ZITAT(Dennis @ 2014-08-21, 18:35) ZITAT(Federwolke @ 2014-08-21, 12:58) Ich habe soeben, zwar den alten Film, wieder aufgekurbelt um mal zu schauen, bei offener Rückseite, ob der Film richtig weitertransportiert wird. Der Film wird normal weitertransportiert und habe dann die Rückseite geschlossen um ein Bild zu machen, um danach zu schauen ob ein Bild auf dem Negativ ist. Es war kein Bild zu sehen aber ich denke mal, weil der Film schon mit Licht in Kontakt kam, konnte sich da kein Negativ entwickeln oder?[/quote]
OMG... Geh in einen Fotoladen, und lass Dir erklären, wie man mit Film fotografiert... das hier macht keinen Sinn.
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Na, das war jetzt nicht fein, Dennis... Das hier ist unser Einsteigerforum, hier kann wirklich jede Frage gestellt werden.
Ich gebe zu, ich mußte auch erstmal herzhaft auflachen, aber auch wenn das für alte Hasen wie uns praktisch unvorstellbar ist, woher soll er's wissen, wenn's ihm niemand gesagt hat? ardon: Das ist ja nichts, auf das man unmittelbar von selbst kommt, und "den Großen abschauen" wie's geht, funktioniert ja auch nur, wenn man jemand im Umfeld hat, der analog fotografiert - "zu unserer Zeit" war das normal, heute aber wohl leider die absolute Seltenheit.
Laß Dich also nicht entmutigen, Federwolke!
Ein Film ist eine durchsichtige Folie, die mit einer lichtempfindlichen Emulsion beschichtet ist. Das bedeutet, daß man den Film vor der sogenannten Entwicklung keinerlei Lichteinfall aussetzen darf - mit Ausnahme der sogenannten Belichtung. Deshalb ist die Filmdose lichtdicht verschlossen und deshalb ist auch die Filmkammer, in der der Film in der Kamera liegt, lichtdicht. D.h., wenn alles richtig läuft, gibt es für jedes Filmfeld nur einen einzigen kurzen Moment, in dem Licht auf den Film fällt, und das ist genau der Moment der Belichtung, bei der der Verschluß der Kamera sich für die sogenannte Belichtungszeit öffnet während die Irisblende im Objektiv sich auf einen bestimmten Durchmesser geschlossen hat. Über die Größe der Öffnung der Blende im Objektiv kann man steuern, wie viel Licht, das von vorne durch das Objektiv einfällt, pro Zeiteinheit durchgelassen wird - je größer die Öffnung ist, desto mehr Licht pro Zeit kommt durch. Die Öffnung, die der Verschluß zwischen dem Öffnen des ersten Verschlußvorhangs und dem Schließen des zweiten Verschlußvorhangs, freigibt, ist immer gleich groß, aber die Zeit, die der Verschluß geöffnet bleibt, läßt sich steuern. Dem Film ist es "egal", ob er nun durch viel Licht in kurzer Zeit oder durch weniger Licht über einen entsprechend größeren Zeitraum belichtet wird, beides summiert sich einfach auf.
Stell Dir das vor wie ein Waschbecken mit einem Wasserhahn. Ob Du nun den Hahn voll aufreißt und das Wasserbecken in kurzer Zeit, aber dafür mit vollem Strahl, füllst, oder ob Du den Hahn nur ein bißchen öffnest und dafür umso länger wartest, irgendwann ist das Waschbecken halb voll. Das ist genau der Moment der "richtigen Belichtung". Halb voll entspricht einem Grauton, leer, also unbelichtet, entspricht Schwarz und zum Überlaufen voll entspricht Weiß. Über die Belichtungsmessung der Kamera wird das durch das Objektiv einfallende Licht gemessen und so in Bezug auf eine voreingestellte Blende und Zeit gebracht, daß sich gerade eine "richtige Belichtung" ergibt. Wie das im Einzelnen geschieht, ist erstmal nicht wichtig, Du nimmst jedenfalls mit der Verschlußzeit und der Blende darauf Einfluß. Tatsächlich gibt es noch einen wichtigen Parameter, die Empfindlichkeit des Films. Ist ein Film empfindlicher, dann reicht schon weniger eingefallenes Licht für eine richtige Belichtung aus, sonst umgekehrt. Das kann man vielleicht mit der Größe des Waschbeckens vergleichen. Um ein großes Waschbecken halb zu füllen, brauchst Du mehr Wasser als für ein kleines.
Auf einem so belichteten Filmfeld befindet sich ein sogenanntes latentes Bild, d.h. der Lichteinfall in jedem Punkt ist "chemisch" gespeichert, aber jeder neue Lichteinfall würde weiterhin aufsummiert werden (z.B. bei einer Mehrfachbelichtung oder eben, wenn Du den Film aus der Kamera entnommen hast und aus der Patrone ziehst). Früher oder später würdest Du damit also das Bild überbelichten bzw. das Wasserbecken zum Überlaufen bringen - und wenn Du bedenkst, wie kurz die Belichtung normalerweise erfolgt, dann wird auch klar, daß schon wenig Streulichteinfall ausreicht, um das Bild (oder in diesem Fall, den gesamten Film) komplett zu ruinieren - schon ein paar Sekundenbruchteile reichen dafür aus.
Mit einem belichteten Film kann man also erstmal noch nicht viel anfangen. Deshalb mußt Du den in der Kamera belichteten Film nach wie vor lichtsicher aufbewahren und in einem Fotolabor abgeben. Dort wird der Film in einer sogenannten Dunkelkammer bei vollständiger Dunkelheit aus der Patrone geholt und in einem chemischen Prozeß entwickelt. Erst dadurch wird das darauf "gespeicherte" latente Bild sichtbar und der Film verliert seine Lichtempfindlichkeit, so daß danach weiterer Lichteinfall keinen schädlichen Einfluß mehr nehmen kann, Du den Film also gefahrlos bei Licht betrachten kannst.
Bei einem sogenannten Positivfilm (auch Diafilm genannt) kannst Du nun direkt das Bild sehen, das aufgenommen wurde. Solche Filme sind für die Projektion in einem Diaprojektor gedacht.
Bei einem Negativfilm siehst Du die Helligkeiten invertiert, d.h. besonders stark belichtete Stellen sind schwarz und ganz schwach belichtete Stellen weiß/durchsichtig. Beim Erstellen von Abzügen, einer Belichtung des Negativbildes auf lichtempfindliches Fotopapier in der Dunkelkammer und das nachfolgende Entwickeln und Fixieren des Fotopapiers, wird dieser Effekt wieder umgedreht, so daß nachher auf dem Abzug das "richtige" Bild zu sehen ist.
Angenommen, Du würdest nun Deinen Negativfilm, den Du vor der Entwicklung aus der Patrone gezogen und Licht ausgesetzt und damit extrem überbelichtet hast, einfach trotzdem im Labor entwickeln lassen, so würden die Negative praktisch komplett schwarz erscheinen. Und würdest Du davon Abzüge machen, wären die praktisch komplett weiß.
Viele Grüße,
Matthias