Fotografie als Leidenschaft ist selten, weltweit gibt es aber noch eine ganze Menge Leute, die sie pflegen. Ein Hobby hat man, und dann gibt es lebensabschnittsweise scheinbar wichtigeres. das Hobby wird vernachlässigt. Unsere durchgetaktete Welt macht das Immererreichbardingsdabums so wichtig, und es wird sogar verwechselt mit einem Immerpräsentseinmüssensdingsdabums, weshalb ein Fotoapparat allenfalls mit 180°-Klappmonitor und WiFi taugt. Man muss ja schließlich per Selfiepose immer präsent sein. Jetzt hat es auch Sony verstanden und eine bessere Kamerafernsteuerungssmartphone-App als die vielkritisierte Vorgängersoftware.
Aber es gibt auch handybesitzende Leute, die haben auch einen Fotoapparat, und die nutzen teilweise die Handykamera tatsächlich wie diesen, d.h. v.a. zum Fotografieren statt zum Selfieposieren. Wer changiert zwischen einer moderat guten digitalen Kompaktkamera und dem Handy wird eh kaum einen technischen Bildqualitätsunterschied mehr feststellen. Was sich trotz allem gut verkauft, sind Fujis instax-Sofortbildkameras. Der Charme der Fotochemie wird in der Masse also fast nur noch im Carte-de-visite-Format genossen, herumgezeigt von seltsamen Zeitgenossen, die auf diesen coolen Dreh verfallen sind. Wirklich cool, gibt es doch auch Verfechter der total ignoranten Idee, Sofortbild müsse digital per Kamera mit eingebautem Farbdrucker sein, der gleiche digitale Schmu also wie beim modernen Fotoabzug vom analogen Negativ.
Schon vor 10 Jahren waren auch unsere ersten Digitalen "richtigen" Kameras, i.e. waren das meist KonicaMinolta 7D oder 5D oder dann die Sony Alpha 100, bei einigen auch 700 und/oder 900, von gestern, weil: Kein Video! Eine ganze Seite nimmt in Foto-Zeitschriften schon die Beschreibung der Videofähigkeit jeder Kamera ein. Und "Vlogging" war schon manchmal das wichtigste Schlagwort bei der Vorstellung einiger der letzten höherwertigen Sony-Systemkameras. Also quasi das Video-Selfie inklusive aktueller Meinungsbekundung, statt "Schau dir das an" also "lass dich von mir bequasseln". Der Kameragebrauch diversifiziert sich also auch, so dass Fotografie nur noch ein Zweig davon ist. Und der blüht, als Kunst eher sogar da wo der blühende Zweig mit Liebe fokussiert wird als da, wo der ach so wichtige Serienbildmodus zig Bilder vom Cross-Biker-Stunt festhält und letztlich der Zufall entscheidet, ob überhaupt ein brauchbares Bild darunter ist, und die Kunst kommt erst danach, nämlich die, das, falls vorhanden, beste Bild der Serie herauszusuchen.