ZITAt (Eugene @ 2008-05-19, 22:34) Du bist bez. Innovationsadaption eine ähnlich harte Nuss wie Matthias, der noch keine DSLR hat, weil sich die Handschlaufe nicht vernünftig anbringen lässt. [/quote]
Hm, das ist aber arg verkürzt wiedergegeben... ;->
In erster Linie habe ich deshalb keine DSLR, weil ich bisher keine brauchte. Es ist nun mal so, daß ich überhaupt keinen besonderen Drang verspüre, meine Bilder ins Internet zu stellen (auch wenn ich im Moment gerade mal eine Ausnahme mache und das durchaus auch Spaß macht) - für mich selbst ist das Internet ein reines Informationsmedium, kein Präsentationsmedium. Dementsprechend habe ich bis vor kurzem auch keine Bilder gescannt, weil ich sie sowieso schon im für mich optimalen Medium hatte: Ich fotografiere fast ausnahmslos Dias (und ab und zu auch mal Schwarzweiß auf Negativ) und es gibt bisher keine Möglichkeit, digitale Bilder mit ähnlicher Detailfülle auf Leinwand zu projizieren, wie das mit einem guten Diaprojektor möglich ist. Abgesehen davon ist es einfach schön, ein Bild auch mal in die Hand nehmen zu können, statt eine Datei am Monitor zu betrachten. Und was die Kameratechnik angeht, die Kombination aus Minolta 9000 AF und Dynax 9 bietet mir eigentlich alles, was ich brauche. Was ich mir darüberhinaus wünschen würde, wäre eine Kombination beider Kameras in einer und allerhand weitere Detailverbesserungen - Stichwort: meine hypothetische "Dynax 9 Mk II", deren Feature-Liste ich hier oft genug beschrieben habe. Gut, die wird es ja nun nicht mehr geben, da Sony nur Digitalkameras entwickelt, aber die Dynax 9 wird davon ja nicht schlechter und macht immer noch riesig Spaß. Von daher gibt es für mich überhaupt keinen Druck, jetzt unbedingt auf Digital umsteigen zu müssen.
Das heißt natürlich nicht, daß mich die Weiterentwicklung nicht brennend interessiert, im Gegenteil, ich bin wirklich begeistert davon (erst recht, wenn Funktionen verwirklicht werden, wie ich sie mir an einer "idealen Kamera" wünsche). Im Gegensatz zu Frank bin ich zwar wohl auch "klassisch" orientiert, aber viel weniger Purist. Ich liebe durchaus Funktionsfülle und höchste Flexibilität. Ich übe zwar auch oft genug Verzicht, aber nicht in der Funktionsfülle eines Gerätes, sondern eher im Produkt "an sich". Es gibt kaum ein Gerät, zu dem mir nicht nach kurzer Zeit der Benutzung zusätzliche Funktionen einfallen, die man implementieren könnte. Gerade darin, möglichst viele Funktionen zur Verfügung zu stellen und ohne Brüche möglichst übersichtlich und intuitiv benutzbar zu machen, liegt für mich sowohl Reiz als auch Herausforderung bei hochtechnischen Produkten, als Anwender wie auch als Entwickler. Im Grunde ist das Technikliebe pur. Aber gerade aus dieser Fortschrittsliebe heraus stelle ich Ansprüche an mich und an die Geräte, die ich benutzen möchte, und ich bin nicht bereit, mich mit weniger als dem (meiner nicht ganz herbeigeholten Einschätzung nach) jeweils erreichbaren Optimum zufriedenzugeben. Auch dann nicht, wenn ich mir deswegen den Gegenstand der Begierde vielleicht überhaupt nicht werde leisten können. Entweder muß ich dann darauf sparen oder solange warten, bis die technische Entwicklung weitergeht und die Sache für mich bezahlbar wird. Oder ich muß persönlich ganz darauf verzichten, kann mich aber immer noch an der Tatsache erfreuen, daß da ein wirklich durchdachtes und in sich rundes Produkt überhaupt existiert ("von Menschen unter Anstrengungen hervorgebracht wurde", statt des ganzen "Schrotts", der uns größtenteils angeboten wird. Ein Kunstwerk muß ich ja auch nicht selbst besitzen, um mich daran erfreuen zu können. Das hat jetzt überhaupt nichts mit Abgehobenheit zu tun oder so, es ist ganz einfach eine Grundhaltung, daß ich lieber ganz auf etwas verzichte (mache ich wirklich ziemlich oft und ganz bewußt), ehe ich mir unnötig erscheinende Kompromisse eingehe. Das würde mir den Spaß daran nur verderben.
Aus dieser Grundhaltung heraus muß eine Digitalkamera, die für mich interessant sein könnte, von ihrem "inneren Reifegrad" her mindestens mit der Dynax 9 vergleichbar sein. Alles andere wäre ja Rückschritt. Nach dem, was man hört und liest, hat die "A900" dazu ja sehr gute Chancen. Wichtigstes Kriterium ist für mich nicht etwa die Handschlaufe, sondern der Vollformatsensor. Deshalb kam für mich weder die Konica Minolta Dynax 7D noch die Sony DSLR-A700 (oder Nikon D200 oder D300) in Frage; es sind einfach keine Kameras des Aufnahmeformats, in dem ich fotografieren möchte. Warium hätte ich sie also kaufen sollen? Nur, weil sie (im Falle der ersten beiden Beispiele) ein A-Bajonett besitzen? Und was wäre gewesen, wenn Sony keine Vollformatkamera herausbringen würde? Dann hätte ich halt Pech gehabt; ich würde mir deswegen aber trotzdem keine APS-C-Kamera kaufen.
Die Handschlaufe ist allerdings auch nicht unwichtig, da sie für mich bei einer "Motorkamera" (d.h. einer Kamera ohne Filmspannhebel) zur sicheren Kamerahaltung dazugehört. Ansonsten muß ich mir ggfs. eine Schlaufe basteln, die eng ums Handgelenk geht und per Karabinerhaken an der vorhandenen Öse der Kamera befestigt wird. Das erlaubt zwar nicht das entspannte, weil praktisch kraftlose Halten der Kamera am langen Arm in Aufnahmepausen, aber immerhin würde es verhindern, daß die Ausrüstung im Falle eines Falles auf den Boden kracht... Aber eigentlich wäre eine fehlende Öse unten am Gehäuse ein permanentes Ärgernis bei einer Kamera dieser Preisklasse. Ärgerlich, weil's ein unnötiger Kompromiß wäre. Wir werden sehen, ob die Kamera ansonsten so gut paßt und "rund" ist, daß das diesen Nachteil aufwiegt oder nicht. Wie gesagt, ich kann das immer aus der völlig entspannten Situation heraus entscheiden, daß ich eigentlich gar keine neue Kamera benötige, sondern diese lediglich als sinnvolle Ergänzung zur analogen Ausrüstung ansehen würde. Für jemand, der, warum auch immer, meint, unbedingt eine DSLR zu benötigen, z.B. weil er analog nicht mehr fotografieren möchte, sieht die Sache wahrscheinlich völlig anders aus.
Viele Grüße,
Matthias, der meint, daß echter Fortschritt nur durch Knacken harter Nüsse möglich ist.