RE: Tipps für Charakterfotos

#1 von thoschi , 12.05.2007 02:00

Hallo.
Ich bin neu hier im Forum und habe erst vor einiger Zeit mit dem Fotografieren angefangen. Ich muss für meine Bewerbung an einer Filmhochschule innerhalb des nächsten Jahres ein paar Fotos knipsen, u.a. 20 s/w-Bilder, davon 5 charakterisierende Bilder von einer Person.

Hat vielleicht jemand Ratschläge, wie ich das am besten angehe? Gibt es bestimmte "Standart"-Einstellungen, -Beleuchtungen, -Perspektiven, um Wirkungen zu erreichen? Was für Filme sind am geeignetsten?
Ich werde natürlich ordentlich rumprobieren, aber es wäre einfacher, wenn ich schon vorher wüsste, wie man das macht.

Ich habe eine Minolta XG-M und ein 1:3,5 / 135 mm Objektiv. Stativ ist ebenfalls vorhanden.

Bin für jede Hilfe dankbar!
Beste Grüße, Thorsten


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RE: Tipps für Charakterfotos

#2 von huibuh , 12.05.2007 02:43

Hallo hier im Forum!

Da hast du ja spannendes vor.
Ich kann dir zu deiner sehr allgemeinen Frage keine Antwort geben - und glaube das das so wirklich auch kein anderer kann.
Die besten Tips sind (denke ich) fotographieren - die eigenen Fotos diskutieren (gern auch hier in der Galerie) - und viele Fotos ansehen.
Das Verfassen eigener Kommentare (gerade auch in unserer Galerie) ist für mich sehr hilfreich, zu lernen schnell zu entscheiden und schnell zu sehen was wie wirkt oder nicht wirkt - in so einem Kommentar legt man sich ähnlich fest wie in dem Moment in dem man klickt..

Deine Frage hört sich für mich ein wenig an wie die nach einem Rezept - natürlich gibt es überhaupt keins.
Es gibt natürlich viele Regeln wie den goldenen Schnitt usw. Selten bekommt man dadurch aber mehr Charakter einer Person aufs Bild.
Ich habe das Gefühl es ist dafür viel wichtiger schnell einen Zugang zur Person zu bekommen - eine Atmosphäre zu schaffen - viel zu sprechen - gleichzeitig Augenblicke zu Erkennen die etwas aussagen.
(Dann kommt als 2. Schritt natürlich in diesem Moment genug technische Fähigkeiten zu haben in diesem einen Moment eine korrekte Belichtung mit der nötigen Tiefenschärfe und einem geeigneten Ausschnitt usw. zu schaffen - das ist einfach Übungssache)
Licht ist natürlich ein Riesenthema. Les dir da doch mal ein wenig was durch - was ist weiches Licht? hartes Licht? wie entsteht es? zu was führt es? Was gibt es für Standartlichtsituationen? Lichtsetups im Studio (2 Punkt / 3 Punktausleuchtung (oh - nannte man das so?)) usw. Dazu findest du bestimmt viel in der Literatur aber auch hier im Forum.

Ich freu mich schon erste Resultate von dir zu sehen.

Ach ja das 135er ist schon relativ lang. Ich würde dir raten ein 85er (die klassische Portraitbrennweite an 35mm) und ein 50er irgendwie aufzutreiben. Stativ würd ich erstmal lassen bei Portraits.. natürlich Geschmacksache. Ich habe aber das Gefühl um einen natürliche Situation zu schaffen ist es gut wenn auch der Fotograf sich frei bewegen kann. So schläft der Gesichtsausdruck des Gegenübers nicht so schnell ein - alle beteiligten bleiben länger Frisch - es ergeben sich immer neue Perspektien - man wird immer neu inspiriert.
Zu den Filmen (wie auch zu den anderen Themen) können dir hier andere bestimmt noch viel schreiben.

Vielleicht hilft dir was ich hier geschrieben habe - ich selsbt beschäftige mich gern und viel mit Portraits und versuche da Erfahrungen zu sammeln.

Viele Grüße
Sebastian


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RE: Tipps für Charakterfotos

#3 von no_use , 12.05.2007 17:53

Hallo!

