Es haben sich verschiedene Probleme mit der Upgrade-Prozedur (nicht mit dem Upgrade selbst) herausgestellt, die ich hier mal für alle dokumentieren und adressieren möchte:
So ein Firmware-Upgrade macht man nicht alle Tage, und das ist ein Vorgang, der bei vielen Anwendern mit einer gehörigen Adrenalinausschüttung verbunden ist, und auch einer, bei dem Sony noch sehr viel lernen kann, wie man sowas wirklich professionell angeht, so daß die Sache für die Anwender so einfach wie möglich wird, die Risiken, daß dabei etwas schiefgeht, minimiert werden und obendrein noch erhebliche Kosten eingespart werden können.
Leider ist es so, daß 99% der Probleme, die bei dem Upgrade entstehen können, auf unklare Anweisungen oder unnötige Komplexität zurückzuführen sind. Beides hätte sich leicht vermeiden lassen, denn das Upgrade ist im Grunde absolut trivial zu bewerkstelligen (sehr gut! ), wenn Sony sich und den Anwendern nicht selbst Steine in den Weg geworfen hätte.
Zunächst einmal stellt das deutsch-englische Kauderwelsch auf Sonys Webseite für viele Leute eine Herausforderung dar, insbesondere, weil noch nicht mal die Links sauber lokalisiert worden sind, so daß die deutschen Download-Instruktionen auf die englische Ergänzungsanleitung verweisen, obwohl direkt daneben (aber für den Anwender nicht sichtbar) eine deutsche Fassung davon bereitliegt (die allerdings auch nicht besonders gut übersetzt wurde). Liebe Leute bei Sony Deutschland: Bitte übersetzt doch solche Anweisungen demnächst sorgfältiger ins Deutsche oder, wenn das aus Zeitmangel nicht drin ist, belaßt den Text lieber gleich komplett in Englisch, damit er wenigstens verständlich bleibt. Jemand an die Übersetzung zu lassen, der nicht versteht, worum es in dem Text geht, ist nicht zielführend, und nur einzelne Worte in einem ansonsten weiterhin englischen Text zu übersetzen, genausowenig.
Das nächste Problem betrifft die Tatsache, daß pro Kamera zwei verschiedene Distributionen des Firmware-Upgrades angeboten werden, einmal als .EXE-Datei für Windows und einmal als .ZIP-Datei für Mac OS-Anwender. Das ist natürlich sachlich falsch, und daraus entstehen nicht nur Unsicherheiten beim Anwender, sondern auch echte Probleme, die Ärger und letztlich auch Kosten generieren.
.ZIP-Archive werden plattformübergreifend von hunderten verschiedener Betriebssysteme unterstützt, nicht, wie Sony die Anwender glauben macht, nur unter Mac OS (wo gerade .ZIP-Archive traditionell eigentlich eher mal ein "Fremdkörper" waren, denn das Format kommt aus der PC-Welt). Dank Info-ZIP gibt es ZIP-Packer und Entpacker heute (und schon lange) für praktisch alle Betriebssysteme, alt wie neu, und bei modernen Systemen ist die Funktionalität, in ZIP-Archive hineinzugehen, als wären es Unterverzeichnisse im Dateisystem, voll in die Shell integriert, so daß man dafür gar kein eigenständiges Entpackprogramm mehr bemühen muß, wie das früher der Fall war. Das funktioniert auch unter Windows (Explorer) schon seit fünfzehn Jahren so (Windows 95), und selbst unter DOS läßt sich sowas problemlos für die Kommandozeile einrichten, bzw. war in Dateimanagern wie dem Norton Commander schon vor bald zwanzig Jahren integriert.
Für selbstentpackende Archive in Form einer .EXE-Datei gibt es also nur sehr wenige Gründe. In der Form, in der Sony sie verwendet, bereiten sie nur Probleme.
