Hallo,
@ alexdragon
wenn "viel Wind" eine frische Diskussion bezeichnen sollte, dann bist du ja im richtigen Forum, aber ansonsten...
Es ist ja fast wie bei digital/analog: Die Erde tat sich auf und es entstand ein tiefer Spalt...
Ganz so verbissen, finde ich, sollte man das Thema nicht sehen.
Ich hätte das Bild nicht gemacht, weil ich es nicht besonders ästethisch finde, die Schmerzen anderer Personen abzulichten. Sicher, es war nur ein Junge, der gestürzt ist und fünf Minuten später war es schon Schnee von gestern, und weh getan hat es ja nur in dem einen Moment - aber diese eine intime, unangenehme Situation wurde festgehalten und einem Publikum präsentiert.
Damit will auch ich nicht den Fotografen verteufeln, ist seine Sache, wenn er das anders sieht.
Nur hätte er, das wurde schon angesprochen, daraus etwas positives entwickeln und den verletzten, aber noch ins Ziel kommenden Jungen in diesem glücklicheren Moment ablichten können.
In unserer heutigen "big brother" geschwängerten Zeit, in der auf Autobahnen kilometerlange Staus entstehen, weil die Gaffer sich nicht an dem tollen Unfall auf der Gegenfahrbahn satt sehen können, sollte man sich manchmal selbst an die Nase fassen. Und in diesem Kontext fand ich Mark's Vergleich gar nicht schlecht.
Kriegsfotos - wie das von Robert Capa, mit dem er weltberühmt geworden ist - sind für mich ein anderes Parkett und auch darüber ließe sich streiten, haben aber wohl mit dieser Situation wirklich nichts gemein.
Bilder anderer Kulturen, wie das von Michael Reinold, das auch in die Diskussion kam, sind doch vertretbar, sofern sie nicht das Leid einzelner, sondern die Lebensumstände allgemein dokumentieren. Um ein Verständnis für das bereiste Land zu bekommen, gehören alle Facetten dazu, nicht nur die Sonnenstrände. Ich habe auch in unserem Land schon öfter Nicht-Sesshafte/Bettler oder Menschen, die auf der Schattenseite leben, fotografiert, aber nie ohne Einwilligung der Person, diesen Anspruch sollte man sich schon stellen.
Was allerdings die Persönlichkeitsrechte ohne die betr. Erlaubnis angeht, dürfte das in diesem Kreis keine große Rolle spielen und ist auch sonst halb so dramatisch, wie es immer dargestellt wird. Leider habe ich selbst schon einmal einen Prozess verloren (es kam zu einem Vergleich - das war aber für mich dasselbe), der einer bestimmten Person verbieten sollte, mich wiederholt als Privatperson zu fotografieren - das kann nämlich richtig lästig werden...
Grüße
Erhard