Henning Serger hat einen interessanten Bericht über die Photokina 2012 aus "analoger" Sicht verfasst:
"Hallo Freunde,
die Photokina 2012 ist letzten Sonntag zu Ende gegangen, und es gibt durchaus einige sehr interessante und durchaus positive Neuigkeiten unser Aufnahmemedium Film betreffend. Ich war an zwei Tagen dort und hatte zwar auch Termine in eigener Sache (Interesse von Film- und Optikherstellern an den Testergebnissen aus unserem umfangreichen unabhängigen Testprogramm), wollte mir aber darüber hinaus einen möglichst umfassenden Überblick darüber verschaffen, wie sich die Situation in der filmbasierten Szene derzeit darstellt. Nun hatte die Zeit zwar nicht gereicht, bei allen Herstellern vorbeizuschauen, aber zumindest doch bei den maßgeblichen Film- und auch einigen Kameraproduzenten filmbasierter Kameras.
Ich habe also die Augen und Ohren offengehalten für all jene von Euch, die nicht auf der Photokina sein konnten. Im folgenden somit für Euch meine Eindrücke und die Ergebnisse der Gespräche, welche ich geführt habe (Hersteller in alphabetischer Reihenfolge):
Arca-Swiss:
Bei Arca-Swiss präsentierte man den neuen Prototypen einer "Ultra Large Format Camera" für Aufnahmeformate größer als 8x10". Die Kamera wird definitiv in Produktion gehen. Ich hatte am Stand dort ein sehr interessantes Gespräch mit dem bekannten Fotografen Urs Bernhard (vielen von Euch sicher auch noch als Initiator von "thiaps" bekannt), der als Repräsentant für Arca-Swiss am Stand war. Er sagte mir, dass man von Herstellerseite eine steigende Nachfrage nach Großformatkameras und Film sehe. Erfreulicherweise gerade auch von jüngeren Fotografen.
Eine steigende Nachfrage nach Planfilm wurde mir auch in Gesprächen mit größeren Filmhändlern bestätigt.
DHW-Fototechnik:
Bei DHW präsentierte man die neue 2,8 FX mit kürzerer Naheinstellgrenze (0,55m). In einem sehr interessanten Gespräch erläuterte mir Herr Schönrock, dass die kürzere Naheinstellgrenze durch eine neue Mechanik der Entfernungseinstellung möglich geworden ist, welche sich konstruktiv an die Lösung in der Tele-Rolleiflex 4,0 FT anlehnt. Das optische Design (Planar) ist gleich geblieben. Dass die Objektive jetzt als "Apogon" benannt werden, hat ausschließlich lizenzrechtliche Gründe.
Die Nachfrage nach den Rolleiflex TLRs ist nach wie vor sehr stabil, in letzter Zeit sogar leicht steigend. Die Hauptnachfrage kommt aus Asien, insbesondere aus Japan, wo dieser Kameratyp und ‚Made in Germany' außerordentlich geschätzt werden. Dass diese Kameras das ‚Made in Germany' wirklich sehr gut repräsentieren, davon konnten wir uns von der aphog ja in 2007 und 2008 voll überzeugen, als wir die Produktion der Kameras im Werk in Braunschweig besichtigt hatten. Das war wirklich überaus beeindruckend, diese feinmechanisch-optischen Wunderwerke in der Entstehung zu sehen.
Ferner wurde die weiterentwickelte Hy6 präsentiert. Die offenen rechtlichen Fragen bei dieser Kamera sind mittlerweile geklärt. DHW darf sie weiterentwickeln und vertreiben. Die Kamera ist ja konsequent als flexible hybride Kamera ausgelegt, zur wahlweisen Verwendung von 4,5x6 und 6x6 Rollfilmrückteilen sowie Digibacks. Der Anteil der Kunden, der die Kamera (auch) mit Filmrückteilen einsetzt, liegt so im Bereich von 35%.
Mit dem Messeverlauf war man bei DHW sehr zufrieden. Das Interesse von Kundenseite war größer als erwartet.
