RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#1 von stevemark , 01.05.2012 23:55

Dank Matthias Sommer, der mir seine NEX-5N sowie zwei wunderschöne Zeiss-ZM-Objektive ausgeliehen hat, konnte ich übers Wochenende gegen hundert klassische MF-Linsen durchtesten. Die rund tausend Aufnahmen werden nun Schritt für Schritt ausgewertet und publiziert.

Zunächst sind die klassischen 50mm-Normalobjektive dran, die ja an der NEX zu kleinen Portraitobjektiven mutieren. Dank des sehr nützlichen "Fokus-Peaking" (der gerade scharf gestellte Bildbereich flimmert rot im Sucher) können auch lichtstarke Objektive recht präzise und sehr schnell manuell fokussiert werden, zumal die alten Schätze in der Regel eine viel bessere / präzisere Fokussierschnecke aufweisen. Aus Präzisionsgründen habe ich die Adapter von Novoflex (Minolta MD => NEX), Voigtländer (Leica M=> NEX), Leica (LTM=>Leica M) und Sony (Sony/Minolta AF => NEX) genutzt.

Zunächst ein kleiner, aber recht aufschlussreicher Vergleich der Objektive, die für den Siegeszug des Kleinbildes verantwortlich waren:

* Leitz Elmar 5 cm 1:3.5 (1925, Berek): Erste in Grossserie gefertiget Kleinbild-Optik
* Leitz Summarit 5 cm 1:2 (1939, Berek): erste brauchbare lichtstarke Optik von Leitz (Summar, Xenon, Hektor und Thambar waren allesamt nur mangelhaft korrigiert)
* Zeiss Tessar 5 cm 1:2.8 (1931, Merté: Zeiss' vorläufige Antwort auf das Elmar; u. a. für die Messsucher-Contax
* Zeiss Sonnar 5 cm 1:1.5 (1931/32, Bertele): Zeiss definitve Antwort auf das Elmar - fünf Mal lichtstärker, und @ f1.5 besser als das Elmar @ f11!!
* Zeiss Biotar 5.8 cm 1:2 (1938, Merté: Die erste lichtstarke Optik für die erste Kleinbild-SLR (Igahee "Kine Exakta"; die 5cm-Sonnare waren wegen mangelndem Freiraum für den Spiegelkasten nicht an SLRs adaptierbar

... und dann zwei modernste Vertreter dieser Gattung von Zeiss, hergestellt bei Cosina:
* Zeiss Planar ZM 2/50mm
* Zeiss C-Sonnar ZM 1.5/50mm

Gerade letzteres halte ich für ein hochinteressantes Objektiv zur NEX: deutlich kleiner als die entsprechenden Leica-Objektive, auf der Testtafel auch weniger leistungsfähig - ABER: mit einer sehr viel dreidimensionaleren Wiedergabe bei Offenblende. Das dem Urahn von 1932 nachempfundene C-Sonnar zeichnet nämlich auch bei Offenblende über einen recht grossen Tiefenbereich ein scharfes Kernbild, das von einem weichen Hauch sanfter Überstrahlungen überlagert ist - ideal für Aufnahmen mit Spitzlichtern, die von innen heraus leuchten sollen, und ideal für Portraits. wo man oftmals gerne die unerwünschten kleinen Details mit etwas weniger Kontrast abbilden möchte.

Aber seht selbst - hier ist der Link

Gr Steve

EDIT: Nächster Test dann mit vielen klassischen 45/50/55/58mm Rokkoren (1959-1984) - generell ein recht homogenes Testfeld mit einigen Überraschungen


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#2 von jolini , 02.05.2012 09:54

Da kann ich doch hierzu gleich auf einen interessanten Workshop hinweisen, der am 13.05.2012 in Hamburg (823. Hafengeburtstag) stattfindet und von Helge Hackbarth veranstaltet wird. Hier sollen an spiegellosen Kameras eine Vielzahl lichtstarker (mindestens F1.8) 50mm Brennweiten ausprobiert werden und im Direktvergleich ihre Schärfe und Bokeh-Qualitäten beweisen können. Die Ergebnisse sollen systematisch ausgewertet und präsentiert werden.

