Aussagekräftige Fotos zum Zeitalter der Überbevölkerung und des Überkonsums:
Overpopulation / Overconsumption
Aussagekräftige Fotos zum Zeitalter der Überbevölkerung und des Überkonsums:
Overpopulation / Overconsumption
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Danke fürs Teilen!
Eindrucksvolle Fotografien; zum Teil aber, wie ich finde, schlechte, aus folgendem Grund:
Normalerweise schätze ich den "Guardian" als ziemlich seriöse journalistische Institution, doch stört mich in diesem Fall sehr die Betonung der "Überbevölkerung". Es ist klar, dass eine wachsende Bevölkerung mit der Spezies Mensch ein großes Problem für das Ökosystem unseres Planeten darstellt, dies aber m.E. vor allem im Sinne des "Überkonsums", und dieser hat seine "Heimat" eben nicht in den Regionen, die gemeinhin mit "Überbevölkerung" in Verbindung gebracht werden, sondern in den Ländern der sog. "westlichen", "entwickelten" Welt" - die immer noch meist (insb. Europa, Japan) viel dichter bevölkert sind als die Länder, in denen die Bevölkerung derzeit stark wächst, und sie tragen auch nach wie vor am meisten zum Ressourcenverbrauch bei (auch vermittelt, da ein Großteil des Landschaftsverbrauchs, der Emissionen und Verschmutzung in den "sich entwickelnden Ländern" quasi "im Auftrag" und zum Nutzen der "entwickelten Länder" stattfindet). Nicht nur ist der Pro-Kopf-Verbauch in unseren Ländern um Dimensionen höher, wir könnten uns das alles gar nicht leisten und erlauben, wenn in den Ländern, aus denen wir Rohstoffe, Treibstoffe, Nahrungs- und Mastmittel, Billigprodukte importieren, vernünftig Ressourcen, Mensch und Umwelt schonend produziert würde.
Das Problem ist also nicht, dass in einigen Ländern die Bevölkerung wächst sondern, dass immer mehr Menschen einen ähnlichen Lebensstandard wie wir erreichen wollen, was man ihnen wohl kaum verübeln oder verbieten kann und was in Teilen natürlich auch in einem "humanistischen Sinn" wünschenswert ist.
Dazu gleich das erste Foto auf der verlinkten Seite, das m.E. das Problem gleich auf falsche Gleis stellt: Wenn wir alle so leben müssten wie die Menschen in den dort gezeigten Elendsgebieten um Mexico City, hätten wir als Weltbevölkerung vermutlich ein viel geringeres Problem: Die Menschen dort leben sehr dicht aufeinander, konsumieren wenig (und keine hocharbeitsteilig produzierten, weit transportierten Luxusgüter), verbrauchen wenig Wasser, Strom, Brennstoff, haben keine Klimaanlagen, Dauerbeleuchtung, Autos, Flugreisen etc. Das Bild suggeriert aber zumindest mir: Dort, in den fernen, unzivilisierten Ländern, braut sich was zusammen, das kann uns gefährlich werden. Wie geschrieben: Die "nachholende Entwicklung" in vielen Ländern ist natürlich unter vielen Aspekten sehr wünschenswert, aber das eigentliche Problem ist m.E., dass die Nationen, die sich selbst oft als "vorbildlich" begreifen oder zumindest ihren Lebensstil in die ganze Welt "verkaufen", von anderen als "Vorbild" genommen werden in Bezug auf Lebenswandel, Konsum- und Ernährungs- und Mobilitätsgewohnheiten. Daher führt es m.E. völlig in die Irre, das Problem sozusagen in die sich entwickelnden Länder zu verlagern, indem man, wie es v.a. das erste Bild nahelegt (der "Aufhänger" ist m.E. sehr wichtig bei so einem Beitrag). Auch die meisten der anderen Fotos zeigen m.E. nicht deutlich genug, wie die dargestellten Verwüstungen mit unserem Lebensstil zusammenhängen. Man sieht z.B. nicht, für wessen Tiermast der Regenwald gerodet wird (es gibt ja immer noch viele Menschen die glauben, das ganze Monsanto-Gensoja würde von selbstgerechten europäischen Vegetariern gefuttert), wem die Konzerne gehören, die für solche Zustände verantwortlich sind, oder dass es unser Abfall ist, der rund um den Globus exportiert und verklappt oder verbrannt wird und Menschen, Tiere und Natur vergiftet. Auf den ersten Blick noch am nachvollziehbarsten ist wohl das Foto des Kreuzfahrtschiffs; aber vermutlich könnte man global gesehen schon einige Kreuzfahrtschiffe verkraften, wenn die Passagiere nicht mit dem Flugzeug an- und abreisen würden, die Schiffe weniger giftige Abgase in die Luft und (teilweise hochgiftige) Abfälle "verlieren" und keine sensiblen Regionen anlaufen würden - das wird auf dem Bild aber nicht problematisiert, statt dessen wird lediglich ein simples "Randgruppenphänomen" an den Pranger gestellt, während die meisten anderen Formen von Luxusreisen kaum weniger problematisch sind. Relativ instruktiv finde ich noch das Bild des Surfers - schade, dass man nicht noch besser seine "Fun" sieht (und er nicht ein bisschen blassere Haut hat).
Ich meine: Mit so wenig Kontext über die in unseren sauberen, naturgeschützten Ländern gewohnte Art zu Konsumieren, Importieren und Exportieren ist es höchst irreführend in dieser Art nur einfach die Verwüstungen wiederzugeben und die "Überbevölkerung" in fernen, sich entwickelnden Ländern als Sündenbock aufzubauen.
Grüße
Neki.
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