Fotoimpex/Adox:
Mirko Böddecker erläuterte mir, dass man bei Fotoimpex doch eine deutlich steigende Nachfrage nach Film sehe. Dem möchte man auch mit entsprechenden Angeboten gerecht werden. Auf der Photokina wurden der ‚Silvermax' und der ‚Colour Implosion' Film vorgestellt, sowie für Super8 der ‚Reverso' SW-Umkehrfilm. Das Interesse am Silvermax war weit größer als erwartet, die Probefilme auf der Messe waren schon nach recht kurzer Zeit praktisch ausverkauft. Klaus Wehner präsentierte am Stand Silvermax SW-Dias, die er in seinem Umkehrprozess entwickelt hatte. Diese Dias sahen hervorragend aus. Ähnlich, aber nicht identisch verglichen mit Scala 200X Dias aus seinem Prozess.
Bezüglich der Produktionseinstellung bei Fotokemika legte man großen Wert auf die Klarstellung, dass davon bei Adox nur ein bestimmter Teil der Produktpalette betroffen sei (primär die CHS-Art Serie). Filme wie der CMS 20 und Silvermax seien nicht betroffen, genauso wenig wie z.B. die Fotopapiere MCC, MCP und Variotone, die in Kooperation mit InovisCoat bzw. Ilford (Variotone) hergestellt werden.
Bei den von der Produktionseinstellung bei Fotokemika betroffenen Produkten ist man bei Adox dabei, sowohl von der Marktseite / Kundennachfrage, als auch von der Produktionsseite her sehr sorgfältig zu prüfen, ob die Chance für eine wirtschaftlich tragfähige Produktion von Nachfolge- bzw. Ersatzprodukten besteht. Sollte diese eingehende Prüfung positiv ausfallen, wird man sicher auch aktiv werden. Derzeit arbeitet man auch intensiv am Polywarmtone. Die ersten Tests waren durchaus ermutigend, es ist aber noch ein langer Weg zu gehen, und es kann derzeit keine Garantie gegeben werden, dass das angestrebte Ziel erreicht wird. Die Herstellung von Filmen und Fotopapieren im industriellen Maßstab ist hochkomplex, und nicht nur Wissenschaft, sondern auch Kunst. Es handelt sich um mit das Anspruchvollste, was die chemische Industrie zu bieten hat (empfehlenswert für einen Einblick in die Materie: Das Buch "Making Kodak Film" von Robert Shanebrook; nach der Lektüre weiß man sehr viel besser zu schätzen, welch technische Meisterleistung moderne Filmmaterialien darstellen; Filme und Fotopapiere sind absolute High-Tech Produkte).
Der Ausbau des Adox-Werkes in Bad Saarow ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die Konfektionierung der Formate 135, 120, Super8 sowie alle gängigen Planfilm- und Fotopapierformate im Werk erfolgen kann.
Foma:
Bei Foma hatte ich ein sehr nettes Gespräch mit Dana Hojná, Deputy Commercial Director. Foma verzeichnet eine weitgehend stabile Nachfrage nach seinen SW-Produkten. Jüngst hat man in eine verbesserte Fertigungsqualität investiert, primär bei der Rollfilm-Konfektionierung.
Fujifilm:
Das Gespräch bei Fujifilm war wahrscheinlich für mich insgesamt das überraschendste, glücklicherweise in positiver Hinsicht (ich sprach sehr lange mit Ralf Boll, Product- & Key Account Manager, Photo Imaging Products):
Die Einstellung der Produktion der meisten Cinefilme bei Fuji hat keine negativen Auswirkungen auf die Fotofilmproduktion. Eher im Gegenteil: Die Cinefilmproduktion war zum Schluss defizitär, und von dem Verlustbringer hat man sich jetzt getrennt. Vermutlich hat es auch einen Deal zwischen Kodak und Fujifilm gegeben, dass Fuji Kodak diesen Bereich weitgehend überlässt.
