Liebe Mitglieder,
wie Michael Hohner in einem seiner Artikel anschaulich gemacht hat, ist die Rekomposition eines Bildes nach erfolgter Fokussierung, wie dies bei Autofokuskameras durchaus üblich ist, eigentlich keine gute Idee:
http://www.mhohner.de/recompose.php?lg=d
In gewissen Grenzen kann man dem mit der Wahl eines situationsabhängig außermittigen Fokusfeldes entgegenwirken, aber die AF-Meßfelder sind natürlich auch eher im Bereich der Bildmitte angeordnet, reichen nicht bis zum Rand, und liegen nicht notwendigerweise genau dort, worauf man fokussieren möchte. Zum anderen macht man sich oft schlichtweg nicht die Mühe, ständig ein anderes außermittiges AF-Feld einzustellen.
Einschub: In Verbindung mit Matrixmessung ist das Verschwenken nach der Fokussierung auch noch aus einem anderen Grund keine wirklich gute Idee: Da die Wichtung der Meßzellen bei Mehrfeldmessung auch von dem Fokusfeld abhängt, auf dem die Schärfe liegt, werden die Meßwerte nach dem Fokussieren automatisch eingefroren, so daß die Bewertung der Meßzellen und die daraus resultierende Belichtung nicht mehr notwendigerweise für die Situation bei der Aufnahme, sondern nur für die bei der Fokussierung gilt. (In mittenbetonter Integralmessung und in Spotmessung gilt dies nicht, denn dort wird die Belichtung nicht mit der Fokussierung eingefroren, sondern nur auf Druck der AEL- oder Abblendtaste hin.) Bei Dauerlichtaufnahmen ist das Problem noch nicht so tragisch, da ja die Meßwerte der Meßzellen, auf die die Schärfe gelegt wurde, stärker gewichtet werden und sich daran auch durch Verschwenken nichts ändert, außer, daß Teile, die weniger stark gewichtet werden, aus dem Bild geschwenkt und die neu ins Bild gekommenen Teile belichtungstechnisch nicht berücksichtigt werden. Bei Blitzaufnahme sieht das jedoch anders aus, denn die Blitzlichtmessung wird ja erst nach dem Durchdrücken des Auslösers vorgenommen, nach dem Verschwenken aber mit jener eingefrorenen Wichtung der Meßwaben, die dem Motiv vor dem Verschwenken entsprach.
Eine Lösung für den durch Verschwenken entstehenden Pseudo-"Backfocus" hat Hasselblad nun bei den neuen Mittelformat-DSLRs H4D-60 und H4D-50 in einem Beschleunigungssensor gefunden, der Bewegungen der Kamera mit hoher Genauigkeit verfolgt (APL = absolute position lock) und daraus den Grad der notwendigen Fokuskorrektur beim Verschwenken berechnet, was dann durch "blinde" Refokussierung durch die Kamera ausgeglichen wird: True Focus AF
http://www.photoscala.de/Artikel/Immer-sch...D-50-und-H4D-60
http://www.fotopolis.pl/index.php?n=9642
Auf die gleiche Weise ließe sich beim Verschwenken auch die "Wichtungslandkarte" für eine eingefrorene Mehrfeldmessung mitschwenken, ob die Hasselblads dies aber auch machen, ist mir nicht bekannt.
Sicherlich ließe sich ein ähnliches Motiv-Tracking auch über LiveView und Contrast AF realisieren.
Viele Grüße,
Matthias
EDIT: Siehe auch: http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=27528