Ich werde voraussichtlich mit der NEX-7 und ca. zehn verschiedenen 50ern am Start sein.

mfg / jolini


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#3 von Phillip , 02.05.2012 16:59

Danke für den Test .
Auf den nächsten bin ich freilich noch mehr gepsannt, insbesondere auf die Überraschungen.

Darf man fragen warum du dich entschieden hast diese Objektive auf unendlich zu testen?

Grüße,
Phillip


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#4 von stevemark , 02.05.2012 17:11

ZITAT(Phillip @ 2012-05-02, 15:59) ...
Darf man fragen warum du dich entschieden hast diese Objektive auf unendlich zu testen?

Grüße,
Phillip[/quote]

Ganz einfach - um die Eck(un)schärfe (Bildfeldwölbung, Koma, Astigmatismus) systematisch und zweifelsfrei dokumentieren zu können; deshalb auch die Aufnahmen mit diagonal durchs Bild verlaufendem Horizont. Bei einem Test auf sagen wir mal 1m Distanz ist erstens die Eckschärfe für die Praxis wenig bedeutend (Portraits), und zweitens müsste ich da den klassischen Testtafel-Test machen - den ja Klaus von photozone.de eh weit besser macht als ich es könnte.

Bei Gelegenheit werde ich aber ausgewählte 50er mit einem Model als Portrait-Objektive testen. Dort kommt dann aber erschwerend hinzu, dass das Model sich andauernd ein wenig bewegt, was die Unsicherheit/Fehleranfälligkeit der ganzen Testanordnung natürlich erhöht. Du kannst aber davon ausgehen, dass das - nach Veröffentlichung der bereits aufgenommenen "Unendlich-Tests" - der nächste Schritt sein wird!

Gr Steve


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#5 von Minomanu , 03.05.2012 09:48

Superspannende Sache!

Ich halte es für richtig, die Objektive auf Unendlich zu testen.

Sieht man einmal von Makroobjektiven ab, sind eigentlich alle Objektive auf Unendlich gerechnet.

Im Nahbereich zu testen macht daher aus meiner Sicht wenig Sinn.

Sind die Tests im RAW-Format erstellt? Oder hat eine Kamerasoftware nachgeholfen?


Gruß
Herbert


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#6 von roseblood11 , 03.05.2012 10:18

Danke für den Test!

Es wäre schön, das Sony SEL50f18 noch mit im Vergleich zu sehen.


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#7 von fwiesenberg , 03.05.2012 10:27

ZITAt (Minomanu @ 2012-05-03, 9:48) Ich halte es für richtig, die Objektive auf Unendlich zu testen.

Sieht man einmal von Makroobjektiven ab, sind eigentlich alle Objektive auf Unendlich gerechnet.

Im Nahbereich zu testen macht daher aus meiner Sicht wenig Sinn.[/quote]

Sehe ich ganz anders. Das 58mm MC Rokkor 1:1.2 beispielsweise scheint m.E.n. als Portraitspezialist gerechnet zu sein. Seine Leistung ist bei Unendlich deswegen nicht schlecht, aber im mittleren bis nahem Bereich noch besser.

Ich wüßte auch nicht, was am am Bokeh bei Unendlich beurteilen soll...

Grundsätzlich sollten Objektive primär in dem Bereich verglichen, wofür sie konstruiert wurden. Im genreübergreifenden Vergleich sollten dann auch verschiedene Entfernungen verglichen werden.


Grüße aus dem Westen der Republik!
Frank.


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#8 von rschroed , 04.05.2012 21:49

Klasse!

Hochinteressant und aufschlussreich, und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Dass man, wenn man testet, immer auch noch anders und noch mehr testen könnte, das ist klar, aber die Unendlicheinstellung erzählt schon mal sehr viel, denke ich. Zumal das Kleinbild-50er als Allrounder immer auch für Unendlich taugen musste – egal was die Ingenieure sich bei der Rechnung gedacht haben.

