ZITAT(mts @ 2009-05-13, 22:02) Als Beigabe zur SSM-Unterstützung gibt es ja die ADI-Technik dazu. Von Haus aus kommt die drahtlose Blitzsteuerung der Dynax 9 und 9Ti meines Wissens nicht mehr mit den beiden neuen Sony-Blitzen HVL-F42AM und HVL-F58AM klar. Die lassen sich drahtlos meines Wissens nur von der Dynax 5, der Dynax 7, der Dynax 60, der Dynax 5D, der Dynax 7D und natürlich den Sony-Alpha-Modellen ansteuern. Kann das jemand bestätigen?[/quote]
Ja, das kann ich bestätigen. Die Situation ist meinem Verständnis nach sogar noch etwas komplexer:
Der Wireless-Betrieb mit diesen beiden neuen Blitzgeräten funktioniert nur mit Gehäusen, die grundsätzlich Wireless HSS (Protokollgeneration 2) unterstützen, und dann auch nur in den Situationen, in denen tatsächlich Wireless HSS zum Einsatz kommt.
Von den analogen Gehäusen unterstützen überhaupt nur die Dynax 7/Maxxum 7/Alpha-7, Alpha-7 CNM, Dynax 7 Limited/Alpha-7 Limited/Alpha-7 Limited II, Dynax 5/Maxxum 5/Alpha-Sweet II und Dynax 60/Maxxum 70/Alpha-70 Wireless HSS.
Dieses Protokoll benutzen diese Kameras aber nur, wenn man Verschlußzeiten verwendet, die kürzer als die Wireless-Blitzsynchronzeit (1/60s) sind. Bei 1/60s und längeren Zeiten besteht für diese Gehäuse kein Grund, auf das damals neue Wireless HSS-Protokoll auszuweichen, schließlich funktioniert der Drahtlosbetrieb dann auch über das alte Wireless-Protokoll (Protokollgeneration 1), und Wireless HSS hat aus Sicht einer Kamera, die von Haus aus TTL-OTF (und P-TTL-OTF) unterstützt, eher Nachteile, kann sie dann doch - genauso wie DSLRs - nur mit P-TTL arbeiten, was belichtungstechnisch unsicherer als P-TTL-OTF ist.
DSLRs unterstützen bekanntlich aufgrund des unterschiedlichen Sensorreflexionsverhaltens kein TTL-OTF mehr (das könnte man mit einem etwas anderen Sensordesign durchaus wieder ändern, wenn man nur wollte), deshalb fällt auch hier die Möglichkeit für P-TTL-OTF weg. Das alte Wireless-Protokoll war nun im Prinzip eine drahtlose Variante von TTL-OTF, d.h. auch hier arbeitete die Blitzlichtmessung in Echtzeit. Da bei Verschlußzeiten, die kürzer als die Blitzsynchronisationszeit sind, aus naheliegenden Gründen keine TTL-OTF-Messung mehr möglich ist (schließlich ist dann der Verschluß ja niemals vollständig offen), mußte für Wireless HSS ein neues Protokoll eingeführt werden, das eben nicht mehr auf TTL-OTF, sondern auf P-TTL basiert.
Damals war das für Analogkameras eine Erweiterung der Möglichkeiten in eine Nische hinein, deshalb war es nicht nur aus Gründen der Rückwärtskompatibilität absolut sinnvoll, daß die Kameras im Wireless-Betrieb solange am alten Protokoll festhielten, wie irgend möglich, also nur dann auf Wireless HSS umschalteten, wenn die Grenzen des alten Protokolls erreicht waren.
Mit der Einführung von Digitalkameras konnte man im Grunde froh sein, daß es Wireless HSS überhaupt gab, denn durch den Wegfall von TTL-OTF war auch das alte Wireless-Protokoll prinzipiell nicht mehr in Verbindung mit diesen Kameras anwendbar, nur noch das auf P-TTL basierende Wireless HSS. Das ist der Grund, warum DSLRs nun auch mit Verschlußzeiten, die länger als die Blitzsynchronzeit sind, mit Wireless HSS arbeiten, statt mit dem alten, rückwärtskompatiblem Protokoll. Das neue Protokoll ist zwar nicht so leistungsfähig, wie das alte Protkoll (z.B. unterstützt es keine Verhältnissteuerung mehr), aber immer noch besser als gar nichts.
Der Sony HVL-F58AM unterstützt (neben seinem ganz neuen Protokoll mit wiedereingeführter Verhältnissteuerung - Protokollgeneration 3) auch das bisherige Wireless HSS-Protokoll. Die Unterstützung für das ursprüngliche Wireless-Protokoll auf TTL-OTF-Basis (das ja ebenfalls schon eine Verhältnissteuerung anbot) ist aber leider weggefallen. Deshalb funktioniert der HVL-F58AM auch noch mit der Dynax 7 (und den anderen oben genannten Gehäusen) im Wireless HSS-Betrieb, solange die Verschlußzeit nur kürzer als 1/60s bleibt, versagt aber bei 1/60s und längeren Verschlußzeiten.
