Hallo,
da in einem anderen Thread gerade das Thema 'Densitometer' aufgekommen ist, möchte ich dazu eine kurze Abhandlung zum Thema Filmbelichtung, ISO/DIN und Vergrößerung schreiben (das ganze Vorgehen basiert auf einem Artikel von Barry Thornton). :-)
Ich habe mir meine eigene Entwicklersuppe zusammengestellt (basierend auf Metol/Brenzkatechin) und dazu gibt's natürlich keine Entwicklungstabellen, die einfach passen. Aber auch für die 'Standards' stimmen die Zeiten immer nur ungefähr, da die optimale Filmbelichtung/Entwicklung immer auch vom eigenen Equipment - insbesondere vom Vergrößerer - abhängig ist.
Vorausschicken möchte ich noch den schlauen - allseits geliebten - Satz: "Belichte für die Schatten, entwickle für die Lichter". Das ist das Prinzip, nach dem man seine persönlichen Entwicklungszeiten bekommt. Denn die Schatten (also das, was am Schluß auf dem Film am wenigsten geschwärzt ist) bekommt man durch lange Entwicklungszeiten nicht wesentlich dichter. Die Lichter dagegen sind hauptsächlich durch die Entwicklungsdauer beeinflußt.
Das Vorgehen:
Man nehme einen Film, eine gleichmäßig ausgeleuchtete Fläche (am besten eine Graukarte) und messe die dafür notwendige Belichtungszeit (am besten so, daß man als Startpunkt Blende 4 hat). Dann belichtet man diese wie folgt (ich nehme einfach mal Blende 4 und 1/60s an) - dabei Fokussierung auf unendlich:
Bild-# Zeit Blende
1. 1/60 geschlossenes Objektiv
2. 1/60 16
3. 1/60 (1/3-Blende kleiner als #2 - so geht's jetzt weiter)
4. 1/60
5. 1/60 11
6. 1/60
7. 1/60
8. 1/60 8
9. 1/15 2 (zum Überprüfen der Entwicklungszeit)
Jetzt Filmstück (am besten mit Filmrückholer aus der Dose holen und im Wechselsack mit einem vorbereiteten Vergleichsstreifen die entsprechende Länge abschneiden, dann kann man das ganze wieder nutzen) im bevorzugten Entwickler nach Schema F gebadet.
Nun nimmt man sich sein bevorzugtes Papier (Festgraduiertes: Grad 2, Multigrade auf 2.5 am Vergrößerer einstellen) und Papierentwickler und guckt erstmal, wie lange dies denn mit dem Film braucht, daß man in den Schatten keine Differenzierungen mehr erkennt.
Vergrößerer auf eine sinnvolle Vergrößerung einstellen (z.B. 13x18) und mit einem beliebigen Negativ scharfstellen. Nun noch ein-/zweimal abblenden (z.B. auf 5,6) und diese Einstellungen nicht mehr ändern!
Nun belichtet man ein Stück Papier durch Negativ #1 in Sekundenintervallen Streifenweise (abdecken mit lichtdichtem schwarzem Karton). Das Blatt wird entwickelt und dann vollständig getrocknet (Papier dunkelt beim Trocknen nach!.
Man bestimmt die Zeit, bei der man nicht mehr zwischen 2 nebeneinander liegenden Streifen differenzieren kann (am besten bei Tageslicht). Bei mir waren das z.B. 14 Sekunden. Das ist nun die Vergleichszeit. Davon stellt man sich einen kompletten Abzug her (immer schön die einzelnen Papiere auf der Rückseite mit Bleistift beschriften). Dabei nicht plötzlich 14 Sekunden am Stück nehmen, sondern wieder 14 x 1 Sekunde!
Jetzt kommen wir zur effektiven Filmgeschwindigkeit, d.h. der für uns optimalen ISO/DIN-Einstellung.
Von den Negativen #2 bis #8 stellen wir uns mit exakt der gleichen Belichungs- und Entwicklungszeit wieder Abzüge her (beschriften nicht vergessen) und lassen diese trocknen. Bei Tageslicht sucht man nun den Abzug heraus, bei dem eine erste Abweichung von der Maximalschwärzung des Papiers sichtbar ist. Ist dies Abzug #2 - perfekt, der Film entspricht seiner angegebenen ISO/DIN-Empfindlichkeit. Üblicherweise ist dies aber nicht so. Entsprechend runter muß man dann mit der Empfindlichkeit. Bei einem offiziellen 400er-Film und Negativ #4 ist man dann z.B. bei einer effektiven Empfindlichkeit von ISO 250 (da man 2/3-Blenden überbelichten mußte für die Unterscheidbarkeit in den Schatten).
Nun noch zur Entwicklungszeit:
Wir stellen einen Abzug von Negativ #9 ebenfalls mit entsprechender Belichtungszeit her, das halbe Papier sollte aber mit schwarzem, lichtdichten Karton abgedeckt sein. Nach dem Trocken sollte im optimalen Fall ein minimales Grau gegenüber dem abgedeckten Papierteil zu erkennen sein. Ist dies nicht der Fall, war der Film zu lange im Entwickler, ist es schon ein deutliches Grau, war es zu kurz. Hier hilft dann nur: Nochmal ein Negativ belichten, Entwicklungszeiten variieren (+- 10%) und dann wieder einen Abzug herstellen.
Wenn man dies einmal durchexerziert hat, kann man seine Negative im vollen Spektrum ordentlich auf's Papier bringen. :-)
Viele Grüße, --- Jan.