So, und hier noch die neuesten Erkenntnisse:
Ich habe heute noch weitere Testaufnahmen angefertigt, und zwar mit mehr Aufwand und Sorgfalt als gestern. Ich konnte es nämlich selber kaum glauben, daß das AF Apo HS 1:2,8/200 mm G bereits bei voller Öffnung beugungsbegrenzt sein soll. Vielleicht ist der Effekt, daß die Auflösung bei Abblendung abnimmt, auf irgend einen anderen Einflußfaktor zurückzuführen (so hatte ich z. B. gestern den R-Blenden-Fehler nicht korrigiert) ... aber von wegen: DIe neuen Testaufnahmen zeigen genau denselben Effekt. Die Auflösung ist bei voller Öffnung am höchsten und nimmt bei Abblendung sofort ab. Unglaublich! Es ist also keineswegs übertrieben, wenn behauptet wird, dieses Objektiv gehöre zu den besten Objektiven der Welt.
Bemerkenswert ist übrigens, daß das 200er Apo-Tele linear um 1,6 % kleiner abbildet als das auf längste Brennweite eingestellte AF Apo HS 80-200 mm G. In der Regel ist es so, daß Festbrennweiten ihre Nennbrennweite genauer einhalten als Zooms, die gern ein paar Prozent unter ihrer oberen Nennbrennweite bleiben. Nicht so in diesem Falle. Die Festbrennweite hat erstaunlicherweise ca. 3 - 3,5 mm weniger Brennweite als das Zoom. Nicht, daß das in der Praxis irgend eine Rolle spielen würde ... aber ein ungewöhnliches Detail ist es doch.
Ich habe außerdem die Leistung des 200ers mit dem Minolta 1,4× Tele-Converter-II Apo getestet. Das Ergebnis ist sehr erfreulich. Die Eigenschaft, schon bei voller Öffnung beugungsbegrenzt zu sein, geht zwar verloren. Dennoch ist die erreichte Abbildungsleistung sehr hoch und immer noch einer feinen Festbrennweite würdig. Im Vergleich zu guten, auf 280 mm eingestellten und auf Blende 8 abgeblendeten Zooms (AF 75-300 1. Generation, AF Apo 100-300 D) ist die Leistung des 200ers mit 1,4×-Konverter schon bei voller Öffnung besser! Bei Abblendung um eine Stufe steigt die Leistung sogar noch spürbar an; bei Abblendung um eine weitere Stufe legt sie noch einmal um eine akademische (d. h. praktisch völlig bedeutungslose) Winzigkeit zu.
Das 200er mit dem 1,4×-Konverter ist also ganz klar einem auf 280 mm eingestellten guten Zoom ohne Konverter überlegen und auch bei hohen Qualitätsansprüchen uneingeschränkt nutzbar. Ich vermute, selbst die 300-mm-Apo-Teleobjektive können die Leistung des leicht abgeblendeten 200ers mit Konverter allenfalls hauchdünn übertreffen. Allerdings werden jene dieselbe Leistung wohl auch schon bei voller Öffnung bringen; das 200er mit 1,4×-Konverter sollte man für höchste Ansprüche auf f/5,6 abblenden.
Einen Test mit 2x-Telekonverter habe ich nicht durchgeführt, da ich einen solchen Konverter nicht zur Verfügung habe.
-- Olaf
P.S.: Die Ausgabe, in der das fotoMAGAZIN das Minolta AF Apo HS 1:2,8/200 mm G als eines der fünf besten je getesteten Objektive lobte, war das Heft 11/2001. Die anderen vier waren zwei Canon-EF-, ein Leica-R- sowie ein Zeiss-Objektiv (letzteres für Hasselblad FE).
Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.