RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#1 von ChrisA , 25.12.2005 10:53

Hallo,

ich lege mir im Januar endlich ein vernünftiges Stativ zu und möchte mich dann intensiv mit nächtlichen Stadtaufnahmen beschäftigen. Darüber haben wir uns neulich im Fotoklub unterhalten, und mir wurde folgendes empfohlen:

1. Empfehlung: Mehrfeldmessung mit Belichtungskorrektur +2 EV

Das hat mich doch verwundert. In Thomas Maschkes Buch zur Dynax 7 wird empfohlen bei solchen Aufnahmen die hellsten Stellen, die noch Zeichnung haben sollen (z.B. beleuchtete Fenster), mit Spotmessung und einer Belichtungskorrektur von +2 EV auszuwählen, die Belichtung zu speichern, und den Ausschnitt anschließend neu zu wählen. Das erscheint mir auch sehr sinnvoll und nachvollziehbar, denn man legt auf diese Weise die hellsten, noch bildwichtigen Stellen an die obere Grenze des Kontrastumfanges. Bei Lichtern, die nicht unbedingt Zeichnung haben sollen (z.B. helle Straßenlaternen) empfiehlt der Autor eine Belichtungskorrektur von +3 EV. Führt die Mehrfeldmessung mit +2 EV nicht zu starker Überbelichtung?

2. Empfehlung: Negativfilm

Auch das hat mich erstaunt, denn ich war bis jetzt der Meinung, dass sich Diafilm für überwiegend dunkle Aufnahmen besser eignet. War es nicht so, dass Negativfilm im Vergleich zum Diafilm in den Schattenbereichen weniger satte Farben liefert, sondern schnell matschig wirkt? Ich habe nur zu Anfang Farbnegativfilme eingesetzt, deswegen fehlt mir der Vergleich. Mein Film der Wahl wäre der Sensia 100 gewesen.

Was sind eure Erfahrungen? Wie geht ihr bei solchen Motiven vor?

Viele Grüße,
Chris



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RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#2 von railbeam , 25.12.2005 11:04

Zitat von ChrisAndreas
Was sind eure Erfahrungen? Wie geht ihr bei solchen Motiven vor?

Viele Grüße,
Chris


Dynax 7 Analog
Sensia 100
Stativ
Mehrfeldmessung +0.5EV

und es passt. Bei +2,0EV wären meine Dia's wohl alle völlig überbelichtet.

Gruss

Marco



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RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#3 von ChrisA , 25.12.2005 11:14

Hey Marco,

Zitat von railbeam
Dynax 7 Analog
Sensia 100
Stativ
Mehrfeldmessung +0.5EV

und es passt. Bei +2,0EV wären meine Dia's wohl alle völlig überbelichtet.


danke für deine Antwort, das bestätigt meine Vermutung. An der 7 ist die Mehrfeldmessung sicher nicht verkehrt, da man sich auf dem Display die Messwerte der einzelnen Wabenfelder anschauen und die Belichtung bei einem Wert von mehr als +2,3 EV korrigieren kann.

Gibt es jemanden, der gezielt Spotmessung einsetzt?

Viele Grüße,
Chris



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RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#4 von ebarwick , 25.12.2005 11:40

Hallo Chris,

es passt beides. Spot + 2 bis 2,5 EV auf die hellsten Bereiche funktioniert einwandfrei, die Mehrfeldmessung + 1 EV aber in der Regel auch, dort solltest du aber ähnlich einer Belichtungsreihe verschiedene Einstellungen ausprobieren.
Bei der 9xi hat Mehrfeld +1 EV gereicht, bei der 7 war manchmal auch +1,5 bis +2 nötig. Ich persönlich tendiere eher zur ersten Variante.
Es kommt auch darauf an, wie stark der Schwarzschildeffekt deines Filmes ausfällt, bei manchen Filmen ist zusätzlich eine Korrektur von +1 bis +2 EV nötig - das kannst du auf den betr. Datenblättern nachlesen.

Ansonsten sind Nachtaufnahmen mit ein bisschen Übung und Erfahrung leicht zu beherrschen.

Zum Filmmaterial: Da kommt es wohl in erster Linie darauf an, was du mit dem Ergebnis machen willst, zum Projizieren und zum Einscannen hat sich die Frage schon erübrigt...

Grüße
Erhard



 
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RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#5 von ChrisA , 25.12.2005 12:55

Hey Erhard,

Zitat von ebarwick
es passt beides. Spot + 2 bis 2,5 EV auf die hellsten Bereiche funktioniert einwandfrei, die Mehrfeldmessung + 1 EV aber in der Regel auch, ...


ok, ich werde einfach mal beides ausprobieren.

Zitat von ebarwick
Es kommt auch darauf an, wie stark der Schwarzschildeffekt deines Filmes ausfällt, bei manchen Filmen ist zusätzlich eine Korrektur von +1 bis +2 EV nötig - das kannst du auf den betr. Datenblättern nachlesen.


Guter Tipp, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Ich werde mir die Datenblätter mal anschauen.

Weiterhin schöne Feiertage,
Chris



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RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#6 von Gelöschtes Mitglied , 25.12.2005 14:08

Ich verwendete für meine Nachtaufnahmen auch immer Dia Fuji Sensia 100. Bis etwa 15 Sekunden konnte ich normal belichten, ab 15 Sekunden braucht es mehr Korrektur bis man auf dem Dia was sieht. Zudem machte ich immer einen Belichtungsreihe, da ich die Situation zum Teil schlecht einschätzen konnte. Bis 15 Sekunden 1/2 Stufig und 5 Bilder. Ab 15 Sekunden 1 bis 1 1/2 Stufig und 5 Bilder. So habe ich meist ein Topschuss darin, welche mir auch gefällt.