Der Neopan 400 wird wieder eingeführt. Er ist auf der Photokina bereits auf dem Stand in der Film-Schaubox, in der das aktuelle Foto-Filmsortiment zu sehen gewesen ist, enthalten gewesen. Außerdem war er in den ausliegenden Film-Informationsblättern enthalten. In Deutschland soll der Film ab Ende Oktober, Anfang November wieder im Handel erhältlich sein. Als Gründe für die Wiedereinführung wurden genannt: 1. Der problematische Rohstoff, dessen Verbot zur Einstellung des Films führte, konnte erfolgreich ersetzt werden. 2. Steigende Nachfrage. Fuji Deutschland beispielsweise hatte in den letzten drei Jahren so viel SW-Film verkauft wie noch nie.
Grundsätzlich hätte Fuji keine Vorbehalte dagegen, einmal eingestellte Produkte wieder ins Programm aufzunehmen und neu zu produzieren, wenn die Nachfrage wieder da ist. Eine ausreichend hohe Nachfrage ist der zentrale Faktor. Wenn von Kundenseite wieder entsprechend hohe Nachfrage artikuliert wird, ist einiges möglich (das war auch grundsätzlich der Tenor bei allen anderen Filmherstellern).
Eine steigende Nachfrage ist auch der Grund, weshalb Fujifilm eine weitere Kamera für das Instax-Sofortbildsystem auf der Photokina präsentierte. Das Instax System erfreut sich zunehmender Popularität, gerade bei jungen Leuten. Auf der Photokina wurde es umfassend auf einem eigenen Stand präsentiert, mit der Möglichkeit, dort selbst Sofortbilder zu machen. Als ich dort vorbeikam, war auch sehr viel los an dem Stand.
Diafilm: Fuji hat keine Absichten, die Produktion von Diafilm einzustellen. In Deutschland habe sich der Fuji-Absatz in den letzten zwölf Monaten stabilisiert, mit einem kleinen Absatzplus von 2%. Angesichts der Hamsterkäufe bei Kodak-Diafilm in den letzten Monaten ein durchaus positives Signal. Der Diafilm-Markt in Deutschland ist relativ groß und bedeutend im Vergleich zu anderen Märkten. So verkauft Fujifilm allein in Deutschland genauso viele Diafilme wie im Rest Europas, das Verhältnis ist ungefähr 1:1.
Auch beim Diafilm, so Herr Boll, ist es grundsätzlich nicht ausgeschlossen, dass ein eingestelltes Produkt wieder auf den Markt kommen könnte, wenn eine neue, ausreichend hohe Nachfrage entstünde (bei der Wiedereinführung des Velvia 50 in 2007 hatten wir z.B. einen ähnlichen Fall). Wir hatten das am Beispiel des Astia 100F diskutiert. Es stellte sich heraus, dass sowohl er, als auch ich ein großer Fan dieses hervorragenden Films sind. Und wir stimmten beide darin überein, dass es ein großer Fehler war, diesen Film primär als Portrait- und Fashion Film zu vermarkten. Zwar ist er dafür zweifellos hervorragend geeignet, er ist aber generell ein hervorragender Allround-Film, der sich aufgrund seiner natürlichen, sehr präzisen Farbwiedergabe und seines relativ hohen max. Kontrastumfangs (Dynamikumfangs) ausgezeichnet für eine Vielzahl von Aufnahmesituationen eignet. So war er aufgrund seiner präzisen Farbwiedergabe z.B. im professionellen Bereich sehr beliebt bei der Aufnahme von Gemälden / Reproduktion. Bei neuer Nachfrage, und einer dann geeigneteren Vermarktung durch Fuji, wäre eine Wiedereinführung des Films prinzipiell durchaus denkbar. Herr Boll bezeichnete diesen Film als einen der besten, den Fuji je produziert hätte.
Beim Sensia stellte sich primär ein Problem steigender Rohstoffkosten, vor allen Dingen Silber. Farbdiafilme enthalten deutlich mehr Silber als Farbnegativfilme. Beim Sensia, der in Deutschland immer sehr viel populärer war als in anderen Ländern, hätte der Preis so weit angehoben werden müssen, dass er nur noch ca. 1€ günstiger gewesen wäre als der Provia. Und dann, so die Einschätzung von Fuji, hätten die meisten Fotografen zum Provia gegriffen, der die Vorteile des Profifilms wie gekühlte Lagerkette und höhere Chargenkonstanz aufweist.