Grüße,
Robert


 
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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#9 von damn ed ( gelöscht ) , 04.05.2012 23:46

ZITAt (stevemark @ 2012-05-02, 16:11) Bei Gelegenheit werde ich aber ausgewählte 50er mit einem Model als Portrait-Objektive testen. Dort kommt dann aber erschwerend hinzu, dass das Model sich andauernd ein wenig bewegt, was die Unsicherheit/Fehleranfälligkeit der ganzen Testanordnung natürlich erhöht.[/quote]

Die geht nirgendwo hin. Salat auf 'n Kopf - fertig ist die Frisur. :-)

ich beweg mich nicht


damn ed

RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#10 von stevemark , 05.05.2012 22:59

ZITAt (Minomanu @ 2012-05-03, 8:48) Superspannende Sache![/quote]
Jein ... viel lieber hätte ich natürlich eine "NEX-9" gehabt - aber eben ... bis sowas kommt, vergeht wohl einige Zeit. Inzwischen halt APS-C ...

ZITAt (Minomanu @ 2012-05-03, 8:48) Ich halte es für richtig, die Objektive auf Unendlich zu testen.

Sieht man einmal von Makroobjektiven ab, sind eigentlich alle Objektive auf Unendlich gerechnet.

Im Nahbereich zu testen macht daher aus meiner Sicht wenig Sinn.[/quote]
Wiederum jein ... als Ausgangspunkt mal die Unendlich-Einstellung, in einem zweiten Schritt für ausgewählte interessante Linsen dann die Portrait-Variante (d. h. ca. 1 m Entfernung). In der Regel werden Objektive auf irgendwas zwischen 1:20 bis 1:50 optimiert - sofern man nicht Makro-Linsen oder aber Floating Elements in der Konstruktion hat.

ZITAt (Minomanu @ 2012-05-03, 8:48) Sind die Tests im RAW-Format erstellt? Oder hat eine Kamerasoftware nachgeholfen?[/quote]

Alles RAWs und identisch konvertiert; also keine "Nachhilfe" durch Kamerasoftware.


ZITAt (roseblood11 @ 2012-05-03, 9:18) Danke für den Test!

Es wäre schön, das Sony SEL50f18 noch mit im Vergleich zu sehen.[/quote]
Ja, hätte ich auch gerne gemacht - viele entsprechende Anfragen (u. a. auch für eine NEX-7) an Sony blieben entwered unbeantwortet oder waren unbestimmte Vertröstungen auf "irgendwann". Dass ich meine (sehr durchzogene) Meinung zur A77 kundgetan habe, hat Folgen gehabt ... und kaufen tue ich die Linsen für so etwas nicht.

ZITAt (damn ed @ 2012-05-04, 22:46) ZITAt (stevemark @ 2012-05-02, 16:11) Bei Gelegenheit werde ich aber ausgewählte 50er mit einem Model als Portrait-Objektive testen. Dort kommt dann aber erschwerend hinzu, dass das Model sich andauernd ein wenig bewegt, was die Unsicherheit/Fehleranfälligkeit der ganzen Testanordnung natürlich erhöht.[/quote]

Die geht nirgendwo hin. Salat auf 'n Kopf - fertig ist die Frisur. :-)

ich beweg mich nicht
[/quote]
Oh, danke für den Hinweis ... aber der Dame fehlen entscheidende Details ... so etwa Hautporen und feinste Häärchen . Aber irgendwie kriegen wird das schon hin. Schlimmstenfalls mit einer diskreten Kopf-Fixierung, wie zu Zeiten der guten alten Glasplatte ...


Gruß, Steve


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RE: Objektivtest: Zeiss- & Leitz-Klassiker an NEX-5N

#11 von matthiaspaul , 12.06.2012 12:44

ZITAT(stevemark @ 2012-05-01, 23:55) EDIT: Nächster Test dann mit vielen klassischen 45/50/55/58mm Rokkoren (1959-1984) - generell ein recht homogenes Testfeld mit einigen Überraschungen [/quote]
Siehe hier: http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=32076


"All the important human advances that we know of since historical times began
have been due to individuals of whom the majority faced virulent public opposition."
--Bertrand Russell

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