramatisch, wie es immer dargestellt wird. Leider habe ich selbst schon einmal einen Prozess verloren (es kam zu einem Vergleich - das war aber für mich dasselbe), der einer bestimmten Person verbieten sollte, mich wiederholt als Privatperson zu fotografieren - das kann nämlich richtig lästig werden...

Grüße
Erhard



 
ebarwick
Beiträge: 1.333
Registriert am: 04.06.2003


RE: zu dem Bild Sturz

#17 von Brachypelma ( gelöscht ) , 02.07.2004 08:26

Hi!

Ich sehe das Bild nicht so tragisch, denn
1. wir alle wollen die Realität (mehr oder weniger naturgetreu) wiedergeben. IMO gehört zu der realität nicht nur das glücklich sein und Spass haben, sondern auch der Schmerz und leid. Ich finde man soll nicht nur die positive Seite darstellen sondern auch die Schlechte (ohne negative Sensationsgeilheit. Es ist sensationsgeil wenn man die schwerverletzten in nah aufnahme fotogafiert (negativ) aber es auch etwas sensationsgeilheit wenn man einen fotografiert der z.B. 10 mio € gewinnt, oder eine EM (positiv) Bei der ositiven sagt garantiert niemand etwas.
Wenn ich hier einige richtig verstanden habe dürfte man niemanden ohne deren Zustimmung auf Fotos veröffentlichen. Ich denke, dass viele Bilder damit illegal/verwerflich wären.

2. Denken wir mal zurück an unsere eingene Kindheit wie oft sind wir als Kinder selber hingefallen und haben uns aufschürfungen geholt um dann zu brüllen wie am spieß um dann im nachhinein fest zu stellen, dass es gar nicht so schlimm war?

Summa sumarum verstehe ich nicht warum es OK die postive Seite zu fotografieren aber nicht die negative (in Grenzen). Ich denke das Problem liegt darin dass man nur an die guten Sachen erinnert werden will und nicht an schlechten.

Gruß
Matthias



Brachypelma

RE: zu dem Bild Sturz

#18 von mullar , 02.07.2004 08:50

ZITATWenn ich hier einige richtig verstanden habe dürfte man niemanden ohne deren Zustimmung auf Fotos veröffentlichen. Ich denke, dass viele Bilder damit illegal/verwerflich wären.[/quote]

Das sind sie auch - da kannst Du Dir sicher sein! Ich habe mir anfangs auch wenige Gedanken darüber gemacht, aber die Jungs hier achten da seeehr drauf und man sollte das Ganze nicht auf die leichte Schulter nehmen. Vor allem dann, wenn man seine Bilder der Öffentlichkeit darbietet (Galerie) bzw. zur Diskussion stellt - sie damit VERÖFFENTLICHT.

Da ich dies vorher nicht gemacht habe (veröffentlichen), musste ich mich mit dem Thema eigentlich gar nicht auseinandersetzen (weil keiner wußte, dass ich in meinem privaten Fotoalbum Impressionen von Farbigen aus Ghambia o.ä. hatte) - aber sobald Du die Bilder präsentierst und alle wissen, dass Du hättest fragen müssen, solltest Du das unbedingt tun. Das geht sogar soweit, dass es etliche Mitglieder gibt, die eine unterschriebene Veröffentlichungserlaubnis von ihren (nicht nur Models sondern auch Urlaubs-)Motiven vorweisen können (was dann der wirklich exakte Weg ist).

Einige Diskussionen dazu findest Du u.a. hier, hier, hier, hier oder hier.

Das sollte man alles überaus ernst nehmen!



 
mullar
Beiträge: 624
Registriert am: 05.10.2003


RE: zu dem Bild Sturz

#19 von ingobohn , 02.07.2004 18:53

...ein bisschen rumgegoogelt und z.B. das hier gefunden:

Nehmen Personen an Veranstaltungen (Versammlungen, Aufzüge oder ähnliche Vorgänge) teil, so dürfen nach § 23 (1) KUG Abbildungen ohne Zustimmung veröffentlicht werden. Die Abbildung muss jedoch die dargestellten Personen als Teilnehmer der betreffenden Veranstaltung erfassen. Gegenstand der erlaubten Darstellung i.S. des § 23 KUG ist immer nur die Darstellung des Gesamtvorganges, nicht aber das Herausgreifen nichtrepräsentativer Einzelereignisse. Einzelaufnahmen, Großaufnahmen oder individuell erkennbare Portraits fallen nicht unter diesen Fall der Abbildungsfreiheit.