Es ist eine wirklich sehr schlechte Idee, ausführbare Dateien (wie .EXE-Dateien) über das Netz verteilen zu wollen - im Grunde halte ich das für unverantwortlich, gerade wenn man auch unbedarfte "Nur-Anwender" in der Zielgruppe hat. Ausführbare Dateien stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, denn sie können Viren enthalten (und tun dies auch oft). Deshalb blockieren viele Virenscanner und Firewalls sowas, und die Anwender, die sich an die Instruktionen auf Sonys Webseite halten (gerade, weil sie nichts falsch machen möchten), werden Schwierigkeiten haben, die Datei überhaupt herunterladen zu können. Die Leute, die es dennoch schaffen, werden u.U. mit dem nächsten Problem konfrontiert, nämlich der Tatsache, daß der spezielle Selbstentpacker, der in der .EXE-Datei integriert ist, nur unter bestimmten Versionen von Windows funktioniert. Manche Windows x64-Versionen, manche Windows Starter-Versionen und manche älteren Windows-Versionen werden nicht unterstützt. Das muß nicht so sein, man müßte einfach nur einen Selbstentpacker verwenden, der mit allen Windows-Versionen kompatibel ist. Überhaupt: .EXE-Dateien sind nicht auf Windows beschränkt, sondern auch ein gängiges Format für ausführbare Dateien unter DOS und OS/2 (und ein halbes Dutzend andere weniger bekannte Systeme). Das .EXE-Dateiformat erlaubt es, mehrere plattformspezifische Blöcke zu integrieren, so daß eine Datei unter DOS, OS/2 und Windows gleichermaßen ausführbar ist. Wenn man also ein Archiv in Form einer .EXE-Datei über das Internet verbreitet, das nicht speziell für ein bestimmtes Zielbetriebssystem gedacht ist, dann sollte man auch einen Selbstentpacker nehmen, der unter allen diesen Systemen ausführbar ist. Für multi-partite .EXE-Dateien gibt es genügend (auch kostenlose) Lösungen im Netz, so daß hier für Sony keine Kosten entstehen, im Gegenteil. Nennenswert größer wird die Datei auch nicht, da sich die Funktionalität schon in wenigen Kilobyte Code realisieren läßt.
Ich empfehle also auch den Windows-Nutzern, die .ZIP-Datei statt der .EXE-Datei herunterzuladen.
Paradoxerweise bereitet zwar nicht die .ZIP-Datei selbst (die Sony fälschlicherweise als nur "für Mac OS"-Nutzer ausweist), aber deren Inhalt manchen Mac OS-Nutzern Probleme, denn das eigentliche Firmware-Image DSCA900.APP bzw. DSCA850.APP, das eine auf Desktop-Computern nicht ausführbare binäre Datei darstellt, besitzt die Dateiendung .APP, die unter alten Mac OS-Versionen ein ausführbarer Dateityp war und deshalb auch heute noch oft entsprechend als "ausführbar" konfiguriert ist. Sony weist die Benutzer an, die heruntergeladene Datei auszupacken. Es gibt aber Web-Browser (wie Safari), die schon von selbst ZIP-Archive entpacken, so daß viele Mac OS-Anwender aufgrund der unklaren Anweisungen jetzt die bereits entpackte .APP-Datei als selbstentpackendes Archiv auffassen und versuchen, diese auszuführen. Die wundern sich dann, warum ihr Betriebssystem ihnen die Datei als "beschädigt" ausweist. Dementsprechend trauen sie sich auch nicht, die Datei auf die Kamera aufzuspielen.
Laßt Euch davon nicht irritieren: Wenn die Datei beschädigt wäre, hättet ihr schon beim Entpacken eine Fehlermeldung bekommen. Bei der .APP-Datei handelt es sich entgegen dem, was Euer Betriebssystem möglicherweise annimmt, um keine ausführbare Datei, sondern um das rohe Firmware-Image für die Kamera. Ihr müßt diese Datei lediglich auf die frisch formatierte Speicherkarte kopieren.
(Nebenbei, .APP waren auch unter Digital Researchs PC/GEM ausführbare Anwendungen (Ventura Publisher läßt grüßen). Wer das Ganze also unter GEM versuchen würde, würde ganz ähnliche Probleme bekommen.)
Sony sollte daraus lernen und Firmware-Images in Zukunft mit der Dateiendung .BIN versehen, die unter den allermeisten Betriebssystemen konventionsgemäß für binäre, nicht direkt in der Laufzeitumgebung ausführbare Dateien verwendet wird, die beim Kopieren 1:1 übertragen werden müssen, also DSCA900.BIN statt DSCA900.APP. Da der Bootloader in der Kamera derzeit aber nach einer .APP-Datei im Wurzelverzeichnis der Speicherkarte sucht, wäre das etwas, das man erst schrittweise ändern könnte, denn zunächst mal müßte mit dem nächsten Firmware-Upgrade der Bootloader selbst aktualisiert werden, so daß er in Zukunft nach .BIN-Dateien Ausschau hält.
