ZITAt (torfdin @ 2007-06-13, 0:21) Schallplatten sind ein gutes Beispiel:
So manch ein Phono-Fanatiker (Phono mit altmodischem Ph) wird seine Plattensammlung fast mit seinem Leben verteidigen und auf die Frage nach dem warum, etwas von Dynamikumfang und Oberschwingungen erzählen und behaupten, die Musik-CD oder gar MP3s kämen von der Qualität da eh nicht mit, und ja, man höre den Unterschied. Dann entbrennt gewöhnlich eine wilde Diskussion an verhärteten Fronten, ähnlich wie wir das hier kennen.[/quote]
Wirklich ein gutes Beispiel! /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />
Ich habe sowohl Plattenspieler als auch CD-Spieler als auch mp3-Player und benutze alle drei Dinge parallel nebeneinander, ohne daß ich der Meinung wäre, daß das eine oder das andere besser sei - sie sind einfach nur anders. Der mp3-Player ist unterwegs einfach klein, handlich und praktisch. Die CDs verwende ich hauptsächlich im Auto. Und den Plattenspieler nehme ich, wenn ich abends auf dem Sofa mal genießen will. Keine Ahnung, ob Vinylscheiben einen besseren Dynamikumfang oder irgendwelche Oberschwingungen haben - das hören meine Otto-Normalverbraucher-Ohren gar nicht. Aber beim Plattenspieler fällt mir auf, daß ich "langsamer" und "genießerischer" bin. Während ich bei einer CD und erst recht beim mp3-Player öfters mal - auch mitten im Lied - hin und her springe, läuft die Platte von vorne bis hinten durch. Und es passiert öfters, daß ich am Ende der A-Seite die Platte nicht umdrehe, sondern die Nadel wieder an den Anfang setze und die Seite nochmals höre. Mir ist aufgefallen, daß ich Schallplatten viel genauer und intensiver höre und daß mir deshalb die Lieder/die Band mehr in Erinnerung bleiben (nicht wegen des Dynamikumfangs oder der Oberschwingungen).
So wenig ich diese angeblichen Vinyl-Vorzüge mit meinen Ohren selbst höre, so wenig sind auf meinen Fotos Linienpaare drauf, die ich zählen könnte oder gar wollte.
Insofern paßt der Vergleich sehr gut zur Fotografie. Denn auch dort fällt mir an mir selbst auf, daß ich bei der Fotografie mit meiner Digitalkamera deutlich "hektischer" und weniger "genießerisch" arbeite. Okay, ich als Nicht-Profi bin auf den - im Vergleich zu analogen Zeiten - deutlich schnelleren digitalen Arbeitsablauf nicht angewiesen, das mag mein Vorteil sein. Aber in aller Ruhe das Bild komponieren, "klick", Film rausholen, selbst entwickeln, Barytabzüge anfertigen, an die Wand hängen ... erinnert mich doch schon stark an meine Schallplatten-Gewohnheiten. Im Vergleich hierzu erscheint mir der digitale Arbeitsablauf "entseelter". (Das ist - wohlgemerkt! - meine ganz persönliche und meinetwegen auch verquaste Sicht der Dinge und ganz sicher nicht allgemeingültig.)
Natürlich ist die Analogfotografie "von gestern". Aber nur, wer "gestern" mit "schlechter" gleichsetzt, mag darin einen Mangel oder Nachteil sehen. Die Vinyl-Gemeinde ist recht klein, aber hartnäckig, und selbst aktuelle Alben werden von wirklich noch recht vielen Bands auch auf Schallplatte herausgebracht. Ich denke, das wird mit der Analogfotografie ähnlich sein. Die Anhänger werden zahlenmäßig deutlich geringer werden, aber es wird sicher noch genug Angebot geben. Mag sein, daß die hochgezüchteten AF-Kameras der "allerletzten" Generationen langsam, aber sicher den Elektrotod sterben werden, aber dann werden halt wieder mechanische Kameras mehr in den Vordergrund rücken. Vielleicht wird sich auch mal in einer fernen Zeit irgend jemand ein Herz fassen, und doch wieder eine analoge Kamera auf den Markt bringen. In kleiner Stückzahl, für höhere Preise als früher, mit gewissen Einschränkungen, aber...
"Das mit dem Leben habe ich nicht so drauf. Ich sehe lieber anderen dabei zu." (Frank Goosen, So viel Zeit)