Cahrakteristische Bilder kannst du auch mit einem Weitwinkel hinbekommen.
Ihr trefft euch in einem charakteristischen Raum dessen Umgebung zu dem Modell passt.
Der Hintergrund soll etwas über das Modell aussagen.
Dein Modell sitzt bequem, du vor ihm, Kamera auf dem Stativ und ihr unterhaltet euch.
Du baust ein nettes, ruhiges und vertrauensvolles Gespräch auf und drückst ab, wenn du einen schönen Gesichtsausdruck
entdeckt hast, mehrmals.
Weitwinkel vorrausgestzt.

Mit dem 135 wirds schon schwieriger.
Weiches Licht ist allerdings schon von Vorteil.
Wie man sich das beschafft ist unterschiedlich.
Entweder du baust deine eigene Softbox, setzt sie auf einen Blitz und los geht's.
Ein Paar Erfahrungen solltest du dann allerdings schon gesammelt haben, um die Ergebnisse abschätzen zu können.

Einfacher wären vielleicht das Arbeiten mit Aufhellern.
Weisse Wände oder Flächen, die du neben dem Modell aufbaust und anstrahlst, damit das reflektierte Licht schön
weich und gestreut auf das Gesicht des Modells fallen kann.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass zu einem 135 auch ein Spotlicht passt, mit dem du gezielt starke Schatten
schaffst. Die sollten dann aber auch zum Charakter des Modells passen, diese harten Schatten.

Natürlich sieht Licht aus, wenn es schräg von oben kommt und wie gesagt, weich ist.

Schatten kannst du erschaffen oder ausmerzen, je nachdem wie du denkst, dass es passend ist.

Der Hintergrund sollte auch passen. Kann eine einfarbige dunkle Fläche sein oder natürliche Umgebung.

Da ist deiner Phantasie keiner Grenzen gesetzt.


Gruß
Clemens


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RE: Tipps für Charakterfotos

#4 von thoschi , 14.05.2007 23:03

Hallo nochmal und danke für eure Antworten.
Ich weiß ja, dass es in der Fotografie keine genauen "Rezepte" gibt, um bestimmte Effekte zu erzielen. Allerdings finde ich, dass man es sich zu leicht macht, einfach zu sagen, dass es im Grunde nichts gibt als Erfahrung und Phantasie, um eine bestimmte Gemütslage einer Person besonders hervorzuheben. Daher bin ich auch von der Frage ausgegangen: Gibt es eine Art "klassische (auch ganz plakative) Gemüter", die sich gut darstellen lassen, und was für Besonderheiten sollte man beachten?

Den Unterschied zwischen hartem und weichem Licht und wie man sie erzeugt kenne ich, und auch die Beleuchtungsvarianten im Allgemeinen sowie deren Wirkungen. Ich dachte nur, dass es besonders in der Portraitfotografie gewisse theoretische "basics" geben muss, da sie ja eine recht präzise definierte Art des Fotografierens ist. In der Landschaftsfotografie hält man ja auch nicht einfach auf irgendeine schöne Kulisse drauf, sondern sucht sich bestimmte Knotenpunkte (z.B. winzig erscheinende Menschen in mittlerer Entfernung), um die Weite des Raumes zu verdeutlichen, etc.
Ich muss die Sachen ja einer Gruppe von ziemlich fachkundigen Leuten präsentieren, und da will ich es eben auf jeden Fall vermeiden, genrespezifische "Anfängerfehler" zu machen.

Die Tipps zum Objektiv werde ich schonmal besonders beherzigen, vielen Dank! Hat jemand vielleicht einen Vorschlag, welches Objektiv besonders geeignet sein könnte? Ich bin aus bekannten Gründen nicht so bewandert, was das Material angeht, aber ich probiere gerne viel aus - hier in der Stadt ist einer guter Fotoladen mit vielen gebrauchten Sachen.

