Zufälligerweise sind in den letzten Tagen aus verschiedenen Quellen ein paar Yashica ML Objektive sowie eine Yashica FR und eine FR-1 hier gelandet. Die FR-1 ist in wesentlichen Teilen baugleich zur Contax RTS (die ja auch von Yashica gebaut wurde) - eine absolut schnörkellose Kamera, die mit dem wichtigsten ausgestattet ist und einen recht soliden Eindruck macht. Weitgehend aus Metall gefertigt, sind einzig gewisse Plastikhebel anfällig für Probleme (sprich Bruch). Aber auch bei Leica (R4, R5) sin gewisse Hebel wie der Abblend-Hebel aus Plastik, und auch sie neigen zum Abbrechen. Leider. Der Sucher ist überaus aufgeräumt: Oben wird eine Blendenskala eingeblendet, und ein Zeiger zeigt die gerade eingestellte Blende an. Analog dazu findet sich rechts eine Zeitenskala, ebenfalls mit Zeiger. Die FR-1 kann manuell und als Zeitautomat betrieben werden.
Zurück zu den Objektiven. Die ML-Linie war die letzte Yashica-Objektivreihe mit dem Contax/Yashica Bajonett (C/Y). Sie umfasste so gerade das Notwendigste. Wem nach "Höherem" zu Mute war, der konnte sich ja schliesslich auf die umfangreiche "Zeiss"-C/Y-Serie verlassen!
Hier eine kleine Auflistung der wichtigsten Festbrennweiten:
Einen guten Ruf haben v. a. das Fisheye, das 21er und das 24er sowie das 3.5/100mm Macro (ein Sechslinser, im Gegensatz zur fünlinsigen Heliar-Konstruktion, die von den meisten Konkurrenten verwendet wurde).
Da das Canon new FD 2.8/20mm das besten manuelle 20er ist, das ich besitze, habe ich das Yashica 3.5/21 gegen das Canon nFD 2.8/20mm antreten lassen. Hier einige Beobachtungen in Kürze:
Detailauflösung bei Offenblende: Über 90% des Feldes ist das Canon besser, einzig in den äussersten Ecken ist das Yashica leicht besser Detailauflösung bei f5.6, f8, f11: Das Canon ist sichtbar schärfer (das Yashica hat selbst bei f11 noch Reste von Astigmatismus, das Canon nicht)
Vignettierung: Das Yashica ist v. a. bei Offenblende klar besser; bei kleineren Blenden relativieren sich die Unterschiede
Verzeichnung: Das Yashica ML 3.5/21mm ist auch diesbezüglich besser als das Canon FD 2.8/20mm
CAs: bei beiden recht unproblematisch, tendenziell ist das Canon aber besser (= weniger CAs)
Das Yashica-Superwide ist prinzipiell anders aufgebaut als das Canon; es hat eine grosse sammelnde ("positive" Frontlinse, während das Canon zunächst zwei negative Menisken aufweist. Diese Bauweise scheint tendenziell zu einer über das Feld ausgeglichenen Abbildungsleistung zu führen.
Hier mal die entsprechenden 100% crops aus den Ecken sowie aus dem mittleren Feld - ich habe übers Wochenende die folgenden historischen Objektive verglichen:
* Canon new FD 2.8/20mm * Konica Hexanon 4/21mm * Minolta MC-X 2.8/21mm * Minolta 20mm 2.8/20mm * Nikon AF 2.8/20mm * Pentax-A 2.8/20mm * Tamron Auto 4.5/21mm * Yashica ML 3.5/21mm
Bei manchen Objektiven (so auch beim MD 20/2.8) ist die Ecke deutlich schärfer als das Mittelfeld – ist bei diesen Aufnahmen denn das Zentrum richtig scharf? Würdest du sagen, das Phänomen liegt an einer zum Rand hin einfach nochmal besser werdenden Schärfe, quasi einer Art wellenförmiger MTF-Kurve, die nach rechts hin nochmal ansteigt, oder eher an einer Art wellenförmig gewölbten Schärfenebene, bei der manche Regionen dann schlicht out of focus sind?