ZITAT(Vogelgucker @ 2014-10-14, 19:55) ...
Auch stellt sich die Frage nach dem Bokeh. Gerade beim 85er, ich besitze keines von beiden (leider) soll das des 1,7er ja deutlich angenehmer sein als das des allgemein als schärfer angesehenen 2,0er.[/quote]
Ich habe das neulich genau angeschaut, mit je einem Minolta MC 1.7/85mm, einem MD 1.7/85mm und einem MD 2/85mm. Das Bokeh des MD 2/85mm und des MD 1.7/85mm ist - gleiche Blende vorausgesetzt - extrem ähnlich. Bei f1.7 (mit der das MD 85mm 1:2 natürlich nicht dienen kann) kommt der Hintergrund eine Spur ruhiger als beim 2/85mm @ f2. Matchentscheidend ist das nicht.
Das Bokeh des MC 1.7/85mm ist - aufgrund der leicht runderen Blendenform - bei f2.8 leicht besser als das des MD 1.7/85mm und des MD 2/85mm. Die beiden letzteren zeigen bei f2.8 schon eine deutlich sechseckige Blende.
Meine oben geschilderten Erfahrungen sind praktisch 1:1 auch auf den Rokkorfiles dokumentiert. Leider hat Antony die Sache nur bei f2.8 dokumentiert (und bei f4, wenn man die Pics zur "Flare Resistance" mit aufs Bokeh hin untersucht), nicht aber bei Offenblende. Ich werde das in den nächsten Tagen nachholen, weil die Portraitlinsen eh ein Steckenpferd von mir sind.
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass zum Bokeh teils recht unausgegorene und vor allem nicht nachvollziehbare Sachen geschrieben werden - nicht zuletzt auch deshalb, weil sich im Alltagsgebrauch die Definition von "Bokeh" ganz gewaltig verändert hat. War damit ursprünglich die unterschiedliche Anmutung der Hintergrundunschärfe bei sonst identischen Eckdaten gemeint (zB zwei unterschiedliche 2.8/135er bei f2.8) so wird heute in den Foren der Begriff oft viel schwammiger gebraucht. Es ist zB davon die Rede, dass ein 1.4/50er (bei f1.4) ein besseres "Bokeh" habe als ein 35-70er Zoom @ 50mm f3.5. Leider gibt es für diese letztere Beobachtung schon längst einen viel profaneren Ausdruck, nämlich Tiefenschärfe (oder Schärfentiefe). Zudem wird die Anmutung des Hintergrundes durch eine weitere Tatsache stark beeinflusst, nämlich den Bildwinkel. Da bei einem kleinen Bildwinkel auch deutlich weniger (potenziell unruhige) Hintergrund-Details auf dem Bild sind, wirkt der Hintergrund bei Aufnahmen mit langen Teles viel ruhiger als bei Normal- oder gar Weitwinkel-Objektiven.
Von diesen drei Faktoren, die die Anmutung des Hintergrundes beeinflussen ("Bokeh" im weiteren Sinne), sind bei allen neueren Objektiven
1) Brennweite und
2) relative Öffnung bei weitem wichtiger als das
3) Bokeh im engeren Sinn.
Beim Bokeh im engeren Sinn spielt
3a) die Art der Korrektion der sphärischen Aberrationen eine wichtige (aber nicht die einzige) Rolle
3b) die Grösse der Vorderlinse (zu kleine Vorderlinsen => "Swirley Bokeh"
3c) Abgeblendet kommt dann noch die Form der Blende hinzu, die praktisch kreisrund, aber auch vieleckig sein kann (bis hin zum Extremfall der Minox mit nur zwei Segmenten)
Das Thema ist komplex, aber bei Festbrennweiten ab ca. 1970 kann ich beim besten Willen keine gravierende Unterschiede mehr beim Bokeh (im engeren Sinn!! feststellen. Ausnahmen sind natürlich Spezialobjektive wie die beiden STF von Minolta/Sony und Fuji, oder Spiegel-Objektive.
In den 1930er Jahren hingegen gab es gerade bei Zeiss und Leitz gravierende Unterschiede. Objektive wie das Leitz Thambar 2.2/9cm und das Zeiss Biotar 1.5/7.5cm (vom Prinzip her ein Planar) haben ein geradezu scheussliches Bokeh; das Sonnar 2/85mm war hingegen sehr viel besser, obwohl die Sonnare tendenziell als "unruhig" galten. Das Summarex kenne ich leider nicht aus eigener Erfahrung, aber Bilder im Netz lassen darauf schliessen, dass es doch schon erheblich "ruhiger" war als das 1.5er Biotar oder gar das Thambar.
Wie gesagt - objektiv vergleichbare Beispiele unter kontrollierten Bedingungen folgen in einigen Tagen auf artaphot.
Gruß Steve