Auch bei Fuji beobachtet man eine Entwicklung, dass sich zunehmend (sehr) junge Fotografen für Film als Aufnahmemedium interessieren. Fotografen, die bereits mit der digitalen Imaging Technik aufgewachsen sind. Und für die diese Technik Alltag, und somit auch oft etwas langweilig und reizlos ist. Und die entdecken jetzt Film für sich, neu und spannend in seinen zur Digitaltechnik abweichenden Eigenschaften und besonderen Stärken.
Was die Zukunft der Fotofilmproduktion bei Fujifilm anbelangt, zeigte sich Herr Boll recht zuversichtlich: Er sagte, dass wenn er in 20 Jahren in Rente geht, Fujifilm sicher immer noch Film produzieren wird.
Neuigkeiten gab es auch im Bereich der Farbfotopapiere: So z.B. zwei Silber-Halogenid (RA-4) Papiere speziell für Fotobücher. Im Bereich der Farbfotopapiere ist Fujifilm mit Abstand Weltmarktführer.
Harman Technologies/IlfordPhoto:
Ich muss ja gestehen, dass ich für Ilford eine besondere Sympathie hege. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich damals als Schüler, als ich mit meinem eigenen SW-Labor anfing, zunächst fast ausschließlich mit Ilford Filmen- und Fotopapieren gearbeitet hatte. Später sind dann natürlich Materialien aller anderen Hersteller auch mit dazu gekommen. Aber in der ganzen Zeit habe ich immer auch Ilford verwendet, und bin mit der Qualität der Produkte stets hoch zufrieden gewesen. Der Delta 100 ist, seit er 1992 auf den Markt kam, einer meiner Lieblingsfilme.
Auf der Photokina hatte ich etwas Pech, denn als ich am Stand ankam, verließen Simon Galley und Steven Brierley in dem Moment den Stand gerade wieder in Richtung England. Nun, ich hatte dann ein sehr informatives und überaus unterhaltsames Gespräch mit Mr Walker, dem Hersteller der Ilford Titan Pinhole Kameras. Der Mann "brennt" richtig für das, was er herstellt, ein wirklich enthusiastischer Kamerabauer. Mit sehr viel britischem Humor, herrlich. Er erläuterte mir u.a. im Detail, dass er eine spezielle Methode der Lochherstellung verwendet, die dafür sorgt, dass trotz der geringen Durchmesser alle von ihm produzierten Lochblenden exakt identische Durchmesser haben. Etwas, was mit der Lasermethode, welche andere Hersteller verwenden, so nicht möglich sei.
Vorgestellt wurde auch die neue 8x10" Titan Pinhole. Zur Erweiterung des Programms hatten Ilford und Walker sich entschlossen, nachdem die 4x5" Titan Pinhole ein überraschend großer Erfolg geworden ist. Außerdem zu sehen: Das neue Harman Direct Positive Paper auf DuPont Melinex PET Träger, das in absehbarer Zeit auf den Markt kommen soll. Sah sehr gut aus.
Impossible Project:
Da war ich zum Schluss der Messe und es fehlte mir leider die Zeit für ein Gespräch. Es waren große Bildwände mit dutzenden Aufnahmen des ganz neuen Farbfilms ausgestellt. Die sahen doch schon deutlich besser aus als das Vorgängermaterial, bereits sehr viel näher an der alten Polaroid-Qualität.
Kodak:
Auf dem Kodak Film- und Fotopapierstand war die Stimmung besser, als mancher wohl vermuten würde. Die für den Filmvertrieb in Deutschland zuständige Managerin berichtete, dass Kodak Deutschland von Januar bis August 2012 bereits so viele Filme verkauft hätte, wie im ganzen Jahr 2011 (nur Deutschland, internationale Zahlen hatte sie nicht zur Verfügung). Natürlich muss man dabei berücksichtigen, dass in erheblichem Umfang die Hamsterkäufe der vergangenen Monate mit zu diesem Ergebnis beigetragen haben (insbesondere Hamsterkäufe beim Kodak-Diafilm). Aber selbst wenn man die Hamsterkäufe herausrechnet, dürfte zumindest ‚netto' ein kleines Absatz-Plus übrig bleiben.
