Damit war eigentlich unser geplantes Besichtigungsprogramm in und um Lhasa beendet und wir freuten uns schon auf die Überlandfahrt zurück nach Kathmandu. Nun muss man in China und speziell in Tibet immer mit Überraschungen rechnen, und so kam es dann auch.
An unserem dritten Abend in Lhasa hat uns unser Guide berichtet, dass der geplante zweitägige Abstecher ins Everest-Basislager nicht stattfinden kann. Er begründete das mit "too much snow". Stattdessen sollten wir 2 weitere Tage in Lhasa bleiben und von da aus zwei Ausflüge unternehmen. Wir hatten ja keine andere Möglichkeit als ja zu sagen, also taten wir es.
Ein paar Tage später, als wir dann ins Everest-Gebiet kamen, wurde schnell klar, dass "too much snow" nicht das Problem sein konnte. Wir fragten nochmal nach, ob denn nicht wenigstens ein kurzer Abstecher in Richtung Basislager möglich wäre (das wären rund 40 Kilometer frisch asphaltierte Strecke gewesen, also machbar). Diesmal scheiterte es an "Vorbereitungen wegen Olympia", im Jahr darauf fanden die Spiele ja in Peking statt. Es bestand keine Möglichkeit, dem Everest noch näher zu kommen.
Als wir dann später wieder zu Hause waren, wollten wir natürlich wissen, was los war. So ganz fanden wir das nie heraus, es gibt aber zwei Theorien.
1.) Damals war der Dalai Lama im Sommer bei der deutschen Bundeskanzlerin und kurze Zeit später bei George W. Bush. Dort wurde er zwar nicht staatsmännisch empfangen, aber Peking empfand das trotzdem als Beleidigung. Es gab die Aussage, dass "Touristen mit Schwierigkeiten rechnen" müssten, und wir wurden Opfer dieser Schwierigkeiten.
2.) Ein Tibet-Journalist erzählte, im Oktober 2007 hätte ein amerikanischer Tourist im Basislager ein "Free Tibet" Plakat ausgerollt. Daraufhin war Peking so sauer, dass der Zugang erstmal gesperrt wurde.
Wie auch immer, das Everest-Basislager blieb für uns gesperrt. Dabei hatte ich mich schon auf die tollen Fotos vom Kloster Rongbuk am Fuße des Berges gefreut. Gebt bei der Bildersuche von Google "Rongbuk" ein und seht, was wir verpasst haben.
Das Alternativprogramm war wie gesagt zwei weitere Tage in Lhasa zu bleiben und von dort Ausflüge zu machen. So traurig wie wir über den verpassten Everest waren, so begeistert waren wir aber über diese beiden Tage. Da kamen wir nämlich an Orte, an die sich nur wenige Touristen hin verirren. In diesen beiden Tagen haben wir einiges über das "Wahre Tibet" abseits der Hauptstadt und der Touristenrouten gesehen, was wirklich sehr beeindruckend war. Zumindest eine kleine Entschädigung für 2 Nächte im eiskalten Basislager.
Dazu dann mehr in den nächsten Tagen ...