Ich denke (als Laie), dass eine Skateveranstaltung unter so eine öffentliche Veranstaltung fällt. Der gestürzte Teilnehmer ist im Gesamtzusammenhang dargestellt und ein Sturz stellt auch wohl kein nichtrepräsentatives Ereignis dar. Von daher glaube ich, das sich der Bub im Falle eines Falles gar nicht gegen die Veröffentlichung wehren könnte.



ingobohn  
ingobohn
Beiträge: 11.247
Registriert am: 03.11.2003


RE: zu dem Bild Sturz

#20 von Mark , 02.07.2004 20:12

ZITATEinzelaufnahmen, Großaufnahmen oder individuell erkennbare Portraits[/quote]

Ich denke doch das er das könnte, der das Augenmerk auf ihn als Einzelperson gelegt ist.

Mark



Mark  
Mark
Beiträge: 6.890
Registriert am: 03.05.2003


RE: zu dem Bild Sturz

#21 von ingobohn , 02.07.2004 20:35

/wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> Ich denke auch, dass das der einzige "kritische" Punkt bei der (juristischen) Bildbeurteilung wäre...



ingobohn  
ingobohn
Beiträge: 11.247
Registriert am: 03.11.2003


RE: zu dem Bild Sturz

#22 von anna_log , 02.07.2004 22:07

Was wäre Deutschland ohne seine Paragraphen...Zum Glück ist höchstrichterlich geregelt, daß ein Bankschliessfach keine Wohnung ist.
Eigentlich ging es mir eher darum, welche Bildaussagen zum Thema Leid und Schmerz ethisch und moralisch vertretbar sind und einen breiten Konsens finden. Das Ganze mal losgelöst von dem Bild Sturz diskutiert. Hat wohl nicht funktioniert.

Ich glaube die Persönlichkeitsrechte sind dem Jungen eh wurscht.

Matthias



anna_log  
anna_log
Beiträge: 2.190
Registriert am: 30.09.2003


RE: zu dem Bild Sturz

#23 von chilperich , 04.07.2004 00:04

Die sind dem Jungen bestimmt nicht wurscht,

höchstens juristische Diskussionen darum, weil er sie nicht versteht.

Einen breiten Konsens zu finden dürfte hier nicht möglich sein, weil es einer in einer breiten Grenzzone ist, in der man nachvollziehbar zu verschiedenen Ergebnissen kann. Es muss auch nicht fruchtlos sein hier juristisch zu argumentieren, weil Gesetze wenigstens ein objektives, nicht ganz willkürliches Regelwerk sein sollen, mit denen man solche Streitfälle regeln kann. Auch wenn das nicht immer jedem Einzelfall gerecht wird. Allein aus dem Bauch raus kann man nichts regeln.
Peter



chilperich  
chilperich
Beiträge: 264
Registriert am: 13.04.2004


RE: zu dem Bild Sturz

#24 von manfredm , 05.07.2004 10:00

ZITATNehmen Personen an Veranstaltungen (Versammlungen, Aufzüge oder ähnliche Vorgänge) teil, so dürfen nach § 23 (1) KUG Abbildungen ohne Zustimmung veröffentlicht werden. Die Abbildung muss jedoch die dargestellten Personen als Teilnehmer der betreffenden Veranstaltung erfassen. Gegenstand der erlaubten Darstellung i.S. des § 23 KUG ist immer nur die Darstellung des Gesamtvorganges, nicht aber das Herausgreifen nichtrepräsentativer Einzelereignisse. Einzelaufnahmen, Großaufnahmen oder individuell erkennbare Portraits fallen nicht unter diesen Fall der Abbildungsfreiheit.[/quote]
ZITATWas wäre Deutschland ohne seine Paragraphen...[/quote]
Nun, ich bin juristisch völliger Laie, hier lag ich mit meiner Einschätzung obenZITAT...aber es handelt sich um eine öffentliche Veranstaltung und ich meine, da sind wohl Bildveröffentlichungen erlaubt. ...Es ist mehr eine Massenszene, die Personen kommen nicht einzeln "groß" raus, auch nicht der gestürzte Junge. Ich finde das Bild in Ordnung![/quote] ziemlich gut, in meinen Augen ein Zeichen, daß sich hier Gesetzeslage und gesunder (na ja, zumindest meiner /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> ) Menschenverstand einigermaßen treffen.
Manfred



 
manfredm
Beiträge: 4.004
Registriert am: 13.11.2002


   


  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
| 2002- © so-fo.de | minolta-forum.de |
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz