Zitat von ingobohn
Ja, das mit dem Fummel-Unfall beim Einfädeln habe ich auch schon überlegt. Andererseits ist mir nach dem Defekt aufgefallen, dass auf dem Verschluss 2 kleine ölige Punkte waren - was wiederum für Deine Gummidichtungsthese sprechen würde!
Hallo Ingo,
leider habe ich keine guten Nachrichten für Dich, was die von Dir beobachteten
öligen Flecken an den Verschlußlamellen der Minolta 9000 AF angeht...
Selbst auch immer noch auf der Suche nach einer 100% intakten Minolta 9000 AF
als weiteres Backup-Gehäuse, habe ich in den letzten Wochen und Monaten etliche (!
Minolta 9000 AF-Gehäuse inspiziert, die ich entweder in Fotofachgeschäften
angeboten gefunden habe bzw. auf eBay ersteigert und allesamt habe umtauschen
müssen, da sich die angebliche "neuwertige" "Top"-Ware in "100% intaktem"
"1A-Zustand" leider bislang jedes Mal als Mogelpackung herauskristallisiert hat:
Die in Fotogeschäften angebotenen Exemplare funktionierten zwar noch
einwandfrei, waren aber schon so ramponiert und hatten auch (andere)
Teilausfälle oder Gehäuseschäden, daß sich ein Kauf für mich nicht gelohnt hätte.
Und von den drei in /solcherart mängelfreiem/ Zustand ersteigerten Minolta
9000 AF-Gehäusen hatte eines eine defekte Blendenübertragung (Ihr kennt
ja alle den "eBay-Thread" dazu, siehe http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=3834)
und zwei einen defekten Verschluß - in einem Fall öffnete sich der Verschluß
zunächst überhaupt nicht mehr, im anderen Fall fiel er nur alle paar Dutzend
Aufnahmen mal aus. In beiden Fällen war am unteren Ansatz der
Verschlußlamellen etwas Schmierig-Öliges zu sehen, das dort definitiv
nichts zu suchen hat. Und in beiden Fällen war der Spiegelschlag und das Verschluß-
ablaufgeräusch fast normal zu hören, so daß man einen solchen Ausfall "im Feld"
noch nicht Mal mitbekommen würde...
Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß diese Probleme nicht auf echten Verschleiß
zurückzuführen sind, sondern vielmehr auf Alterungseffekte - vielleicht noch
verstärkt durch falsche Lagerung über einen sehr langen Zeitraum (z.B. Auto,
muffige Schublade, heißer Dachboden, feuchter Keller) oder extreme klimatische
Verhältnisse (z.B. Indien) während der Lebensdauer der Kamera.
Wenn man einmal den zumindest in solcher Häufung unwahrscheinlichen Fall
ausschließt, daß diese Gehäuse allesamt einen elektrischen Defekt in der
Ansteuerelektronik der Auslösemagnete, eine kalte Lötstelle, Kabelbruch oder
eine dejustierte Mechanik aufweisen, ist nach dem Studium des Service Manuals
der 9000er (und damit der grundsätzlich möglichen technischen Ausfälle)
meine "Theorie" im Moment die folgende:
Bei dem von mir beschriebenen Fehlerbild backt einer der Verschlußvorhänge
irgendwo an der Unterseite des Verschlußrahmes fest, da dieser verölt ist
(daher auch die Öl- bzw. Fettansätze an der Unterseite der Verschlußlamellen).
Ich vermute, daß sich die in der Kamera verwendeten Schmiermittel im Laufe
der Jahre "auflösen" und somit an falsche Stellen "fließen" können. Vielleicht
waren die Schmiermittel auch schon immer da, nur ist das Öl im Laufe der
Zeit verharzt und damit klebrig geworden. Wenn Öl oder Fett unmittelbar an
die Verschlußlamellen oder die Auslösemagnete für den Verschluß bzw. die
Blendenauslösung kommt, braucht man sich natürlich nicht mehr zu wundern,
warum diese Komponenten zunehmend immer unzuverlässiger arbeiten,
erst temporär, dann dauerhauft ausfallen... Und mit dem Alter wird's bestimmt
nicht besser...
Deshalb kann ich beim Gebrauchtkauf einer Minolta 9000 AF nur dringend
dazu raten, die Blendenmechanik und den Verschluß sehr gewissenhaft
zu prüfen. Da das Problem, wie gesagt, damit zu tun haben scheint, daß
hier Bauteile durch Fett oder Öl aneinander festbacken, ist es sehr wichtig,
daß man schon beim *allerersten* Auslösen einer fremden Kamera auf dieses
Fehlerbild achtet, nicht erst, nachdem man ein paar Dutzend Blindaufnahmen
durchgezogen hat - denn es wäre gut möglich, daß der Effekt dann im
Anfangsstadium für eine Weile erstmal nicht mehr auftritt, bis man die
Kamera wieder einige Stunden ruhen läßt. Bei der Begutachtung im Fotoladen
oder auf Flohmärkten kann diese Latenzzeit zu lang sein, um den Fehler
zu erkennen.
Eine Kamera, deren Verschlußvorhänge nicht absolut sauber sind oder deren
Nieten oder Lamellen Abriebserscheinungen zeigen, sollte man besser nicht
kaufen, auch wenn sie im Moment noch funktionieren mag. (Beide Vorhänge
von hinten und vorne begutachten, also nach und vor dem Auslösen - den
federnd gelagerten heruntergeklappten Spiegel kann man vorsichtig (!
hochklappen, ohne etwas zu beschädigen oder zu dejustieren - Auslösen
darf man dabei aber keinesfalls, solange der Spiegel nicht wieder in der
Ruheposition ist!
