Forum Übersicht - RE: Nepal und Tibet - 4

ZITAt (Reisefoto @ 2011-07-26, 16:43) Vielen Dank für die Fortsetzung des interessanten Berichts und die schönen Bilder aus Tibet! Ich habe im Urlaub heute Regen und erfreulicherweise mal einen schnellen Internetzugang, so dass ich endlich mal wieder in den Thread hineinschauen konnte.[/quote]
Dake für das Lob, besonders aus deinem Mund höre ich das gerne, wo du uns doch auch regelmäßig mit tollen Bildern verwhnst.


So, nun kommen wir zum letzten "Kulturtag" dieser Reise. Danach gibt's ganz viele Landschaftsbilder, versprochen!

Der Weg führte uns weiter nach Shigatse. Das ist die zweitgrößte Stadt Tibets und nach Lhasa der bedeutendste Pilgerort des Landes. Der Weg hierhin von Gyangtse war relativ kurz, so dass wir hier recht viel Zeit für die Stadt hatten. Wirklich interessant neben dem Kloster (siehe unten) war aber nur der Markt - und der war dunkel und überdacht, und ich hab ein weiteres Mal bereut, die F31 nicht mitgenommen zu haben.

Zunächst bekamen wir unterwegs noch eine Lektion in tibetischer Landwirtschaft. Ich fand das Bild einfach köstlich, deshalb nehme ich es hier mit auf.


Wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Kloster Tashilunpo, heute das größte Kloster Tibets. Dieses Kloster wurde erst in den letzten Jahrzehnten wieder aufgebaut und ist in entsprechend gutem Zustand. Hier ist auch der Sitz des Panchen Lama, dem wichtigsten Geistlichen nach dem Dalai Lama. Im Gegensatz zu diesem wurde der Panchen Lama in China geduldet. Als der 10. Panchen Lama im Jahr 1989 starb, kam allerdings die hässliche Macht der Chinesen zum Tragen. Der neue 11. Panchen Lama, vom Dalai Lama anerkannt, wurde als Kind von den Chinesen entführt (bis heute gilt er als verschollen) und stattdessen wurde ein neuer, den Chinesen freundlich gesinnter (bzw. entsprechend umerzogener) Panchen Lama eingesetzt. Der wird von vielen Tibetern und auch dem Dalai Lama nicht anerkannt.

Blick auch Tashilunpo


Detailaufnahme der Maitreya-Halle. Hier findet sich die größte Buddha-Statue Tibets. Es handelt sich um den Buddha Maitreya, den Buddha des zukünftigen Zeitalters.

Am nächsten Tag ging es nun endlich in Richtung Himalaya. Wir fuhren in das kleine Städtchen Shegar, was direkt am Beginn der Straße hoch zum Everest-Basislager liegt. Vom Sheagr aus sind es etwa 30 km (frisch asphaltiert! ins Basecamp, was dann nochmal knapp 20 km vom Gipfel entfernt liegt.

Ich habe ja schon geschrieben, dass wir auch da rauf wollten und leider nicht durften. Dafür mussten wir im hässlichsten Ort der gesamten Reise übernachten. Eine gute Aussicht hatten wir dort auch nicht. Viele Touristen schlafen im nächsten Ort Tingri, von wo aus man wenigstens den Everest und noch mehr 8000er sehen kann, aber wir mussten in Shegar bleiben.

Da hier absolut nix los war, gint es heute auch nur ein Foto, und zwar eins von unterwegs. Ein paar Kilometer vor dem Ort bekamen wir nämlich unseren ersten Blick auf den höchsten Berg des Planeten.


Noch ein paar Anmerkungen zur Technik. Wir kamen den Gipfeln des Himalaya nicht näher als ca. 50 km (Ausnahme nur der Shishapangma, aber der kommt erst später). Entsprechend sehen die Bilder aus. Wir waren schon sehr froh, dass die Luft hier oben so trocken war, dadurch hatte man über 100 km Fernsicht. Ideale Bedingungen sind das trotzdem nicht.

Die Bilder vom Gebirge sind alle mit dem Tele gemacht. Die Aufnahmen vom Everest mit 300 mm und zusätzlich noch gecroppt.

Hallo

Schön das deine Reise andauert, auch wenn ich nicht nach jedem Besuch einen Kommentar schreibe, so schaue ich doch regelmässig rein.
Ich freue mich auf den Fortgang.

Es grüßt Matthias

Am nächsten Tag ging es nun parallel zum Hauptkamm des Himalaya. Dabei hatten wir immer wieder großartige Ausblicke auf die Bergriesen. Wie schon geschrieben, war der Abstand zu den Bergen allerdings ziemlich groß, wodurch die Fotos nicht ganz klar sind Trotzdem möchte ich euch das nicht vorenthalten, hier ist eine nette Auswahl.

Links der Mt. Everest, rechts der Cho Oyu, sechsthöchster Gipfel der Welt. Dazwischen der kleine 7000er heißt Pumori


Die Leute, die hier am Fuße der Berge wohnen, haben das ganze Jahr diesen Ausblick ...


Und hier ist nochmal der Everest.


Pumori und Cho Oyu


Hinter Tingri sieht man nochmal wunderbar auf den Everest. Rechts dahinter ist der Lhotse, Nummer 4 der Liste der welthöchsten Gipfel


Und schließlich nochmal das ganze Panorama mit 4 Achttausendern (von links): Makalu, Everest mit Lhotse, Pumori, Cho Oyu.

So, das war nun der letzte große Pass des Himalaya. Auf der anderen Seite ging es nun wieder hinunter in Richtung der Grenze nach Nepal. Zu Beginn der Abfahrt war die Landschaft noch so, wie wir es von Tibet gewohnt waren - trocken, klare Luft, Berge ...


Doch schon bald änderte sich das. Mit jedem Meter, den es abwärts ging, veränderte sich die Landschaft. Es wurde grüner und feuchter, und der typisch nepalesische Dunst kam auf.


Der Südhang des Himalaya ist von tiefen Tälern durchzogen, oft mehrere tausend Meter tief. Eines dieser Täler wird für die Straße nach Nepal genutzt. Zu der Zeit war da übrigens Großbaustelle. Der "Friendship Highway" zwischen Lhasa und Kathmandu sollte durchgängig asphaltiert werden. Das meiste war schon fertig, nur dieses letzte Stück fehlte noch. Bei dem Gelände wahrlich keine schöne Arbeit. Viele hundert chinesische Arbeiter wuselten hier. Ich will nicht wissen, wie oft hier Unfälle passieren.

QUOTE (MajorTom @ 2011-08-05, 18:27) Eines dieser Täler wird für die Straße nach Nepal genutzt. Zu der Zeit war da übrigens Großbaustelle. Der "Friendship Highway" zwischen Lhasa und Kathmandu sollte durchgängig asphaltiert werden. Das meiste war schon fertig, nur dieses letzte Stück fehlte noch. Bei dem Gelände wahrlich keine schöne Arbeit. Viele hundert chinesische Arbeiter wuselten hier. Ich will nicht wissen, wie oft hier Unfälle passieren.[/quote]Wenn da soviel investiert wird, gibt China Tibet auch nicht wieder her. Wenn es immerhin eine völkerverbindende Sraße wird lohnt der Aufwand ja.

