RE: Passende Objektive für Minolta Dynax 60?

#16 von matthiaspaul , 15.03.2012 01:16

ZITAt (BJU @ 2012-03-14, 15:35) Dazu noch die Frage: Es wird oft angegeben, dass es sich um ein Digitales Objektiv handelt. Kommt es da zu Problemen mit der analogen Kamera?[/quote]
Ja und nein. Grundsätzlch sind Objektive analoge Geräte und lassen sich allenfalls digital ansteuern. Dies gilt aber für alle A-Bajonett-Objektive seit den frühsten Anfängen, denn sie verfügen alle über elektrische Kontakte, über die die Kamera mit dem ROM oder Mikrocontroller im Objektiv über ein digitales Protokoll kommuniziert.

Wenn aber von einem "digital-tauglichen" oder einem "für Digitalkameras optimierten" Objektiv die Rede ist, geht es nicht um dieses Protokoll, sondern um verschiedene optische Eigenschaften des Objektivs, die es entweder ausschließlich für Digitalkamera geeignet machen oder aussagen, daß ein Objektiv auch mit Digitalkameras gut klarkommt.

Im Wesentlichen gibt es dabei vier Merkmale, die in diesem Zusammenhang wichtig werden:

- die Größe des ausgeleuchteten Bildkreises: Die meisten Digitalkameras verfügen über einen Sensor, der deutlich kleiner ist, als das Kleinbildformat 24x36mm, das man in diesem Zusammenhang auch als "Vollformat" bezeichnet. Üblich sind bei DSLRs Sensoren im sog. APS-C-Format, das um den Formatfaktor 1,5x kleiner ist. Objektive, die nur an solchen Kameras verwendet werden sollen, brauchen also nicht das komplette Format 24x36mm ausleuchten, da der Sensor ja sowieso nur den Kernbereich davon sieht. Schränkt man den Bildkreis auf das APS-C-Format ein, so lassen sich Objektive wesentlich kleiner, leichter, weniger aufwendig und damit kostengünstiger konstruieren, ohne, daß der Fotograf dafür irgendwelche Abstriche in Kauf nehmen muß. An einer Vollformatkamera (wie Deiner Dynax 60) lassen sich solche Objektive natürlich nicht einsetzen, Du würdest ein mehr oder weniger rundes Kernbild und einen schwarzen Rand sehen. Um solche "Sparobjektive" von normalen, kleinbildtauglichen Objektiven zu unterscheiden, wurden dafür neue Namenszusätze eingeführt. So sind, wie die anderen schon geschrieben haben, alle DT-, DC- und Di II-Objektive nur für Digitalkameras mit APS-C-Format-Sensoren, nicht aber für Deine Dynax 60 geeignet.

- die Unterdrückung von rückseitigen Reflexionen: Im Vergleich zu einem Film reflektiert ein Sensorchip vergleichsweise stark das Licht, das auf ihn fällt. Das bedeutet, daß bei Digitalkameras mehr Licht vom Sensor zurück ins Objektiv reflektiert wird, als dies bei Filmgehäusen der Fall war. Diese Reflexionen können sich in Form von hellen Flecken bei bestimmten Einstellungen oder einem allgemein verminderten Kontrast bemerkbar machen. Deshalb verfügen neuere Objektive seit etwa 10 Jahren über eine verbesserte Vergütung der Rücklinse bzw. allgemein über deutlich verbesserte Vergütungen aller Linsen. Man kann hier von einer Optimierung für Digitalkameras sprechen, die aber die Verwendbarkeit an Filmgehäusen in keiner Weise einschränkt, im Gegenteil, sie führt auch hier zu einer leichten Qualitätsverbesserung. Bei Minolta, Konica Minolta und Sony werden solche Objektive nicht speziell gekennzeichnet, bei Sigma heißen sie "DG" (im Gegensatz zu "DC" oder älteren Objektiven ganz ohne diese Namenszusätze) und bei Tamron "Di" (d.h. ohne II).

