QUOTE (Lex_Kandersfeld @ 2009-03-26, 19:59) Heute ist es ja mal spannend!
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-- Mikrofilm hält übrigens etwa 500 Jahre und ist damit allen 1010101-Files um wenigstens 480 Jahre im Vorteil.
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Sehr spannend. Jetzt sind wir vom Auto-Oldtimer beim unvermeidlichen Thema analog/digital gelandet. Und dazu mache ich mich mal kurz unbeliebt:
Der Vergeleich Mikrofilm - 10101-Daten hinkt.
Beim Mikrofilm reden wir vom Datenträger, und der hat ein begrenztes Leben, vielleicht 500 Jahre, vielleicht auch nur 200 (wenn man der Methode der Restthiosulfatbestimmung glaubt).
Das Problem: Die Daten sind ganz eng mit dem Datenträger verheiratet, Scheidung ist hier nicht möglich.
Die einzelnen Datenträger für digitale Daten mögen, jeder für sich gesehen, so wackelig sein, wie sie wollen. Die 1010101-Daten sind abber erst einmal Daten. Sie sind, und das ist wichtig, an keinen Datenträger gefunden.
Solange man die digitalen Daten nicht in ihrer Eigenschaft als frei-flottierende Wesen versteht, wird die Diskussion analog-digital immer unerfreulich und letztlich falsch bleiben.
Der Versuch, Analog gegen Digital ausspielen zu wollen, geht m. E. an der Sache vorbei. Zur Zeit verdoppelt sich die weltweit verfügbare digitale Datenmenge alle drei Monate (Quelle: PTB) (daß dabei jede Menge Müll ist, setzen wir stillschweigend voraus). Das ist nur digital zu beherrschen. Den digitalen Daten die mangelnde Haltbarkeit der Datenträger vorzuwerfen, verkennnt gerade das Nicht-Gebundensein an den Datenträger.
Das Thema Datenformate für Archivzwecke ist mittlerweile weitgehend gelöst, von Ausnahmen wie 2-D und 3-D-Daten, Videoformaten etc. abgesehen. Aber ich sehe hier keine grundsätzlichen Probleme, ein wirkliches PDF-E wird kommen (das derzeitige ist ein wackeliges Austauschformat).
Zur Klarstellung: Ich bin kein Digital-Fan, persönlich passiert bei mir ziemlich viel mit Papier und Bleistift. Aber das ewige "Papier hält 200 Jahre und Mikrofilm 500" wird langsam nervend. Wohlgemerkt: Bei Diskussionen in der Firma vertrete ich oft die Haltung, die Ausbelichtung auf Mikrofilm bei wenig zu nutzenden Informationen als wirtschaftliche Alternative durchzurechnen.
Zur Zeit sieht es so aus, daß weder die analoge Archivierung (Stichwort Köln) noch die digitale Archivierung (Stichwort NASA und die verlorene DVD mit den Bildern von Tante Käthe) _durchgehend_ gewissenhaft betrieben werden, sowohl privat wie staatlich. Hinterher wissen es alle dann besser und keiner war es gewesen.
Noch was: Mittlerweile gibt es das Digitale Grundbuch. Entweder ist die digitale Datenhaltung sicherer, als viele meinen, oder wir haben unter Umständen demnächst einen Volksaufstand und Revolution.
Es geht mir übrigens mit diesem Beitrag nicht darum, Recht zu haben oder zu behalten; dafür ist die gegenwärtige Diskussion, die Langzeitverfügbarkeit digitaler Daten betreffend, noch zu offen. Aber die Fachdiskussion ist schon weit gediehen, und die Lösungsansätze auch. Soweit ich weiß, archiviert das Bundesarchiv Koblenz nunmehr seit 1,5 Jahren auch digital.
Also immer schön locker bleiben und notfalls dem analogen Weinkeller einen Besuch abstatten.
Ach ja: Das Dynax-9-Problem, die Firmware nicht aufrüsten zu können, gibt es bei Autos im Museumsbereich auch. Ein W 154 von 1938 wird immer fahrfertig gemacht werden können. Ein DTM-Auto von 2004 hat unter Umständen seinen letzten Schnaufer getan; genau: die Chips.
Schönen Gruß
Hans