Wenn man schon zwei Kameras zu Rate zieht, dann kann man sich ja auch einen Autokollimator basteln. Im Prinzip besteht der aus einer Optik möglichst langer Brennweite (in den Minolta Service Manuals wird zB von einem 1000 mm Autokollimator gesprochen). Dazu spannt man ein Objektiv möglichst langer Brennweite und mit verifiziertem Unendlich-Anschlag vor ein Gehäuse und arretiert Speigel und Verschluss via "B". Dann muss man bei geöffneter Rückwand eine "Markierung" auf den "film rails" (die polierten Schienen ober- und unterhalb des Filmfensters) anbringen. Dazu eignet sich zB das Filterglas eines alten, billigen Filters, das man ein wenig zerkratzt. Man kann auch ein Stück Plastik oder sonstwas transparentes nehmen, Hauptsache, das Ding ist ganz eben und liegt exakt in der Filmebene, und lässt sich von hinten mittels einer Lampe durchleuchten. Nun richtet man die zu prüfende Kamera-Objektiv-Kombo exakt parallel zur ersten Kamera aus, so dass sich die Kameras Objektiv zu Objektiv gegenüberstehen, wobei beide auf Unendlich fokussiert sein sollen. Der Abstand spielt keine Rolle. Schaut man nun in den Sucher der zu testenden Kamera, und sind beide Objektive faktisch auf Unendlich fokussiert (also mal davon abgesehen, was die Markierungen zeigen), dann sieht man die Markierung scharf. Je länger die zwischengeschalteten Brennweiten sind, desto empfindlicher ist dieser Test.
Es sind folgende Dinge möglich:
A. Es liegt am Objektiv
B. Es liegt an der Kamera, mit
B.1 Das Bajonett ist nicht im Sollbereich
B.2 Die Mattscheibe/Spiegel ist dejustiert.
A lässt sich einfach feststellen, indme man mit einer anerkanntermaßen funktionierenden Kamera-Objektiv-Kombination gegentestet.
Ist B der Fall, tritt also der Effekt mit allen Objektiven nur an dieser Kamera auf, kann man mit obigem Aufbau eventuell überprüfen, ob das Sucherbild und das Bild in der Filmebene (das man bei geöffneter Rückwand mit einer "geeigneten" Mattscheibe auffängt) gleichzeitig scharf sind, oder ob je nach Fokusstellung nur eines scharf ist.
Ich habe eine Kamera, bei der Spiegel nicht exakt im 45° Winkel steht, das äußert sich so, dass das Sucherbild entweder oben oder unten scharf ist. Sollte der Spiel auch noch irgendwie schräg stehen wird sich das wohl auch ähnlich bemerkbar machen, mit einer ungleichmäßigen Schärfeverteilung im Sucher.
Einen ähnlichen Effekt habe ich bei einer Kamera mit demolierten und daher schiefstehendem Bajonett, dort ist auch die Schärfeebene im Sucher schief.
Bei einer schiefen Mattscheibe wäre der Effekt wohl auch ähnlich, wenn also Deine beobachtete Unschärfe gleichmäßig im ganz en Bild ist, dann müsste die Mattscheibe schon exakt parallel verschoben sein - ich weiß nicht, wie wahrscheinlich das ist.
Übrigens ist der Schnittbildindikator in der Tat nur von begrenzter Genauigkeit, Scheibel erwähnt eine "Genauigkeit" vergleichbar mit f/5.6. Bei hochöffnenden Objektiven und vor allem im Nahbereich könnte es da also schon Differenzen geben.