- der Winkel, mit dem Strahlen in der Film- bzw. Sensorebene auftreffen: Sensoren verfügen über eine vergleichsweise ausgeprägte Richtungsabhängigkeit der Empfindlichkeit, was zum einen am Schichtaufbau des Halbleiters selbst liegt, zum anderen an Mikrolinsenarrays oder Filtern, die sich unmittelbar davor befinden. Einem Film war es hingegen fast egal, ob das Licht nun senkrecht von vorne oder stark schräg seitlich einfiel. Diese Sensoreigenschaft führt dazu, daß viele ältere Objektive, die an Filmgehäusen noch für ihre hervorragende Qualität gelobt wurden, an Digitalkameras u.U. nur noch durchschnittliche Resultate liefern. Um dem abzuhelfen, sind neue Rechnungen entwickelt worden, bei denen das Licht stärker von vorne oder zumindest weniger schräg auf den Sensor fällt. Ein Stichwort lautet hier: Telezentrizität. Auch dies ist eine Optimierung im Hinblick auf die besonderen Belange von Digitalkameras, die für die Verwendbarkeit an Filmgehäusen nicht von Nachteil ist.

- die Planheit der Bildes in der Film- bzw. Sensorebene: Im Gegensatz zu Film, der eine gewisse Dicke aufweist und damit eine gewisse Bildfeldwölbung toleriert, macht sich eine Wölbung des vom Objektiv geworfenen Bildes bei einem Sensor viel stärker bemerkbar., so daß bei neueren, für Digitalkameras optimierten Rechnungen auch auf die Bildfeldwölbung ein stärkeres Augenmerk gelegt wird, als dies zu Filmzeiten notwendig war. Selbstverständlich führt auch diese Optimierung in Verbindung mit einer Filmkamera nicht zu Problemen.

In der Praxis mußt Du also lediglich darauf achten, daß Du kein Objektiv anschaffst, das nur den kleinen APS-C-Bildkreis ausleuchtet.

Viele Grüße,

Matthias


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RE: Passende Objektive für Minolta Dynax 60?

#17 von Markus_FCB , 15.03.2012 01:34

ZITAt (matthiaspaul @ 2012-03-15, 1:16) - der Winkel, mit dem Strahlen in der Film- bzw. Sensorebene auftreffen: Sensoren verfügen über eine vergleichsweise ausgeprägte Richtungsabhängigkeit der Empfindlichkeit, was zum einen am Schichtaufbau des Halbleiters selbst liegt, zum anderen an Mikrolinsenarrays oder Filtern, die sich unmittelbar davor befinden. Einem Film war es hingegen fast egal, ob das Licht nun senkrecht von vorne oder stark schräg seitlich einfiel. Diese Sensoreigenschaft führt dazu, daß viele ältere Objektive, die an Filmgehäusen noch für ihre hervorragende Qualität gelobt wurden, an Digitalkameras u.U. nur noch durchschnittliche Resultate liefern. Um dem abzuhelfen, sind neue Rechnungen entwickelt worden, bei denen das Licht stärker von vorne oder zumindest weniger schräg auf den Sensor fällt. Ein Stichwort lautet hier: Telezentrizität. Auch dies ist eine Optimierung im Hinblick auf die besonderen Belange von Digitalkameras, die für die Verwendbarkeit an Filmgehäusen nicht von Nachteil ist.

- die Planheit der Bildes in der Film- bzw. Sensorebene: Im Gegensatz zu Film, der eine gewisse Dicke aufweist und damit eine gewisse Bildfeldwölbung toleriert, macht sich eine Wölbung des vom Objektiv geworfenen Bildes bei einem Sensor viel stärker bemerkbar., so daß bei neueren, für Digitalkameras optimierten Rechnungen auch auf die Bildfeldwölbung ein stärkeres Augenmerk gelegt wird, als dies zu Filmzeiten notwendig war. Selbstverständlich führt auch diese Optimierung in Verbindung mit einer Filmkamera nicht zu Problemen.[/quote]

Nachdem ich die Analogfotografie nicht komplett ad acta gelegt habe, bedanke ich mich auch für diese Erläuterungen.
Da wird mir nun klarer, wieso bestimmte Analogobjektive an der Digitalkamera schwächere Ergebnisse liefern als analog.


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