Nach der heutigen Infoveranstaltung in Luzern, in der man erstmals die NEX-3, die NEX-5, das 2.8/16mm, das 18-55mm und das 18-200mm sowie dern Fisheye-Konverter und den A-=>E-Konverter ausgiebig ausprobieren konnte, bleiben zahlreiche vorläufige Eindrücke hängen. Gleichzeitig sei klar darauf hingewiesen, dass eine umfassende Beurteilung erst nach ein paar Wochen Praxiseinsatz möglcih sein werden. Mitte Juni werde ich von Sony Schweiz eine NEX-5 mit Objektiven ausgeliehen bekommen. Erst danach ist ein umfassenderes Urteil über diese doch recht revolutionäre Kamera sinnvoll und möglich.
Damit ist gleich das erste Schlagwort gefallen. Obwohl mich - als professionell arbeitender Fotograf - die NEX-5 nicht rundum überzeugt, so ist doch klar, dass hier etwas grundlegend Neues im Anzug ist: eine extrem kleine Foto-Kamera, wertig gebaut aus Metall, mit grossem Bajonett und (relativ) grossem Sensor, die bald durch eine vollwertige Handycam mit gleichem Sensor und gleichem Bajonett ergänzt werden wird. Man darf gespannt sein - erstmals also ein kombiniertes Foto-/Video-System, das wirklich übergreifend konstruiert worden ist. Und bereits die wohl im Herbst kommenden DSLRs werden auf dieser Technologie basieren - das liess Sony klar durchblicken.
System? Momentan die wichtigsten Teile sind:
* Foto-Kamera mit Filmmöglichkeit: NEX-3/5, NEX-5 aus Magnesium
* Videokamera in Pipeline(mit Fotomöglichkeit?): Angekündigt auf Herbst 2010
* Objektive: 2.8/16mm (entspricht 24mm KB), darauf gerechneter Weitwinkelkonverter (entsprechend 20mm KB), 18-55mm, 18-200mm; Objektive teils aus Metall
* Objektive in Pipeline (man rechnet mit einer Erweiterung auf die Photokina, z. B. mit einer Brennweite entsprechend 35mm KB)
* Adapter für A-Mount-Objektive
* Optischer Sucher
* Mini-Blitzgerät
* Stereomikrofon
Der erste Eindruck ist "gefühlte Wertigkeit". Die NEX-5 ist extrem klein, fühlt sich aber durch das Magnesiumgehäuse recht massig an. Die Objektive erscheinen leicht und klein, obwohl wichtige Teile wie Bajonett und Frontteil der Fassung aus Metall gefertigt sind. Hier sei deutlich darauf hingewiesen, dass die NEX-5 wesentlich kleiner ist als eine Sony R1 - dies, obwohl die NEX einen grösseren Sensor als die R1 hat! - Ich vermute mal etwas frech, dass die meisten Leser hier sich nicht wirklich bewusst sind, wie klein die NEX tatsächlich ist. Trotzdem ist sie auch für meine grossen Hände durchaus gut "haltbar"; nicht zuletzt natürlich aufgrund des geringen Gewichtes der Objektive. Der AF läuft lautlos (kein Vergleich mit den SAM-Motoren, und auch meine 70-200 G SSM sind eindeutig lauter!!. Die Hardware macht also einen durchaus ansprechenden Eindruck; Sony scheint auch einiges Vertrauen in die Robustheit der NEX-5 zu haben, wird doch eine Schweizer Himalaya-Expedition mit der Kamera ausgestattet und somit auf über 8000m getestet.
Und die Software? Was die Bildqualität angeht, so kann man im Moment sicher noch keine abschliessenden Urteile abgeben; die JPGs bei ISO 6400 sind allerdings durchaus jenen der A550 vergleichbar, wenn nicht besser. Bei ISO 12800 sind die Schatten grobfleckig, die Mitteltöne und Lichter allerdings kommen praktisch frei von grobfleckigem Rauschen. Näheres kann ich erst sagen, wenn ich eine A550 und eine NEX-5 parallel zur Verfügung habe; vermutlich Mitte Juni.