Laut Kodak waren auf dem Film-Stand während der Photokina zwei Themen absolut dominierend: 1. Die Zukunft der Filmproduktion bei Kodak. 2. Kodaks Entscheidung, die Diafilmproduktion einzustellen.
Zu 1.: Die Filmproduktion bei Kodak bleibe erhalten. Zum Verkauf steht nur der Filmvertrieb. Die zuständige Managerin sah das recht gelassen: "Für uns ist nur wichtig, dass unsere Filme weiterhin von Kodak in Kodak-Qualität hergestellt werden, und dass Kodak drauf steht. Genau das sei gewährleistet. Unter welchem Namen der Vertrieb (also unser Arbeitsbereich z.B. bei Kodak Stuttgart) weitergeführt werde, ist zweitrangig. Wir sehen das gelassen".
2. Einstellung der Diafilm-Produktion bei Kodak. Das war das zweite dominierende Thema auf der Photokina am Kodak Stand. Massenweise kamen Beschwerden von Fotografenseite. Die Enttäuschung ist sehr groß. Bei Kodak Deutschland kann man das sehr gut nachvollziehen, denn auch dort war die Enttäuschung sehr groß. In Stuttgart hatte man natürlich schon früher von den Plänen erfahren, und alles menschenmögliche versucht, um die Zentrale in Rochester von dieser Fehlentscheidung abzubringen. Über ein halbes Jahr versuchte Kodak Deutschland, mit allen möglichen Argumenten, Rochester zu überzeugen, die Diafilmproduktion fortzusetzen. Leider vergeblich. Eine Vermutung ist, da dieses Frühjahr eine neue Produktion (Beschichten neuer Masterrollen) hätte erfolgen müssen, was wiederum die Vorfinanzierung der Produktion bedeutet hätte, konnte man angesichts der Chapter 11 Verwaltung wohl diese Investition nicht mehr leisten. Wenn allerdings die Vertriebssparte verkauft ist, könnten die Karten hier eventuell neu gemischt werden: Wenn die neue Sparte die Nachfrage für Diafilm sieht und Diafilm in Rochester ordert, könnte prinzipiell wieder produziert werden.
Letztendlich hängt alles an der Nachfrage. Das zog sich durch alle Gespräche mit den Filmanbietern: Wenn die Nachfrage da ist, wenn Film gekauft wird, wenn die Kunden ihre Nachfrage artikulieren, dann kann auch (wieder) produziert werden.
Die Kodak Farbwelt Familie, die in Deutschland und Österreich angeboten wurde, läuft aus und wird durch die Gold und Ultramax Filme ersetzt (die Farbwelt Filme waren eh praktisch die Gold Filme in anderer Verpackung; früher wurde in Deutschland auch die Gold Serie verkauft).
Lomography:
War, wie gewohnt, auf der Photokina wieder der mit Abstand aktivste Anbieter aus dem Filmbereich. Sehr großer Stand, strategisch günstig im Durchgangsbereich zwischen zwei großen Hallen gelegen. Man hatte eine große Bühne für Filmaufnahmen mit der LomoKino aufgebaut, ferner wurde Filmentwicklung mit Kaffee etc. gezeigt. Auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln am Dom hatte Lomo eine riesige Deutschlandkarte auf dem Boden erstellt, bestehend aus tausenden Lomographien. Und die Bilder waren jeweils an dem Ort Deutschlands auf der Karte, an dem sie entstanden sind. Sehr beeindruckend. Auf lomography.com und deren facebook Seiten findet Ihr Aufnahmen dieser Karte, auch aus der Luft.
Der Stand war wieder sehr gut besucht, insbesondere von (aber nicht nur) jüngeren Fotografen. Als Neuheit wurde der ‚Sunset Strip' Diafilm präsentiert.
Daniel Felmer (Head of Operations Europe&South America, Africa, Middle East, Australia / NZ) sagte mir, dass ihre jährlichen Wachstumsraten bei 15-20% liegen. Sie wären wahrscheinlich noch höher, wenn die gesamtwirtschaftliche Situation in vielen Ländern besser wäre.