Schönen Abend noch, Thorsten


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RE: Tipps für Charakterfotos

#5 von huibuh , 14.05.2007 23:18

ZITAt (thoschi @ 2007-05-14, 23:03) Hallo nochmal und danke für eure Antworten.
Ich weiß ja, dass es in der Fotografie keine genauen "Rezepte" gibt, um bestimmte Effekte zu erzielen. Allerdings finde ich, dass man es sich zu leicht macht, einfach zu sagen, dass es im Grunde nichts gibt als Erfahrung und Phantasie, um eine bestimmte Gemütslage einer Person besonders hervorzuheben. Daher bin ich auch von der Frage ausgegangen: Gibt es eine Art "klassische (auch ganz plakative) Gemüter", die sich gut darstellen lassen, und was für Besonderheiten sollte man beachten?

...
Ich muss die Sachen ja einer Gruppe von ziemlich fachkundigen Leuten präsentieren, und da will ich es eben auf jeden Fall vermeiden, genrespezifische "Anfängerfehler" zu machen.[/quote]

Ich glaube gerade bei so einer Jury besteht schnell die Möglichkeit zu 'langweilen'. Ich denke alles was man so lernen kann ist für so eine Jury unwichtig - weil 'das wirst du dann auch lernen'. Ich denke diese Themen sind gerade deshalb so gestellt um zu sehen wie sich jemand mit dem Thema auseinandersetzt. (Was ist ein Charakterportrait?) Ich habe beispielsweise mal eine Protraitreihe gesehen, in der man auf den Fotos nur den Inhalt eines Kleinderschranks - oder eine Handtasche usw gesehen hat. Es war verblüffend wie gut man sich nach diesen Bildern eine Person vorstellen konnte. Sowas dann einzureichen ist natürlich mutig - aber das könnte dann halt auch belohnt werden. Sind ja meist recht viele Bewerber...

Viele Grüße
Sebastian


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RE: Tipps für Charakterfotos

#6 von torfdin , 15.05.2007 00:49

Naja, trotzdem schwierig, da eine pauschale Anleitung zu geben, vielleicht stehen hier deswegen auch so viele Antworten ... /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Anfängerfehler? Du weißt ja offensichtlich, dass Du unwesentliche oder störende (Farben) Objekte im Bildausschnitt vermeiden solltest.
Die Brennweite sollte dem gewünschten Objektraum entsprechend gewählt werden: z.B. ein Handwerker in seiner (evtl engen) Werkstatt -> Weitwinkel, welches den gewünschten Ausschnitt der darzustellenden Situation zeigt.
...

Lichtstarke Objektive bringen meistens bereits zwei Stufen abgeblendet ihre beste Qualität und so kann die Schärfenebene gezielt die Person oder aus der Bildidee heraus wichtige Gegenstände hervorheben.

Du solltest Dir vorher ein Konzept machen, was im Bild wichtig ist und im Fokus liegen soll.
Arbeite die Bildaussage erst im Kopf heraus dann auf Papier und fotografier sie dann. /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Es gibt genug alte Männer-Charakterkopf-Aufnahmen, die Portrait-Fotografie hat sich - auch stilistisch - weit entwickelt, auch ungewöhnliche Blickwinkel oder hoher Abstraktionsgrad sind inzwischen akzeptierte Stilmittel, vermeiden solltest Du Charakter-Darstellungen, die Du schon oft gesehen hast. Dieser hab-ich-schon-tausend-Mal-gesehen-Effekt kann Ausschlusskriterium sein - wenn nicht im Bild ein neues Element auffällt.

Die Sache ist auch stark abhängig von den Juroren und was sie sehen wollen.
Das ist schwer vorher zu sagen - aber entscheidend.

Oft wird an Filmhochschulen von Anfängern gefordert, dass sie ihr Werkzeug beherrschen, also Wahl des Bildwinkels, der Perspektive, der Ausdehnung des Schärfenbereiches. Deine Idee muss mit einer klaren Aussage sauber umgesetzt sein.


Grüße
torfdin


Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man weiß, daß man an seiner Stelle lügen würde. - Henry Louis Mencken


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RE: Tipps für Charakterfotos

#7 von thoschi , 17.05.2007 16:26

Alles klar, danke für eure Hilfe. Ich hab mich auch schon ans Werk gemacht /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />


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