Weniger gut klar komme ich mit der Bedienungs-Oberfläche. Durch die fehlenden Knöpfe für direkten Zugang lässt sich die NEX-5 nicht "professionell" betreiben, obwohl sie zweifellos eine "professionelle" Bildqualität liefern kann. Was meine ich damit? Wenn ich gestalterisch arbeiten will - und prinzipiell lädt das extrem kleine Gehäuse mit dem "24mm"-Weitwinkel sehr zum professionellen Arbeiten im künstlerischen Bereich ein - so stört mich die offensichtlich nicht von Fotografen entworfene Menüoberfläche mehr als dass sie nützt: Sie ist alles andere als klar strukturiert, wichtige Funktionen sind nur umständlich erreichbar, und es hat zuviel Bilder von Knöpfen statt reale Knöpfe. Kurz: So gut sich die Hardware anfühlt, so vertrackt ist die Bedienung, sobald man sich nicht auf die Voll-Automatik verlassen will.
Fairerweise muss man sagen, dass Sony sowohl mit der NEX-3 als auch mit der NEX-5 ganz klar auf "Kompakt-Aufsteiger" zielt, und nur am Rande auf Umsteiger aus dem DSLR-Lager. Ich meinte aber, zwischen den Zeilen herauszuhören, dass eine höherwertige NEX durchaus möglich ist, falls die jetzigen Modelle Anklang finden. Auch die Objektivreihe kann bei Bedarf rasch erweitert werden, man munkelt hier etwas vom Herbst. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem eine vollwertige Handycam mit dem NEX-Bajonett vorgestellt werden wird - und einige technische Features des NEX-Bajonetts sind mit Sicherheit darauf ausgelegt (z. B. die extrem leisen AF-/Blendenmotoren ausserhalb des Gehäuses).
Nebst der "vollkommenen" Videofähigkeit (mit vollwertigem AF, mit kleiner Tiefenschärfe durch grossen Sensor, mit Nachführ-Blendenmotor usw.) sind zwei weitere wichtige Features zu vermelden:
* HDR mit neu drei Aufnahmen, was zu wesentlich natürlicheren Bildern als bei der A500/550 (nur zwei Aufnahmen) führt
* Panorama-Tool, das Panoramas durch stitchen von Einzelaufnahmen macht. Die erreichbare Auflösung - ca. 2000 x 11'000 Pixel - reicht, wie einige anwesende Schweizer Panorama-Pinoniere aus der Umgebung von Seitz bemerkten - locker für Prospekte und ähnliche Anwendungen.
Der A->E-Adapter war als Demogerät ebenfalls verfügbar; Objektive wie das 2/100mm oder das Zeiss 1.4/85mm liessen sich mit Live-View vom Sensor (100%! sehr präzise scharfstellen, sicher präziser als per MF an einer (D)-SLR mit Schnittbildindikator. Kehrseite der Medaille ist, dass die vergrösserte Aufnahme ohne Stativ sehr nervös auf dem Screen hin- und herzittert. Ein SSM hatte ich nicht dabei, und somit kann ich nichts zur Funktion mit SSM sagen. Nach Aussagen von Sony-Vertretern befriedigt bisher die AF-Geschwindigkeit mit adaptierten SSM/SAM-Objektiven noch nicht, und aus diesem Grund wird der Adapter nur als MF-Lösung propagiert.
Die Kameras sind in der Schweiz ab Mitte Juni verfügbar, und sobald ich eine habe, werde ich wieder berichten. Die ersten Testpics mit dem 2.8/16mm sind auf meinem Chip - da ich den Kartenleser aber nicht hier habe, kann ich sie noch nicht hochladen. Das Objektiv scheint bei Offenblende für Landschaften etwas überfordert; vielleicht war aber auch die Scharfeinstellung (mittels AF) nicht korrekt. Für seriöse Aussagen ist es zu früh; jedenfalls erreicht man durch Abblenden eine sher gute Leistung bis in dei äussersten Ecken. Sobald ich wieder zuhause bin und Zugriff auf meine RAW-Konverter habe (freitags), werde ich sowohl JPGs als auch die via RAW-Konverter erhaltenen Bilder einstellen.
Gr Steve