ZITAT(jolini @ 2010-07-11, 23:32) ZITAT(matthiaspaul @ 2010-07-11, 22:14) Danke, das ist schon sehr aufschlußreich, allerdings finde ich in dem Archiv nur ein Image (offenbar das spätere, bei dem das Minolta-Format-Programm gewirkt hat), so daß kein Vorher-Nachher-Vergleich möglich ist.[/quote]
Eigentlich brauche ich ja nur das "Vorher" nachzuliefern, d.h. die Windows XP formatierte Karte. "Nacher", d.h. die Minolta RD-175 formatierte Version hast Du ja schon. Sicherheitshalber lade ich nochmal beide hoch.
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Offenbar hat das Formatierprogramm von Windows XP einen Bug und überschreibt auch bei einem unbedingten Formatiervorgang nicht den kompletten Datenbereich mit dem Füllbyte F6h (bzw. hier FFh). Stattdessen bleiben bestimmte Bereiche am Anfang der Partition auf anderen Werten stehen. Ob sie komplett auf den alten Werten stehen bleiben (und damit ein Sicherheitsrisiko darstellen) oder einfach als Folge weiterer Aktionen auf anderen Werten als dem Füllbyte belassen werden, ist für unsere Fragestellung allerdings nicht weiter relevant.
Relevant ist hingegen, daß das Minolta-Formatierprogramm den MBR und die Strukturen zwischen dem MBR und dem Anfang der ersten Partition sowie nach der ersten Partition offenbar nicht anrührt. Das ist insbesondere deshalb interessant, weil die logische Geometrie der FAT16-Partition im XBPB des Bootsektors sehr wohl geändert wird - und zwar auf Werte, die kompatibel mit denen in der Partitionstabelle im MBR sind. Hier wäre interessant zu sehen, wie sich das Minolta-Formatierprogramm verhält, wenn die Partitionstabelle im MBR Geometriedaten enthält, die dem Programm nicht genehm sind. Oder anders gefragt: Noch ist nicht klar, ob die Tatsache, daß das Programm die Daten im MBR nicht ändert (und auch keine Fehlermeldung liefert), darauf zurückzuführen ist, daß das Minolta-Programm diese Daten grundsätzlich nicht ändert, oder nur darauf, daß sie schon optimale Werte enthalten. Ich hoffe (und vermute) Ersteres, da solche Änderungen eigentlich nur Partitionierwerkzeugen vorbehalten sind, aber man weiß nie... ;-)
Wie auch immer, Windows XP hat die FAT16-Partition mit einer logischen Geometrie von 63 Sektoren / Spur und 255 Köpfen eingerichtet (beides Maximalwerte für ein PC-BIOS), was für heutige Systeme kein Problem darstellt, da verschiedene Mappings sowohl auf Hardware- als auch auf Software-Ebene übersetzt werden können (und werden). Auf diese Weise kann man auch über CHS bis zu 8 GiB große Medien ansprechen, wo sonst bei knapp unter 512 MiB Schluß wäre (in einigen Fällen schon vorher). Eine solche Übersetzung muß aber nur für größere Medien stattfinden, insofern ist sie bei einem Medium mit noch nicht mal 256 MiB eigentlich weder notwendig, noch angezeigt, da man sich dadurch nur Kompatibilitätsprobleme mit älteren Systemen einhandelt, die solche Übersetzungsmechanismen noch nicht unterstützen.
Das Minolta-Programm hat die Parametrierung nun auf 32 Sektoren pro Spur und 16 Köpfe geändert, was eine entsprechend höhere Zahl Zylinder zur Folge hat. Sollte es sich bei beiden Parametern um Fixwerte handeln, die für die RD-175 zwingend notwendig sind, könnte das begründen, warum die RD-175 keine Medien mit mehr als 256 MiB unterstützt (wie vielerorts zu hören ist); dabei würde die Zahl der Zylinder nämlich auf mehr als 1023 steigen, was viele Systeme softwareseitig nicht unterstützen.
Diese Änderung könnte aber auch einfach darin begründet liegen, daß die CHS-Endadresse in der Partitionstabelle ebenfalls 32 Sektoren (und nicht mehr als 16 Köpfe) ausweist. Es ist so, daß sehr viele Systeme im Bestreben, möglichst mit jeder nur denkbaren Laufwerksgeometrie klarzukommen, die man ihnen vorsetzt, das Mapping, welches während der Partitionierung des Mediums verwendet wurde, gerade vom Sektorwert der CHS-Endadresse in der Partitionstabelle ableiten. Das passiert normalerweise schon auf BIOS-Ebene, wenn dieses ein Laufwerk einbindet. Ist das Laufwerk noch nicht partitioniert, übernimmt das BIOS nach Möglichkeit die Werte, die die Laufwerkshardware dem BIOS meldet und wählt ggfs. darauf basierend ein aus seiner Sicht optimales Mapping aus (da gibt es unterschiedliche Strategien zwischen den verschiedenen BIOS-Herstellern). Ist das Laufwerk aber bereits partitioniert worden, dann versucht ein modernes BIOS, das zuvor verwendete Mapping von der CHS-Endadresse abzuleiten, die in der Partitionstabelle steht. Auf diese Weise kommt es auch mit Laufwerken klar, die auf anderen Systemen eingerichtet wurden. Ein Formatierprogramm befragt nun normalerweise das Betriebssystem und dieses seinen Disk-Treiber und letztlich das BIOS nach der Default-Geometrie für das jeweilige Volume. Auf diese Weise würde sich ein Formatierprogramm an die Geometrie anpassen, die in der Partitionstabelle bereits verankert ist.
Ob das Minolta-Formatierprogramm also die Geometrie einfach nur an das angepaßt hat, was die Partitionstabelle nahelegte, oder ob Beschränkungen der RD-175 zu bestimmten Parameter zwingen, werden wir noch herausbekommen müssen.
(Man darf allerdings nicht vergessen, daß die Angaben im Bootsektor eine softwareseitig sog. logische Geometrie (auf DOS-BIOS-Ebene) widerspiegeln, wohingegen die Angaben in der Partitionstabelle eine softwareseitig sog. physikalische Geometrie (auf System-BIOS-Ebene) darstellen, die sich widerum von der Geometrie unterscheiden kann, mit der das System-BIOS mit der Hardware kommuniziert. Und selbst diese Geometrie entspricht in den meisten Fällen schon lange nicht mehr der tatsächlichen Geometie, in der das Laufwerk möglicherweise intern organisiert ist. Auf allen diesen Schichten können Übersetzungsvorgänge stattfinden.)
Sehr interessant finde ich auch, daß schon Windows XP die Partition mit 32 KiB-Clustern angelegt hat, obwohl das normalerweise für so ein kleines Medium suboptimal ist. Hier müssen wir klären, wie sich das Minolta-Formatierprogramm verhält, wenn wir ihm eine Partition mit einer anderen Clustergröße vorsetzen.
Viele Grüße,
Matthias