Ansonsten rare Bilder des Himalaya-Panoramas - ich kann mich von anderen Bildberichten nur an den Everest in Wolken erinnern. Vielen Dank, auch für die anderen wunderbaren Bilder in diesem Thread

Ich glaube auch nicht, dass China Tibet wieder frei gibt. Das ist total unrealistisch. Das wollen ja selbst die Tibeter (jedenfalls deren Führung, auch der Dalai Lama) nicht. Sie wünschen sich aber mehr Freiheit und Autonomie. Ich glaube allerdings, dass es auf diesem Gebiet eher schlechter als besser wird. Die Chinesen überschwemmen Tibet mit ihren eigenen Leuten, die viel investieren und auch das Land ausbeuten. Was glaubt ihr, wieso die Lhasa-Bahn gebaut wurde? In Nord-Tibet werden große Vorkommen an Bodenschätzen vermutet. Zufällig in der Nähe des Verlaufes der Bahn. Und dass die Tibeter davon profitieren werden ist auch mehr als fraglich.

Aber ich will diesen Thread nicht zu einer politischen Diskussion ausweiten. Ich wollte die wunderbare Natur und Kultur dieses Landes präsentieren. Und ich freue mich, wenn es euch gefällt. rinks:

ZITAt (MajorTom @ 2011-08-05, 20:10) Ich wollte die wunderbare Natur und Kultur dieses Landes präsentieren. Und ich freue mich, wenn es euch gefällt. rinks: [/quote]

Deine Fotos finde ich klasse Eine gute Einstimmung auf unseren bevorstehenden Urlaub, auch wenn unser Zielort nicht
ganz mit dieser großartigen Landschaft mithalten kann

ZITAt (MajorTom @ 2011-08-05, 20:10) Ich wollte die wunderbare Natur und Kultur dieses Landes präsentieren. Und ich freue mich, wenn es euch gefällt. rinks: [/quote]

Deine Bilder sind Schuld, dass ich gerade angefangen habe, meine Nepal-Dias von 2003 zu scannen...

Christian

Oh weh, was hab ich nur getan!

Du kannst ja auch ein paar davon vorzeigen, ich bin neugierig.

Am nächsten Tag ging es dann über die Grenze zu Nepal. Der Grenzort auf tibetischer Seite heißt Zhangmu, der auf nepalesischer Kodari. Hier befinden wir uns so auf ca. 1700 Meter. Die eigentliche Grenze bildet die Friendship Bridge. Die meisten Leute gehen zu Fuß hier über die Grenze, wir mussten uns auch von den tibetischen Guides verabschieden. Drüben wurden wir dann gleich entgegen genommen.

Man darf diese Brücke eigentlich nicht fotografieren, weil sie chinesische Grenzanlage und damit militärisch wichtig ist. Ich hab mich dann trotzdem getraut.


Hinter der Grenze ging es dann weiter - abwärts bis weit nach unten, nahe Meereshöhe.



Dann wieder nach oben ins Hochtal von Kathmandu.

Damit ist die Reise schon fast vorbei - aber noch nicht ganz. Wir machten noch einen Abstecher ins westlicher gelegene Pokhara. Mehr davon dann beim nächsten Mal.

Nun machten wir uns auf nach Pokhara, etwa 200 km westlich von Kathmandu. Hier sind die Berge besonders nah und relativ gut zugänglich, so dass Pokhara (neben Lukla am Everest) das Mekka der Trekkingtouristen ist. Beliebteste Route ist hier die Annapurna-Runde, aber auch andere Touren in Richtung Annapurna und Dhaulagiri sind hier zu gehen. Wir kamen her, um Achttausender Nummer 6 und 7 unserer Reise zu sehen, aber das sollte nix werden.

Zunächst mal mussten wir von Kathmandu nach Pokhara kommen. Wir entschieden uns für die Autofahrt, so konnten wir noch etwas vom nepalesischen Hinterland kennenlernen. Wir fuhren in einem wunderbar gepflegten 20 Jahre alten Toyota, auch ein Erlebnis. Zu der Zeit herrschten in Nepal gerade ziemlich heftige politische Turbulenzen, und so war das Benzin rationiert. Die Tankstelle hat extra für unseren Fahrer aufgemacht, Touristen sollten nämlich von dem Tamtam nix mitkriegen.

Erster Stopp war ein größerer Marktplatz.