Generell stellt sich die Frage, warum Sony das Firmware-Image überhaupt als .ZIP- und .EXE-Datei ausliefert und nicht einfach die Datei selbst als DSCA900.APP (bzw .DSCA900.BIN). Die entpackte Datei muß der Anwender sowieso auf die Speicherkarte kopieren, wer also nicht weiß, wie man Dateien kopiert, wird das Update nicht durchführen können. Das Firmware-Image ist bereits komprimiert und verschlüsselt, und der Bootloader wird, ehe er ein ihm vorgesetztes Firmware-Image akzeptiert, sowieso CRC-Prüfsummen checken und ggfs. weitere Plausibilitätstests durchführen. Dadurch, daß das Firmware-Image bereits komprimiert ist, läßt es sich auch nicht weiter komprimieren, so daß das von Sony verbreitete .ZIP-Archiv größer ist, als sein Inhalt (normalerweise sollte es andersherum sein), und der .EXE-Selbstentpacker setzt nochmal etwas obendrauf (davon abgesehen, daß er einige Megabyte freien Speicherplatz zur Ausführung braucht, sowohl auf dem Medium als auch im Hauptspeicher).
Würde Sony einfach das rohe Firmware-Image anbieten, bräuchten die Anwender sich nicht mit diversen Hardware- und Software-Abhängigkeiten herumschlagen (es würde unter jedem Betriebssystem funktionieren, statt nur unter bestimmten von Sony freigegebenen) und könnten das Image einfach direkt auf die Speicherkarte kopieren. Sony könnte sich sparen, unterschiedliche Archive zu packen, spezifische Download-Anweisungen für unterschiedliche Szenarios zu erstellen und diese dann (mehr schlecht als recht) auch noch in eine Vielzahl von Sprachen zu übersetzen. Darüberhinaus gäbe es auch viel weniger Support-Calls von verzweifelten Anwendern, die an der Upgrade-Prozedur scheitern, weil ihr PC bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt, die für das eigentliche Upgrade der Kamera-Firmware nicht im geringsten von Belang sind.
Wenn ich mir ein leckeres Abendessen zubereiten möchte, muß ich in einen Laden gehen und mir die Zutaten besorgen, dann kommen die Sachen in den Topf und ich muß den Herd einschalten. Ich muß mir weder einen speziellen Herd noch ein bestimmtes Besteck kaufen und vielleicht noch überprüfen, ob mein Kühlschrank, in dem ich die Sachen aufbewahren möchte, eine bestimmte Energiesparklasse erfüllt.
Wer nicht den passenden Kühlschrank, den passenden Herd und das passende Besteck hat, müßte - wenn man sich streng an Sonys Anweisungen hielte - verhungern. Sony möchte es dem Anwender einfach machen und baut um einen Trivialvorgang wie das Kopieren einer einzigen Datei eine Komplexität auf, die abschreckt und an der mit Sicherheit eine ganze Menge Leute scheitern, insbesondere die, die sich nicht mit Rechnern auskennen. Fazit: Aufgabe/Ziel leider komplett verfehlt, ein echter Schildbürgerstreich. ;->
Drei weitere Anmerkungen zum Firmware-Upgrade:
- Der eigentliche Flash-Vorgang während des Upgrades darf unter keinen Umständen unterbrochen werden! Je nach Speicherkartengeschwindigkeit kann dieser Vorgang durchaus auch mehrere Minuten lang dauern, nicht nur 10 Sekunden, wie man vielleicht aus Sonys Anweisungen herauslesen könnte. Bitte während des Upgrades nicht in "Panik" verfallen und bitte die Kamera keinesfalls ausschalten, weil "nichts passiert" o.ä. Die Kamera zeigt eine Meldung an, wenn sie fertig ist und startet dann nach einer kurzen Pause von 10 Sekunden von selbst neu.
- Ihr solltet das Upgrade nicht mit Fremdakkus durchführen (die das InfoLITHIUM-Protokoll möglicherweise nicht vollständig unterstützen), sondern nur mit einem frisch vollgeladenen Originalakku NP-FM500H, wie er der Kamera beim Kauf beilag (oder den Netzadapter AC-PW10AM verwenden). Der Akku sollte in die Kamera selbst eingelegt sein, nicht in den Portraitgriff VG-C90AM. Es gibt Anwender, bei denen sonst Warnungen bezüglich leerer Akkus aufgingen, die in diesem kritischen Moment leicht zu "Panikreaktionen" führen könnten.
- Es gibt offenbar DSLR-A900-Exemplare in freier Wildbahn, bei denen die Firmware-Version 0.00 installiert ist. Mit dieser Firmware-Version scheint das Upgrade nicht zu funktionieren, es wird Firmware 1.00 vorausgesetzt. Sollte Eure Kamera davon betroffen sein, wäre es schön, wenn ihr hier davon berichtet.
Siehe auch: http://www.dyxum.com/dforum/firmware-updat...topic70325.html
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=270368
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=303254
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=303532
Viele Grüße,
Matthias