Hallo zusammen,
einige Wochen sind seit dem ursprünglichen Posting vergangen, leider hat niemand darauf geantwortet. Vielleicht sieht man bei Namen wie Kyocera, Yashica, Zeiss und Contax keinen Zusammenhang mit Minolta. So ging's auch mir, bis ich vor kurzem einen alten Prospekt der Yashica 230 AF wiedergefunden habe und ich mich erinnerte, daß mir diese Kamera schon damals irgendwie "merkwürdig" vorkam. Nach so vielen Jahren wußte ich jetzt auch warum: Sie sieht der Minolta 7000 AF verblüffend ähnlich (wenn man die Kamera einmal mit solchen von Nikon oder Canon vergleicht). Und durch die ständigen Threads in diesem Forum bzgl. Erkennungsmerkmalen von Minolta-Objektiven sensibilisiert, verglich ich im Geiste den im Prospekt abgebildeten Yashica Bajonettanschluß mit dem von Minolta und stellt - erneut - verblüffende Ähnlichkeiten fest.
Dann noch das Wissen, daß Yashica auf der photokina 1982, also drei Jahre bevor Minolta die 7000 AF vorstellte, einen Prototyp einer Kamera mit passivem gehäuseintegrierten Autofokus auf der Basis eines Contax-Gehäuses vorstellte, und meine Neugierde war endgültig geweckt. ;-)
Meine Vermutung geht dahin, daß hier entweder Minolta stark von Yashica und dann wieder Kyocera Yashica von Minolta abgekupfert, oder daß hier sogar ein wie auch immer gearteter Technologietransfer in Form von Lizenzabkommen o.ä. stattgefunden hat.
Und wie immer stellte ich mir die Frage, ob man aus diesem Wissen (bzw. Vermutungen) nicht auch irgendeinen Nutzen zum Gute der Minolta-Fans ziehen könnte... ;-)
Um das Ganze mal genauer zu untersuchen, habe ich mir inzwischen einen Kyocera Yashica AF Converter 1.6x als Muster für das Yashica MA-Bajonett besorgt. Dieser Adapter adaptiert manuell fokussierende Carl Zeiss / Contax T* (AE und MM) sowie Yashica ML-Objektive (also Y/C) an das Yashica AF-System mit MA-Bajonett bei einer Brennweitenverlängerung von 1,6x. (In der Bedienungsanleitung gibt es auch eine genaue Auflistung, welche Objektive explizit freigegeben wurden.)
Wir erinnern uns: Zur gleichen Zeit gab es auch von Sigma eine vergleichbare Lösung: Den von mir schon mehrfach angesprochenen AF Multi-Converter 1.6x MD-MA bzw. AI-MA, der Objektive mit Minolta SR/MC/MD-Bajonett bzw. Nikon AI-Anschluß an Minolta AF-Kameras mountet, und zwar mit Emulation des sonst in AF-Objektiven eingebauten ROM-ICs, mit mechanischer Blendenübertragung von der Kamera ins MF-Objektiv, sowie mit voller Unterstützung der Autofokus-Funktion des Gehäuses. (Leider funktioniert dieser Adapter nur an der Minolta 9000 AF, 7000 AF und 5000 AF.)
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=87405
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=55611
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...&p=48996
Der Yashica-Adapter bietet genau den gleichen Funktionsumfang, man könnte ihn sogar als noch etwas weiter entwickelt betrachten:
Ein großer Unterschied zwischen dem Yashica und dem Sigma-Adapter besteht darin, daß der Sigma-Adapter über einen Schiebeschalter verfügt, an dem man die größte Blende des angesetzten MF-Objektivs einstellen muß. Zum Objektiv hin gibt es nur einen Blendenkupplungshebel. Beim Yashica Adapter gibt es keinen Schiebeschalter, dafür aber neben dem eigentlichen Blendenübertragungshebel noch zwei weitere Übertragungsstifte, die mit dem Objektiv kuppeln und wahrscheinlich dazu dienen, die Eckdaten des Objektivs bzw. die dort eingestellte Blende dem Adapter zu "melden" (*). Das Gehäuse des Yashica Adapters ist rund, der Sigma-Adapter hingegen hat auf der Unterseite eine Auswölbung, in der die Elektronik und Teil der Mechanik untergebracht ist.