Zunächst folgten wir dem Bagmati-Fluss, was für eine Dreckbrühe.


In Pokhara angekommen, wollten wir das berühmte Bergpanorama sehen (siehe verlinkten Wikipedia-Eintrag). Leider hing alles voller Wolken. Aber der Phewa-See ist auch sehr interessant ...



Auf dem Hügel der linken Seeseite sieht man den Friedensstupa. Das wird morgen unser Wanderziel werden.

Am nächsten Tag wollten wir ein wenig "hoch hinaus", wir wanderten auf einen kleinen Hügel am Phewa-See, der von dem Friedens-Stupa gekrönt ist. Von dort oben hat man normalerweise eine gigantische Aussicht auf Annapurna und Dhaulagiri. Aber wie man schon sehen kann, lag immer noch die dunstige Luft über dem Tal. Das ist sehr schade, denn hier ist man den Bergen näher als wir das auf em tibetischen Plateau waren, und da man hier auf etwa 900 Metern ist, scheinen die Gipfel auch nochmal um einiges höher als in Tibet, wo man ja auf ca. 4500 Metern ist. Laut unseren Hotelangestellten war vor unserem Besuch wochenlang bestes Bergwetter. Aber es hat nicht sein sollen.


Der Friedens-Stupa


Auf dem Abstieg trafen wir eine Herde Wasserbüffel. Es sollten nicht die letzten bleiben.


Auf der anderen Seite des Berges angekommen, besuchten wir noch den recht bekannten Wasserfall "Devi's Falls". Um den ranken sich ein paar Mythen über ertrunkene Touristen, also gehen wir lieber nicht so nah ran ...

Und nun war unser letzter Tag gekommen. Große Traurigkeit machte sich breit.

Für den Rückweg nach Kathmandu entschieden wir uns fürs Flugzeug. Das ist hier ein ganz eigenes Abenteuer. Da hier in Pokhara nur auf Sicht geflogen werden kann und das Wetter immer noch sehr trübe war, mussten wir etwa 3 Stunden länger hier warten als geplant. So gegen Mittag wurde es ein wenig besser und wir bekamen doch noch etwas vom Bergpanorama zu sehen. Den Himalaya gibt es hier also wirklich! Und wir dachten schon, das wäre alles nur geschwindelt. Hier bricht sich der Machapucharé durch die Wolken. Besser ging es aber wirklich nicht ...


Und dieser kleine Hüpfer von der Fluggesellschaft Yeti Airlines (die größte Airline Nepals, daneben gibt es noch Buddha Air) sollte uns nun wieder in die Hauptstadt bringen. Was er auch tat, allerdings waren die Türen nicht ganz dicht und es hat reingezogen. Aber dafür fliegen die auch nur auf recht geringer Höhe. Und mit dem Manaslu haben wir aus dem Flieger heraus sogar noch einen Achttausender sehen können. Die Fenster des kleinen Hüpfers waren allerdings sehr trübe, ans Fotografieren war nicht zu denken.


Damit geht nun unsere Reise zu Ende. Am nächsten Morgen ging es gleich wieder mit Qatar Airways über Doha in Katar wieder nach Frankfurt. Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig für diese interessante Region der Welt begeistern. Natürlich hoffe ich auch, dass euch die Bilder gefallen haben, schließlich sind wir hier ja in einem Fotoforum.

Schade, dass die Reise zu Ende ist! Es hat mir viel Spaß gemacht, Deinen Bericht zu lesen und gleichzeitig die schönen Fotos anzusehen. Herzlichen Dank für die Mühe, die Du Dir damit gemacht hast!

Ich muss mich auch dringend mal aufraffen, meine Dias zu scannen. Den Scanner dafür habe ich schon vor 2 Jahren gekauft, aber dann hat mir die Zeit gefehlt, ihn auch tatsächlich zu benutzen (das Herumprobieren um die richtigen Einstellungen zu finden hat zu lange gedauert).