Für Nachtaufnahmen habe ich immer viel Filmmaterial gebraucht. Aber wenn ich das Ergebnis sah, hat sich dieser Materialschlacht gelohnt. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Gruss
Peter




RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#7 von Dennis , 25.12.2005 16:57

Zitat von ChrisAndreas
… bei solchen Aufnahmen die hellsten Stellen, die noch Zeichnung haben sollen (z.B. beleuchtete Fenster), mit Spotmessung und einer Belichtungskorrektur von +2 EV auszuwählen…


Du solltest zuerst mal überlegen, wie das spätere Bild aussehen soll, also was belichtungstechnisch die höchste Priorität hat. Möchtest Du den Himmel in einem bestimmtten Verhältnis zu den Häuserfronten haben (blaue "Stunde"? Dann musst Du zuerst den richtigen Zeitpunkt abwarten, und dann die Belichtung auf den Himmel ausrichten (z.B. -2 EV), die erleuchteten Fenster kannst Du dann nicht mehr direkt steuern. Wenn Du nur die Strassenfluchten mit der künstlichen Beleuchtung erfassen willst, dann ist wohl o.g. Methode geeignet. Allerdings sind bei sowas Belichtungsreihen so lange Pflicht, bis man Erfahrungswerte gesammelt hat. Daher würde ich erst mal am Anfang systematisch Belichtungsreihen schießen, damit Du mögliichst schhnell ein Gefühl dafür bekommst.

ZITAT2. Empfehlung: Negativfilm

Auch das hat mich erstaunt, denn ich war bis jetzt der Meinung, dass sich Diafilm für überwiegend dunkle Aufnahmen besser eignet. War es nicht so, dass Negativfilm im Vergleich zum Diafilm in den Schattenbereichen weniger satte Farben liefert, sondern schnell matschig wirkt?[/quote]

Ja, trotzdem verträgt er einen größeren Motivkontrastumfang.



Dennis  
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RE: Verwirrung um Nachtaufnahmen

#8 von 01af , 25.12.2005 17:08

Zitat von "ChrisAndreas"
... haben wir uns neulich im Fotoklub unterhalten, und mir wurde folgendes empfohlen:
1. Empfehlung: Mehrfeldmessung mit Belichtungskorrektur +2 LW


Wer empfiehlt denn solchen Blödsinn? Ob so eine Einstellung zu empfehlen ist, hängt immer noch sehr vom konkreten Motiv ab.


Zitat von "ChrisAndreas"
... wird empfohlen bei solchen Aufnahmen die hellsten Stellen, die noch Zeichnung haben sollen [...], mit Spotmessung und einer Belichtungskorrektur von +2 LW auszuwählen, die Belichtung zu speichern, und den Ausschnitt anschließend neu zu wählen. Das erscheint mir auch sehr sinnvoll und nachvollziehbar, denn man legt auf diese Weise die hellsten, noch bildwichtigen Stellen an die obere Grenze des Kontrastumfanges.


Genau so ist es. In diesem Falle ist eine Verschiebung des Meßwertes um zwei Lichtwerte oft sogar noch etwas wenig; meistens kann man sogar bis +2,5 oder +3 LW gehen, je nach Situation und Filmmaterial.


Zitat von "ChrisAndreas"
Führt die Mehrfeldmessung mit +2 LW nicht zu starker Überbelichtung?


Die Gefahr besteht, weil Mehrfeldmessung eben keine Spotmessung ist. Probier's halt mal aus! Ob's klappt oder zu viel ist, hängt von vielen Faktoren ab und kann so pauschal nicht gesagt werden ...


Zitat von "ChrisAndreas"
2. Empfehlung: Negativfilm
Auch das hat mich erstaunt ...


Dabei ist das, im Gegensatz zu Empfehlung Nr. 1, ein vernünftiger Rat. Und zwar aus gleich zwei Gründen. Erstens bietet Farbnegativfilm einen größeren Belichtungsspielraum und kann somit kontrastreiche Motive wie Nachtaufnahmen in der Regel besser einfangen als Farbdiafilm. Und zweitens neigt Farbnegativfilm weniger zu Farbverfälschungen durch den Schwarzschildeffekt bei überlangen Belichtungszeiten -- und wenn's doch passiert, läßt sich die Bescherung durch entsprechende Gegenfilterung beim Abziehen wieder beseitigen oder zumindest reduzieren. Gefiltert werden muß bei Abzügen von Farbnegativen schließlich sowieso.

Wenn du aber nun einmal Dias brauchst/willst und keine Papierbilder, dann laß dich trotzdem nicht von der Verwendung von Farbdiafilm abhalten. Es ist damit selbstverständlich nicht unmöglich, hinreißende Nachtaufnahmen hinzukriegen ... es ist halt nur etwas schwieriger.

Der wichtigste Rat aber fehlt -- und zwar folgender: Die besten Nachtaufnahmen entstehen gar nicht in der Nacht, sondern in der Dämmerung ... Stichwort: Blaue Stunde. Da sind die Lichtstimmungen am schönsten und die Kontraste noch beherrschbar. In stockdunkler Nacht hingegen gelingen nur höchst selten schöne Nachtaufnahmen ...

-- Olaf



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