Maco Photo/Rollei-Film:
Auch bei Maco verzeichnet man ein steigendes Interesse an Filmprodukten und kann auf steigende Absätze verweisen. Nicht nur aus Deutschland, sondern international. Maco ist traditionell stark im Exportgeschäft vertreten.
Intern hat es in den vergangenen gut 12 Monaten erhebliche Umstrukturierungen gegeben, auch personeller Art. Mitarbeiter gingen in den Ruhestand, neue Mitarbeiter verstärken das Team. Maco Photo richtet sich neu aus: Qualitätsverbesserung wo erforderlich und stärkere Orientierung an den Kundenbedürfnissen sind das Ziel. Eine noch höhere Qualität soll z.B. durch die Kooperation mit den besten Produzenten des Marktes (z.B. Ilford; die Produktion der RPX Serie wird fortgesetzt) erzielt werden. Als einer der ersten Schritte steht eine deutliche Verbesserung der Rollfilmkonfektionierung auf der Agenda. Ein Teil der Neuproduktion beim neuen Partner ist bereits erfolgt und die ersten Lieferungen in der verbesserten Konfektionierungsqualität werden in den nächsten Wochen erwartet. Außerdem hat man sich sehr genau angeschaut, welche Wünsche die Kunden an das Unternehmen herangetragen haben. Auch hinsichtlich von Sortimentserweiterungen (z.B. zusätzliche Formate) und gänzlich neuen Angeboten. Diese Nachfrage ist intensiv analysiert worden, und die Möglichkeiten der technischen und wirtschaftlichen Umsetzung werden intensiv geprüft. Man zeigte sich auf der Photokina zuversichtlich, dass diese Überprüfung in einigen Fällen wahrscheinlich positiv ausfällt.
Das Angebot an Produkten zusätzlicher Hersteller im macodirect shop soll ebenfalls erweitert werden. Entsprechende Gespräche wurden mit den Herstellern auf der Photokina geführt.
Voigtländer:
Auch bei Voigtländer berichtete man von steigendem Interesse und tendenziell steigenden Absatzzahlen der filmbasierten Bessa Kamera Reihe.
Ferner hatte ich noch zahlreiche Gespräche mit einigen europäischen Händlern: Auch hier übereinstimmende Berichte von steigendem Interesse und steigender Nachfrage.
Bei einigen Herstellern berichtete man mir, dass bei Ihnen dieses Jahr überraschenderweise auch Pressevertreter von Digitalfoto-Magazinen vorbeikamen, und sich über Film informieren wollten.
Und auf "Photokina TV" waren immerhin drei Berichte über die klassische Fotografie auf Film zu sehen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es durchaus ermutigende Signale gibt. Ist die Zukunft des Films bereits als weitgehend sicher einzuschätzen? Nein, soweit sind wir leider noch nicht, da ist noch eine sehr lange und steinige Wegstrecke zurückzulegen, Ausdauer ist gefragt. Es verdichten sich aber zumindest die Anzeichen, dass es mit großer gemeinsamer Anstrengung (Film-Fotografen, spezialisierte Händler, Hersteller) in den nächsten Jahren gelingen kann, dem Aufnahmemedium Film eine solide und nachhaltige Basis zu geben.
Entscheidend ist die Nachfrage. Film kann nur erhalten werden, wenn er in ausreichenden Mengen und in der vollen Typenbreite verwendet wird. Zu glauben, mit ein paar Tri-X im Jahr, und den Rest dann digital knipsen, könnte man Film am Leben erhalten, ist eine Illusion. Damit ist man Teil des Problems, keinesfalls Teil der Lösung.
Jeder hat es selbst in der Hand, ob er dem Aufnahmemedium und Kulturgut Film eine solide Zukunft ermöglichen möchte.
Ich hoffe, mein kleiner Photokina Bericht war interessant und informativ für Euch.
So, und jetzt raus mit Euch: Die Sonne scheint, die wundervollen Herbstfarben warten nur darauf, auf Film gebannt zu werden. Nehmt Eure Kameraschätzchen, Film rein, los geht's, Spaß haben."
Quelle: aphog-Forum