Eine Kamera, bei der direkt nach dem Einschalten beim Druck auf den
Abblendschalter der Blendenübertragungshebel nicht schon beim allerersten
Mal abblendet, ist (leider) defekt!
Ich habe schon Kameras gesehen, wo das nach dem Neuspannen und
erneuten Druck auf den Abblendschalter wieder sauber funktioniert -
aber bitte nicht davon beirren lassen: Das muß immer und schon beim
ersten Mal funktionieren. Denn wenn's sich erstmal wieder "losgerissen"
hat, hat man nämlich möglicherweise für eine Weile Ruhe und die Kamera
scheint einwandfrei zu arbeiten, bis sie wieder für eine Weile (Minuten,
Stunden oder Tage) nicht benutzt wird.
Das macht es sehr schwer, diese Art Fehler schon im Anfangsstadium zu
entdecken, es sei denn, man sieht, wie der Verkäufer die Kamera (mit
bereits gespanntem Verschluß aus dem Schaufenster holt und probiert
es aus, noch *bevor* der Verkäufer oder man selbst irgendwas an der
Kamera verstellt hat, den Verschluß gespannt hat, bzw. ein paar
Testauslösungen zu Demonstrationszwecken durchgespielt hat...
Ähnlich verhält es sich mit einem sporadisch ausfallenden Verschluß.
Meine Empfehlung zum Test: Kamerarückwand öffnen bzw. abnehmen,
Objektiv abnehmen, Kamera gegen grelles Licht halten und dann auslösen.
Ein kurzer "Lichtblitz" (1/4000s) muß sichtbar sein und sich jedes Mal in
gleicher Intensität wiederholen. Falls verfügbar, am Besten den Motor
anmontieren und die Kamera im Dauerlauf auslösen lassen. Bei 4 - 5 "Blitzen"
pro Sekunde kann man sehr schön sehen, wenn auch nur alle 50 - 100
Auslösungen mal der Verschluß für eine Aufnahme lang dunkel bleibt.
Sollte das auch nur *einmal* passieren, Finger weg - das Teil ist defekt
und irreparabel, da ein Verschlußtausch extrem teuer ist und Minolta die
9000 mangels Ersatzteilen generell nicht mehr repariert. Mir ist das bei
einer 9000 AF mal Anfang der Neuziger Jahre passiert und die Reparatur
kostete schon damals 350 DM (auf Kulanzbasis, da ich mit diesem
Gehäuse exakt fünf (! Filme durchgezogen hatte - aber natürlich war
die Gewährleistung schon abgelaufen) - normalerweise hätte das schon
damals deutlich mehr gekostet.
Übersteht die Kamera diesen ersten Test, kann man die anderen Verschlußzeiten
durchspielen (am Besten im M-Mode) und den sich ändernden Lichteindruck dabei
beurteilen. Dabei muß man jedoch mit einer aufgebogenen Büroklammer den
kleinen Schalter in der Dichtungsrille unterhalb des AEL-Tasters drücken und für
die Dauer des Tests dauerhaft gedrückt halten. Der Taster wird normalerweise von
einer geschlossenen Rückwand gedrückt - und nur dann schaltet die Kamera nach
zwei Blindaufnahmen von der 1/4000s auf die eingestellte Verschlußzeit um.
Im BULB-Modus (in M-Mode nach der 30"-Sekundeneinstellung zu erreichen)
kann man sich das Innere des Spiegelkastens bei dauerhaft geöffnetem Verschluß
anschauen. Da sollte es keine Verunreinigungen geben.
Von vorne in den Spiegelkasten geschaut, sollte bei heruntergeklapptem Spiegel
oberhalb des Spiegels keine verschmorte oder gewellte Folie am oberen Holm des
Verschlußrahmens zu sehen sein - ich hab schon etliche Exemplare gesehen, bei
denen diese schwarze Abdeckfolie? gekrümmt war oder sogar eingebrannte
Löcher aufwies - wahrscheinlich von direkter frontaler Sonneneinstrahlung durch
ein angesetztes Objektiv... (Brennglaseffekt)
Bei all den schlechten Nachrichten für 9000er-Fans auch eine gute:
Sollte sich meine Theorie bestätigen, würde das bedeuten, daß ein Großteil
der sich in Umlauf befindlichen defekten 9000er Gehäuse zumindest potentiell
reparabel wären, auch wenn Minolta die Ersatzteile ausgegangen sind,
sofern es jemand gelingen sollte, das Fett/Öl von den betreffenden Teilen
der zerlegten Kamera abzubekommen, /ohne/ dabei die restliche Kamera
zu beschädigen. Das ist natürlich in keinem Fall etwas für Laien.
Im Falle der Blendenauslösung halte ich es nach Studium des Service Manuals
für durchaus praktikabel, daß ein erfahrener Feinmechaniker sowas reparieren
kann, im Falle des Verschlusses jedoch für nahezu ausgeschlossen - das ist
einfach zu filigran. (Das komplette Zerlegen das Verschlusses ist noch nicht
mal im Service Manual beschrieben.)
Insofern bin ich sehr gespannt, ob die Kameraklinik Kembouche sowas
hinbekommt und was das dort gegebenenfalls kostet. Ich glaube, das könnte
hier einige Leute interessieren... ;-) (Ich hab' ja hier selbst noch eines meiner
9000er Gehäuse mit sporadisch ausfallender Blendenauslösung liegen, das einer
Reaktivierung harrt...)
Viele Grüße,
Matthias
EDIT: Eine andere Beschreibung des Fehlers findet sich in folgenden Threads:
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=3495
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=106811
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=191251
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=260053
EDIT: Vergleiche auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=89601
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=14628