Wie gesagt, DSLRs mit heutiger Sensortechnik können aus technischen Gründen kein TTL-OTF mehr unterstützen, insofern ist es zwar schade, aber absolut einleuchtend, daß für den Wireless-Betrieb an DSLRs zwingend ein Blitzgerät notwendig ist, das Wireless HSS unterstützt (also eines ab der HS(D)-Serie von Minolta). Umgekehrt wäre es aber trotzdem technisch problemlos möglich gewesen, daß der HVL-F58AM genauso wie der Vorgänger HVL-F56AM auch noch mit dem ursprünglichen Wireless-Protokoll klarkommt, aber dieser Code wurde von Sony entfernt. Wäre das nicht passiert, könnte man den HVL-F58AM auch noch an älteren Gehäusen verwenden, die Wireless Flash unterstützen, und an den Gehäusen, die Wireless HSS unterstützen, auch mit Verschlußzeiten, die gleich oder länger als die Blitzsynchronzeit sind. Hier wurde also ohne technische Notwendigkeit die Rückwärtskompatibilität gekappt, was ich z.B. als Anwender der Dynax 9 sehr ärgerlich finde. Die Dynax 9 unterstützt bekanntlich noch kein Wireless HSS, auch nicht mit SSM-Upgrade. Gleiches gilt auch für die Dynax 9Ti.
Ich überlege derzeit, ob man dem HVL-F58AM nicht von außen das alte Wireless-Protokoll beibringen kann:
Möglicherweise könnte man den HVL-F58AM als Remote Flash auf einen speziellen Adapter setzen, der dem Blitz vorgaukelt, per Kabel mit einer analogen Kamera verbunden zu sein. Der Adapter müßte einen Empfänger enthalten, der das alte Wireless Flash-Protokoll versteht und blitzseitig auf TTL-OTF umsetzt, das auch der HVL-F58AM noch versteht, wenn er per Kabel angeschlossen ist.
Eine andere Möglichkeit könnte darin bestehen, die Firmware des HVL-F58AM selbst um das fehlende Protokoll zu erweitern (also das wieder einzubauen, was Sony entfernt hat). Immerhin deutet vieles darauf hin, daß die Firmware des HVL-F58AM flashbar ist und vielleicht sogar bei Bedarf im Feld aktualisiert werden kann.
Sinnvoller wäre es allerdings, wenn Sony die Fehlentscheidung einsähe und selbst ein Firmware-Update für den Blitz herausgäbe, mit dem die Unterstützung für das fehlende Protokoll nachgereicht würde.
ZITATNachdem die "Dynax 9 SSM" durch ihr ADI-Update in Sachen Blitzsteuerung dazulernt: Ändert sich auch was mit der Zusammenarbeit mit den neuesten Sony-Blitzgeräten?[/quote]
Leider nein. Tatsächlich war das eine der ersten Fragen, mit denen wir Runtime "gelöchert" haben, nachdem die neuen SSM-Chips dort angekommen sind. ;-)
Die "neuen" SSM-Chips "98C-SSM-71/M30620MAA-7C9GP" kommen aber, wie man (zumindest im Nachhinein) auf den Fotos entziffern kann, aus der gleichen Produktionscharge "622HZ00" wie schon die alten. Es handelt sich also eindeutig nicht um eine Neuproduktion der Chips (was technisch allerdings auch in Einzelstückzahlen kein Problem gewesen wäre, sofern das Firmware-Image existiert). (Das ist übrigens auch der Grund, warum ich davon ausgehe, daß von diesen Chips bei Konica Minolta noch mehr als nur diese 200 Stück existieren, die wir mit unserer Petition "loseisen" konnten. Maskenprogrammierte Logik-ICs wie diesen stellt man eigentlich nicht in Stückzahlen von weniger als 1000 Stück her (eher deutlich mehr), der IC wurde nie direkt ab Werk in der Dynax 9 oder Dynax 9Ti verbaut und die Menge der bisher umgebauten Exemplare dürfte aufgrund der damaligen Knappheit von Minolta SSM-Objektiven und der in den vergangenen Jahren stets stockenden Liefersituation für SSM-Platinen und SSM-ICs weltweit gerade mal ein paar hundert Stück betragen, auch wenn Bedarf für mehr gewesen wäre und dieser sicherlich noch weiter ansteigt.) Aber um zur Frage zurückzukommen, es ändert sich also nichts: Die Dynax 9 und Dynax 9Ti unterstützen nach dem Upgrade zwar SSM und ADI - und noch allerhand weitere Kleinigkeiten -, aber Wireless HSS gehört leider nicht dazu.
Die einzige Chance, dieses Protokoll nachzurüsten, würde wohl darin bestehen, den obigen Controller (IC-1), der die SSM-Firmware enthält, durch eine pinkompatible OTP- oder Flash-Variante dieses Controllers zu ersetzen und mit einer neuen Firmware zu laden. Hätte man den Quellcode der Originalfirmware (z.B. wenn Konica Minolta diesen freigeben würde, weil er für die Firma kein schützenswertes Gut mehr darstellt), dann wäre die Erweiterung um die entsprechenden Routinen und das Testing für einen Entwickler eine Sache von ein paar Tagen. Aber eine nach außen hin funktional identische "Ersatzfirmware" von Grund auf neu zu schreiben, ohne detaillierte Informationen zu den Interna der Kamera zu haben, würde ich mit etlichen Mannjahren harter Arbeit veranschlagen. Nicht, weil es sonderlich schwierig wäre, sowas zu implementieren, sondern weil keine Dokumentation vorhanden ist und umfangreiche "Forschungen" notwendig würden.
Viele Grüße,
Matthias