Oben hatte ich ja schon ausgeführt, daß sich das Yashica MA-Bajonett auf den ersten Blick kaum vom Minolta A-Bajonett unterscheidet, wie man anhand von Produktfotos leicht nachvollziehen kann. Mit dem Kyocera Yashica AF Converter 1.6x in Händen kann ich jetzt sagen, daß die Bajonette zwar nicht identisch sind, sich aber zumindest so ähnlich sehen, daß heutzutage wohl viele Fotohändler, würde man ihm einen Yashica MA Objektiv (ohne Beschriftung und ohne direkte Vergleichsmöglichkeit) zur Begutachtung geben, Stein und Bein schwören würden, daß es sich dabei um ein Objektiv für Minolta AF handele. Der Konverter läßt sich zwar nicht (ohne Modifikationen) an Minolta-Kameras adaptieren, aber die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend:
Der Yashica MA Objektivrückdeckel paßt ohne Probleme auf ein Minolta AF-Objektiv und der Original Minolta Objektivrückdeckel LR-1000 könnte mit etwas Gewalt auch für ein Yashica MA-Objektiv passend gemacht werden.
Ich habe noch keine genauen Messungen vorgenommen, aber dem Augenmaß nach ist der Durchmesser und die Dicke des Bajonettrings identisch, die Tiefe der Bajonettflansche ebenfalls - bei Yashica scheinen die Flansche allerdings ein klein wenig dicker zu sein. Der Drehsinn und -winkel des Objektivs ist gleich, die Vertiefung für die Objektivverriegelung liegt an der gleichen Stelle, ebenso wie die kleine Madenschraube, die den Endanschlag bildet. Die Länge der Flansche ist nicht ganz identisch, ließe sich aber bestimmt mit etwas Feilarbeit passend machen. Die fünf elektrischen Kontakte liegen dem Augenmaß nach an der gleichen Position, ebenso wie die AF-Kupplung. Der Blendenübertragungshebel arbeitet nach dem gleichen Prinzip und in gleicher Richtung, ist allerdings an deutlich anderer Stelle im Bajonett angeordnet. Ob die elektrischen Daten kompatibel sind, kann ich natürlich (noch) nicht sagen. Aber immerhin hatte Sigma für einige Zeit auch Objektive mit Yashica MA Anschluß (bei Sigma Y-AF genannt) im Angebot, was sich vom Verbreitungsgrad der Yashica Kameras eigentlich nur dann gelohnt haben kann, wenn der Konstruktionsaufwand gegenüber bereits vorhandenen Anschlüssen (wie M-AF) nur sehr geringfügig war. Das läßt Raum für Spekulationen, ob nicht möglicherweise auch das Datenprotokoll... ;-) Über das Auflagemaß des Yashica MA Anschlusses kann ich leider immer noch keine Aussage treffen.
Wozu diese ganzen Überlegungen? Erstens, wie schon oben geschrieben, aus Interesse an der Sache an sich, d.h. um mögliche Zusammenhänge zwischen diesen Kameralinien aufzudecken. Hat jemand von Euch schon mal irgendwann davon gehört, daß diese beiden Systeme sich ähneln? Gab es irgendwo Berichte über einen möglichen Technologieaustausch zwischen Kyocera, Yashica und/oder Contax und Minolta?
Und zweitens, weil ich denke, daß es mit einigem Geschick möglich ist, den Kyocera Yashica AF Converter 1.6x so umzubauen bzw. mit Teilen eines Sigma AF Multi-Converters 1.6x zu verschmelzen, daß man auch als Minolta-Fotograf in den Genuß von Carl Zeiss Objektiven kommt. Sobald ich die Zeit finde, mich näher damit zu beschäftigen, werde ich einen solchen Umbau versuchen und Euch natürlich von dem Resultat berichten.
Viele Grüße,
Matthias
PS. (*) Siehe auch Franz-Manfred Schüngels Beschreibung des Yashica Y/C-Bajonetts auf http://www.foto-net.de/net/dyo/dof.html:
ZITATBei Kameras mit Blendenvorwahl und vollmanuellen (wie der FX-3) wird die Blende am Objektiv eingestellt. Damit das Sucherbild hell bleibt, wird die Blende offengehalten, bis der Auslöser gedrückt wird. Wenn man das Bajonett bei abgenommenem Objektiv betrachtet, sieht man zwei Hebel: Einer kann gegen eine leichte Federkraft im Bajonett herumbewegt werden (lever A in fig 1), dieser Hebel teilt der Kamera (genauer: dem eingebauten Belichtungsmesser) die eingestellte Blende mit. Ein zweiter Hebel (lever B in fig 1) bewegt sich zum Anschlag, wenn der Auslöser gedrückt wird. Die Blende wird von diesem Hebel offengehalten, er kann gegen eine Federkraft bewegt werden.[/quote]