ZITAT(ddd @ 2014-11-11, 11:44) Die Kickstufe (Erhöhung der Röhrenspannung beim Zünden) dürfte notwendig sein, damit beim Aktivieren aller vier Röhren die Zündung sicher erfolgt.[/quote]
Da wäre mal ein Vergleich mit der Schaltung eines "normalen" Blitzgerätes interessant.
In deutlich abgewandelter Form findet sich diese Kickstufe (paßt gut! auch in den Triggerschaltungen für die beiden Zwillingsblitze.
Die Triggerschaltungen für die Zwillingsblitze unterscheiden sich dahingehend von der für den Ringblitz, als daß es kein separates Triggersignal gibt - stattdessen wird der Triggerimpuls vom Durchschalten des IGBTs IT1 bzw. IT4 abgeleitet. Auch hier werden je zwei Kondensatoren C11/C101 bzw. C13/C14 etwa auf die Ladeschlußspannung der Blitzkondensatoren (330V) aufgeladen. Die Aufladung geschieht über R200 bzw. R201. Die jeweils gegenüberliegenden Seiten der Kondensatoren hängen indirekt in etwa auf GND-Potential. Schaltet nun der IGBT IT1 bzw. IT4 durch, wird die Kathode der Blitzröhre über die Dioden D10/D11 bzw. D16/D17 auf GND-Potential gezogen. Auch jeweils ein Pol der Kondensatoren wird über R108/D100 bzw. R109/D101 auf GND gezogen. C11 bzw. C13 werden dadurch schlagartig entladen, wobei die gespeicherte Energie die Primärseiten der Triggerspulen in den Zwillingsblitzköpfen antreibt und damit den Hochspannungsimpuls auf deren Sekundärseiten bewirkt. Die zwangsweise Potentialverschiebung gegen GND, die die "weicher aufgehängten" Kondensatoren C101 bzw. C14 erfahren, bewirkt hingegen, daß das Potential am Emitter von Q110 bzw. Q111 ins Negative gedrückt wird. Dabei sperrt die Diode D100 bzw. D102 und über den sich bildenden Spannungsteiler (mit GND an der High-Side! aus R300/R333 bzw. R301/R334 wird die Basis positiv gegenüber dem Emitter, der Transistor schaltet durch und zieht damit über R11 bzw. R31 die Kathode der Blitzröhre ins Negative, bis sich der Kondensator entladen hat. Das geschieht binnen weniger Millisekunden, reicht aber, um die effektiv zwischen Anode und Kathode der Blitzröhre liegende Spannung im Moment des Zündens nahezu zu verdoppeln und so das Zündverhalten zu verbessern.
Im direkten Vergleich mit der Triggerschaltung für den Ringblitz sieht man die Parallelen, es mutet aber zunächst seltsam an, warum die Schaltung für die Zwillingsblitze so viel aufwendiger realisiert ist. Ich vermute, daß das daran liegt, daß die Zwillingsblitze (zum Beispiel in Verbindung mit Modellicht, aber auch sonst - Stichwort: Linearblitz), sehr viele kleine Blitze in sehr kurzer Zeit (Sekundenbruchteile) abfeuern müssen, wohingegen der Ringblitz im gleichen Zeitraum immer nur einen Blitz abgeben muß, so daß hier - vom Moment des Triggerns selbst abgesehen - ein stationärer Ausgangszustand angenommen werden kann, wohingegen das dynamische Schaltverhalten der Zwillingsblitze den zusätzlichen Transistor Q110 bzw. Q111 notwendig macht, der den Kondensator immer nur an die Röhrenkathode "ankoppelt", wenn der IGBT schließt und der Kondensator geladen ist, und trennt, wenn der IGBT aufgeht (oder der Kondensator entladen ist). Um ein vielleicht anschaulicheres Beispiel aus der Mechanik zu bemühen, mich erinnert das ein bißchen an einen Sperrklinkenmechanismus.
ZITATJedenfalls wird die ganze Schaltung zunehmend verständlich. Da für eine Erweiterung des MT24-Controllers die fehlenden Teile einwandfrei identifiziert werden müssen und dies bei SMD-bauteilen nur gelingt, wenn man aus der Lsite der möglichen Bauteile mit der bekannten Beschriftung das "passende" auswählt, möchte ich vor "heiklen" Versuchen recht sicher sein [/quote]
Unbedingt! Ich bin ganz froh, daß die Schaltungsteile, die den Ringblitz betreffen, einfacher sind und praktisch keine Fragen (außer in der Dimensionierung der Dioden D3/D4/D5/D6 ("0F 20E 6" auf dem Hochspannungsboard, der Dioden D01 ("B" und D02 ("V6 ON" sowie des Kondensators C20 auf der CPU-Platine und des Kondensators C112 auf dem Power Board) mehr aufwerfen.
Ich bin gespannt darauf, inwieweit sich die Gate-Ansteuerschaltung für die IGBTs bzw. die Spannungsversorgung rund um Q150 im HVL-MT24AM von der im MFC-1000 unterscheidet, bin aber zuversichtlich, daß es uns vor keine ernsthaften Probleme stellen wird, solange Du für IT2 und IT3 die gleichen IGBT-Typen verwenden willst, wie für IT1 und IT4.
ZITAT(matthiaspaul @ 2014-11-02, 11:58) Damit wir ein bißchen Material für weitere Überlegungen haben, hänge ich mal den rekonstruierten und vermutlich noch fehlerbehafteten Schaltplan des Power Boards des MFC-1000 an:
[attachment=14570:MFC_1000..._diagram.pdf]
Wie man unschwer sieht, gibt es noch einige ungeklärte Bauteile. Insbesondere die Funktion von "DF RJ" (IC1/Q120) ist noch unklar (Spannungsregler? Reset-Controller? Spannungsmonitor? Temperaturfühler?), bei T1 sind die Orientierungen der Windungen noch unbekannt und bei "CE QL" (Q110 und Q111) steht die Polarität der Transistoren noch nicht über alle Zweifel hinaus fest. Das herauszufinden ist aber reiner Forscherehrgeiz, die für dieses Projekt relevanten Schaltungsteile sind bereits vollständig entschlüsselt.[/quote]
Ein bißchen schade ist, daß hier nicht mehr Leute einsteigen und - auch wenn sie weder den einen noch den anderen Blitz vorliegen haben - mithelfen, indem sie Bauteile zu identifizieren oder wenigstens unsere Ergebnisse zu verifizieren versuchen. Mir erscheinen die von uns dokumentierten Teile zwar sinnvoll und passend, aber es ist immer möglich, daß man etwas übersehen hat und es besser geeignete Teile gibt, die die Kriterien erfüllen. Hier sehen einfach mehr Augen mehr.
Viele Grüße,
Matthias